Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
16.06.2003. In der New York Review of Books erinnert sich Max Rodenbeck an die sauberen, palmengesäumten Boulevards von Bagdad. Im Spiegel verteidigt Karl Otto Hondrich den Hegemon - und zwar mit Gewalt. Im TLS erklärt Susan Sontag, warum es für sie überhaupt keinen Sinn hat, eine Fremdsprache zu lernen. Outlook India will keine indischen Truppen im Irak stationiert sehen - Ghandis Geist wäre nicht mit ihnen. Die New York Times Book Review feiert Debüts. Der Economist sieht die türkischen Generäle vor einer Niederlage. Im Express erhebt Anna Politkovskaja schwere Vorwürfe gegen Wladimir Putins Tschetschenienpolitik.
New York Review of Books (USA), 03.07.2003
Ziemlich erschüttert zeigt sich Max Rodenbeck darüber, wie heruntergewirtschaftet der Irak in den vergangenen dreizehn Jahren geworden ist: "Als ich 1990 Bagdad sah, erinnert es mit seinem sauberen, palmengesäumten Boulevard an Riad oder Kuweit. Eine Dekade später sieht es eher aus wie Khartoum oder Kinshasa." Viel verheerender als die Kriegsschäden, meint Rodenbeck, dürfte dabei neben den Sanktionen die Tatsache gewesen sein, dass in der Zeit drei Millionen der wahrscheinlich begabtesten Iraker ins Exil gegangen sind.
Edward R.F. Sheehan ist auf seiner Reise durch Israel und die palästinensischen Gebiete erwartungsgemäß auf wenig Ermutigendes gestoßen, am depriemierendsten scheint jedoch die Aussicht auf einen ausgewachsenen Religionskrieg zu sein, wie ihn der Philosoph Avishai Margalit befürchtet: 'Die Intifada hat das Wesen des Konflikts völlig verändert. Er ist zu einer Blutfehde zwischen Arabern und Juden geworden, bei der Tag für Tag Rechnungen beglichen werden."
Weitere Artikel: Eine hübsche Anekdote erzählt John Banville, der in Paris auf Henri Cartier-Bresson traf und kurz vor der Eröffnung einer großen Werkschau in der Bibliotheque Nationale von ihm zu hören bekam: "Eigentlich habe ich kein Interesse an der Fotografie. Am Zeichnen, ja, das mag ich. Aber Fotografie?" Clifford Geertz setzt seine Tour d'horizon durch die Welt des Islam fort (den ersten Teil finden Sie hier). Larry Mc Murtry erinnert an Hollywood-Mogul Lew Wasserman (mehr hier), der als Chef von MCA-Universal seine Konkurrenten wie auch den gesamten amerikanischen Kongress mit "shock and awe" außer Gefecht setzte. Für Alison Lurie tut sich auf einem weiteren Gebiet die transatlantische Kluft auf, in der religiösen Architektur. Dort nämlich ist heiß umstritten, ob sich Gott in einem kleinen weißen Holzkirche oder in einer gotischen Kathedrale wohler fühlt.
Edward R.F. Sheehan ist auf seiner Reise durch Israel und die palästinensischen Gebiete erwartungsgemäß auf wenig Ermutigendes gestoßen, am depriemierendsten scheint jedoch die Aussicht auf einen ausgewachsenen Religionskrieg zu sein, wie ihn der Philosoph Avishai Margalit befürchtet: 'Die Intifada hat das Wesen des Konflikts völlig verändert. Er ist zu einer Blutfehde zwischen Arabern und Juden geworden, bei der Tag für Tag Rechnungen beglichen werden."
Weitere Artikel: Eine hübsche Anekdote erzählt John Banville, der in Paris auf Henri Cartier-Bresson traf und kurz vor der Eröffnung einer großen Werkschau in der Bibliotheque Nationale von ihm zu hören bekam: "Eigentlich habe ich kein Interesse an der Fotografie. Am Zeichnen, ja, das mag ich. Aber Fotografie?" Clifford Geertz setzt seine Tour d'horizon durch die Welt des Islam fort (den ersten Teil finden Sie hier). Larry Mc Murtry erinnert an Hollywood-Mogul Lew Wasserman (mehr hier), der als Chef von MCA-Universal seine Konkurrenten wie auch den gesamten amerikanischen Kongress mit "shock and awe" außer Gefecht setzte. Für Alison Lurie tut sich auf einem weiteren Gebiet die transatlantische Kluft auf, in der religiösen Architektur. Dort nämlich ist heiß umstritten, ob sich Gott in einem kleinen weißen Holzkirche oder in einer gotischen Kathedrale wohler fühlt.
