Heute in den Feuilletons
Unordnung in der Nachrichtenbewertung
Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
12.11.2012. Die BBC-Affäre schlägt in britischen, aber auch deutschen Medien große Wellen. Die BBC hatte fälschlich einen Politiker des Kindesmissbrauchs bezichtigt. Aber auch das Publikum ist in dieser Affäre nicht unschuldig und verbreitete die Gerüchte via Twitter, hält der Guardian fest. Und zuvor hatte die BBC jahrezehntelang einen eigenen Moderator gedeckt, merkt die FAZ an. Die NZZ resümiert die Reaktion amerikanischer Intellektueller auf die Wahlen. Und was machen FAZ und SZ auf Safari mit Thyssen?
Welt, 12.11.2012
Thomas Kielinger kommentiert den Rücktritt des BBC-Chefs George Entwistle, der die Verantwortung übernahm, nachdem die BBC-Newsnight fälschlich einen konservativen Politiker als Kinderschänder "entlarvt" hatte - die zweite Katastrophe für die renommierte Organisation, nachdem herausgekommen war, dass ein Moderator der BBC seinerseits sehr wohl Kinder missbraucht hatte: "Es herrscht Unordnung in der Nachrichtenbewertung, und dass niemand aus der oberen BBC-Etage für Verantwortung und rechtzeitige Information, auch von Rechtsberatern, gesorgt hat, macht die Sache für die BBC nur noch gravierender."
Weitere Artikel: Elmar Krekeler empfiehlt Werner Herzogs Dokumentarfilm über die Todesstrafe in den USA, "Tod in Texas", der heute Nacht im Zweuiten läuft.
Besprochen werden eine Ausstellung über Popdesign im Vitra-Design-Museum und Debussys "Pelléas und Mélisande" in Frankfurt.
Weitere Artikel: Elmar Krekeler empfiehlt Werner Herzogs Dokumentarfilm über die Todesstrafe in den USA, "Tod in Texas", der heute Nacht im Zweuiten läuft.
Besprochen werden eine Ausstellung über Popdesign im Vitra-Design-Museum und Debussys "Pelléas und Mélisande" in Frankfurt.
Weitere Medien, 12.11.2012
Emily Bell denkt in einem längeren Artikel für die Columbia Journalism Review über die BBC-Affäre nach: "The calls for thorough reform and change at the BBC, which have been often repeated in the past few weeks, not least by the chairman of the BBC's own governing trust, Lord Chris Patten, are frequent and alarming in their imprecision. Part of what makes journalism good is accountability; part of what makes it fail is clouded judgment and ill-judged reactions to external pressures." Bell empfiehlt auch Andrew O'Hagans Essay über den Skandal in der London Review of Books.
Aus lauter Begeisterung für den brillanten Kritiker druckte der Wiener Standard, ohne zu fragen, große Auszüge von Nikolaus Perneczkys Viennale-Resümee aus dem Perlentaucher nach. Zum Dank muss sich der Österreicher Perneczky in den Artikelkommentaren als "Plattdeutscher" beschimpfen lassen!
Twitter war der große Verstärker der Gerüchte um einen britischen Politiker, den die BBC fälschlich (aber ohne Namen) des Kindesmissbrauchs beschuldigte. Dan Sabagh kommentiert im Guardian: "If cats are hard-wired to see mouse-like movement scampering across the floor, we are similarly unable to ignore incoming information. Mass media may consider itself above the blogosphere, but it is in fact hopelessly influenced by it."
Aus lauter Begeisterung für den brillanten Kritiker druckte der Wiener Standard, ohne zu fragen, große Auszüge von Nikolaus Perneczkys Viennale-Resümee aus dem Perlentaucher nach. Zum Dank muss sich der Österreicher Perneczky in den Artikelkommentaren als "Plattdeutscher" beschimpfen lassen!
Twitter war der große Verstärker der Gerüchte um einen britischen Politiker, den die BBC fälschlich (aber ohne Namen) des Kindesmissbrauchs beschuldigte. Dan Sabagh kommentiert im Guardian: "If cats are hard-wired to see mouse-like movement scampering across the floor, we are similarly unable to ignore incoming information. Mass media may consider itself above the blogosphere, but it is in fact hopelessly influenced by it."
