Magazinrundschau
Wird die Geschichte uns noch einmal gnädig sein?
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
New Yorker (USA), 28.10.2023

Weitere Artikel: Carolyn Korman erzählt von den Folgen des tödlichen Waldbrands in der Stadt Lahaina auf der hawaiianischen Insel Maui. Dorothy Wickenden begleitet Sally Snowman, die letzte offizielle Leuchtturmwärterin in den USA. Michael Schulman liest Bücher über Hollywood und die Macht der Streamingdienste von Peter Biskind und Maureen Ryans.
Desk Russie (Frankreich), 28.10.2023

Guardian (UK), 30.10.2023

Längst lacht niemand mehr über UnHerd, erläutert Samuel Earle, der ein Porträt des konservativen UnHerd-Gründers und Herausgebers Sir Paul Marshall zeichnet, der nicht nur an die Tories spendet, sondern Ambitionen hat, Großbritanniens größter Medienmogul zu werden. Das politische Onlinemagazin, das einst mit einem Kuh-Logo auf der Startseite angetreten war, hat sich zu einer veritablen Erfolgsgeschichte entwickelt. Ein breites Spektrum an politischen Positionen deckt das Magazin der eigenen Darstellung zufolge ab. Doch obwohl in der Tat auch ein paar linke Stimmen unter den Autoren zu finden sind, ist die ideologische Schlagseite Earle zufolge insgesamt unübersehbar und Teil eines breiteren Trends, dem auch Publikationen wie Spiked und Quillette angehören: "UnHerds Toleranz für divergierende Sichtweisen zu einigen Themen mag ein Alleinstellungsmerkmal sein, aber alle diese Publikationen - man nenne sie ja nicht 'Herde' - bewegen sich auf derselben Weide, ernähren sich von Culture-War-Themen und bewegen den Diskurs in dieselbe Richtung. Sie behaupten, normale Menschen und freie Rede seien in Gefahr durch finstere Machenschaften der Eliten, aber ihr Zorn richtet sich fast ausschließlich gegen Progressive - weder über die wachsenden Profite der Superreichen, noch darüber, wie deren Interessen die Demokratie formen und verformen, haben sie viel zu sagen. Diese Medien ermöglichen einen Blick auf die Zukunft des Konservativismus: eine herrschende Klasse, die verzweifelt versucht, sich neu zu erfinden als Kreuzkrieger des Aufstands, während sie sich weigert, auch nur irgendeine Verantwortung für die Welt zu übernehmen, die sie entscheidend mitgestaltet hat."
Newlines Magazine (USA), 27.10.2023

Kimberly St. Julian-Varnon erzählt die Geschichte von afrikanischen Studierenden und Vertragsarbeitern in der DDR, denen trotz antirassistischer Sowjet-Ideologie immer wieder Rassismus begegnete, wie etwa der Fall mosambikanischer Vertragsarbeiter zeigt: "Nahezu 20.000 Mosambikaner zogen nach Ostdeutschland, um eine technische Ausbildung zu absolvieren und einen Arbeitsplatz zu finden, und zwar unter dem Deckmantel eines Programms, bei dem ein Teil ihres Lohns auf Sparkonten angelegt wurde, die sie nach ihrer Rückkehr in die Heimat nutzen konnten. Diese Männer und Frauen, die heute als 'madgermanes' (d.h. 'made in Germany') bekannt sind, befanden sich nach der Auflösung der DDR im Jahr 1989 in einer unmöglichen Lage. Statt mit ausreichenden Ersparnissen nach Hause zu gehen, um ihre Familien zu versorgen, hatten sie nichts. Seit den 1990er Jahren bemühen sich diese ehemaligen Vertragsarbeiter um Entschädigung durch die deutsche und die mosambikanische Regierung. Sie wurden stets abgewimmelt. Ihnen wurde gesagt, dass der ostdeutsche Staat die Gelder nach Mosambik gezahlt hat, und die mosambikanische Regierung schiebt die Schuld immer noch auf Deutschland. Letztlich sind diese Männer und Frauen sich selbst überlassen, wurden wegen ihrer Zeit in Ostdeutschland oft sozial geächtet und leben in wirtschaftlicher Unsicherheit, weil sie beraubt wurden. An jedem beliebigen Mittwochnachmittag kann man in Maputo, Mosambik, die öffentlichen Proteste der Madgermanes beobachten, die sich dagegen wehren, dass die mosambikanische und die deutsche Regierung ihre Versprechen an sie vergessen. Das tägliche Leben der Vertragsarbeiter unterschied sich von dem der Studenten. Im Gegensatz zu afrikanischen Studenten lebten die Vertragsarbeiter isoliert von ihren deutschen Kommilitonen, oft in kleinen Städten außerhalb von Metropolen wie Ost-Berlin und Dresden. Viele Arbeiter hatten nur wenig Kontakt zu Deutschen. Der Kontakt fand meist am Arbeitsplatz oder in sozialen Einrichtungen wie Clubs oder Kinos nach Feierabend statt. Die Leiharbeiter waren in Wohnheimen und Pensionen untergebracht, die oft keinen Besuch zuließen, insbesondere nicht von ostdeutschen Frauen."
Weitere Artikel: Michael Kranz schreibt über die jüngste Ausgrabung eines Massengrabs im heute westukrainischen Puzniki, in dem dutzende mutmaßlich polnische Zivilisten gefunden wurden, die während des Massakers in Wolhynien ermordet wurden.
Merkur (Deutschland), 31.10.2023

Elet es Irodalom (Ungarn), 27.10.2023
Der Schriftsteller György Odze beklagt latenten Antisemitismus in Ungarn im Rahmen der Berichterstattung über den Krieg im Nahen Osten: "Ich bin also ein säkularer Jude, freilich auch voreingenommen. Ich praktiziere keine Religion, die Feiertage habe ich ungefähr im Kopf und betrachte mich im Wesentlichen als Ungar. Meine Großeltern hätten gewollt, dass ich 'zur Sicherheit ein jüdisches Mädchen heirate', aber zu Hause, in unserem Haus, war Diskriminierung oder Ausgrenzung von welchen Seiten auch immer nie ein Thema. Doch in Zeiten von 'Konflikten', wenn ich das Gefühl habe, dass es ein Gefühl der Antipathie gegenüber Juden gibt, und öfter 'einerseits - andererseits' höre und 'lasst uns die andere Seite des Problems auch betrachten', ganz zu schweigen von dem abfälligen 'sie sind auch keine Engel', in solchen Zeiten also denke ich, dass es einen versteckten Gedanken gibt, dass es nicht sein darf, dass die Juden mal wieder von der Sache profitieren. Nun, sie profitieren davon nicht."
HVG (Ungarn), 26.10.2023

Hakai (Kanada), 24.10.2023
