Magazinrundschau
Wischi-Waschi-Liberale wie ich
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
11.01.2011. Vanity Fair schildert die konfliktuelle Komplizenschaft zwischen Julian Assange und Alan Rusbridger vom Guardian. In Le Point beklagt BHL die kulturelle Verarmung der arabischen Länder durch den Exodus der Christen. Im Merkur erklärt der israelische Philosoph Yoram Hazony, warum die Europäer Israel fallen lassen. Wired erklärt, wie Künstliche Intelligenz entsteht: einfach Datenhaufen zu Code verdauen. Literaturen feiert den Journalisten Heinrich von Kleist. Himal feiert den Dichter Faiz Ahmed Faiz. The Atlantic beobachtet die neue Nation der Superreichen.
Vanity Fair | Himal | The Atlantic | Magyar Narancs | Economist | Rue89 | New Republic | Literaturen | New Yorker | Point | Telerama | New York Times | Merkur | Common Review | Elet es Irodalom | Wired | Salon.eu.sk | 3 quarks daily
Vanity Fair (USA), 01.02.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q114/A29702/vanity.jpg)
Außerdem: William D. Cohan schildert die Hintergründe in dem Rechtsstreit Peter Daou und James Boyce gegen Ariana Huffington (der große Ähnlichkeit mit der Klage der Winklevoss-Zwillinge gegen Mark Zuckerberg aufweist).
Point (Frankreich), 06.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q39/A29704/point.jpg)
Merkur (Deutschland), 06.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q11/A29695/merkur.jpg)
In der Ökonomiekolumne zeichnet Karen Horn nach, wie sich schon vor Sarrazin Wirtschaftswissenschaftler die Zähne an Evolution und Genetik ausgebissen haben, zum Beispiel der Liberale Friedrich von Hayek.
Common Review (USA), 10.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q256/A29711/common.jpg)
Elet es Irodalom (Ungarn), 07.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q88/A29708/es.jpg)
Wired (USA), 01.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q137/A29700/wired.jpg)
Evgeny Morozov erklärt, wie geschickt Russland und China inzwischen das Netz regulieren: Nicht durch plumpe Zensur, sondern indem sie das Surfen für Nutzer mit unerwünschtem Verhalten so unbequem wie möglich machen. "Millionen von Menschen veröffentlichen bereits intime soziale Daten bei Facebook, LinkedIn, Delicious oder ihren russischen und chinesischen Alternativen - mehr braucht die Regierung nicht. Du pflegst eine Online-Freundschaft mit einem regierungskritischen Blogger? Kein Zugang für dich. Du verbringst die meiste Zeit damit, bei Yahoo Finanzen zu surfen? Freier Zugang für dich."
Außerdem: Neal Pollack erzählt, wie Sean Parker erklärte, warum der schwedische Musik-Streaming-Dienst Spotify, sobald er in den USA Fuß gefasst hat, ein äußerst profitables Geschäft sein wird: "'Man wird abhängig', sagte Parker auf einer Tech-Konferenz über Spotify. 'Am Ende hat man eine Musikbibliothek aufgebaut, die 100 mal größer ist als alles was du jemals hattest und an diesem Punkt hast du keine Wahl mehr - wir haben dich an den Eiern. Wenn du diesen Inhalt auf deinen Ipod laden willst, must du dafür zahlen. Wenn du ihn auf dein Iphone laden willst, musst du abonnieren.'"
Salon.eu.sk (Slowakei), 30.12.2010
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q214/A29712/salon.jpg)
3 quarks daily (USA), 11.01.2011
3 quarks daily hat auf eine Reihe von Artikeln zur Ermordung des pakistanischen Politikers Salmaan Taseer verlinkt. Taseer war Gouverneur des Punjab und ein scharfer Kritiker des Blasphemiegesetzes, das zuletzt benutzt wurde, um die Christin Asia Bibi zum Tode zu verurteilen, weil sie den Propheten Mohammed beleidigt haben soll (mehr hier). Taseers Sohn Aatish Taseer erzählt im britischen Telegraph, wie tausende Pakistanis den Mörder auf dem Weg zum Gefängnis feierten und ihn mit Rosenblättern überschütteten. "Ich sollte noch sagen, dass am Freitag keine Moschee im Land sich gegen den Mord ausgesprochen hat. 2.500 Anwälte meldeten sich, um den Mörder kostenlos zu verteidigen. Und der Regierungschef des Punjab, der nicht am Begräbnis teilnahm, hat noch nicht persönlich meiner Familie kondoliert, die in ihrem belagerten Haus in Lahore sitzen."
