Magazinrundschau - Archiv

Vice

20 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 2

Magazinrundschau vom 30.09.2014 - Vice

Im syrischen Raqqa dokumentieren junge Aktivisten unter Lebensgefahr das Leben unter der Besatzung durch den IS. Einer von ihnen, der 22-jährige Abu Ibrahim Raqqawi, erzählt Alice Speri von Vice, wie gut die IS mit jeder Art von Überwachungstechnik umgehen kann und wie sich die internationale Zusammensetzung der islamistischen Terrorgruppe bemerkbar macht. Die Anführer sind zwar zumeist Iraker, aber in den Brigaden gibt es Ausländer aus der ganzen Welt, Briten, Amerikaner, Holländer, Tschechen und Tunesier. Große Angst haben die Aktivisten vor der Al-Khansa-Brigade, "einer Frauenbrigade des IS. Sie haben Waffen und kontrollieren die Frauen in der Stadt, überprüfen, ob sie auch alle den Niqab tragen und so. Sie inspizieren sie." Die meisten von ihnen seien Ausländerinnen. "Sie sprechen kaum Arabisch. Das schlimme für uns ist, wenn wir Aktivisten ein Foto auf der Straße aufnehmen wollen, wissen wir nie, ob sich unter den verschleierten Frauen jemand von Al-Khansa verbirgt. Wenn sie einen bemerkten, würde man sofort ergriffen und exekutiert." Die Brigade ist auch erpicht darauf, Ehefrauen für die Isis-Kämpfer zu finden. "Wissen Sie, die Kämpfer aus Marokko, Tunesien und so, die wollen ein syrisches Mädchen heiraten, aber die Kämpfer aus Britannien, den USA und so weiter bevorzugen Frauen aus Schweden oder Holland. Sie bleiben für sich."

Magazinrundschau vom 16.05.2014 - Vice

Eine Biografie wie ein epischer Thriller: Als junger Mann traf José Mujica, genannt Pepe, Che Guevara und Fidel Castro, dann schloss er sich der Guerillagruppe Tupamaros an, raubte Banken aus, wurde sechsmal angeschossen, verbrachte vierzehn Jahre im Gefängnis, davon über drei Jahre in Einzelhaft, wo einige seiner Kameraden verrückt wurden oder umkamen. Nach seiner Entlassung begann er seine politische Karriere, die ihn 2009 bis zur Präsidentschaft Uruguays führte. Weltweites Aufsehen erregte letztes Jahr seine Entscheidung, landesweit den Verkauf von Marihuana zu legalisieren, um den mächtigen Drogenkartellen das Wasser abzugraben. Krishna Andavolu hat ihn für Vice getroffen: ""Wir beginnen ein Experiment", sagte er in heiserem Spanisch. "Es ist klar, dass wir im internationalen Scheinwerferlicht stehen. Wir sind eine Petrischale, ein Soziallabor. Aber merke dir: Uruguay hat 9000 Häftlinge. 3000 davon wurden für Drogenhandel verurteilt. Das bedeutet, dass ein Drittel aller Inhaftierungen mit Drogen zusammenhängt. Das müssen wir ändern." Auch wenn viele dieser Häftlinge für Marihuana-Delikte einsitzen, hat Uruguay hat den dritthöchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain in Südamerika. Als ich ihn frage, ob auch andere Drogen legalisiert werden könnten, antwortet er: "Paso a paso". Schritt für Schritt."

Magazinrundschau vom 31.01.2014 - Vice

Moe Tucker war die erste bekannte Drummerin in der Geschichte der populären Musik. Und dann auch noch bei dieser Band: Velvet Underground. Bei Vice erzählt sie, dass das damals keine so große Sache war. Sie dachte nicht darüber nach, sie tat es einfach, nachdem sie die Rolling Stones auf der Heimfahrt von der Arbeit im Radio gehört und sich die Platte gekauft hatte. "Später dann dachte ich, "also das macht keinen Spaß so. Ich muss etwas zu tun haben, während ich mir das anhöre", so kaufte ich mir eine kleine Trommel. Ich war 19 oder 20 Jahre alt. Ungefähr eine Woche später brachte mir Dot Parkers Schwester ein kleines Becken mit einem kleinen Ständern, den man an der Trommel einhaken konnte. Da hatte ich also dieses Becken und die Trommel und Junge, ich habe manchmal acht Stunden gespielt, ehrlich war, immer dasselbe, wieder und wieder. So habe ich angefangen. Ich kannte keine anderen Mädchen, die Schlagzeug spielten, aber das hat mich nie gekümmert. Es war kein Thema. Niemand hat je eine Bemerkung darüber gemacht. Es war keine große Sache. Heute scheint das ungewöhnlicher zu sein."

