Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Mai 2006

Heute in den Feuilletons

31.05.2006. Peter Handke bekommt den Heinrich-Heine-Preis nun doch nicht. Aber die Debatte geht weiter. Die taz beklagt die immergleichen Reflexe auf Handke. Die SZ ist zornig: "So geht das nicht." Die Welt findet die Entscheidung der Düsseldorfer Stadträte vernünftig. In der NZZ schildert der Dichter Charles Simic sein schlimmstes Trauma: die Niederlage Jugoslawiens gegen Brasilien in der Fußball-Weltmeisterschaft 1950. Die Welt annonciert: "Das Jahrhundert der Anglos ist zu Ende."

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30.05.2006. Die SZ findet: Das Deutsche Historische Museum ist jetzt auch Geschichte. Die FAZ lauscht versonnen und doch enttäuscht einem süß-hysterischen Hahnenschrei an der Komischen Oper Berlin. In der FAZ antwortet Peter Handke kurz und knapp auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Die Welt verteidigt Peter Handkes Engagement für Serbien. In der Berliner Zeitung trägt die Redaktion ihren Konflikt mit der neuen Chefredaktion auf der Titelseite aus.

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29.05.2006. Die SZ liest den "Schäfer-Bericht" als Dokument eines ins Extrem getriebenen Beamtenwahns. Ebenfalls in der SZ antwortet der Historiker Michael Brenner auf die Israel-Kritik seines Kollegen Tony Judt. Der Streit um den Heine-Preis für Peter Handke hält die Kulturwelt weiter in Atem. Das Festival von Cannes hinterlässt eher laue Resümees.

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27.05.2006. Die Verleihung des Heine-Preises an Peter Handke kommt nicht gut an. Die SZ will Heine in Schutz nehmen, die FR versteht die Solidaritätsbekundungen für Handke nicht und die FAZ findet das alles unerhört. Mit dem Filmfestival von Cannes ist auch niemand so recht zufrieden. Die taz fürchtet gar, Cannes könnte zu einer zweiten Berlinale werden. Andrzej Stasiuk erklärt den mit dem Polnischen ringenden Papst in der FAZ zum ersten deutschen Sympathieträger des Landes. In der NZZ verraten Schriftsteller ihre Erweckungserlebnisse mit Robert Walser. Und die Welt widerspricht dem Bild vom schwulenfeindlichen Wilhelminismus.

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26.05.2006. Die SZ bringt die Eröffnungsrede, die Meinhard von Gerkan zur Eröffnung des neuen Lehrter Bahnhofs leider nicht halten durfte. Die FAZ recycelt die Eröffnungsrede Orhan Pamuks zum New Yorker Pen-Festival im April. Sofia Coppolas in Cannes gezeigter Film über Marie Antoinette erfreut als Porträt einer Unbekümmerten, die sich solange keinen Kopf macht, bis er ab ist.

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24.05.2006. Günter Grass kritisierte in seiner in der Zeit dokumentierten Rede zur Eröffnung des Pen-Kongresses Amerika und Stadelmaier. Die FAZ vermisste in Grass' Rede Kritik an anderen Despoten. Die Welt zitiert lieber Horst Köhler zum gleichen Anlass: "Noch jedes Herrscherlob eines Diktators ist von einem Dichter verfasst worden." Die FAZ macht sich jetzt auch Sorgen über das Altern der Inder, Chinesen und Russen. Die SZ will nicht an die Gerüchte um die Berliner Philharmoniker glauben und kritisiert Welt und FAZ, die sie aufbrachten.

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23.05.2006. In der FAZ erzählt Hans Magnus Enzensberger das Leben des Dichters Iwan Heilbut. In der Welt erklärt Thomas Ostermeier, warum es seit Ibsen und Strindberg nichts Neues unter der Sonne gegeben hat. In der SZ spricht Jon Fosse über Ibsen. Der FR graut vor der karnevalistisch anmutenden Tribalisierung der Gesellschaft. Die taz stellt den Pianisten Vijay Iyer vor, der mühelos Jazz mit Philosophie und Politik  verbindet.

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22.05.2006. In der NZZ beschreibt Gilles Kepel die Strategien von Al Qaida, um eine Hegemonie in der islamischen Welt zu erreichen. Die SZ begrüßt zum Abschluss des Theatertreffens die Rückkehr des dokumentarischen Theaters. Die Welt macht auf den heute beginnenden Kongress des PEN Clubs in Berlin aufmerksam und fordert eine Diskussion über Polen. Die Welt schildert auch die Tücken des Urheberrechts in Zeiten der Digitalisierung. In der taz fragt Zafer Senocak: Gibt es einen Schutz des Staates vor dem Islam? In der FAZ am Sonntag spricht Geert Mak über die Ausbürgerung Ayaan Hirsi Alis. Die New York Times fragt: Welches sind die 100 besten amerikanischen Romane der letzten 25 Jahre?

