Magazinrundschau
Ich entschied mich für eine .38er
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
23.09.2008. Das New York Magazine schildert faktenreich die prekäre Situation amerikanischer Buchverlage. Portfolio porträtiert den Milliardär Raymond Harbert, der immer lauter an die Tür der New York Times klopft. In Espresso amüsiert sich Umberto Eco mit Downgrading. In der Gazeta Wyborcza schildert der Historiker Jerzy Jedlicki die prekäre Situation der polnischen Intelligentzia. In der New York Review of Books lässt sich Charles Simic widerstandslos von Philip Roth eine Kopfnuss verpassen.
New York Magazine (USA), 22.09.2008
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Portfolio (USA), 01.10.2008
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Etwas unheimlich wird einem auch bei Roger Lowensteins Besprechung des Buchs "The Numerati" von Stephen Baker, der die Beobachtung des Konsumentenverhaltens durch Google, Smartcards und Krankenversicherungen allen Ernstes als positive Utopie zeichnet.
Espresso (Italien), 21.09.2008
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New Yorker (USA), 29.09.2008
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Weiteres: Jeffrey Toobin beschäftigt sich mit der juristischen Auseinandersetzung über die Frage, ob Haustiere Millionenerben sein dürfen. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Three" von Andrea Lee und Lyrik von John Ashbery. Nur im Print: John le Carre über Spione.
Die Kurzbesprechungen widmen sich unter anderem dem neuen Roman von Philip Roth, "Indignation" (Houghton Mifflin). Hilton Als stellt eine Inszenierung von Shakespeares "Sturm" vor. Und David Denby sah im Kino den Western "Appaloosa" von Ed Harris und den Krimi "Righteous Kill" von Jon Avnet, in dem Al Pacino und Robert De Niro zwei New Yorker Detectives spielen.
Gazeta Wyborcza (Polen), 20.09.2008
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Eine Resolution des US-Kongresses hat das schwierige Thema der Rückerstattung jüdischen Besitzes in Polen und anderen ostmitteleuropäischen Staaten wieder auf die Tagesordnung gebracht. Die polnische Regierung arbeitet an einem Gesetz zur allgemeinen Reprivatisierung, was kontroverse Reaktionen provoziert. Die Gazeta Wyborcza hat seit einiger Zeit ein Schwerpunktthema daraus gemacht, und berichtet diesmal von unterschiedlichen Gesprächen mit Vertretern jüdischer Organisationen in den USA. "Es war schwierig, direkt zu fragen: Wollt ihr zurück, was euren Vorfahren gehörte? Es schien unangebracht und unanständig, aber ich wusste, dass die Frage fallen musste. (...) Niemand will die positiven Entwicklungen im polnisch-jüdischen Dialog stören. Nur dass das ungelöste Problem jüdischen Besitzes diesen Dialog seit Jahren wie ein Stein im Schuh behindert", schreibt Pawel Smolenski.
Economist (UK), 19.09.2008
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Weitere Artikel: In der Titelgeschichte wird - nicht grenzenlos, aber doch optimistisch - erklärt, wie die Welt heil aus der Finanzkrise herauskommt. Außerdem weiß der Economist nicht so genau, ob man sich wirklich über den Einstieg des mexikanischen Multi-Milliardärs Carlos Slim bei der New York Times freuen soll.
Rezensionen gibt es auch zu zwei zu recht entgegengesetzten Ergebnissen kommenden Büchern über Al-Quaida und zu David Freddosos Pamphlet "The Case Against Barack Obama", in dem der Autor - recht überzeugend, findet der Rezensent - darlegt, warum Obama auch nur ein Politiker wie alle andere ist.
