Magazinrundschau
Die sieben Vorhöfe der Produktionshölle
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
Eurozine (Österreich), 22.04.2010

Außerdem: Der Autor Zinovy Zinik erzählt, wie er aus Russland auswanderte und über Israel in Großbritannien landete, wo er von einem Haus träumte, das er in Berlin wiederfand. Und Rita Repsiene erinnert an die 1994 gestorbene amerikanisch-litauische Archäologin und feministische Ikone Marija Alseikaite-Gimbutas.
Osteuropa (Deutschland), 15.04.2010

Nur im Print: Katherina Raabe schreibt über ukrainische Literatur. Andrej Kurkow denkt über Politiker und Pragmatiker nach und hält fest: "Die Naturgesetze werden selbst in der Ukraine zu 100 Prozent eingehalten." Charles King fragt sich, ob die Hafenstadt Sewastopol, in der die Russen bis 2017 militärische Einrichtungen unterhalten dürfen, Europas nächster Krisenherd werden könnte.
Wired (USA), 18.05.2010

(Einen ersten Eindruck, was "Biologie hacken" bedeutet, bekommt man in diesem BBC-Video. Rob Carlsen, der schon 2005 in Wired das Phänomen beschrieben hat, erzählt 2010 in seinem Blog von einigen Garagenlabors in Silicon Valley. Und hier ein Video des Biologieprofessors (MIT, Stanford) Drew Endy, der erklärt, wie man DNA hackt. Und noch ein Hinweis: Hacken hatte in den 80ern eine andere Bedeutung als heute. Es bedeutete, wie Richard Stallman schreibt, "spielerisch etwas schwieriges zu tun, ob es nun nützlich ist, oder nicht.)
Boston Review (USA), 18.03.2010

(Im Perlentaucher findet man zwei Texte von Stallman, der schon 1997 vor Copyright-Terrorismus gewarnt hat.)
Frontline (Indien), 24.04.2010

Outlook India (Indien), 03.05.2010

Außerdem: Vir Sanghvi warnt am Beispiel von Shashi Tharoor, der 700.000 Follower bei Twitter hatte und trotzdem nach Korruptionsvorwürfen von seinem Amt als Außenminister zurücktreten musste, vor den wankelmütigen Twitter-Followern, die sich einfach nicht als Loyalisten vereinnahmen ließen. Und Pushpa Iyengar berichtet über seltsame religiöse Bräuche im aufstrebenden indischen Bundesstaat Tamil Nadu: dazu gehört die Heirat mit einem Frosch und das Zerbrechen von Kokosnüssen auf einheimischen Köpfen.
New York Review of Books (USA), 13.05.2010

Außerdem: Michael Wood bespricht Ian McEwans Roman "Solar". Joseph Lelyveld rezensiert - ziemlich kritisch - über David Remnicks Obama-Biografie. Und Hugh Eakin und Alisa Roth beschreiben die dramatische Situation irakischer Flüchtlinge.
Literaturen (Deutschland), 01.05.2010

Die Schriftstellerin Terezia Mora reagiert in ihrer Kolumne auf einen Leser, der ihr vorwirft, ein "vaterlandsloser Mensch" zu sein. Aram Lintzel schreibt über die auf Twitter basierende Triumph-Kurzmeldungsseite http://itmademyday.com. Über seine "Todesängste" berichtet Jochen Schmidt, etwa diejenige davor, "kopfüber in einem Gully steckenzubleiben". Und Michael Naumann beantwortet den Fragebogen.
Gazeta Wyborcza (Polen), 25.04.2010
Nach den Trauerfeiern um die Opfer des Flugzeugabsturzes von Smolensk ist in Polen eine Diskussion über den Umgang mit diesem Ereignis entbrannt. Der Historiker Jerzy Jedlicki schreibt dazu: "Unsere Politiker sind nicht nach Smolensk geflogen, um heldenhaft zu sterben; es war einfach eine Katastrophe. Und trotzdem wurde diese sakral-romantische Sprache aktiviert. Nebenbei gesagt, hat sich dieses Ritual diesmal bewährt - die Feierlichkeiten waren würdevoll und perfekt organisiert. Darin hat die katholische Kirche Routine." Allerdings wäre es an der Zeit, den Kult des nationalen Märtyriums zu ersetzen: "Die letzten zwanzig Jahre waren wir mit der technologischen und wirtschaftlichen Modernisierung beschäftigt, nicht mit der mentalen." Was Polen brauche, sei ein "zivilisatorischer Patriotismus", der niemanden ausschließe und Grundlage des Fortschritts werden könnte, so Jedlicki.
Auch Marek Beylin sieht eine Diskrepanz zwischen der Trauer der Menschen auf der Straße, die ihre politischen Vetreter verabschiedeten, und den Ritualen der Medien. Und die Publizistin Agnieszka Graff meint: "Es gibt das Bedürfnis nach Abstand vom Kult des Nationalen, des Martyriums, Marias. Was bleibt, ist die langsame Neuverhandlung der Symbole, der Aufbau alternativer Gemeinschaften."
Außerdem: Nikita Michalkows neuer Film wird als russischer "Soldat James Ryan" beworben und von Seiten jüngerer russischer Filmemacher kritisiert. Anna Zebrowska sieht in diesem "patriotischen Blockbuster" aber einen wichtigen Beitrag zur Abrechnung mit dem Stalinismus: "Der Mythos des siegreichen Imperiums wurde im Vorfeld des 65. Jahrestags des Kriegsendes hinterfragt, und dazu noch vom Sohn des Schöpfers der Stalinschen Hymne der Sowjetunion".
Das Magazin (Schweiz), 24.04.2010

Spectator (UK), 23.04.2010

Economist (UK), 22.04.2010

Wilson Quarterly (USA), 01.04.2010

Magyar Narancs (Ungarn), 26.04.2010

New York Times (USA), 24.04.2010

In der Book Review rezensiert NYT-Chefredakteur Bill Keller höchstpersönlich Alan Brinkleys Biografie des Time- und Life-Gründers Henry Luce. Keller schätzt Luce als Journalisten alter Schule, obwohl das Time Magazin wie ein Blog begann - als Aggretator von Meldungen aus verschiedenen Zeitungen. Luces "erklärte Mission war es, 'die ungebildete Oberschicht, den geschäftigen Geschäftsmann, die müde Debütantin zu bedienen und sie wenigstens einmal die Woche auf ein Tischgespräch vorzubereiten'". Luce selbst wurde, so Keller, in einer anderen Biografie von David Halberstam als "zum Teil hinterwäldlerisch beschrieben, und er hielt fest, dass 'unsere besten Redakteure immer schon wenigstens zum Teil hinterwäldlerisch waren. Alles war neu und frisch und möglich für sie, sie hielten nichts für garantiert.'" Vielleicht genau das, was Keller abgeht?