Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Januar 2007

Heute in den Feuilletons

31.01.2007. Die Debatten um die Begnadigung von RAF-Terroristen gehen weiter. Die Welt plädiert dafür, die taz fühlt sich in Horst Köhler ein. In der FR hält Gert Loschütz seine Vorwürfe gegen Volker Braun aufrecht. Die SZ analysiert die chinesisch-afrikanischen Beziehungen. Die NZZ bewältigt die südkoreanische Vergangenheit.

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30.01.2007. In der taz plädiert Claus Leggewie dafür, auf die Begriffe Islamofaschismus, aber auch Islamophobie zu verzichten. Die Welt fragt die 68er: Wir konntet ihr die Bundesrepublik für Feindesland halten? Und vergleicht Windows Vista mit dem Sachsenspiegel. In Le Monde erklärt Andre Glucksmann, warum er Nicolas Sarkozy wählen will. In der FR spricht Wilhelm Genazino über das Gefühl, ein Ohr zu verlieren. Im Tagesspiegel erklärt Documenta-Leiter Roger M. Buergel, wie er in Kassel den Gesellschaftskörper affizieren will.

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29.01.2007. Der NZZ erklärt Alexander Kluge, wie er in der Tiefenebene des Internets die alten Gründlichkeiten wiederbeleben will. Die taz erkennt Fortschritte der Demokratisierung in der arabischen Welt. In der FR fürchtet Franz Maciejewski, dass das Kind Sigmund einen Zwei-Mütter-Komplex hatte. Die SZ besuchte ein Woodstock in der Wüste Malis.

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27.01.2007. Norman Mailer gesteht der Welt seinen Glauben an den Teufel in Adolf Hitler. Milan Peschel offenbart der Berliner Zeitung seine Vorliebe für gestresste Supermarkt-Verkäuferinnen. Die NZZ beobachtet aus der argentinischen Nationalbilbiothek heraus, wie der Papst beschossen wird. Der SZ ist der türkische Nationalismus viel zu vital. Die FR feiert die Traumpolypen des Künstlers Odilon Redon.

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26.01.2007. In der NZZ erklärt Francois Zabbal die Rückständigkeit der arabischen Welt mit der Eigenamputation ihres kulturellen Gedächtnisses. In der taz beschreibt der Urbanist Orhan Esen, wie die Metropole Istanbul über Nacht gebaut wurde. In der Welt preist Wolf Lepenies die Liebe der Chinesen zu deutschen Dichtern. Und die SZ besucht den Fotografen mit Hang zur Monumentalität: Andreas Gursky.

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25.01.2007. In der Zeit ruft Birand Bingül die Deutschtürken auf, ihre Integration selbst in die Hand zu nehmen: "Almanya Türkleri, entegrasyonunuz icin kendiniz mücadele verin!" In der SZ findet Arianna Huffington das Internet-Kollektiv allemal klüger als die Premiumliga der Mainstreammedien. In der FR stellt Gert Loschütz fest, dass Berliner Stadtführer noch immer ein Biermann verhöhnendes Gedicht von Volker Braun von 1979 verbreiten. In der taz fordert Wolfgang Kraushaar, sich stärker mit den Taten der RAF auseinanderzustezen. Die FAZ meldet, dass Ayaan Hirsi Ali einen neuen Islam-Film fertiggestellt hat. In Spiegel online plädiert Gerd Koenen für eine Freilassung Brigitte Mohnhaupts und Christian Klars. Und alle trauern um den großen Reporter Ryszard Kapuscinski.

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24.01.2007. Im Perlentaucher fragt Pascal Bruckner: Ist Ayaan Hirsi Ali eine Fundamentalistin der Aufklärung? Oder sind Ian Buruma und Timothy Garton Ash Hohepriester einer subtilen Apartheid? Die FAZ schildert Episoden aus dem Krieg der russischen Kunst gegen die Wirklichkeit und wendet sich gegen ein Manifest katholischer Ästhetizisten für die lateinische Messe. Die taz bringt einen Artikel von Hrant Dink über die Frage, ob ein EU-Beitritt der Türkei zur Modernisierung verhelfen kann.