Spiegel (Deutschland), 16.06.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q13/A5446/spiegel.jpg)
Zum zweiten ist da Thilo Thielke, der von der "Ohnmacht der französischen Friedensmission im Kongo" berichtet - wie zum Beleg für Hondrichs These, dass niemand außer den USA in der Lage ist, die zunehmende "Vielfalt und Streuung von Gewalt" auf der Welt einzudämmen. Zum dritten belegt Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker in einem Interview zum Verfassungskonvent der EU Hondrichs These, dass kein Staat in puncto Demokratie an die USA heranreicht: "Ich habe noch nie eine derartige Untransparenz, eine völlig undurchsichtige, sich dem demokratischen Wettbewerb der Ideen im Vorfeld der Formulierung entziehende Veranstaltung erlebt." Zum vierten schließlich ist die Vorstellung, dass der Hegemon künftig altes und neues Europa gegeneinander ausspielen wird, zumindest aus Sicht einer möglichen künftigen US-Präsidentin eine ziemlich unsinnige Vorstellung: "Europa ist Europa ist Europa" sagt Hillary Clinton im Interview - und von einer Stärkung der Zusammenarbeit mit diesem Europa hänge für die USA außerdem "nicht weniger ab als unsere gesamte Zukunft".
Im Kulturteil stellt Johannes Saltzwedel die schöne und stimmgewaltige Ausnahme-Sopranistin Anna Netrebko (homepage) vor. Der Titel ist dem Irak gewidmet.
Express (Frankreich), 12.06.2003
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Weitere Themen: Ein Artikel verweist auf drei neue Bücher französischer Kriegsjournalisten über ihr Metier. Und Franck Erikson freut sich auf das Festival von Aix, wo zum Beispiel Pierre Boulez Opern von Schönberg, de Falla und Strawinsky dirigieren wird.
Times Literary Supplement (UK), 13.06.2003
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Leider nur in Auszügen zu lesen sind Michael Pinto-Duschinskys Anmerkungen zum EU-Verfassungsentwurf. Die Taktik des Verfassungskonvent erinnert ihn stark an die Geschichte vom Rabbi und dem armen Mann, die er folgendermaßen erzählt: "Der Mann vertraut dem Rabbi an, dass seine Frau krank sei, seine elf Kinder hungrig, alle leben in einem einzigen Raum, und sie haben nur eine einzige Ziege. 'Du musst die Ziege mit in den Raum nehmen', trägt ihm der Rabbi auf, 'und dann komm in einer Woche wieder'. Als der Mann beim nächsten Mal den Gestank beklagt, weist ihn der Rabbi an: 'Nimm die Ziege wieder raus. Und komm in einer Woche wieder.' Sieben Tage später kommt dann Mann wieder und preist den Rabbi für seine Hilfe. Seine eigentlichen Probleme hatte er inzwischen vergessen. Die Verfasser der Europäischen Verfassung haben ebenso begonnen, Begriffe und Wendungen zu benutzen, die allein darauf zielten, die Euroskeptiker zu schockieren und ihre Energien zu verschwenden.
Weitere Artikel: Neil Powell stellt Jean Moorcroft Wilsons Biografie des "georgian poet" Siegfried Sassoon (mehr hier oder hier) vor. Martin Daunton lobt Hermione Hobhouses Geschichte des Londoner Kristallpalastes (mehr hier), in dem Königin Vicoria die erste Weltausstellung eröffnete. Schließlich erzählt Garden S. Robinson anhand von Daniel Hahns "The Tower Menagerie" die "wundersame, wahre Geschichte der königlichen Sammlung wilder Tiere" im Tower.
Outlook India (Indien), 23.06.2003
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Washington hat in Neu Delhi angefragt, ob Indien bereit wäre, Truppen in den Irak zu schicken, zur Unterstützung der amerikanischen und englischen Einheiten. Sollte also, fragt aus diesem Anlass Prem Shankar Jha, "ein Land, das 190 Jahre koloniale Unterdrückung durchlitt und 62 Jahre für seine Befreiung kämpfte, plötzlich selber zu einer kolonialen Macht werden?" Seine Antwort ist eindeutig: Indien soll humanitäre Hilfe schicken, aber sonst nichts. "Alles andere würde nicht nur (...) das Risiko bergen, in einen fremden Krieg hineingezogen zu werden, sondern auch jedes Ideal verraten, für das Mahatma Gandhi, Shyama Prasad Mukherjee und andere Gründerväter unserer Unabhängigkeit kämpften." Die Frage nach einem Engagement von Indiens Armee in Irak wurde natürlich auch dem stellvertretenden Premierminister Advani bei seinem Besuch in Washington gestellt. Ashish Kumar Sen berichtet, wie er sie beantwortete und warum einige indische Amerikaner gegen seinen Besuch protestierten.
