Magazinrundschau
Positiver Katastrophenfall
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
Smithsonian Magazine (USA), 31.08.2019

Pangea (Italien), 05.08.2019

New York Review of Books (USA), 22.08.2019

HVG (Ungarn), 15.07.2019

Boston Review (USA), 06.08.2019

Elet es Irodalom (Ungarn), 02.08.2019

Vanity Fair (USA), 06.08.2019

Durga Chew-Bose zeichnet ein sehr schönes Porträt von Kristen Stewart, die nicht nur demnächst als einer von "Charlies Angels" und als Jean Seberg in dem gleichnamigen Politthriller von Benedict Andrews zu sehen sein wird, sondern mit der Verfilmung von Lidia Yuknawitschs Buch "The Chronology of Water" auch ihr Debüt als Filmregisseurin geben wird. "Die Art, wie Yuknavitch über einen Körper spricht, und die Schande, ihn zu haben", erklärt Stewart ihr Interesse an dem Buch. "Die Art, wie sie wirklich schmutzig, peinlich, seltsam, ekelhaft, ein Mädchen ist. Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte, wie ich sie noch nicht gesehen habe. Ich wuchs mit 'American Pie' auf, diesen Typen, die in ihren Socken wichsten, als wäre es das Normalste der Welt, und es war urkomisch. Stell dir vor, ein Mädchen kommt - es ist wie, ja was?, so beängstigend und bizarr."
Außerdem: May Jeong geht der Frage nach, warum Fan BingBing - Chinas größter Filmstar, mit so viel Followern auf Weibo wie die KP - kürzlich ein Jahr wie vom Erdboden verschwunden war (man hatte sie wegen Steuerhinterziehung unter Hausarrest gestellt). Und Keziah Weir besucht Miuccia Prada.
El Pais Semanal (Spanien), 04.08.2019

London Review of Books (UK), 01.08.2019

Thomas Meaney zeichnet mit Blick auf zwei Bücher von Kathleen Belew und Kyle Burke die Bruderschaften von Weißen Nationalisten und Paramilitärs in den USA nach, die seit Vietnam ihren eigenen Krieg gegen Schwarze, Kommunisten und den Staat überhaupt führten, wenn sie sich nicht in Rhodesien, Afghanistan oder Kroatien als Söldner verdingten: Seit dem Attentat von Timothy McVeigh in Oklahoma gelten sie als einsame Wölfe, doch in Meaneys Augen haben sie eher von antifaschistischen Partisanen das Konzept der Leaderless Resistance für ihren Herrenmenschen-Terrorismus abgekupfert.
Merkur (Deutschland), 01.08.2019
Wer sagt eigentlich, dass Europa ganz selbstverständlich mit Liberalismus und Emanzipation einhergeht? Und wer glaubt noch an jene geschichtsphilosophische Sicht, derzufolge die Menschheit sich stetig zur global geeinten Gattung entwickelt? Moritz Rudolph jedenfalls nicht. Für ihn oszilliert die Globalisierung seit dem 15. Jahrhundert zwischen Expansion und Kontraktion, auf jede Öffnung folgten Rückzug und Abschottung, wenn auch nicht unbedingt im selben Zuschnitt: "Der nächste Nationalismus könnte supranational-europäisch sein und sich als Antinationalismus camouflieren. Seine geschichtsphilosophische Funktion ist jedoch noch immer dieselbe: Er unterbricht den Welteinigungsprozess, schließt einen partikularen Raum ab und wendet sich scharf nach außen.... Die europäische Rechte befindet sich damit ganz auf der Höhe der kontrahierenden Zeit, und wenn sie sich einmal auf Europa als Aktionsraum geeinigt hat, wird sich alles Weitere schon finden. Noch bestehen Unterschiede zwischen den einzelnen Rechtsparteien: Salvini will mehr Schulden machen, die AfD will ihm das verbieten; Le Pen ist für die Verteidigung des Wohlfahrtsstaats, die Mehrheits-AfD will ihn weiter abbauen; die AfD bejubelt den gemeinsamen Binnenmarkt, Le Pen will ihn einschränken; die AfD ist Klimaskeptikerin, Le Pen schwingt sich zur Großökologin auf; Wilders gibt sich israelfreundlich, antiimperialistische Rechte halten es dagegen mit dem palästinensischen Befreiungskampf, den sie zugleich gegen das internationale Finanzjudentum führen wollen; westeuropäische Rechte schwärmen für Russland, osteuropäische hassen die Russen. Viele Politikwissenschaftler drehen aus diesen Widersprüchen ihre Beruhigungspillen und bezeichnen das neue Bündnis, das es, wie sie selbst zugeben müssen, so noch nicht gab und daher Beachtung verdient, als 'wackelig'. Die Rechte, das macht sie ja so rechts, versammelt sich jedoch gerne unter dem Banner des Mächtigsten, der seine Linie dann schon irgendwie durchdrückt. Für langanhaltende Grabenkämpfe ist sie nicht bekannt."
Weiteres: Der Schriftsteller Per Leo lässt seine verändert Sicht auf die Politik in den USA Revue passieren. Emily Witt schreibt über die Opioid-Krise in den USA.
En attendant Nadeau (Frankreich), 03.08.2019