Es ist der "Tod der Toleranz", schreibt Gulmina Bilal Ahmad in der pakistanischen Zeitung Daily Times. Sie sieht Pakistan zweigeteilt: in die Mehrheit, die die Ermordung Taseers im Namen des Islams billigt, und eine Minderheit aus "Wischi-Waschi-Liberalen wie ich selbst, die zwar säkulare und tolerante Ansichten haben, aber diese nur in bestimmten [privaten] Situationen artikulieren und praktizieren".
"Cheer on my friends!", ruft bitter Khurram Husain in der pakistanischen Express Tribune der den Mörder bejubelnden Menge zu: "Cheer on the assassin! Smile and clap your hands, chant odes to the ghazi"s bravery! Go ahead, applaud the darkness that is coming your way, because once it has taken you into its embrace, there"ll be no cheer left in your life."
Es ist der "Tod der Toleranz", schreibt Gulmina Bilal Ahmad in der pakistanischen Zeitung Daily Times. Sie sieht Pakistan zweigeteilt: in die Mehrheit, die die Ermordung Taseers im Namen des Islams billigt, und eine Minderheit aus "Wischi-Waschi-Liberalen wie ich selbst, die zwar säkulare und tolerante Ansichten haben, aber diese nur in bestimmten [privaten] Situationen artikulieren und praktizieren".
"Cheer on my friends!", ruft bitter Khurram Husain in der pakistanischen Express Tribune der den Mörder bejubelnden Menge zu: "Cheer on the assassin! Smile and clap your hands, chant odes to the ghazi"s bravery! Go ahead, applaud the darkness that is coming your way, because once it has taken you into its embrace, there"ll be no cheer left in your life."
Himal (Nepal), 01.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q255/A29703/himal.jpg)
In weiteren Artikeln geht es unter anderem um die im Vergleich zur Urdu-Lyrik etwas enttäuschende englischsprachige Prosa des Autors und um den Versuch, die Gedichte ins Englische zu übersetzen (hier einige Beispiele).
The Atlantic (USA), 01.02.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q7/A29698/atlantic.jpg)
Komplett auf dem Holzweg ist ein Feminismus, der glaubt, die brutale männliche Dominanz beim Sex ließe sich domestizieren. Davon ist Natasha Vargas-Cooper überzeugt. Nach ihren Streifzügen durch die hardcore-pornografischen Seiten des Netzes sieht sie sich darin doppelt und dreifach bestätigt: "Es ist eine zum großen Teil finstere Präsentation dessen, was Frauen alles tun, um Männer zu befriedigen: junge Ehefrauen, die auf der Familiencouch an sich herumfingern, alte Ehefrauen, die sich den Freunden des Ehemanns anbieten, alternde Mütter im schäbigen Korsett, die ihre hängenden Hinterteile in die Kamera halten. In der Pornografie von heute sehen Porno-Stars nicht mehr aus wie Porno-Stars. Das Bild von Jenna Jameson, der berühmtesten professionellen Pornodarstellerin in den USA (auch eine Bestsellerautorin) - mit ihren absurd riesigen Brüsten, viel zu langen Blondhaaren und der künstlich gebräunten Haut - ist ersetzt worden durch das neue Gesicht der Pornografie: eine bleiche ungezogene 19-Jährige mit Körbchengröße A und schlechter Frisur, das Gesicht nur erhellt durch den blauen Dämmer ihres Mac."
