Vom Nachttisch geräumt
Späte Zweifel
Von Arno Widmann
15.02.2016. Der Theologe Hans Küng erinnert sich an sieben Päpste und fünf Todesfälle.
Wie viel Hoffnung setzte Küng nicht auf diesen Papst! Als der 65-jährige Stellvertreter Christi von seiner Haushälterin gegen fünf Uhr morgens tot in seinem Bett aufgefunden wird, als die Kurie keine medizinische Obduktion, keine polizeiliche Untersuchung zulässt, kommt es zu Gerüchten, denen Küng damals entgegentrat: Er "traue den Kurialen, mir zum Teil persönlich bekannt, zwar einiges zu, aber doch nicht den Mord an einem Papst." Das war 1978. Inzwischen ist ihm, wie uns allen, so viel bekannt geworden über die Verstrickung des Vatikan mit der Mafia, über die Vergiftung oder den Selbstmord Michele Sindonas, des Finanzexperten Paul VI., über Roberto Calvi, Chef des Banco Ambrosiano, der 1982 unter der Blackfriars Bridge in London erhängt aufgefunden wurde, über die Verbindungen des Vatikan zur Geheimloge Propaganda Due (P2), die durch einen Putsch Italien in einen Polizeistaat verwandeln wollte!
Heute schreibt Hans Küng: "Der Tod Calvis und manch andere Vorfälle (etwa die ebenfalls unaufgeklärte Ermordung des Kommandanten der Schweizergarde und seiner Frau durch einen Gardisten, der gleichzeitig Suizid begeht) lassen auch mich zweifeln, ob beim Tod Johannes Paul I. alles mit rechten Dingen zugegangen ist."
Hans Küng: Sieben Päpste - Wie ich sie erlebte, Piper Verlag, München 2015, 379 Seiten, 24 Euro.
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