Magazinrundschau
Der Grund? Pure Magie
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
19.10.2010. Wieviel Differenzierung verträgt der Islamismus, fragt Foreign Affairs. Mitterand war im Algerienkrieg für 45 Enthauptungen verantwortlich, schreibt Le Point. In Eurozine erklärt Michael Azar, warum Albert Camus trotzdem Frankreich für die bestmögliche Zukunft der Algerier hielt. Zsolt Lang bewundert in Elet es Irodalom Mario Vargas Llosas Dulcineas aus Fleisch und Blut. Atlantic Monthly sehnt sich nach der Zutiefst Unglücklichen Liebesgeschichte.
Point (Frankreich), 14.10.2010
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Eurozine (Österreich), 15.10.2010
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q196/A28956/eurozine.jpg)
Eurozine übersetzt außerdem zwei Artikel aus der rumänischen Zeitschrift Dilema veche zur Ausweisung von Roma aus Frankreich: Für Nicolas Sarkozy sind sie ein leichtes Futter, um rechtspopulistische Impulse seiner Wählerschaft zu bedienen, schreibt Olivier Peyroux: "Sie sind leicht zu finden, denn sie leben in Gruppen. Sie bleiben bei Polizeiaktionen friedlich. Sie gehen kaum vor Gericht. Sie werden so gut wie nie von der öffentlichen Meinung unterstützt." Für Valeriu Nicolae sind die Ausweisungen klar rassistisch geprägt. Aber wenn schon, dann konsequent, meint er: "Wenn wir französischen Medienberichten über den Bettencourt-Skandal glauben, hat der französische Präsident Wahlkampfgelder jenseits des erlaubten Limits erhalten. Dann sollte man eben auch den Präsidenten nach Ungarn oder Griechenland zurückschicken!"
Und: die kanadische Schriftstellerin und Autorin Mavis Gallant plaudert über ihre Zeit im Paris des Jahres 1968 und ihre damals entstandenen "Paris Notebooks", über Sartre, de Gaulle und andere.
The Atlantic (USA), 01.11.2010
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Weitere Artikel: Nicholas Schmidle porträtiert den mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten ghanaischen investigativen Journalisten Anas Aremeyaw Anas: "Als ich ihn nach seinem Vorbild frage, nennt er nur einen Namen: Günter Wallraff, einen deutschen Undercover-Reporter mit mehr als vierzig Jahren Erfahrung im Enthüllungsjournalismus." Sarah A. Topol geht mit einigen 13-jährigen palästinensischen Mädchen am Strand von Gaza City surfen - aber nur, wenn nicht zuviele Leute da sind. Und mit 17 Jahren ist Schluss: "Ich tue nichts Falsches. Niemand hat das Recht, etwas über meine Tocher oder mich zu sagen. Aber am Ende kann ich nicht außerhalb der Traditionen meiner Gesellschaft leben. Es gibt hier Grenzen für unsere Freiheit", sagt mir Shurouks Vater Rajab. Und Michael Hirschorn schließlich ist entsetzt, dass im Internet jeder behaupten kann, was er will.
Foreign Affairs (USA), 01.10.2010
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Was den Fernsehprediger Yusuf al-Qaradawi angeht, den Lynch ebenfalls als "Seismografen" der muslimischen öffentlichen Meinung verteidigt, so stellt Berman jetzt in einer Antwort klar, dass Qaradawi nicht einfach eine "feindliche Einstellung zu Israel" hat, wie Lynch schreibt. "Daraus würde man niemals erraten, dass Qaradawi ein genozidaler Antisemit ist. Nach Qaradawis im Fernsehen verbreiteter Meinung hat Allah den Juden Hitler auferlegt, um sie 'dorthin zu bringen, wohin sie gehören'. Und Qaradawi ruft dazu auf, Hitlers Bemühungen zu erneuern: 'Oh Allah, zähle sie und töte sie bis hin zum letzten.'"
Auch Jeffrey Herf, Autor des Buchs "Nazi Propaganda for the Arab World" antwortet Lynch. Seine Recherchen beruhen auf Tausenden von Seiten islamistischer Nazipropaganda, die vom Mufti von Jerusalem in Zusammenarbeit mit den Nazis verantwortet wurde. Es handelt sich um Rundfunkreden, die von der amerikanischen Botschaft in Kairo seinerzeit dokumentiert wurden. "Wenn etwas in Sachen Zusammenarbeit von Nazis und Islamisten 'irrsinnig' ist", so antwortet Herf (gleicher Link weiter unten) auf Lynch, "dann die Tatsache, dass Spezialisten der Nahostpolitik ein so entscheidendes Material so lange nicht berücksichtigten." Lynch hat zuletzt eine Gegenantwort (gleicher Link weiter unten) geschrieben, in der er den Vorwurf mangelnder Differenzierung wiederholt.