CulturMag (Deutschland), 05.08.2019

Der auf Naturbetrachtungen spezialisierte Germanist Ludwig Fischer nimmt uns derweil zu einem Ausflug mit ins Moor, dessen Kulturgeschichte er umreißt: Viel vom Moor ist in Deutschland nicht übrig geblieben, aber auch dessen heutige Bewahrung aus ökologischen Gründen ist in erster Linie eine Kulturleistung, schreibt er: "Erstens: Die ästhetische 'Entdeckung' des Moors (im 19. Jahrhundert) erfasste, sieht man genau hin, gar nicht die 'unberührte Natur' des Hoch- oder Niedermoors. ... Zweitens: Auch diese ästhetische Überhöhung der 'ersten Stufe', also der vorindustriellen Phase der Moorkolonisierung hat, mit ihrer agrar-romantischen Tendenz, einen regressiven Zug, stellt das gesamtgesellschaftlich schon weithin Überholte vor."
Außerdem: Brigitte Helbling hat erstmals den Essay "Die braunen Wespen" des Naturbeobachters Loren Eiseley aus dem Jahr 1956 ins Deutsche übertragen - "ein seltsamer Essay", wie die Übersetzerin im Anhang selber einräumt: Sehr aufmerken lässt allerdings, dass der Text ursprünglich in der von Joyce Carol Oates herausgegebenen Anthologie "The Best American Essays of the Century" berücksichtigt wurde. Und der Schriftsteller Johannes Groschupf, der gerade für seinen Thriller "Berlin Prepper" (unsere Kritik) gefeiert wird, schreibt über seine Reise nach Sibirien auf den Spuren des Naturforschers Georg Steller, über den Groschupf eigentlich einen Roman schreiben wollte. Dazu ergänzend der Hinweis: Beim NDR gibt es derzeit noch Peter Leonhard Brauns wunderbar lakonisch getextetes, sehr radiophonen Feature-Klassiker "Hyänen" aus dem Jahr 1971 zum Nachhören.
New York Times (USA), 04.08.2019

Außerdem: Jon Mooallem berichtet aus Paradise, Kalifornien, einer Stadt, die bei den horrenden Waldbränden von 2018 fast vollständig zerstört wurde (sehr lesenswert auch Mark Arax' Reportage im California Sunday Magazine zu den menschengemachten Gründen für das Ausmaß des Feuers). Und Carina Chocano erklärt, was an Gender Reveal Partys, bei denen das Geschlecht des Ungeborenen offenbart und gefeiert wird, so fragwürdig ist.