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23.01.2007. Der Tagesspiegel bringt den letzten Artikel von Hrant Dink, in dem der türkisch-armenische Journalist beschreibt, wie ihn die türkischen Medien und die Justiz "schwach und schutzlos machten". Die taz schildert die subtile Ökonomie internationaler Filmfestivals: "Das Festivalnetzwerk erzeugt in globalem Ausmaß genau jene filmischen Kulturwaren, die es anschließend als repräsentativ vorführt." In der FR spricht Sonny Rollins über Musik und Politik. Die NZZ besucht das National Art Center Tokyo. Die SZ klagt über ein ebenso seichtes wie befreites Image von Deutschland in den USA. Die FAZ fragt: Gibt es Selbstmord in Second Life? Und Günter Rohrbachs Kritik an den Filmkritikern treibt die Filmkritiker zur Kritik an Günter Rohrbach.

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22.01.2007. Die Berliner Zeitung findet: Nicht dass sich zwei Tonnen Stahl aus der Fassade des Berliner Hauptbahnhofs lösten, ist der Skandal, sondern dass diese zwei Tonnen der bloßen Dekoration dienten. Die SZ besingt Monteverdis großes Welttheater, das in der Berliner Staatsoper zu besichtigen war. Die NZZ erzählt die Geschichte der russischen Islamophobie, außerdem ist sie sicher, dass die Japanerinnen demnächst wieder Kinder kriegen. Die taz hält den Mord an Hrant Dink für ein politisches Attentat. Die Welt bringt ein älteres Interview mit dem armenisch-türkischen Journalisten.

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20.01.2007. In der Welt setzt sich Arno Lustiger mit Tadeusz Borowskis berühmtem Auschwitz-Buch auseinander, das neu übersetzt wurde. Außerdem erzählt die britische Schriftstellerin Monica Ali, wie sie in Uganda in den Wilden Westen internationaler Hilfe geriet. In der Berliner Zeitung spricht Tim O'Reilly, der Erfinder des Begriffs "Web 2.0" über die Zukunft des Netzes. In der NZZ fordert Fritz Stern ein Gedenkstätte für den Widerstand gegen die Nazis in Europa. Die SZ fragt sich, ob die Berliner Kochstraße, ganz nahe bei der Axel-Springer-Straße tatsächlich in Rudi-Dutschke-Straße umbenannt werden sollte. Die taz befasst sich mit Vorschlägen der Nazis für bessere Orgasmen.

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19.01.2007. Alle Zeitungen staunen über Jörg Immendorffs offizielles und ganz in Gold gefasstes Gerhard-Schröder-Porträt: "Gerhard der Große, Gütige, Wundertätige". In der SZ schildert Najem Wali das Elend des arabischen Schriftstellerverbands. Die FAZ wundert sich über Herbert Grönemeyers neuestes metaphysisches Stakkato. Die NZZ stellt das Internet-TV-Projekt Joost vor.

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18.01.2007. Die FR genoss in Thomas Pynchons neuem Roman "Against the Day" Drogen ohne Kater . In der Welt kämpfen Neo-, Erz- und Altkatholiken wie Martin Mosebach um die Wiederzulassung der lateinischen Messe (auf die dazugehörige Ignoranz der Gemeinde kann man sich ja jetzt schon verlassen). Die Zeit verkündet das Ende des amerikanischen Jahrhunderts. FAZ und NZZ haben sich ein Fernsehdrama um den abgehalfterten Tony Blair im Jahre 2010 angesehen. Die taz fürchtet, dass nun sogar die Bayern in der Berliner Republik angekommen sind. Die SZ stellt eine neue Online-Enzyklopädie über Völkermorde vor, die das Wort Völkermord nicht benutzt.

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17.01.2007. Spiegel Online fühlt sich durch die Berliner Biermann-Posse an beste Politbüro-Zeiten erinnert. Im Tagesspiegel spricht Ilija Trojanow über Kräfte der Fanatisierung, die das Kopftuch ablehnen. Die NZZ kann Dani Levys Film "Mein Führer" durchaus Erkenntnisse abgewinnen. Die FR sinniert aus Anlass von Muhammed Alis 65. Geburtstag über Boxen und HipHop. Die SZ staunt auf der Kölner Möbelmesse über Möbel, die versuchen, gesund auszusehen und andere Gründe, unsere Zimmer zu verlassen.