Magazinrundschau vom 14.01.2014 - Vice

Sarg oder Urne - das ist im wesentlichen die Wahl für eine Leiche. Doch man kann sein Nachleben auch als blitzendes Objekt am Finger eines geliebten Menschen verbringen. Die Schweizer Firma Algordanza bietet die Verwandlung einer Leiche in einen Diamanten an. Und das geht so: Nach der Verbrennung wird die Asche mit verschiedenen Chemikalien behandelt, um das Karbon herauszufiltern. Dieses wird in Grafit umgewandelt und in eine Maschine gesetzt, die die Konditionen nachahmt, unter denen Diamanten im Erdinnern entstehen - nur viel schneller. Nach ein paar Monaten hat man seinen Diamanten. 4 Karat im Rohzustand, 1 bis 1,8 Karat geschliffen. "Grundsätzlich hängt die Größe des Diamanten davon ab, wie lange das Grafit in der Maschine bleibt", erklärt Mitbegründer Rinaldo Willy. "Je länger der Prozess, desto größer der Diamant. Aber sie hängt auch von der Qualität der Asche ab. Wenn eine Person zum Beispiel falsche Zähne oder eine Prothese trug oder bestimmte Medikamente einnahm, kann das die Asche verunreinigen und die Qualität des Diamanten mindern. Solche Dinge können auch die Farbe des Steins beeinflussen. Menschen, die sich zum Beispiel einer Chemotherapie unterziehen mussten, werden in der Regel Diamanten mit einer sehr hellen Farbe. Aber wir wissen immer noch nicht, was genau die Farbe eines Diamanten erzeugt: unsere Diamanten sind in der Regel blau, wegen der Spuren von Bor im menschlichen Körper, aber jede Person verwandelt sich in einen anderen und einzigartigen Diamanten - von kristallklar bis fast schwarz."
Stichwörter: Der Prozess, Medikamente, Urnen, Vice, Asche

Magazinrundschau vom 05.11.2013 - Vice

Auch die Syrer bekommen den Machtwechsel in Ägypten zu spüren, berichtet Eleonora Vio. Unter Mursi wurden syrische Flüchtlinge mit offenen Armen aufgenommen, jetzt brauchen sie zum ersten Mal in der Geschichte ein Visum: "Ein Nebeneffekt dieser Politik ist, dass Flüchtlinge aus Syrien jetzt auf Misstrauen, Diskriminierung und Gewalt stoßen. Thair, ein syrischer Vater zweier Kinder, erzählt, dass seit dem 30. Juni Ägypter, die seinen syrischen Akzent bemerkt hatten, das Gerücht streuen, er sei Anhänger der Muslimbrüder, die jetzt als Staatsfeinde betrachtet werden. Unter dem Verdacht, die Muslimbrüder zu unterstützten, wurden Syrer und Palästinenser Opfer 'systematischer und verbaler Attacken', berichtet Marwa Hesham von der UNHCR. Viele Syrer haben ihre Jobs verloren, in Kairo und Damietta wurden Läden von Syrern zerstört."

