
Natürlich hat auch Georg Seeßlen den neuen, den Haupterzählstrang der "
Star Wars"-Saga fürs Erste angeblich abschließenden Teil der Geschichte rund um den "Krieg der Sterne" noch nicht gesehen. Das hindert ihn aber nicht, in einem Essay über die mittlerweile drei Trilogien umfassende Space Opera auf Grundsätzliches
zu sprechen zu kommen: Bildeten die ursprünglichen drei Filme aus den 70er- und 80er-Jahren noch "eine neue Form des Kinos", bei der man "dem
Auseinanderfallen des Kino-
Epos in seine Bestandteile" zusehen konnte, und bildete die zweite Trilogie um 2000 noch eine Konsolidierung altmodischen Blockbustererzählens, so treffen die neuen Filme aus den letzten Jahren auf die veränderten Rahmenbedingungen eines Blockbuster-Kinos, für die das Franchise einst selbst die Voraussetzungen geschafft hatte. Die Blockbuster seit dem Siegeszug der Marvel-Filme um 2010 "hatten etwas erreicht, was 'Star Wars' mit seinem archetypischen Erzählen nicht gelingen konnte:
eine neue Subjektivität. Hier war es immer um die großen Unterscheidungen gegangen, gut und böse, hell und dunkel, richtig und falsch. Längst aber ging es darum, dass diese Unterscheidungen so einfach nicht mehr zu treffen sind, auch im Kino nicht, auch für Kinder nicht. Und selbst bei der
Metatraumfabrik Disney nicht mehr, die 'Star Wars' in ihren gewaltigen Korpus an Bildwelten einverleibte. Worum es bei der dritten Trilogie also ging, war, wieder offenere und dynamischere Charaktere zu schaffen (wozu sich die Rebellion mit nicht ganz festgelegtem Ausgang und verschiedenen Figuren dazwischen durchaus anbot), zweitens wieder zu einem mehr subjekt- und emotionsbezogenen Erzählen zu gelangen und drittens neue Spannungsmomente zu erzeugen, die aus der
Überkonstruktion des Handlungsbogens hinausführten. ... Aus einer geschlossenen soll eine
offene Erzählung werden. Ein ständig sich selbst erneuerndes Bild- und Handlungssystem, das sich den wandelnden Märkten anpasst. Und so wurde aus der dritten Trilogie, bei aller notwendigen Kontinuität, auch ein exakter Gegenentwurf zur zweiten: Auf ein System, das semantisch zu versteinern drohte, folgt eines, das nach allen Seiten nach
Anschlussmöglichkeiten sucht."