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16.01.2007. Die FR hofft, dass mit Stoiber nicht auch dieser ganze liebenswürdige Zinnober aus Brauchtum und bayerischem Idiom untergeht. Heute läuft der "Aufstand der Alten" im ZDF. In der FAZ äußert sich der Bevölkerungswissenschaftler James Vaupel gar nicht mal so pessimistisch über unsere demografische Zukunft. Die Welt sieht sich die die Entwürfe für die Hamburger Hafencity an und stößt auf Wüsten des Ökonomismus. In der taz hat der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich Thesen über den Ausnahmezustand auf dem Kunstmarkt. Und die SZ stellt zu den Berliner Scharmützeln um Wolf Biermann fest: "So unsouverän wie das Abgeordnetenhaus im Umgang mit Wolf Biermann war zuletzt das Politbüro der SED."

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15.01.2007. Die SZ fragt wie einstige Befürworter des Irak-Kriegs wie Hans-Magnus Enzensberger heute denken. Außerdem bringt sie aus aktuellem Anlass ein neues Bauhaus-Manifest. In einem Guardian-Essay fragt Zadie Smith nach den Gründen literarischen Scheiterns und kommt zu dem Schluss, dass es jedenfalls keine postmoderne Theorie dafür gibt. Im Tagesspiegel umreißt der ungarisch-serbische Schriftsteller Laszlo Vegel die politische Lage in Serbien vor den Wahlen. Die taz konstatiert, dass sich der Einfluss von Putins Geheimdienst bis in die Leserkritiken bei Amazon erstreckt. In der NZZ schreibt Bahman Nirumand über Zensur und Schikanen im Iran.

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13.01.2007. Die NZZ meditiert über die moderne Dialektik von Opferkult und Opferschmähung. Literatur und Kunst widmet sich der globalen Migration, unter anderem mit Texten von Bora Cosic und Ugo Riccarelli. Die SZ stellt klar: Berlin ist hip und hässlich, aber Paris ist hip und schön. Die FR erinnert an den jüdischen Komödianten Fritz Grünbaum, das Vorbild für den Schauspieler Adolf Grünbaum in Dani Levys Film "Mein Führer". Die taz wundert sich über den kritischen Journalisten Ignacio Ramonet, der ein unkritisches Gespräch mit Fidel Castro führte. Für die FAZ mischt sich die Vogue-Autorin Esma Annemon Dil unter die Reichen und Schönen Beiruts. In der Welt staunt die rumänische Autorin Carmen Francesca Banciu über ihre Heimatstadt Bukarest. Außerdem fragt die Welt mit Jan Assmann: Wie antisemitisch war der Weihnachstitel des Spiegel?

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12.01.2007. Mit Saddam Hussein wurde ein ganzer Typus des Diktators aufgeknüpft, meint Ian Buruma in der NZZ. Künftige Tyrannen werden eher aussehen wie Konzernvorstände. Die Welt rätselt über weibliche Afrophilie im deutschen Schmonzettengenre und findet Studien über angeblich rechtsextremistische Sympathien der Deutschen unseriös. Die FR meint: Das iPhone sorgt für dich wie eine Mutter und sieht aus wie Jude Law. Die FAZ liest die Fackel im Netz und findet sie hier sogar lesbarer als im Buchformat. In der taz behauptet Cem Özdemir, dass die Türken in der Aufarbeitung des Völkermords an den Armeniern weiter sind als hierzulande bekannt. In der SZ freut sich der weißrussische Dichter Andrej Chadanowitsch über das Zerbrechen der Illusion von den zwei Brudervölkern Weißrussland und Russland.

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11.01.2007. In der Zeit erklärt der BBC-Moderator Jeremy Paxman den tieferen Sinn der Monarchie. Die FAZ findet Helen Mirren als Queen in Stephen Frears' neuem Film aber fast besser als das Original. In der FR erklärt Reg Carr, der Leiter der Bodleian Library, warum er so gern bei Google Book Search mitmacht. In der Welt äußert Frank Castorf Zweifel am heute so weit verbreiteten Splatter-Theater. Spiegel Online kommentiert die trübselige Berliner Posse um die große Koalition von PDS und SPD, die sich weigern, Wolf Biermann die Berliner Ehrenbürgerwürde zu geben.

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10.01.2007. Die FR feiert die neue Urbanität in Ulm, aber nicht um Ulm herum. Die SZ findet mit Roger Norrington, dass das Vibrato verboten gehört. Die FAZ möchte, dass Seyran Ates wieder als Anwältin praktiziert. In der Welt singt Sonja Margolina ein Loblied auf den jüngst verstorbenen russischen Soziologen Juri Lewada. Dani Levys Komödie "Mein Führer" kommt insgesamt nicht so gut an, obwohl die SZ Helge Schneider als Hitler-Imitator besser findet als Bruno Ganz.

