Am 29. Juni 2005 jährt sich zum hundertsten Mal der Aufstand der Matrosen des
Panzerkreuzers Potemkin.
Eduardo Montes-Bradley, argentinischer Filmemacher und Autor einer neuen
Cortazar-Biographie, hat die genauen historischen Umstände und vor allem das Schicksal der 670 Mann Besatzung
recherchiert: "
Borges hatte Recht: '
Panzerkreuzer Potemkin ist kein realistischer Film.' In
Eisensteins Darstellung gerät der Aufstand zu einem gewitzten Matrosenstreich. In Wahrheit wurden bis auf sieben Offiziere und drei Unteroffiziere, ohne die das Schiff nicht hätte gesteuert werden können, sämtliche Mitglieder des Stabs ermordet: erstochen oder über Bord geworfen, um den Aufständischen als
schwimmende Zielscheiben zu dienen. Auch die berühmten Salven auf das
Theater von Odessa, Symbol par excellence der unterdrückerischen Bourgeoisie der Stadt, verfehlten in Wirklichkeit ihr Ziel um Längen und zerstörten Wohnungen und Geschäfte im Stadtzentrum." Mit der Flucht von
Odessa begann eine
Odyssee durch verschiedene Häfen des Schwarzen Meeres. Ein Großteil der Matrosen akzeptierte schließlich das Asylangebot des
rumänischen Königs. 31 von ihnen gelangten mit Hilfe
deutscher Sozialdemokraten nach
England und bestiegen dort später ein Schiff nach
Argentinien - "was es künftigen Biografen unmöglich machen sollte, das Thema als abschließend behandelt zu betrachten", frohlockt Montes-Bradley, der hier, nicht zu Unrecht, entzückt "die Eröffnungsszene eines weiteren Panzerkreuzerfilms" vor Augen zu haben glaubt.
In einem langen
Interview gibt Allround-Künstler
Eduardo Bergara Leumann, eine Art argentinischer
Andre Heller, Herr über "
La Botica del Angel", Tango-Tempel und auf Exklusivität (keine eigene Website) bedachte Touristenattraktion in einer ehemaligen Kirche im Szeneviertel San Telmo, eine Unzahl
Tango-Anekdoten zum Besten - kein Wunder, so ziemlich alle Größen dieses wohl erfolgreichsten argentinischen Exportartikels gehörten zu seinen Gästen oder traten bei ihm auf. In der Essenz reduziert sich Bergaras Suada auf einen Ausspruch der Schriftstellerin
Silvina Ocampo, der neben vielen anderen die Wände des Etablissements schmückt: "
Tango: Sich freuen, dass man traurig ist."
Außerdem eine
Übersicht über die, nach Ansicht der
Radar-Redaktion, sehenswertesten Beiträge des am 10. März beginnenden
Filmfestivals von Mar del Plata.