Magazinrundschau
Kräfte des Lichts und der Dunkelheit
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
27.10.2020. The Baffler stellt den neuesten biometrischen Überwachungscoup vor: Gefühlserkennungssysteme. Phenomemal World bezweifelt, dass Eigentumsrechte an unseren Daten das Problem der Überwachung lösen werden. Africa is a Country erinnert das Nobelpreiskommittee daran, dass Ernährungshilfe vor allem Big Business ist. Tablet erinnert daran, dass Antifaschismus in der Sowjetunion erfunden wurde, um den Hungermord an den Ukrainern zu überdecken. Der New Yorker lernt, wie sich die Briten ihre Kolonialvergangenheit schön reden.
The Baffler (USA), 15.10.2020
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Phenomemal World (USA), 16.10.2020
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Magyar Narancs (Ungarn), 24.09.2020
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Africa is a Country (USA), 23.10.2020
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New York Times (USA), 25.10.2020
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Novinky.cz (Tschechien), 23.10.2020
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Tablet (USA), 23.10.2020
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(Hinweis: Darüber, ob man Trumps Regierung faschistisch nennen kann, ist ein kleiner Streit ausgebrochen. In Atlantic hält Shadi Hadid den Vorwurf mit Blick auf Länder wie China für total vermessen: "Wenn die Amerikaner nur für einen Moment über Trump hinausblicken könnten, würde ihnen vielleicht auffallen, dass eine andere Welt - eine, in der Faschismus ein lebendes atmendes Ding ist - auf sie wartet." Die britische Aktivistin Natasha Lennard sieht das im Interview, das James Miller mit ihr für Eurozine geführt hat, ganz anders: "Warum, mögen Sie fragen, sollen wir etwas faschistisch nennen, wenn wir genauso gut rassistisch-nationalistisch dazu sagen könnten. Für mich ist der Begriff 'faschistisch' Redekunst, d.h. er zielt darauf ab, eine bestimmte Wirkung bei den Zuhörer zu erzielen. Ich weise den Leser/Hörer darauf hin, dass ich glaube, dass das, was ich als 'faschistisch' bezeichne, eine militante, antifaschistische Antwort verdient."
Paris Review (USA), 22.10.2020
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In ihrer Farbenkolumne widmet sich Katy Kelleher diesmal dem russet, einem stumpfen rotbraun, der einzigen Farbe, die etwa die protestantischen Schotten unter Maria Stuart für schicklich hielten, neben "schwarz, traurigem grau oder traurigem braun".
Intercept (USA), 25.10.2020
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New Yorker (USA), 02.11.2020
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Maya Jasanoff lernt aus "Time's Monster: How History Makes History" der Historikerin Priya Satia, wie die Briten sich bis heute ihre Kolonialvergangenheit schön reden. Eine Strategie dabei ist das Vernichten oder Wegsperren hässlicher Akten. Neun Tage vor der Unabhängigkeit Kenias etwa flogen die Briten tonnenweise Akten aus, die sie fortan hinter Stacheldraht in Hanslope Park aufbewahrten. "Indem sie schriftliche Beweise für ihre Taten aus den Archiven eliminierten, versuchten britische Beamte, die Geschichtsschreibung zu manipulieren, die zukünftige Generationen produzieren könnten. ... Das geheime Versteck im Hanslope-Park wurde erst 2011 enthüllt, während eines Prozesses, der von Folteropfern im kolonialen Kenia gegen die britische Regierung angestrengt wurde. (Der Fall basierte teilweise auf mündlichen Zeugenaussagen, die meine Harvard-Kollegin Caroline Elkins gesammelt hatte). Was aus den so genannten 'migrierten Archiven' herauskam, waren Aufzeichnungen über systematischen, weitreichenden und magenumstülpenden Missbrauch. Diese Berichte widersprachen dem weit verbreiteten britischen Mythos, dass - wie uns ein Leitfaden des Innenministeriums für den britischen Staatsbürgerschaftstest derzeit versichert - 'es zum größten Teil einen geordneten Übergang vom Empire zum Commonwealth gab, und den Ländern ihre Unabhängigkeit zugestanden wurde'."
Weitere Artikel: Hua Hsu porträtiert in einem überaus lesenwerten Artikel die große und diverse Gruppe der Amerikaner asiatischer Herkunft und ihre Rolle in der politischen Landschaft der USA. Barack Obama beschreibt seinen Kampf um die Gesundheitsreform, die mit Trump auf dem Spiel steht. Nicholas Lehman untersucht die Identitätskrise, die Trump den Republikanern beschert hat. Philip Deloria liest ein Buch über Tecumsehs Kampf gegen die weißen Invasoren. Carrie Battan hört "Grouptherapy". Alex Ross sah und hörte Wagners "Götterdämmerung" in Yuval Sharons immersiver Produktion.
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