Aus den Blogs, 12.11.2012
turi2 verweist auf einen Bericht der Welt am Sonntag, wonach der ehemalige Thyssen-Manager Jürgen Claassen Journalisten der SZ und der FAZ und anderer Zeitungen zu Luxusreisen einlud: "In Südafrika ging Claassen unter anderem mit Journalisten der Süddeutschen, der Rheinischen Post, der NRZ und des Tagesspiegel auf Safari. Die folgenden Berichte in den Zeitungen seien dementsprechend unkritisch gewesen. Die Zeitungen verteidigen die Reisen mit der Lieferung wichtiger Hintergrundinformationen, Süddeutsche und FAZ kritisieren jedoch den übertriebenen Luxus."
TAZ, 12.11.2012
Friedrich Küppersbusch möchte auch mal würdigen, wie Angela Merkel die griechische Pleite abegwendet: " Es ist ein großes Verdienst der Bundesregierung, die Geier ins Koma gelangweilt zu haben." Ralf Sotschek berichtet vom Rücktritt des BBC-Chefs George Entwistle. Sonja Vogel resümiert eine Berliner Diskussion mit der israelischen Historikerin Yfaat Weiss, die in ihrem Buch "Verdrängte Nachbarn" die Geschichte eines arabischen Viertels in Haifa erzählt. Katharina Granzin liest Jenny Erpenbecks neuen Roman "Aller Tage Abend".
Und Tom.
Und Tom.
NZZ, 12.11.2012
Andrea Köhler hat bei amerikanischen Intellektuellen - von Fritz Stern bis Mark Lilla - Einschätzungen zu Obamas Wahlsieg und der "ideologischen Erschöpfung" der Republikaner eingeholt: "Für den Autor und politischen Redakteur der Columbia Journalism Review Michael Massing verdeckt diese Entwicklung freilich eine tiefer liegende Dichotomie. 'Wenn es um soziale Fragen wie Abtreibung oder Rechte für Homosexuelle geht, scheint Amerika liberaler geworden zu sein. Doch wenn es um die Ökonomie und die Rolle der Regierung geht, scheint das Land immer konservativer zu werden.'"
Außerdem: Hoo Nam Seelmann widmet sich dem nach wie vor unaufgearbeiteten Kapitel des japanischen Kriegsbuddhismus. Marc Zitzmann besucht französische Kriegsmuseen.
Außerdem: Hoo Nam Seelmann widmet sich dem nach wie vor unaufgearbeiteten Kapitel des japanischen Kriegsbuddhismus. Marc Zitzmann besucht französische Kriegsmuseen.
FAZ, 12.11.2012
Spät, aber dann doch noch: Fast die ganze erste Seite des Feuilletons ist dem Skandal um den ungeheuer beliebten britischen BBC-Moderator Jimmy Savile gewidmet, der jahrzehntelang Kinder missbrauchen konnte, ohne dass jemand mal genauer hinguckte. "'Was machen Sie in Ihrem Wohnwagen?', fragte der Chefredakteur der satirischen Zeitschrift Private Eye in der komischen BBC-Nachrichten-Quizsendung, 'Have I got News for You?'. Wie aus der Pistole geschossen kam die anspielungsreiche Antwort: 'alles, was ich in die Hände bekomme.' Und alle lachten kräftig. Der Fall Savile hat sich eben nicht im Verborgenen abgespielt", schreibt Gina Thomas.
Weitere Artikel: Spam-Filter können auch als Zensurmittel benutzt werden, verkündet Evgeny Morozov. Patrick Bahners schreibt zum Tod des Politikwissenschaftlers Wilhelm Hennis.
Besprochen werden die Ausstellung "Schwestern der Revolution, Künstlerinnen der Avantgarde" im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen, Rachmaninows "Die Glocken" mit den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle und dem Rundfunkchor Berlin, die Ausstellung der Spiegel-Kantine von Verner Panton im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe und die Uraufführung von Martin Schläpfers Brahms-Ballett in Düsseldorf.
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SZ, 12.11.2012
Thomas Steinfeld begrüßt die angekündigten EU-Inititativen, Europa zu re-industrialisieren. Niklas Hoffmann wundert sich über den Realitätsverlust der Republikaner in den USA, für die Romneys Niederlage einen echten Schock darstellt (Frank Rich nennt dies "post-fact syndrome"). Henning Klüver besucht das neue Palladiomuseum in Vicenza. Stephan Schlak schreibt den Nachruf auf den Politologen Wilhelm Hennis.
Besprochen werden neue DVDs, David Kehlmanns "Mentor" am Wiener Theater in der Josefstadt ("Man hätte stattdessen auch gut essen gehen können", seufzt Cathrin Kahlweit unterwältigt), ein Konzert des Orpheus Chamber Orchestra in München und Bücher, darunter ein James-Bond-Prachtband (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
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