ADN cultura (Argentinien), 20.09.2008
Anlässlich der Veröffentlichung von Eduardo Galeanos neuestem Essayband "Espejos" - "fast eine Universalgeschichte", wie der Untertitel ironisch verspricht - der binnen kurzem die lateinamerikanischen Bestenlisten erklommen hat, unterhält sich Jorge Urien Berri mit dem bekannten uruguayischen Journalisten und Schriftsteller, dessen vor mehr als dreißig Jahren erschienenes Buch "Die offenen Adern Lateinamerikas" - und sei es bloß aufgrund der Suggestionskraft des Titels - das Bild von eben diesem Teil der Erde so nachhaltig geprägt hat wie kaum ein zweites: "Die Bedeutung der Wörter ist heilig, dahin müssen wir wieder zurück. Gerade war ich in Paraguay: Dort sprechen heute - ein geradezu einzigartiger Fall - die Sieger die Sprache der Besiegten. Und in dieser Indianersprache Guarani, einer der beiden offiziellen Landessprachen Paraguays, bedeutet einundderselbe Ausdruck 'Seele' und 'Wort'. Das heißt, wer lügt, vergeht sich an der Seele. Die Politiker, Schriftsteller, alle, die mit der Sprache arbeiten, sollten diesen heiligen Charakter der Sprache im Bewusstsein haben. Die große Aufgabe der Politiker müsste es sein, zu erreichen, dass man ihnen glauben kann. Davon sind wir natürlich weit entfernt."
New York Review of Books (USA), 09.10.2008
Charles Simic hat den neuen Roman von Philip Roth gelesen: "Indignation", die Geschichte eines 19-jährigen US-Soldaten, der im Koreakrieg einen langsamen, qualvollen Tod stirbt, verpasse einem genau den Schlag auf den Kopf, den wir ab und zu brauchen, um uns das eigene Glück zu vergegenwärtigen. "Das Verbot des Pentagons, die Rückkehr toter Soldaten oder ihre Beerdigungen abzubilden soll uns davon abhalten, für den Moment die Rolle des Schriftstellers anzunehmen, über ihr Leben nachzudenken und darüber, für welchen Zweck sie eigentlich gestorben sind. Diese Ordnung der Dinge, nichts über die Schicksale Anderer zu wissen, ist offensichtlich notwendig, wie Tschechow in einer seiner Geschichten bemerkte. Was er zu sagen hatte, traf auf das damalige Russland genauso zu wie auf das heutige Amerika: 'Anscheinend fühlt sich der glückliche Mensch nur deshalb wohl, weil die Unglücklichen ihre Last schweigend tragen und ohne dieses Schweigen das Glück unmöglich wäre.'" Diese Stille hat Roth, so Simic, meisterhaft durchbrochen.
Joseph Lelyveld blickt auf das politische Durcheinander im republikanischen Lager. Nach der erheblichen Aufmerksamkeit, die Sarah Palin schlagartig zuteil wurde, müsse McCain alles daran setzen, eine kohärente Strategie, ein "Narrativ" zu entwicklen. Diese Geradlinigkeit liefere eine Kandidation wie Palin: "Als ein Kandidat, der darauf aus ist zu gewinnen, war McCain mit einem Programm mehr als zufrieden, welches sich so drastisch von seinem eigenen unterschied, das Positionen vorgab, die er in der Strenge nie vertreten hatte, und es nach wie vor noch nicht tut, zum Beispiel bezüglich Abtreibung oder Immigration." Doch laut Lelyveld wird es schwer werden, die "unverantwortliche Entscheidung" für Palin zu rechtfertigen. "Überzeugende Argumente, sie ins Weiße Haus zu setzten, müssen noch erfunden werden."
Außerdem: Schriftsteller Michael Chabon berichtet über das Spektakel des demokratischen Parteitages in Denver. Edmund und Marie Morgan besprechen Annette Gordon-Reeds Buch "The Hemingses of Monticello: An American Family", in dem die Autorin der schweren Geburt des Jeffersonschen Ideals nachspürt.
Joseph Lelyveld blickt auf das politische Durcheinander im republikanischen Lager. Nach der erheblichen Aufmerksamkeit, die Sarah Palin schlagartig zuteil wurde, müsse McCain alles daran setzen, eine kohärente Strategie, ein "Narrativ" zu entwicklen. Diese Geradlinigkeit liefere eine Kandidation wie Palin: "Als ein Kandidat, der darauf aus ist zu gewinnen, war McCain mit einem Programm mehr als zufrieden, welches sich so drastisch von seinem eigenen unterschied, das Positionen vorgab, die er in der Strenge nie vertreten hatte, und es nach wie vor noch nicht tut, zum Beispiel bezüglich Abtreibung oder Immigration." Doch laut Lelyveld wird es schwer werden, die "unverantwortliche Entscheidung" für Palin zu rechtfertigen. "Überzeugende Argumente, sie ins Weiße Haus zu setzten, müssen noch erfunden werden."