Magyar Narancs (Ungarn), 16.12.2010
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q91/A29707/magyarnarancs.jpg)
Economist (UK), 06.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q14/A29699/economist.jpg)
Rue89 (Frankreich), 08.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q175/A29714/rue89_logo.jpg)
New Republic (USA), 07.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q27/A29710/newrepublic.jpg)
Filmtheoretiker David Thomson bespricht sehr beeindruckt Claire Denis' Film "White Material", den deutsche Kinogänger wohl nicht zu Gesicht bekommen werden: "Als ich 'White Material' sah, glaubte ich mich in Afrika und ich hatte Angst. Ich glaubte an die unverheilten Wunden der jüngsten Vergangenheit so als würde ich V.S. Naipauls 'Guerillas' lesen. In jenem Roman und in diesem Film spürt man eine Gemeinheit, die sich aus dem in der Geschichte gesammelten Groll ebenso speist wie aus der vom Boden steigenden Hitze und dem Gestank der unbegrabenen Toten."
Und David Hajdu ist hin und weg von Kanye Wests neuem Video, das seiner Meinung nach Glamour, Gewalt und Sex auf furchterregende Weise verbindet: "'Monster', ein Track von Wests neuem Album 'My Beautiful Dark Twisted Fantasy', das ich in die Liste der zehn besten Alben von 2010 aufgenommen hat, ist musikalisch gesehen, ein verstörend unwiderstehliches Meta-Statement von Wests monströsem Ego."
Literaturen (Deutschland), 01.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q21/A29696/literaturen.jpg)
Weitere Artikel: Frauke Meyer-Gosau trifft den amerikanischen Star-Literaten Michael Cunningham in Venedig, wo auch sein neuer Roman "In die Nacht hinein" spielt. Über die drei größten Feinde des Schriftstellers - Kühlschrank, Bett, Internet - schreibt Kristof Magnusson.
New Yorker (USA), 17.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q19/A29713/ny.jpg)
Außerdem: David Brooks erklärt, wie neue Wissenschaftszweige versuchen, die menschliche Natur und das menschliche Alltagsleben zu verstehen und die Lücke zu schließen, die durch die Atrophie von Theologie und Philosophie entstanden ist. Und Anthony Lane sah im Kino Elia Suleimans halbbiografische Komödie "The Time That Remains" und den in die vier Jahreszeiten unterteilten Film "Another Year? von Mike Leigh.
Telerama (Frankreich), 09.01.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q148/A29706/telerama.jpg)
Zu lesen ist auch ein Artikel über Regisseure und Schriftsteller, die den Finanzcrash derzeit in aktuellen Arbeiten thematisieren, unter anderem Ariane Mnouchkine in ihrem Theaterprojekt Naufrages du Fol Espoir.
New York Times (USA), 07.01.2011
Mit sichtlicher Faszination hat Stephen Burn den in Frankreich gefeierten, soeben auch in deutscher Übersetzung erschienenen, äußerst ambitionierten Roman "Zone" von Mathias Enard gelesen. Das formale Hauptcharakteristikum - es gibt nur einen Satz und einen Punkt im ganzen Roman - ist für den Rezensenten sehr viel mehr als ein Gimmick: "Tief in der Chemie des Romans bricht dieser offene Satz auch Zeitgrenzen nieder. Ein abgeschlossener Satz ist ein Baustein - eine Möglichkeit, Zeit im Raum zu kartieren -, der isoliert werden kann, so dass die Bewegung von einer vergangenen in eine gegenwärtige Zeit möglich wird. Indem Enard keine einzelnen Sätze erlaubt, lässt er den Leser frei flottierend in der Flüssigkeit des Bewusstseins seines Protagonisten Mirkovic treiben; ein Ort, an dem antike und klassische Geschichte die jüngeren Ereignisse ständig unterbrechen. In diesem Reich der ewigen Zeit löst sich Mirkovic als einheitliches Subjekt auf und erlangt im Verlauf seiner einsamen Eisenbahnfahrt mythische Dimensionen: Er wird Dante, der durch die Kreise der Hölle zu einer vita nuova reist; Hermes, der die Toten über den Styx geleitet; Vorbote der Offenbarung des Johannes, der die Namen der Toten statt des Buchs des Lebens mit sich führt."
Vanity Fair | Himal | The Atlantic | Magyar Narancs | Economist | Rue89 | New Republic | Literaturen | New Yorker | Point | Telerama | New York Times | Merkur | Common Review | Elet es Irodalom | Wired | Salon.eu.sk | 3 quarks daily
Kommentieren