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20.05.2006. Abdelkader Benali bedauert in der FAZ den Weggang des islamischen Don Quichotte Ayaan Hirsi Ali aus den Niederlanden. In der Welt zeigt sich Faraj Sarkohi ratlos angesichts der mit modernen Waffen ausgerüsteten iranischen Sphinx Ahmadinedschad. In der SZ sieht Tony Judt Israel am Scheideweg. In seltener Einmütigkeit loben FR und FAZ die Frankfurter Fotoschau "Humanism in China". Und alle haben am politisch-sozialen Cannes bisher wenig auszusetzen.

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19.05.2006. Sollen Kunstwerke wie die Nofretete in ihre Ursprungsländer zurückkehren? Die SZ meint ja. Und nein. Die NZZ drückt den renitenten Filmemachern des Iran die Daumen. Außerdem erklärt der heute achtzigjährige Peter Zadek, warum er kein Filmregisseur ist. Die taz kritisiert die Novellierung des Urheberrechts, die manche Bibliotheksdienstleistung gefährdet. In der Welt annonciert Niall Ferguson eine Rückkehr des Kalten Kriegs in Form vieler kleiner kalter Kriege.

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18.05.2006. Die Welt lauscht dem durchdringenden Schweigen Chinas zum 40. Jahrestag der Kulturrevolution. Währenddessen besucht die Zeit einige Protagonisten der virtuellen Meinungsfreiheit in China. Die NZZ staunt über die Niederländer, die entdecken müssen, dass es seinerzeit eine Kollaboration mit den Nazis gab. Das Festival von Cannes begann mit einer Enttäuschung: Ron Howards Verfilmung des "Da Vinci Codes" ist nach Meinung der meisten Kritiker ein Flop.

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17.05.2006. Die angekündigte Emigration Ayaan Hirsi Alis in die USA sorgt allenthalben für Aufregung. Die taz ist sich nicht ganz einig, was sie über die Islamkritikerin denken soll: Ist sie eine nützliche Idiotin weißer Männer? Oder selbstbewusste Nervensäge? Die FAZ hat sie schon mal in Ayaan Hirsi Magan umbenannt. Die SZ schweigt. Die FR macht sich Sorgen über EU-Richtlinien, die den britischen Orgelbau gefährden. Der Bericht der Sabrow-Kommission zur Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit sorgt in FAZ und Welt weiterhin für Debatten.

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16.05.2006. In der Welt spricht der Regisseur Ousmane Sembene über Beschneidung von Frauen in Afrika, die für ihn nichts mit Religion zu tun hat. Die FR dokumentiert den umstrittenen Expertenbericht zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Der Historiker Ulrich Herbert lobt diesen Bericht im Tagesspiegel und plädiert auch für eine Dokumentation des Alltags der DDR. Die NZZ macht sich Gedanken über eine neue Nationalhymne für Südkorea.

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15.05.2006. Die Büchner-Preis-Entscheidung für Oskar Pastior wird im Namen des Autors begrüßt und in Namen des Preises kritisiert. In der Welt kennen Ayaan Hirsi Ali und Leon de Winter die Antwort auf Bin Laden: Hybridautos. Die NZZ identifiziert Mexiko-Stadt als die wichtigste Kunststadt Zentralamerikas. Die Welt am Sonntag besuchte die Protagonisten des vorletzten Hypes: die Jungen Wilden.

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13.05.2006. Die SZ liest 16 Millionen chinesische Blogs. Die NZZ erinnert an den größten Kinoskandal in der Franco-Ära - ausgelöst von Luis Bunuels "Viridiana". Die Welt spricht Klartext über die Entkoppelung sexueller Aktivitäten von allem Seelischen bei den Schwulen. Die Berliner Zeitung kommentiert schon die Verleihung der deutschen Filmpreise gestern Abend. Spiegel Online rechnet ab mit den Neocons. Die FAZ erzählt, wie die EU mit Hilfe von Journalisten ihr Image aufbessert. In der taz dankt William Forsythe der Frankfurter Business-Community für die Rettung seines Tanztheaters.

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12.05.2006. Die FAZ erinnert an einen revolutionären Akt der Kunstgeschichte, der ein Selbstakt war. Die SZ findet den umstrittenen Expertenbericht zur Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit eigentlich ganz passabel, die taz auch. Die Welt berichtet über eine explosionsartige Verbreitung von Kaczynski-Witzen in Polen. In der Berliner Zeitung schreibt der weißrussische Autor Artur Klinau über das Land der Angst.

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11.05.2006. Die FAZ erfreut sich am durchnässten Gewand der Arsinoe. Auch die SZ berichtet über die Ausstellung "Ägyptens versunkene Schätze" in Berlin und über eine Fatwa gegen die freizügigen antiken Statuen. Die Zeit macht auf den Fall des iranischen Philosophen Ramin Jahanbegloo aufmerksam, der vom Regime des Landes ins Gefängnis gesteckt wurde. Die NZZ berichtet über die Einführung von Windows XP in Kisuaheli. Die FR feiert Jean Nouvels Entwurf für das Pariser Museum der außereuropäischen Künste und Zivilisationen. Die Welt kritisiert Simon Rattles Programmpolitik für die Berliner Philharmoniker: Wohlfühlen ohne Wehtun.

