Magazinrundschau
Außerhalb des Sechsecks
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
13.12.2016. Die New York Review of Books lässt aus den Datenkraken im Netz die Luft raus. Der New Yorker sucht einen Job. La vie des idees hofft für Amerika auf eine neue Oppositionsbewegung ohne weiße Männer. Novinky diagnostiziert einen Machtkampf zwischen Milliardären und traditionellen Eliten. Gentlemen's Quarterly besucht die Republik Liberland an der Donau. Die New York Times porträtiert die Astrophysikerin Sara Seager.
New York Review of Books (USA), 22.12.2016
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Robert Cottrell liest neue Bücher zu Russland und der Nato, und auch wenn ihm einige etwas alarmistisch vorkommen, muss er doch feststellen, dass Donald Trump quasi per Federstrich erledigt hat, was von der Abschreckungskraft der Nato noch übrig war: "Donald Trumps Forderung während des Wahlkampfs, dass Amerikas wohlhabendere Alliierte angemessen für ihren Schutz bezahlen sollten, war im Prinzip nicht ganz verkehrt, doch sie war fatal als öffentliche Äußerung. Sie machte klar, dass Amerikas Engagement für die Nato unter einem Präsidenten Trump nicht bedingungslos sein würde; und wenn Amerikas Engagement nicht bedingungslos ist, dann schließt es bestimmt keinen Atomkrieg mit ein. Die Katze ist aus dem Sack. Von Moskau aus betrachtet, war der Westen seit der Suez-Krise nicht in so einladender Unordnung. Was immer Putin jetzt in seinen eroberischen Instinkten zügelt, es muss innenpolitischer Natur sein. Die Nato ist es nicht."
Huffington Post (USA), 11.12.2016
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New Yorker (USA), 26.12.2016
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Jeffrey Toobin rollt noch einmal den Rechtsstreit auf zwischen dem Klatsch-Blog Gawker.com und dem Ex-Wrestler Hulk Hogan, über den Gawker bankrott ging: "Im Rückblick sieht der Fall Hogan vs. Gawker wie eine Kostümprobe für Trump vs. Clinton aus. In beiden Wettbewerben gerierte sich ein Star des Reality TV, der ursprünglich auf anderem Gebiet Berühmtheit erlangte, als von einer Elite bedrängter Außenseiter. In beiden Fällen spielte ein reicher, erfolgreicher Mann das Opfer und errang einen überzeugenden und folgenreichen Sieg."
Weitere Artikel: Malcolm Gladwell verschwendet viel Zeit und Druckerschwärze darauf, den guten Leaker Ellsberg gegen den schlechten Hacker Snowden abzugrenzen: Man liest das mit Bedauern, während man sich in die Zeiten zurücksehnt, in denen Seymour Hersh im New Yorker die durch Snowden gewonnenen Erkenntnisse vertieft hätte. Negar Azimi berichtet vom Kampf um Arbeiterrechte auf den gigantischen Museumsbaustellen in Abu Dhabi. Raffi Khatchadourian begleitet den Fotografen Edward Burtynsky ins Nigerdelta, wo Burtynskys verstörende Bilder katastrophaler Umweltzerstörung entstehen. Alan Burdick sucht im Schlaf nach dem Wesen der Zeit. Anthony Lane sah im Kino Mike Mills "20th Century Women" und Pedro Almodovars "Julieta" Lesen dürfen wir außerdem Mariana Enriquez' Kurzgeschichte "Spiderweb".
El Pais Semanal (Spanien), 14.12.2016
"Fátima, la alegría." Beatriz de Moura, die 1968 mit ihrem damaligen Mann, dem Architekten Óscar Tusquets, den berühmten Verlag Tusquets Editores gründete, dessen Leitung sie erst 2014 abgab, erinnert sich an das Mädchen, das sich um sie kümmerte, als sie kurz nach dem zweiten Weltkrieg mit ihren Eltern in Algier lebte - de Mouras Vater war damals dort brasilianischer Botschafter: "Ohne es zu wollen, zeigte Fátima, die wie eine ältere Schwester für mich war, mir die Welt jenseits des Spiegels, in dem meine seltsame Familie sich betrachtete. Trotz der unverständlichen Gleichgültigkeit meiner Eltern, begriff ich, dass sich unter dem Gewirr der Dächer und Terrassen der weißen Stadt, die sich zu den Füßen des Hügels ausbreitete, auf dem unser prachtvolles Haus stand, ein völlig anderes Leben abspielte. Wenn ich heute, ein ganzes Leben danach, auf der gegenüberliegenden Seite des Mittelmeer ins Wasser steige, sehe ich dagegen Hunderte, ja Tausende Fátimas vor mir, die mit ihren Kindern im Arm schreiend auf der Flucht vor ihren Landsleuten sind, die sich in einem primitiven Rausch gegenseitig abschlachten. Und ich fühle mich auf so sinn- wie nutzlose Weise schuldig an etwas, was ich nicht benennen kann, weil es schlichtweg keinen Namen dafür gibt."
La vie des idees (Frankreich), 08.12.2016
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Gentlemen's Quarterly (USA), 13.12.2016
![Die Flagge von Liberland](https://www.perlentaucher.de/cdata/B2/Q262/A58153/liber.jpg)
Novinky.cz (Tschechien), 09.12.2016
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Merkur (Deutschland), 09.12.2016
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Longreads (USA), 10.12.2016
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HVG (Ungarn), 30.11.2016
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En attendant Nadeau (Frankreich), 04.12.2016
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New York Times (USA), 11.12.2016
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Außerdem feiert das Magazin Hollywood in wunderbaren Schauspieler-Porträts und einer ziemlich einzigartigen Virtual-Reality-Show, die den Zuschauer in einen L.A.-Noir-Film eintauchen lässt - gleich neben seinem Lieblingsstar. Im Dossier auch ein aufschlussreiches Gespräch der Filmkritiker Wesley Morris und A.O. Scott über zeitgenössische Arten des Spielens vor der Kamera. In einem weiteren Artikel berichtet Inara Verzemnieks von Menschen in den USA, die ohne Krankenversicherung leben.
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