Außerdem: Schriftsteller Michael Chabon berichtet über das Spektakel des demokratischen Parteitages in Denver. Edmund und Marie Morgan besprechen Annette Gordon-Reeds Buch "The Hemingses of Monticello: An American Family", in dem die Autorin der schweren Geburt des Jeffersonschen Ideals nachspürt.
Observer (UK), 21.09.2008
Robert McCrum ist nach Upstate New York gefahren und hat Philip Roth besucht. Anlass ist dessen jüngster Roman - eher eine Novelle, wie er selber zugibt - mit dem Titel "Indignation". Im Gespräch, das McCrum in seinem Artikel schildert, geht es um Roths Leben und Werk, den sich nähernden Tod, und auch darum, wie schwierig es ist, ein neues Projekt zu beginnen: "Roth ist gerade auf der Suche nach einem neuen Gegenstand und befindet sich also wieder einmal in diesem schrecklichen Limbo zwischen den Büchern. 'Ein neues Buch zu beginnen ist die Hölle. Du ruderst herum, bis irgendetwas passiert. Das ist schon ein Wunder. Aus dem Nichts, aus dem Nirgendwo kommt dann etwas. Darum sind kurze Bücher so problematisch. Man ist zu schnell wieder fertig damit. Und darum sind lange Bücher so wunderbar. Ich habe also beschlossen, dass ich ein großes Projekt finden muss, das mich bis zu meinem Ende begleitet. Am Tag davor fertigwerden, und dann - Exit Ghost.'"'
Elet es Irodalom (Ungarn), 19.09.2008
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London Review of Books (UK), 25.09.2008
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Weitere Artikel: In großer Ausführlichkeit schildert Perry Anderson die Geschichte und Vorgeschichte der Demokratie in der Türkei. Donald MacKenzie erklärt, wie der als Libor bezeichnete Referenzzinssatz im Interbankengeschäft ermittelt wird und warum er so außerordentlich wichtig für die gesamte Weltwirtschaft ist.
Besprochen werden Quentin Skinners Auseinandersetzung mit den Liberalismus-Theorien nach Hobbes, die in ein Plädoyer für einen positiven, republikanischen Freiheitsbegriff mündet, eine Ausstellung des Cartoonisten und Illustrators Osbert Lancaster in der Londoner Wallace Collection und ein Band mit den Briefen von Penelope Fitzgerald.
Weltwoche (Schweiz), 18.09.2008
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Die militärische Lage in Afghanistan hat sich verschärft, die Kämpfe dehnen sich mittlerweile bis tief in den einst stabilen Norden aus. Urs Gehriger sprach mit John Nagl über das Land, das für den Militär-Strategen eine viel schwierigere Herausforderung als der Irak
ist. Nagl hält eine Aufstockung der US-Truppen im Umfang von 10000 bis 15000 Mann für unvermeidlich, gleichzeitig setzt er auf den "Bau eines Straßennetzes, das die Menschen verbindet. Dafür braucht es keine Panzer, sondern Lastwagen und Straßenwalzen. Der zentrale Teil des Anti-Guerilla-Kampfes ist Aufbauarbeit. Dollars und Euros sind die wichtigsten Kugeln in diesem Krieg, sie wirken nachhaltiger als Gewehrgeschosse."
