Magazinrundschau - Archiv

Quillette

23 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 3

Magazinrundschau vom 20.09.2022 - Quillette

Bestürzt, auch empört, schreibt der Zeithistoriker Jeffrey Herf über eine Entschuldigung, die der amerikanische Historiker James Sweet verfasst hat. Sein Vergehen? Er hatte unter dem Titel "Is History History?" eine Kolumne im Journal der American Historical Association verfasst, deren Präsident er ist, und dort gefragt, ob Geschichte heutzutage nicht enthistorisiert wird. "Präsentismus", war seine Diagnose, liest Geschichte nur als Vorgeschichte eigener Obsessionen, meist im Zeichen modischer Ideologien. Es folgte der übliche Shitstorm der Errniedrigten und Beleidigten und jener, die sich als Erben dieses Status betrachten. Die Entschuldigung schadet Sweets Disziplin mehr als die Diagnose, meint Herf: "Professor Sweets Stelle an der Universität von Wisconsin-Madison ist sicher. Und er ist der Präsident der American Historical Association. Dennoch entschuldigte er sich, obwohl er nichts zu befürchten hatte, und fügte damit seinem Berufsstand und der AHA unnötigen Schaden zu. Er hatte sich für nichts zu entschuldigen, aber in der Geschichte und im Leben sind diejenigen, die nichts Falsches getan haben, oft am ehesten bereit, sich zu entschuldigen, während die tatsächlichen Verbrecher und Übeltäter nur leugnen oder sich herausreden. Es ist unmöglich, sich als seriöser Historiker mit so wichtigen Themen wie der Geschichte der Sklaverei - oder in meinem Fall mit der Geschichte des Nationalsozialismus, des Kommunismus und des Antisemitismus in der modernen deutschen Geschichte - zu befassen, ohne jemanden zu beleidigen."

Magazinrundschau vom 02.08.2022 - Quillette

Max Wilson erzählt die bewegende und wehmütige Geschichte einer Soulband, die Riesenhits hätte haben können, wenn sie nur gekonnt hätte. Aber sie war ein Gefängnisprojekt in Wisconsin, ins Leben gerufen von dem Musklehrer Dave Bultman, der seinen Häftlingen strenge Bedingungen stellt, wenn sie bei seinen Projekten mitmachen wollten: Sie mussten Instrumente, Noten und Musiktheorie lernen. Wilson hat für seinen Artikel auch mit dem letzten überlebenden Musiker der Band, Joe Hayes, gesprochen. Die Soulband Upheaval erreichte nur deshalb eine gewisse Bekanntheit weil ihre einzige Single "Paradise Lost" als eine der meistgesuchten der Welt gilt. Angeblich wurde sie nur 25mal gepresst. Auch einige Videoaufnahmen sind überliefert, die man in Wilsons Artikel betrachten kann: "Erst nach ihrer Inhaftierung lernten die meisten Mitglieder von Upheaval, Instrumente zu spielen. Das vielleicht erstaunlichste Beispiel dafür war James Lampkins, der auf einer der beiden einzigen erhaltenen Upheaval-Filmaufnahmen von 1975 zu sehen ist, wie er das Vibraphon bei 'Happy Hooker' und das abschließende Gitarrensolo in 'Ready Train' spielt. Hayes erzählte mir, dass Lampkins ein Naturtalent war und sich schnell in Musiktheorie und Komposition einarbeitete. Trotz seiner musikalischen Frühreife starb Lampkins nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis obdachlos in Milwaukee. Tragischerweise war dies ein gemeinsames Thema mit anderen Bandmitgliedern. Ohne die Haft hätte es Upheaval nicht gegeben, denn sie ermöglichte es ihnen, jahrelang gemeinsam zu üben und zu proben, aber die Inhaftierung erwies sich auch als ihr Fluch. Nach der Entlassung einen festen Job zu finden und ein Dach über dem Kopf zu haben, war für viele von ihnen aufgrund ihrer kriminellen Vorgeschichte fast unmöglich."