Weitere Artikel: Mariana Baabar berichtet aus Pakistans Nordwestprovinz an der afghanischen Grenze, wo das islamistische Parteienbündnis MMA die Einführung der Scharia-Gesetzgebung im Parlament durchsetzte. Mihir Bose beklagt den Kleingeist des indischen kulturellen Protektionismus, der Mitglieder der Diaspora zu einer neuen minderwertigen Kaste stempele - und das mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Unabhängigkeit. Madhu Jain weiß von einer neuen Sorte NIRs - Non-Indian Residents: Sie kommen aus dem Westen, sind aber nicht länger auf der Suche nach spiritueller Erleuchtung, sondern wollen in Indien arbeiten - und bleiben. Keine Möchtegern-Gurus mehr, sondern "Kosmetikerinnen, Musiker, Anwälte, Bauchtänzerinnen, Geschäftsberater, DJs, Architekten, Finanzanalysten, Filmtechniker, Barkeeper und Filmregisseure - sogar eine blonde Stuntfrau in Bollywood ist dabei." Und Dilip Simeon weist auf die Mängel von "The Future Of Freedom: Illiberal Democracy At Home And Abroad" hin, ein Buch des in den USA hoch gehandelten Historikers und Politologen Fareed Zakaria.
Economist (UK), 13.06.2003
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Die zwei neuen George-Orwell-Biografien von Gordon Bowker ("George Orwell") und D. J. Taylor ("Orwell: The Life") sind beide gut, aber Bowkers ist besser, meint der Economist. Unter anderem vergleiche er Orwell mit Camus und ernenne ihn zu Englands Existentialisten: "Ob sich seine wöchtenliche Kolumne darum drehte, wie man klar schreibt, wie man der Tyrannei widersteht, oder wie man Tee kocht, über klares Schreiben, bei ihm klang es immer, als ginge es um Leben und Tod."
Weitere Artikel: Großbritannien hat seinen Euro-Beitritt erneut verschoben, da es nur einem der fünf Tauglichkeitskriterien gerecht werden konnte, wie schon vor sechs Jahren. Wahrscheinlich, so der Economist, wird es daher zu einem Referendum kommen. Etwas hämisch wundert sich der Economist weiterhin, warum man sich so sehr den Kopf über Großbritanniens Euro-Qualifikation zerbricht, wo doch die eigentlich Frage laute, ob nicht Deutschland aus der Euro-Zone rausfliegen sollte. Der Economist hat Deutschland dem Euro-Test unterzogen, und das Ergebnis ist eindeutig: Euro-untauglich.
Außerdem lesen wir über den Tod des Denkmalbauers Felix de Weldon, dem das berühmte amerikanische Heldendenkmal auf Iwo Jima zu verdanken ist und über den neuen, aufsehenerregenden Fall der amerikanischen Bürgerrechtlerin Erin Brockovich. Weiter warum Amerikas große Auto-Giganten aussterben, warum sich die amerikanische Wirtschaft zu erholen scheint, und Neues aus der Wissenschaft: Könnte der Embryo der Vater des Patienten sein? Alles deute darauf hin, dass im späteren Leben auftretende Krankheiten schon im Embryonal-Stadium angelegt sind. Und zuletzt hat der Economist sehr ausführlich über den skandalträchtigen Airbus recherchiert.
Nur im Print zu lesen, was es mit Iran und Amerika auf sich hat, wie irakische Kommunisten und irakische Kleriker zueinander stehen, und ein Überlick über die nordischen Gefilde.
Espresso (Italien), 19.06.2003
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Paulo Coelho (Bücher), "der Meister des New-Age-Bestsellers", spricht mit Giancarlo Dotto über seinen neuen Roman "Undici minuti". Dabei verteidigt er sich gegen den Vorwurf, seine Bücher wären schlecht und reine Trostspender. "'Undici minuti' erzählt eine harte, ernste Geschichte ohne Kompromisse. Die Wahrheit ist, dass meine Kritiker seit Jahren versuchen das Unerklärliche zu erklären." Die Erzählung dreht sich um eine Prostituierte aus Sertao, die den Sinn des Lebens durch den Sex begreift.
Außerdem: In der Titelgeschichte versucht Chris Hatherall das Phänomen David Beckham (mehr über seine Hoheit hier und hier) in den Griff zu bekommen, Fußballstar und Modeikone zugleich. "Er ist berühmt in Europa und dem ganzen Orient, er ist ein Held in fast jedem Land der Erde. Aber die Amerikaner kennen ihn kaum." Na dann, nichts wie hin! Enrico Pedemonte beschreibt die Angst der amerikanischen Republikaner vor einer neuen Ära Clinton. Diesmal mit Hillary, die kaum mehr zu stoppen scheint. "Alle Umfragen zeigen, dass ihr heutiges Image das aller neuen demokratischen Kandidaten bei weitem übertrifft."