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10.05.2006. Die NZZ ist entsetzt über den Zustand der italienischen Literaturkritik. Die SZ lässt kein gutes Haar an Luciano Canforas Geschichte der Demokratie. Die Welt weiß schon jetzt: 2006 ist ein Traumjahr des deutschen Films. Die FAZ porträtiert den tschechischen Regisseur Miroslav Bambusek, der die Vertreibung der Deutschen thematisiert, und kritisiert die französischen Intellektuellen 100 Jahre nach Dreyfus. Die taz lobt Michael Elmgreens Entwurf des Denkmals für die homosexuellen Opfer des Nazis als männlich intim.

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09.05.2006. In der Welt plädiert der Historiker Norman Stone für die Aufnahme der Türkei in die EU, in der FAZ plädiert Alain Finkielkraut dagegen. Die NZZ berichtet über die Zerstörung von Baudenkmälern in Moskau. Die SZ beschreibt den Stand des "Dead Eye Problems" in der Animationstechnik.

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08.05.2006. In der FAZ kommt Walter Laqueur auf die Auseinandersetzung zwischen Bernard Lewis und Edward Said zurück - und sieht Lewis als Sieger. In der Welt meint der Springer-Vorstand Mathias Döpfner zur Zukunft der Zeitungen: Das Internet ändert weniger als wir denken. Und Hubertus Knabe wehrt sich gegen einen "Akzentwechsel" in der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit. Der Berliner Zeitung fehlt noch ein Mahnmal in Berlin: das für die sowjetischen Kriegsgefangenen. In der SZ unternimmt Matthias Politycki einen lyrischen Spaziergang durch das italienische Städtchen Arpino. Die taz staunt über die Erfolge der südkoreanischen Popkultur.

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06.05.2006. "Freud ist tot. Es lebt", verkündet die taz und auch alle anderen Zeitungen begehen ausgiebig seinen 150. Geburtstag. Die FAZ kolportiert, dass sich ein Mordkommando nach Dänemark aufgemacht hat, um die Mohammed-Karikaturisten zu töten. SZ und NZZ befassen sich mit den neuesten Debatten um Peter Handke und seinen Serbien-Feldzug. Der NZZ graut es außerdem vor der Kulturpolitik der Hamas, die zuallererst den Bauchtanz verbieten will. In der FR tritt Klaus Staeck den Kampf gegen die geistige und ästhetische Verrohung des Landes an.

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05.05.2006. Goethe zieht sich zurück, das Konfuzius-Institut kommt. Allerdings mit einem recht schmalen Etat, wie die Welt berichtet. Dass das katholische Radio Maryia Hörerspenden nicht in die Danziger Werft investiert, sondern lieber an der polnischen Börse verspielt, weiß die NZZ. Die taz lauscht John Cages e und e' in Halberstadt. Im Tagesspiegel findet Jürgen Gosch die sieben blutig-nackten Männer seiner "Macbeth"-Version nur natürlich. Caspar David Friedrich als Erneuerer lernt die SZ in einer epochalen Ausstellung in Essen kennen.

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04.05.2006. In der Zeit fragt sich Peter Schneider, warum eigentlich keine Einwanderer in der deutschen Literatur auftauchen. Die Welt erwartet vom Berliner Theatertreffen Stöße unter Hirn-und Herzhaut. Die FAZ hat sich in Teheran ein aufregendes Fuballspiel angesehen: Die Kreuzberger Frauenmannschaft Al Dersimspor gegen die iranische Nationalauswahl. Die taz setzt gegen die transzendentale Obdachlosigkeit auf Arbeit. Und die FR begrüßt eine astreine Multikulti-Idee.

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03.05.2006. In der taz fordert Zafer Senocak einen freiheitlichen Patriotismus und Nulltoleranz gegenüber Ansprüchen der Ehre. Jean Baudrillard sieht in der SZ überall französische Melodramen, bei Mächtigen wie Revoltierenden. Die FR erblickt im neuen Frankfurter Portikus kompromisslos inaktuelle Eleganz. Und die FAZ feiert Renzo Pianos lakonisch gläsernes Wunder in New York.

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02.05.2006. Alle Zeitungen kommentieren natürlich Klaus Staecks Wahl zum neuen Präsidenten der Berliner Akademie der Künste: Die SZ hält dies für eine sehr deutsche Entscheidung, die Welt findet sie zeitgemäß. Die taz berichtet vom wachsenden Antisemitismus in der Türkei. Auf dem Genfer Salon du livre hat die NZZ Spielzeug, Schmuck und Kristalle gefunden, aber kaum Bücher. Die FR lobt das neue Programm von Gerhardt Polt und den Biermösl Blosn als völlig sinnlos und völlig wahnsinnig.