Ute Frevert

Mächtige Gefühle

Von A wie Angst bis Z wie Zuneigung - Deutsche Geschichte seit 1900
Cover: Mächtige Gefühle
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020
ISBN 9783103970524
Gebunden, 496 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Die Gefühlswelten der Deutschen: Die Historikerin Ute Frevert erzählt eine ganz andere Geschichte des 20. Jahrhunderts. Gefühle machen Geschichte. Sie prägen und steuern nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Gesellschaften. Politiker nutzen sie, können aber auch darüber stolpern. Ute Frevert erzählt von machtvollen Gefühlen und was sie bewirkten: im Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem NS-Staat, der DDR und der alten und neuen Bundesrepublik. Sie stellt Liebe und Hass, Scham und Stolz, Empörung und Trauer in ihren wechselnden Ausprägungen und Bedeutungen vor. So war Hass ein Motor des Nationalsozialismus, doch in einer Demokratie ist er fehl am Platz. Mit der Liebe verbanden Menschen um 1900 andere Sehnsüchte als heute. Ute Frevert zeigt, warum sich Deutsche 1914 für den Krieg begeisterten und 2006 auf die Fußballnationalmannschaft stolz waren, und geht dem Neid ebenso nach wie dem Vertrauen. Das Buch schließt an die Ausstellung "Die Macht der Gefühle. Deutschland 19/19" an, die Ute Frevert mit ihrer Tochter Bettina Frevert konzipiert und mit Texten versehen hat. Sie wurde über 2500-mal in ganz Deutschland gezeigt. Ute Frevert gelingt ein ganz besonderer Blick auf die Geschichte der Deutschen, die in den sechs unterschiedlichen Staaten der letzten 120 Jahre äußerst wechselhafte Gefühle durchlebten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 30.12.2020

Rezensentin Susanne Billig hätte sich mehr Tiefe gewünscht von Ute Freverts Darstellung von Gefühlen als Influencer der Geschichte. So ist das Buch zwar nicht langweilig, meint sie, bleibt aber mitunter allzu oberflächlich. So, wenn Frevert Brandts berühmte Demutsgeste dokumentiert oder sich dem Ekel als politischem Instrument widmet. Unterschiede und Gemeinsamkeiten einer solchen Instrumentalisierung in Ost und West, gestern und heute kommen dabei laut Billig leider zu kurz, weil die Autorin "in Siebenmeilenstiefeln" deutsche (Gefühls-)Geschichte durchschreitet.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.12.2020

Rezensent Otto Langels erfährt aus Ute Freverts wie ein Lexikon aufgebautem Buch, welche Bedeutung Emotionen wie Wut, Solidarität, Freude und Hass in der deutschen Geschichte seit 1900 haben. Für Langels Anlass, über Brandts Kniefall, "Willkommenskultur" und Trumps politischen Stil nachzudenken. Leider kann die Autorin den genauen Einfluss der Gefühle auf die Geschichte nur vermuten, erklärt Langels. Was sie aufschreibt, ist indes einleuchtend und informativ, findet der Rezensent, und ein Aufruf an die Politik, sich für die Gefühle der Menschen zu interessieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020

Immerhin hält Rezensent Jens Bisky dieses Buch für sehr informativ und "unterhaltsam". Er hat in dieser Gefühlsgeschichte der Deutschen vieles gefunden, das ihre wechselnden politischen Stimmungen beschreibt - wenn auch nicht erklärt. Und da stört den Rezensenten doch die lexikalische Struktur, die komplexere Fragen des Wieso und Warum zwar "streift", ihnen aber nicht mit einem ihn befriedigenden Tiefgang nachgeht. Dass nach den exaltierten Gefühlen der NS-Zeit eher "Nüchernheit" Trumpf war, und warum die Bindung an die Vernunft irgendwann nicht mehr zu halten schien - als Beispiel nennt er Alexander Gaulands Rechtfertigung von Hass -, darüber hätte er gerne mehr gewusst.
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