Magazinrundschau
Unsere Frauen sind einfach dumm
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
26.02.2008. Exzellente Ausbeute diese Woche! Nigerianische Frauen gehören bestraft, denn sie denken nur an Öl, erfährt The Atlantic. In Elet es Irodalom feiert Peter Esterhazy den Maler Istvan Nadler in Fellbach. Nepszabadsag staunt: Fast hätte Jan T. Gross gegen das Türkentum der Polen verstoßen. Der Kolumbianer Hector Abad Faciolince erblickt in der Schweiz den Konservatismus mit menschlichem Antlitz. Barack Obama ist der neue Othello, behauptet der Spectator. Das Prekariat ist die heutige Arbeiterklasse, verkündet Telerama. Al Ahram stellt einen Schönheitssalon für verschleierte Frauen vor. Denis Johnson bekommt in Irakisch-Kurdistan Geschenke für Amerika.
The Atlantic | Spectator | Espresso | La vie des idees | Economist | Al Ahram Weekly | ResetDoc | Figaro | Portfolio | Elet es Irodalom | Polityka | Weltwoche | Nepszabadsag | Gazeta Wyborcza | Telerama | Semana | Literaturen
The Atlantic (USA), 01.03.2008
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Weiteres: Alan Wolfe gibt einen sehr instruktiven Abriss der Religion in der Weltgeschichte: "Jeder neue Ausbruch religiöser Leidenschaft, hat, während er einige für Offenbarung und Ekstase bedeutete, etablierte Loyalitäten zerstört, Intoleranz gefördert und zu Gewalt zwischen den Auserwählten und Verdammten geführt." James Fallows berichtet, dass China während der Olympisches Spiele seine Internetzensur lockern will, so dass ausländische Besucher nicht mitbekommen, was eigentlich alles verboten oder blockiert ist. Und Christopher B. Leinberger sagt eine Rückkehr zum urbanen Leben in den USA und den Niedergang von Surburbia voraus.
Elet es Irodalom (Ungarn), 22.02.2008
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Vor einem Jahr hat Jean-Pierre Frommer, Mitarbeiter im französischen Umweltministerium und Veranstalter der Les Mardis hongrois de Paris eine europaweite Unterschriftenaktion für die Erhaltung des jüdischen Viertels von Budapest gestartet. Im Interview mit Julia Cserba zeigt er sich überrascht, dass sein "offener Brief in der ungarischen Presse auch antisemitische Reaktionen hervorgerufen hat. Dabei sind die Hausmauern nicht jüdisch, vielleicht waren es nicht mal ihre Architekten, in dem Viertel wohnen viele Leute anderer Konfession. Die Ungarn müssen verstehen, dass dies keine jüdische Angelegenheit ist, sondern eine Angelegenheit Budapests, des ganzen Landes. Hier steht das Schicksal eines gemeinschaftlichen Wertes auf dem Spiel, der in Europa beinahe einmalig ist. Vielleicht trägt auch die Bezeichnung 'jüdisches Viertel' dazu bei, dass jene, die nicht dort leben, glauben, es gehe sie nichts an. Viele mag es sogar stören, und sie würden sich freuen, wenn es spurlos verschwände. Daran dachte ich, als ich erfuhr, dass der letzte Rest der einstigen Ghettomauer abgerissen und ihre Ziegel verkauft wurden. In Berlin hat man an mehreren Stellen die Mauer erhalten, obwohl auch sie an eine nicht gerade ruhmreiche Epoche erinnert."
Polityka (Polen), 23.02.2008
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"Dissidenten in Amerika?", fragt Daniel Passent nach der Lektüre von Artur Domoslawskis Interviewband "Ameryka zbuntowana" (Rebellisches Amerika). "Das stabile demokratische System Amerikas schaukelt sanft von der demokratischen zu republikanischen Seite und zurück. Tief unter dem Deck, in engen aber bequemen, mit Büchern vollgestellten Kajüten, hat das System unzufriedene, eierköpfige Passagiere eingeschifft, die den Kurs des Kreuzers 'USA' ändern wollen. Niemand verfolgt sie, sie dürfen schreiben, lesen und diskutieren so viel sie wollen. Der Kreuzer fährt weiter". Die Gespräche Domoslawskis mit Noam Chomsky, Richard Rorty, Howard Zinn, Loic Wacquant, Tony Judt u.a. seien eine "Pflichtlektüre" für alle an Amerika Interessierten, so Passent. Aber etwas weniger Demut vor den Dissidenten hätte dem Band gut getan.