Kenyon Review (USA), 23.09.2008
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New York Times (USA), 21.09.2008
In der Book Review bespricht der radikal unsichere Kantonist der Linken Christopher Hitchens mit viel Sympathie Bernard-Henry Levys Verteidigung einer nicht fundamentalistischen Linken, "Left in Dark Times": "Die Linke, darauf beharrt Levy, muss jede Version einer ultimativen oder apokalyptischen Geschichte ebenso zurückweisen wie verrückte Ideen, wie man den Himmel auf Erden schaffen könne. Ein säkularer, pragmatischer Humanismus ist weiß Gott anspruchsvoll genug. Levy wendet sich gegen die Sympathien der Radikalen mit Theokratien - und mit der Theologie -, indem er Pascal umdreht, wenn er sagt, 'wir müssen eine Gegenwette eingehen, nicht auf Gottes Existenz, sondern auf seine Nichtexistenz'. Das ist der Preis der Demokratie. Die Alternative, und zwar die einzige, ist der Teufel mit seinen Legionen mörderischer Engel.' Man wird ihm da nur das beste wünschen können beim Versuch, die Linke von ihren Dämonen zu befreien. Aber auch eine Gegenwette ist eine Wette und manchmal kann es scheinen, dass die dunklen Zeiten der Linken gerade erst beginnen."
Außerdem hat David Gates Philip Roths neuestes Werk "Indignation" gelesen und er staunt: "Von den jüngeren Romanen Roths bewegt sich dieses am weitesten in Bereiche des nicht Erkennbaren. Auf seine nie angeberische Art, voller genauer Alltäglichkeiten und mit gnadenlosem Skeptizismus, versucht Roth den Himmel zu erstürmen - ein geradezu verzweifelt kühn anmutendes Unterfangen angesichts der Tatsache, dass er todsicher zu sein scheint, dass es ihn gar nicht gibt."
Star-Kolumnistin Maureen Dowd überlässt für die Samstagsausgabe Aaron Sorkin das Feld, dem Erfinder der Fernsehserie "West Wing". Sorkin hat einen Dialog verfasst zwischen Barack Obama und dem "West Wing"-Präsidenten Jed Bartlet, der vor allem gegen Sarah Palin tobt, aber auch Aufmunterndes zu sagen hat: "Vor vier Wochen hatten Sie die beste Woche Ihres Wahlkampfs, auf die - unerklärlicherweise, das gebe ich zu - die schlechteste folgte. Und immer noch steht es unentschieden. Sie sind ein 47jähriger Schwarzer mit einem fremdländischen Namen, der in Harvard studiert hat und für den die Liebe zur Heimat sich nicht in Anstecknadeln erschöpft und Sie liegen nicht zurück gegen einen Kriegshelden und eine Boulevardheldin. In meinen alten Augen sieht das, Herr Senator, nach einem Fortschritt aus. Sie haben jetzt vier Debatten vor sich. Gehen Sie zurück an die Arbeit!"
Außerdem hat David Gates Philip Roths neuestes Werk "Indignation" gelesen und er staunt: "Von den jüngeren Romanen Roths bewegt sich dieses am weitesten in Bereiche des nicht Erkennbaren. Auf seine nie angeberische Art, voller genauer Alltäglichkeiten und mit gnadenlosem Skeptizismus, versucht Roth den Himmel zu erstürmen - ein geradezu verzweifelt kühn anmutendes Unterfangen angesichts der Tatsache, dass er todsicher zu sein scheint, dass es ihn gar nicht gibt."
Star-Kolumnistin Maureen Dowd überlässt für die Samstagsausgabe Aaron Sorkin das Feld, dem Erfinder der Fernsehserie "West Wing". Sorkin hat einen Dialog verfasst zwischen Barack Obama und dem "West Wing"-Präsidenten Jed Bartlet, der vor allem gegen Sarah Palin tobt, aber auch Aufmunterndes zu sagen hat: "Vor vier Wochen hatten Sie die beste Woche Ihres Wahlkampfs, auf die - unerklärlicherweise, das gebe ich zu - die schlechteste folgte. Und immer noch steht es unentschieden. Sie sind ein 47jähriger Schwarzer mit einem fremdländischen Namen, der in Harvard studiert hat und für den die Liebe zur Heimat sich nicht in Anstecknadeln erschöpft und Sie liegen nicht zurück gegen einen Kriegshelden und eine Boulevardheldin. In meinen alten Augen sieht das, Herr Senator, nach einem Fortschritt aus. Sie haben jetzt vier Debatten vor sich. Gehen Sie zurück an die Arbeit!"
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