Profil (Österreich), 15.06.2003
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Unter der Überschrift "Restseller" meldet profil den erneut drohenden Verkauf der österreichischen Verlage Residenz, Deuticke und Brandstätter. Erst im Dezember 2002 hatte die deutsche Verlagsgruppe Klett für 24 Millionen Euro den Österreichischen Bundesverlag (ÖBV), zu dem rund zwanzig Verlage, Buchhandlungen und eine Buchauslieferung gehören, erworben. Das Herzstück ist der profitable österreichische Schulbuchverlag, als Sorgenkinder gelten die Literaturverlage Deuticke, Residenz und Brandstätter, deren Umsätze sich in den letzten fünf Jahren halbiert hätten. Nach nur sechs Monaten stehen sie nun wieder zur Disposition: Ein Verkauf wird nicht mehr ausgeschlossen, wenn die Literaturverlage nicht "eigenhändig in die Kampfzone der Gewinnrechnungen" geführt werden könnten. Viele verlegerische Entscheidungen seien "nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten getroffen" worden, und diese Denkweise müsse sich ändern: "Wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben", gibt Klett-Geschäftsführer Tilmann Michaletz zu Protokoll.
Nouvel Observateur (Frankreich), 12.06.2003
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In einem kleinen Schwerpunkt rechnet der Nouvel Obs mit der "Achse der Lüge" ab, auf der Bush und Blair ihre Irak-Politik begründet hätten. So beschäftigt sich ein Artikel mit den bisher nicht gefundenen Massenvernichtungswaffen, ein Kommentar sichtet Bush in der "Lügenfalle", und ein weiterer Text beschreibt den Autoritäts- und Vertrauensverlust, den sich Blair mit seiner "Staatslüge" eingehandelt habe. Unter dem Oberbegriff "Lügen" kann dann natürlich auch Hillary Clintons Biografie respektive der Eiertanz ihres Mannes abgehandelt werden. (Was wäre überhaupt die Welt ohne die ehrlichen Franzosen!)
Besprochen wird eine Anthologie über Griechenlandreisen, die Schriftsteller und Intellektuelle seit dem Mittelalter unternommen haben. Der Band rekonstruiert unter anderem die Reisen von Freud, Lamartine, Lord Byron und Chateaubriand (Laffont). Vorgestellt wird außerdem eine Biografie über die zum Islam konvertierte schweizer Schriftstellerin Isabelle Eberhardt (1877-1904, mehr hier) von Goncourt-Preisträger Edmonde Charles-Roux (Grasset).
New York Times (USA), 15.06.2003
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q12/A5439/nyt.jpg)
Ebenso angetan ist Benjamin Anastas von Ellen Ullmans "spannendem und intellektuell furchtlosem" ersten Roman "The Bug" (erstes Kapitel), den sie als Wiederbelebung des Frankenstein-Motivs versteht, bloß dass diesmal Computerviren den Part der intelligenten künstlichen Kreatur übernehmen. Der Lobreigen für die Newcomer geht weiter mit Sara Mosles verzückter Rezension von Maile Meloys (eine Lesung zum Anhören) "spektakulärer" Erzählung "Liars and Saints" (erstes Kapitel), der Odyssee einer französisch-kanadisch-amerikanischen Familie über den ganzen Erdball und vier Generationen hinweg. Unmöglich ist es für Francine Prose, Joan London nicht für deren "offenkundiges Talent" und ihren Erstling "Gilgamesh" zu bewundern. In dem "paradoxerweise schlank gehaltenen und dicht gepackten" Roman reist die Heldin von Australien nach Armenien, um den Vater ihres Kindes zu suchen.
Laura Miller singt eine Hymne auf die Fallstudie, "diesem unbekannten Genre im Grenzland zwischen Kunst und Wissenschaft". Als Meister nennt sie den Neurologen Oliver Sacks (mehr hier) oder Sigmund Freud, der die Abgründe hinter den respektablen bürgerlichen Kulissen seines Wiens so scharf und plastisch beschreibt und sie damit als das präsentiert, was sie sind: der Stoff für "großen Klatsch und große Literatur".
Zwei weitere, beachtenswerte Besprechungen: Owen Gingerich empfiehlt James Gleicks Biografie von "Isaac Newton" als die nun "erste Wahl für den interessierten Laien". Gleick schaffe es als Erster, mit der außerordentlichen Breite und Komplexität von Newtons Leben und Interessen fertig zu werden. Stacy Schiff gratuliert Hilary Spurling zu ihrem Porträt von Sonia Brownell, die vor allem deshalb bekannt ist, weil sie 14 Wochen mit dem schon todkranken George Orwell verheiratet war. Schiff gefällt Spurlings "große Sensibilität" sowie die "vorbildhafte Recherche".