Nirgends wurden versklavte Afrikaner grausamer und tödlicher ausgebeutet als auf den englischen
Zuckerplantagen der Karibik. Fara Dabhoiwala
zeigt, wie die englische oder schottische Aufklärung mit der Rechtfertigung der Sklaverei vor sich selbst einknickte: "Wichtiger noch als die Frage der Sprachmacht war im 18. Jahrhundert die Definition des Menschseins. Die
Abolitionisten erklärten, dass die Eloquenz von Sklaven und Afrikanern ihren gleichen Rang als Menschen bewiesen, doch die meisten Europäer hielten es für selbstverständlich, dass schwarzes Sprechen von Natur aus minderwertig sei, wenn nicht tierisch. Als 1753 der Philosoph
David Hume beweisen wollte, dass 'Weiße' allen anderen menschlichen 'Arten' überlegen seien, griff er beherzt zu einem westindischen Beispiel, das eigentlich das Gegenteil bewies: 'In Jamaika sprechen sie von einem Neger, als hätte er Stimme und Verstand; aber er wird wohl für eine recht dürftige Fähigkeit bewundert, wie ein Papagei, der ein paar Wörter hintereinander sagen kann.' Eine schwarze Stimme konnte nicht mehr sein als rohes Geschrei. Auf derartiges Denken stützte sich die Akzeptanz des Sklavenhandels. Auch wenn Hume es nicht einmal für nötig hielt, den Namen des Mannes zu nennen, den er so verächtlich machte, handelte es sich bei ihm nicht um einen Sklaven, sondern einen ungewöhnlich privilegierten freien schwarzen Jamaikaner,
Francis Williams, einen Mann von Besitz, der in London als Anwalt ausgebildet worden war, ein des Lateinischen mächtiger Poet und Mathematiker, der seinerseits Sklaven besaß. Da die Weißen auf den westindischen Inseln so erpicht darauf waren, die Unterscheidung zwischen Sklaverei und Freiheit synonym zu machen zu der zwischen Schwarz und Weiß, war es für sie äußert ärgerlich, wie einer führender Sklavenbesitzer beklagte, dass Williams nicht den Anstand besaß zu schweigen, sondern öffentlich darauf pochte, dass Hautfarbe nichts mit Intelligenz zu tun habe: '
Tugend und Verstand haben keine Farbe, auch nicht Kunst oder ein aufrichtiger Geist', schrieb er. Weiße Jamaikaner versuchten wiederholt, seine Stimme zum Schweigen zu bringen, doch niemals ganz erfolgreich. Als das Parlament der Insel ein Gesetz verabschiedete, dass seine Rechte stutzen solle, reichte Williams erfolgreich bei den englischen Behörden Beschwerde ein - als gebildeter, wohlhabender
freigeborener Sklavenbesitzer."
Weiteres: Jonathan Freedland
liest Neuerscheinungen zur politischen Desinformation, mit der vor allem
Wladimir Putins Klickfabriken etliche Demokratien destabilisierte, darunter
Thomas Rids "Active Measures" und
Philip N. Howards "Lie Machines". In keinem Land zirkuliert so viel Desinformation wie in den Vereinigten Staaten, erschrickt Freedland: "Die USA wiesen den
höchsten Stand an Informationsmüll auf, während der Präsidentschaftswahl 2016 lag das Verhältnis von seriösen Nachrichten und Infomüll, die bei Twitter geteilt wurden, bei eins zu eins."