Weltwoche (Schweiz), 25.02.2008
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Weitere Artikel: Peter Holenstein nimmt die "Schwindelgrotte von Lourdes" auseinander. Und Hanspeter Born stellt den wenig sympathischen Dr. Gachet vor, der erst unfähig war, Vincent van Gogh nach seinem Bauchschuss zu retten, dann 13 Bilder einsackte und schließlich auch noch einige davon kopieren ließ.
Nepszabadsag (Ungarn), 23.02.2008
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Gazeta Wyborcza (Polen), 23.02.2008
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Telerama (Frankreich), 21.02.2008
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Semana (Kolumbien), 23.02.2008
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Literaturen (Deutschland), 01.03.2008
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Weitere Artikel: Unwiderstehlich und irgendwann sogar lesenswert findet Franz Schuh die Kombination aus "unsinnigem Sex" und Oxford-Milieu in Tony Strongs Kriminalroman "Katzenzungen". Hingerissen zeigt sich Heinrich Detering vom "Stil gewordenen Widerstand gegen die Versuchung, sich auszuruhen in einer sprachlich geordneten Welt", als den er Peter Handkes Erzählung "Die morawische Nacht" begreift. Der Schriftsteller Nicholas Shakespeare verrät, was er gerade so liest, von "Josefine Mutzenbacher" bis Cormac McCarthy. Besprochen werden außerdem Nick Hornbys neuer Roman "Slam", Jenny Erpenbecks Roman "Heimsuchung", Irina Liebmanns Biografie ihres Vaters "Wäre es schön? Es wäre schön!", neue Hörbücher und Robert Swicords Film "Der Jane Austen Club".
Die Titelgeschichte "Goethe Reloaded", die online nicht zugänglich ist, widmet sich neuen Goethe-Büchern, unter anderem von Sigrid Damm und von Martin Walser.
Spectator (UK), 23.02.2008
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Tony Blair möchte EU-Präsident werden. Da gibt es nur ein kleines Problem: "Auf den Straßen von Europa traut man ihm nicht weiter als Sie oder ich spucken können", erklärt Rod Liddle. "Niemand scheint ihn zu wollen, doch gleichzeitig wird sein Sieg als unvermeidlich angesehen. Er ist, wissen Sie, ein großer Kommunikator; er hat Statur. Es wird behauptet, er überbrücke die Teile des Alten und Neuen Europas oder hüpfe zumindest zwischen den zwei Teilen hin und her wie eine Fliege auf einer heißen Herdplatte: die eine Woche offeriert er den Polen Beistand, in der nächsten Woche gibt er ihnen eins aufs Maul. Seine Präsidentschaft ist entweder eine Herausforderung für die französisch-deutsche Dominanz in der EU oder sie gewährleistet erst ihr Überleben; suchen Sie sich was aus. Beide Interpretationen wurden vorgeschlagen und das ist in gewisser Weise Mr. Blairs Triumph als Politiker, dass er alle Dinge für alle Leute ist, während er in Wahrheit gar nichts ist."
Und Douglas Murray unterhält sich mit dem Historiker Michael Burleigh, der gerade eine Kulturgeschichte des Terrorismus veröffentlicht hat: "Blood and Rage".
Espresso (Italien), 22.02.2008
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La vie des idees (Frankreich), 21.02.2008
Der Historiker Jean-Marc Dreyfus liest für das sehr schön gemachte Internetmagazin La vie des idees mehrere Bücher über den "Holocaust durch Kugeln" in der Ukraine, unter anderem "Porteur de memoires" des Paters Patrick Desbois, der mit eine Equipe junger Leute in die Ukraine reiste, um die Berichte letzter Augenzeugen zu sammeln: Sie "zeigen ihm, wo die Massengräber liegen, sie erzählen ihm, was sie gesehen haben, wenn sie die Massaker erlebt haben. Der Pater interviewt sie sehr ausführlich. Sie sprechen zum ersten Mal und wahrscheinlich auch zum letzten Mal. Hunderte Stunden von Zeugenaussagen sind bereits auf Video festgehalten."