Elet es Irodalom (Ungarn), 15.10.2010
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"Die staatliche Roma-Politik hat sich in den vergangenen 250 Jahren kaum verändert", meint der ungarische Roma-Bürgerrechtler Aladar Horvath, der sich kürzlich nach 22jähriger Aktivität aus der Politik zurückgezogen hat, im Interview mit Eszter Radai: "Die Zigeuner-Verordnungen der Habsburg-Herrscher Maria Theresia und Joseph II. zielten, genauso wie der Beschluss der kommunistischen Partei 1961, auf die gewaltsame Assimilation der Roma ab. Während der Wende erhielt Ungarn eine wahrhaftige historische Chance, seine bis dahin verfolgte, kurzsichtige und selbstzerstörerische Minderheitenpolitik aufzugeben, dennoch bildeten sämtliche Maßnahmen der bisherigen Regierungen - all ihren integrationsfreundlichen Lippenbekenntnissen zum Trotz - eine Bestätigung der ethnisch-sozialen Segregation. [...] Diese Strukturen zu verändern oder wenigstens zu beeinflussen vermag die Bürgerrechtsbewegung heute überhaupt nicht mehr."
Economist (UK), 14.10.2010
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Magyar Narancs (Ungarn), 07.10.2010
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London Review of Books (UK), 21.10.2010
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q10/A28957/lrb.jpg)
Weitere Artikel: Slavoj Zizek liest ein Buch von Richard McGregor über die Herrschaft der Kommunistischen Partei in China, erläutert dabei, wie diese als sozusagen nichtstaatliche Organisation die Spielräume für sich und die Wirtschaft offenhält und glaubt dennoch, dass, je mehr von Harmonie die Rede ist, desto größer das unterschwellige Chaos sein muss. Über den progressiven Liberalismus der britischen Liberaldemokraten denkt der Philosoph John Gray nach. Der ehemalige PLO-Vertreter Karma Nabulsi erzählt alte Heldengeschichten und beklagt den desolaten gegenwärtigen Zustand des palästinensischen Widerstands. Daniel Soar bespricht Lawrence Archers und Fiona Bawdons Studie "Ricin!" über einen Terroranschlag, der keiner war.
Polityka (Polen), 15.10.2010
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q95/A28965/polityka.jpg)
New York Review of Books (USA), 18.10.2010
Die NY Review of Books hat aus ihrer aktuellen Ausgabe noch zwei interessante Artikel online gestellt: Der Historiker Timothy Snyder bespricht den Roman "Paranoia" des 1977 geborenen weißrussischen Autors Viktor Martinowitsch, der die großen Themen der Dissidentenliteratur - Herrschaft, Überwachung, Verrat - noch einmal aufgreift. Das Land, in dem "Paranoia" spielt, hat keinen Namen, aber Snyder kam doch sehr vieles aus Weißrussland sehr bekannt vor: "Im Zentrum von Minsk erstrecken sich die Wohnblocks über mehrere Meilen ohne eine einzige Bank. Die Botschaft ist klar: Wenn du fertig bist mit deiner täglichen Arbeit, kehr zurück in deine Wohnung. Aber das Heim an sich ist im sowjetischen System, von dem Lukaschenkos Weißrussland in vielerlei Hinsicht eine Fortsetzung ist, gewährt nicht wirklich eine Privatsphäre im westlichen Sinne. Wenn auch Privatbesitz gesetzlich anerkannt wird, kann Eigentum durch Formalitäten jederzeit in Frage gestellt werden. Vier Fünftel aller Arbeiter sind beim Staat angestellt, so dass fast niemand eigenständig in der Lage ist, Miete oder Hypotheken zu bezahlen. Viele Staatsangestellte arbeiten mit Einjahresverträgen. Wenn sie auch nur einen Anflug von Ungehorsam gegenüber dem Regime zeigen, kann ihnen durch die diskrete Maßnahme der Nichterneuerung die Existenzgrundlage entzogen werden."
Außerdem stellt Geoffrey O?Brien Harvey Cohens Biografie über Duke Ellington vor, die sehr fesselnd erzähle, wie Amerika Ellington und Ellington Amerika formte. Und es erzählt von seinen Anfängen: "Musik war nicht Ellingtons erste Karrierewahl. Er zeichnete gern und besuchte eine kommerzielle Kunstschule. Als Teenager leitete er einen Schildermalbetrieb. Doch mit fünfzehn entdeckte er Nutzen und Vergnügen der Musik. Das nötige musikalische Wissen erwarb er nicht systematisch - er verließ Mrs. Clikscales' Unterricht schon früh -, sondern indem er bei jeder musikalischen Begegnung so viel wie möglich in sich aufnahm."
Außerdem stellt Geoffrey O?Brien Harvey Cohens Biografie über Duke Ellington vor, die sehr fesselnd erzähle, wie Amerika Ellington und Ellington Amerika formte. Und es erzählt von seinen Anfängen: "Musik war nicht Ellingtons erste Karrierewahl. Er zeichnete gern und besuchte eine kommerzielle Kunstschule. Als Teenager leitete er einen Schildermalbetrieb. Doch mit fünfzehn entdeckte er Nutzen und Vergnügen der Musik. Das nötige musikalische Wissen erwarb er nicht systematisch - er verließ Mrs. Clikscales' Unterricht schon früh -, sondern indem er bei jeder musikalischen Begegnung so viel wie möglich in sich aufnahm."
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