Magazinrundschau vom 15.10.2013 - Vice

Wil Crisp hängt mit den Rebellen ab, die die Ölfelder in Libyen besetzt halten, um dem Staat die Unabhängigkeit Cyrenaicas abzupressen. Es ist nicht dieselbe Gruppe wie die, die Premierminister Ali Zeidan in Tripolis gekidnappt hat. Dann gibt es eine dritte Gruppe, die Al Qaida nahe Ansar al-Sharia, die sich mit guten Werken grad sehr beliebt machen, und viele, viele andere, lernt Crisp: "Je näher wir dem Flughafen kommen, desto mehr Checkpoints müssen wir passieren, die alle von verschiedenen Brigaden oder Milizen kontrolliert werden, eine aufdringlicher als die andere. Am letzten Checkpoint vor dem Flughafen wird Gadri von zwei Männern gefragt, ob er irgendwelche Waffen im Auto hat. Er schüttelte feierlich den Kopf. Eine schnelle Durchsuchung beförderte eine Pistole unter dem Sitz und eine in seiner Hose zutage. Zufrieden steckten die Männer die beiden Waffen in eine Plastitküte und sagten Gadri, er könne sie mit seiner ID auf der Rückfahrt wieder abholen. Gadri zuckte mit den Schultern und fuhr weiter. Während einige Libyer sich vor der Rückkehr Ansar al-Sharias fürchten, denkt die große Mehrheit, dass es schlimmere Sorgen gibt: Wer sind all diese Typen an den Checkpoints? Wieviele Waffen kann man auf dem Weg zum Flughafen in seinem Auto verstecken? Und warum fällt die Elektrizität ständig aus? Und wie schafft man es, nicht entführt zu werden?"

Es gibt keine wirkliche Trennung von realer Welt und dem Internet, meint Jacob Applebaum im Interview über die Überwachungsmethoden der Geheimdienste. "Im Westen sehen wir eine extreme Kontrolle des Internets - NSA/GCHQ-Angriffstechnologie wie Quantum Insert, über die der Spiegel gerade berichtet hat ... das Tempora Programm. Bei all dem geht es nicht um die Kontrolle des Internets, es geht darum, dass das Internet benutzt wird, um den physischen Raum und Menschen in physischen Räumen zu kontrollieren. Das heißt, sie benutzen das Internet wie eine riesige Überwachungsmaschine. Und weil man diese Maschine nicht vermeiden kann, ist das ein Problem."

Magazinrundschau vom 01.10.2013 - Vice

Zwischen hundert und zweihundert Menschen sind bei den jüngsten Protesten im Sudan von Sicherheitskräften getötet worden. Amjed Farid von der Organisation Sudan Change Now und der Blogger Ashraf El-Ga'aly erklären im Interview, warum die Unzufriedenheit mit der Regierung Omar al-Baschirs so groß ist wie nie: "Sie haben den Benzinpreis verdoppelt, und damit den Preis für alle normalen Güter. Jetzt kann niemand mehr etwas kaufen, es betrifft nicht nur die Armen. Die Wirtschaftskrise tritt immer dann auf, wenn das Budget für das Militär erhöht wird. Es bleibt nichts mehr für soziale Dienste. Sie wollen, dass wir diese Steuern aus unseren Taschen und auf Kosten unserer Kinder bezahlen, um die Korruption und den unverantwortlichen Krieg in Darfur fortsetzen zu können. ... Wir haben angefangen, das meiste Obst und Gemüse zu importieren, obwohl es genug Farmland gibt. Aber sie haben den Bauern so hohe Steuern auferlegt, dass die meisten riesige Schulden bei der Agrarbank haben. Viele sitzen wegen der Schulden im Gefängnis. In den letzten 25 Jahren gingen 77 Prozent des nationalen Budgets an das Militär, weniger als fünf Prozent wurden in Bildung und Gesundheit gesteckt."
Stichwörter: Sudan, Darfur, Vice