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09.01.2007. In der Welt erklärt Gore Vidal das Sexualverhalten in den literarischen Zirkeln der USA. Die FR erzählt, was Dani Levy in seinem Film "Der Führer" weggelassen hat. Die taz verstrickt sich in den Verzweigungen der Dancefloor-Musik. Die SZ berichtet von Kunst stehlenden amerikanischen Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Die FAZ beschreibt die Aktivitäten des Penguin Verlags in China.

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08.01.2007. In der NZZ stellt Andrzej Stasiuk klar: "Rumänien ist so viel wert wie die Niederlande und Belgien zusammen." Die SZ erklärt, warum die Münchner Philharmoniker abgesehen von fünf anderen Orchestern das beste Orchester der Welt sind. Die Welt fragt, wie sich die Amerikaner einen Sieg im Irak eigentlich vorstellen.

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06.01.2007. Die FAZ fragt, warum westliche Architekten chinesische Propagandazentralen errichten. Die NZZ weiß dagegen aus China von einer strategischen Verschwörung feindlicher Mächte zu berichten. Die Berliner Zeitung erklärt, wie man in der digitalen Welt Second Life zu analogem Geld kommt. Außerdem wirft Dani Levys Hitler-Komödie "Mein Führer" ihre Schatten voraus: Die FR findet es politisch korrekt, über Hitler zu lachen. Die taz findet allerdings schon die Frage, ob man dies dürfe, autoritätsfixiert. Die Welt stört sich allein harmlosen Witzen.

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05.01.2007. Für die SZ entfaltet Xu Xing ein Panorama der Stadt Peking. Die FAZ greift noch einmal den Streit um Maxim Billers Roman "Esra" auf und meint, dass Kunst, die wirken will, auch mit Gegenwirkungen rechnen muss. In der NZZ erklärt der Philosoph Catalin Avramescu, wie die Rumänen ihre Privatsphäre vom öffentlichen Raum abteilen. Die taz erklärt, was es mit der religiösen Frauengemeinschaft der Qubeissiat in Syrien auf sich hat. Die Welt lockt Helge Schneider über seine Hitler-Rolle in Dani Levys Film "Mein Führer" aus der Reserve.

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04.01.2007. Die Zeit rät von Dani Levys Hitler-Film ab und empfiehlt statt dessen eine Website über Katzen, die wie Hitler aussehen. Die NZZ zeichnet ein drastisches Bild von Spanien im Zementrausch. Zwiespältiges zum 60. Geburtstag des Spiegel: Die FR fürchtet, dass er seine Funktion als politisches Leitmedium verloren hat. Die Welt dagegen verteidigt den Spiegel gegen die Nostalgiker der Spiegel-Affäre. Klaus Harpprecht sieht ihn in der SZ fest in der Hand von Frank Schirrmachers Sympathie-Imperium. Die FAZ sagt dazu nichts.

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03.01.2007. Najem Wali beklagt in der NZZ, dass die Hinrichtung Saddam Husseins eine wirkliche Abrechung mit dessen Kultur des willkürlichen Mordens und Niedermetzelns verhindert hat. Die FR hofft, dass das Snuff-Video von der Hinrichtung endlich auch den letzten Befürworter der Todesstrafe in einen Gegner verwandelt. Die Welt berichtet von einem neuen Geschäftsmodell für Filmfirmen: dem Privatfilm. In der FAZ sieht Hans-Christoph Buch bereits die internationale Gemeinschaft den Verkehr in Haiti regeln. Die SZ sucht vergeblich nach einem Zusammenhang zwischen Architektur und Moral.

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02.01.2007. In der Welt begrüßt Leon de Winter die Hinrichtung Saddam Husseins. Auch die SZ reagiert positiv. In der taz fordert die Grünen-Politikerin Helga Trüpel eine dezidiertere europäische Kulturpolitik und mehr signandsight.com. In der FAZ schildert  Amir Hassan Cheheltan die lähmende Wirkung der Zensur im Iran. Außerdem war das Borchardt zu. Und der Songwriter Lee Hazlewood verabschiedet sich mit der Zeile: "Death or birth / peace on earth / what's it worth? / - nothing".