Joshua Oppenheimers Dokumentarfilm
"The Act of Killing" beschäftigt die USA auch weiterhin (siehe
unsere Magazinrundschau vom 23. Juli): Im
Gespräch mit Joshua Sperling erklärt der Regisseur, warum er zu den von ihm
porträtierten Killern des indonesischen
Massakers in den 60ern so auf Tuchfühlung gegangen ist: Sie sind "offenherzig sind und sich der Tragweite ihres Handelns gar nicht bewusst. ... Diese Offenheit lässt uns mit ihnen warm werden, sodass wir sie, wenn sie im nächsten Moment etwas Schreckliches tun, als Menschen betrachten. Wir identifizieren uns mit ihnen. Wir sehen, dass
das Böse menschlich ist. Dies steht im Kontrast dazu, wie sich die meisten Filme - ob fiktional oder dokumentarisch - mit bösartigen Taten befassen, wo schon der unheilvolle Soundtrack das Böse vorweg nimmt, damit man, wenn es eintritt, vorbereitet ist und sein Urteil
bereits gefällt hat." Der Kritiker von
Prospect ist unterdessen erstaunt: "Dieser Film ist die originellste politische Dokumentation seit Jahren!"
Geliefert wird zudem der
zweite Teil des geradezu episch ausführlichen Gesprächs mit dem österreichischen Experimentalfilmemacher und rigorosen Filmmaterial-Verfechter
Peter Kubelka (
hier der erste Teil). Lesenswert ist das Gespräch schon wegen der Nachfrage von Kubelkas langjährigem Freund
Jonas Mekas, wie genau das damals in den 60ern lief, als Kubelka
Judomeister von New York wurde. Interessant sind aber auch Kubelkas Einschätzungen, was Film als Material betrifft: "Ich halte es auch nicht für falsch, wenn in Zukunft nur noch Filmmuseen Filmkopien zeigen können. Dadurch wird dies etwas sehr wertvolles. Für mich ist aber von Belang, dass Filmmuseen Filme auch wirklich
auf Film zeigen. Ich würde dazu raten, digitale Werke einem anderen Museum zu überlassen. Ein Filmmusem ist kein Ort, an dem man sich über jüngste Entwicklungen im visuellen Bereich informiert, sondern ein Ort, wo
Dosen voller Filmstreifen gesammelt werden. Und es sollte allein diese Filmstreifen zeigen, damit Leute, die sich das anschauen, sehen, was dies einst war."
Weiteres: Der türkische Aktivist
Bengi Akbulut erklärt Robert S. Eshelman die Hintergründe der Revolte vom Taksimplatz. Außerdem
offenbart Margarete von Trotta Gregory Smulewicz-Zucker im Gespräch über ihren Film
"Hannah Arendt", dass sie sich hinsichtlich des Filmemachens für einen
Dinosaurier hält.