Magazinrundschau vom 17.09.2013 - Vice

Deer Trail, eine Kleinstadt in Colorado, wird im Oktober vermutlich eine Verfügung erlassen, wonach das Abschießen von Überwachungsdrohnen erlaubt ist. Matthew Francey hat sich mit Philip Steel unterhalten, der ihm erklärt, warum er den Entwurf der Verfügung zur Abstimmung eingebracht hat: "Nun, im September 2015 wird die Federal Aviation Administration (Bundesluftfahrtbehörde) eine neue Richtlinie erlassen, um den sogenannten 'navigable airspace' bis zum Boden hinunter auszuweiten. Das ist ein großes Problem. Es bedeutet vor allem, dass die Bundesregierung die Zuständigkeit für alles erhält, was sich durch diesen Luftraum bewegt." Das betreffe nicht nur Flugzeuge, sondern sogar einen Baseball, der durch die Luft fliegt. "Wenn es Drohnen gibt, schießen wir sie runter. Hier geht es nicht um die großen 25 Millionen Dollar teuren Predator-Drohnen - die fliegen eh über 1000 Fuß hoch. Es geht um die kleinen, mit der Größe eines Vogels. Sie fliegen dicht über der Erde. Ihr Zweck ist Überwachung. Sie sind mit Thermaltechnologie ausgestattet und können praktisch durch Wände sehen."

Außerdem: ein Interview mit der Schriftstellerin Marilynne Robinson über das Schreiben und das Unterrichten von Schreiben.

Magazinrundschau vom 30.07.2013 - Vice

In Amerika will kaum noch jemand Nonne werden. Das führt dazu, dass immer mehr Konvente geschlossen und die alten Nonnen auf irgendwelche Altersheime verteilt werden, berichtet Allie Conti. Irgendwelche Ansprüche scheinen die Nonnen nicht zu haben, schon gar nicht an die Katholische Kirche. "Man kann sich fragen, ob die globale Kirche, der die Schwestern angehören, überhaupt daran interessiert ist, diese Konvente aufrechtzuerhalten. Es sieht ganz sicher nicht so aus. 2005 gab die Katholische Kirche eine Milliarde Dollar für Prozesskosten von Priestern aus, die Kinder sexuell missbraucht hatten. Doch die Kirchenführung hat nie Fonds für die Versorgung älterer Schwestern geschaffen, und während die Rentenfonds der Priester von der Kirche getragen werden, haben die Schwestern kein solches Sicherheitsnetz. Wenn ihr Orden pleite geht, war's das für sie."

Der Südsudan, das jüngste Land der Welt, hat diesen Monat seinen 2. Geburtstag gefeiert. Es gab keine fröhliche Party, erzählt Jack Barry, denn das Land scheint kurz vor einem Bürgerkrieg zu stehen: "Jeder kämpft gegen jeden und die einzigen Menschen, die nicht kämpfen, misstrauen jenen, die sie beschützen sollen. Zwei Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung muss man sich echte Sorgen um den Südsudan machen."

Magazinrundschau vom 09.04.2013 - Vice

Aaron Lake Smith schildert in einer ausführlichen Reportage die Situation der Roma in der Slowakei, die mindestens genauso gefährlich ist wie in Ungarn. "Während sich die Krise der Eurozone verschärft und Slowakien Sparmaßnahmen überlegt, scheinen gemäßigte linke Politiker und durchschnittliche Slowaken - wenn auch vielleicht zufällig - darin übereinzustimmen, die schwächste Minderheit des Landes zum Sündenbock zu machen. Laut jüngsten Schätzungen gibt es etwa 440.000 Roma in der Slowakei, die etwa acht Prozent der Bevölkerung ausmachen - die größte Konzentration von Roma in Europa. Laut Berichten des European Roma Rights Center (ERRC) haben Gewalttaten, Vertreibungen, Drohungen und subtilere Formen der Diskriminierung in den letzten zwei Jahren in Slowakien einen Höhepunkt erreicht. Das ERRC betrachtet die Situation in der Slowakei als die Schlimmste in Europa. In den letzten zwei Jahren haben elf slowakische Gemeinden Zäune errichtet, um die Bewohner der Roma-Ghettos von ihren weißen Nachbarn zu trennen. Silvester 2012 hielt der Bürgermeister der Dorfs Zlaté Moravce (der laut Berichten betrunken war) vor tausend Einwohnern auf dem Marktplatz eine Rede, in der er die Mitglieder der 'weißen Rasse' aufforderte, gegen 'arbeitslose Parasiten' zu kämpfen, was eine Horde Skinheads zum Anlass nahm, Roma-Teenager durch die Stadt zu jagen. Es geht nicht allein um Neonazis, sondern auch um die tiefsitzenden Vorurteile weißer Slowaken."