Economist (UK), 22.02.2008
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Besprochen werden unter anderem "Eine Welt ohne Armut", Muhammad Yunus' Buch über soziales Unternehmertum, Tim Harfords "Die Logik des Lebens", eine populärwissenschaftliche Einführung in die ökonomischen Grundlagen des Alltags sowie Nick Davies' Abrechnung mit dem Berufsstand der Journalisten "Nachrichten von der Erdscheibe", die man im Economist etwas zu schwarzmalerisch findet: "Es gibt eine merkliche Sehnsucht nach einem goldenen Zeitalter, das niemals wirklich existiert hat."
In der Titelgeschichte "Castros Erbe" beklagt der Economist die vom Castro-Regime angerichteten Schäden und fordert die Aufhebung des Embargos gegen Kuba.
Al Ahram Weekly (Ägypten), 21.02.2008
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ResetDoc (Italien), 21.02.2008
Im Interview mit Amara Lakhous antwortet Ernesto Ferrero, Chef der Turiner Buchmesse, auf die Boykottaufrufe, die unter anderen von Tariq Ramadan oder Dario Fo lanciert wurden, weil in diesem Jahr Israel das Gastland ist: "Wir laden doch keine Staatsschreiber ein. Ramadan argumentiert rein politisch, während wir uns für die kulturellen Aspekte interessieren. Es scheint, als wüsste er nicht, was eine Buchmesse ist. Dabei war er im letzten Jahr selbst zu Gast, obwohl er eine sehr umstrittene Figur ist. Er konnte frei sprechen und ihm wurde interessiert zugehört. Jetzt sollte er auch andere zu Wort kommen lassen." Zu den Forderungen, auch palästinensische Autoren einzuladen, sagt er: "Wir haben doch Schriftsteller wie Ibrahim Nasrallah, Suad Amiry und Sahra Khalifeh eingeladen. Aber sie haben abgelehnt, mit der Begründung, dass sie nicht die al-Nakba (die Katastrophe der Vertreibung) oder Apartheid feiern möchten. Darum haben wir aber auch nicht gebeten."
Außerdem: Daniele Castellani Perelli schildert, wie sich die Lage um den Boykottaufruf seiner Einschätzung nach darstellt. Und Mohamed Salmawy, Generalsekretär des notorischen arabischen Schriftstellerverbands (mehr hier), droht schon mit "Konsequenzen" für das nächste Jahr, wenn Ägypten dann Gastland der Buchmesse werden soll.
Außerdem: Daniele Castellani Perelli schildert, wie sich die Lage um den Boykottaufruf seiner Einschätzung nach darstellt. Und Mohamed Salmawy, Generalsekretär des notorischen arabischen Schriftstellerverbands (mehr hier), droht schon mit "Konsequenzen" für das nächste Jahr, wenn Ägypten dann Gastland der Buchmesse werden soll.
Figaro (Frankreich), 21.02.2008
In einem Gespräch erklärt der italienische Diplomat Maurizo Serra, weshalb er in seinem Essay "Les freres separes - Malraux, Aragon, Drieu face a l'histoire" den Gaullisten, den Kommunisten und den Faschisten als eine zusammengehörende Gruppe porträtiert. "Es sind drei Persönlichkeiten mit sehr starken Affinitäten, die als wechselnde Strömungen wiederkehrten. Denken Sie an die Zeichnung auf dem Umschlag meines Buchs. Am Ende seines Lebens hat Aragon, der den Namen Drieu seit dreißig Jahren öffentlich nicht mehr ausgesprochen hatte, es für nötig befunden, ein Porträt seines Jugendfreunds Drieu zu zeichnen. Was Malraux angeht, so hat dieser viel dafür getan, dass Drieu bei Gallimard neu aufgelegt werden konnte. Vereinfachungen drängen sich auf, sind jedoch zwangsweise reduzierend. Der Eine erklärt sich nicht allein durch Faschismus, der andere nicht allein durch Stalinismus und der Dritte nicht ausschließlich durch Gaullismus. Drieu, Aragon und Malraux durchdringen die gesamte französische und europäische Ideologie des 20. Jahrhunderts."
Portfolio (USA), 01.03.2008
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q177/A19800/portfolio.jpg)
Außerdem: Der Schriftsteller Jay McInerney schwimmt mit den ganz großen Fischen durch die Art Basel Miami Beach.
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