"Paradise Lost" kann sich mit den besten Stax-Produktionen messen:

Stichwörter: Soul, Upheaval

Magazinrundschau vom 22.02.2022 - Quillette

Respekt für fremde Kulturen ist etwas gutes - aber gilt das wirklich immer? Die Anthropologin Elizabeth Weiss würde das verneinen, seit sie festgestellt hat, dass viele indigene Gemeinschaften ausgesprochen frauenfeindlich sind. So dürfen manchmal bestimmte Artefakte von Kuratorinnen nicht berührt werden. Erst recht nicht, wenn sie menstruieren: "In einem Artikel aus dem Jahr 2003 über die Bedeutung der 'Inklusivität' im archäologischen Bereich berichteten die Wissenschaftler Katherine Dowdall und Otis Parrish, dass die Zusammenarbeit des kalifornischen Verkehrsministeriums mit dem Stamm der Kashaya Pomo von Frauen verlangte, bei der Menstruation ein bestimmtes Protokoll zu befolgen. (Interessanterweise wurden auch die Männer aufgefordert, eigene Protokolle zu befolgen, wenn ihre Partnerinnen menstruierten, in der Annahme, dass die imaginäre menstruelle Verunreinigung im häuslichen Bereich weitergegeben wurde). Einige Archäologen fühlten sich bei dieser Regelung unwohl und waren besorgt über die Verletzung der Persönlichkeitsrechte der Arbeitnehmerinnen. (An einem normalen Arbeitsplatz ist es in der Regel nicht erlaubt, eine Kollegin zu fragen, ob sie menstruiert, geschweige denn, sie auf dieser Grundlage zu diskriminieren.) Dowdall und Parrish stellten fest, dass niemand seinen Arbeitsplatz verlor, weil er sich gegen solche Regeln gewehrt hatte, aber die Manager hatten Berichten zufolge auch darauf geachtet, niemanden einzustellen, der vorher angedeutet hatte, dass er oder sie sich nicht an diese Art von 'integrativem' Regelwerk halten würde."

Magazinrundschau vom 01.02.2022 - Quillette

Als die Schulen pandemiebedingt geschlossen waren, haben viele amerikanische Eltern erstmals mitbekommen, was ihre Kinder in der Schule lernen. Und ein guter Teil war nicht glücklich über den Lehrplan. Ihnen wurde entgegengehalten, dass man Entscheidungen darüber besser den Pädagogen und Experten überlassen soll. Das ist Unsinn, findet Moshe Krakowski, selbst Lehrer ist, und warnt vor einer Überheblichkeit, die vor allem Milieuschutz sei: "Menschen, die in den Medien oder in der Politik arbeiten, neigen zu der Annahme, dass ihre Erfahrungen unbestreitbar allgemeingültig sind. Sie sind fast immer Stadtbewohner mit Hochschulbildung, die gut ein Schulsystem navigieren konnten, das ebenso sehr aus Vernetzung und Konformität besteht wie aus Algebra und Biologie ist. Für sie ist und war Bildung eine vorwiegend soziale und kulturelle Realität, deren Inhalt zufällig aus akademischen Inhalten besteht. Sie zeichnen sich aber vor allem in etwas aus, das Bildungsforscher als 'versteckten Lehrplan' bezeichnen - die grundlegenden Normen und Werte, die das Rückgrat der Sozialisierung in bestimmten Weltanschauungen und Praktiken bilden. Und weil sie (vielleicht unbewusst) das Bildungswesen mit dieser Sozialisierung gleichsetzen, neigen sie dazu, die sozialen Werte der Erziehung von Erziehungsfachleuten bestimmen lassen zu wollen, nicht von den Eltern. Aber das ist ein großer Fehler."

Außerdem: Imran Said wirft einen Blick auf muslimische Länder in Europa, Asien und Afrika und stellt fest, dass der Islamismus fast überall aus der Mode kommt.
Stichwörter: Schule, Islamismus, Unbewusste

Magazinrundschau vom 04.01.2022 - Quillette

Am 26. Dezember 2021 starb der Biologe Edward O. Wilson im Alter von 92 Jahren. In einem Interview aus dem Jahr 2009 erzählt er, wie 1978 auf offener Bühne ein Krug Wasser über ihm ausgegossen wurde - schon damals war die "Idee einer biologischen Natur des Menschen den Demonstranten zuwider, tatsächlich war sie zu jener Zeit für viele Menschen zu radikal - wahrscheinlich für die meisten Sozialwissenschaftler und sicherlich für viele auf der äußersten Linken", erzählt Wilson, der seine Sozialbiologie immer wieder gegen Rassismusvorwürfe verteidigen musste, im wieder aufgelegten Interview mit Alice Dreger. "Wissen Sie, wenn wir eine ehrliche Biologie gehabt hätten, die streng als Wissenschaft angesehen worden wäre, hätten wir wahrscheinlich - das ist natürlich ein unmögliches Szenario - nicht den Pseudo-Rassismus und die mörderische Ideologie der Nazis gehabt. Aber sie war nicht als Wissenschaft geschützt, auch nicht in diesem Land. Das ist etwas, worüber die radikale Linke selten nachgedacht hat. Die Roten Khmer haben die Vorstellung der extremen Linken aufgegriffen, wonach der menschliche Geist so geformt werden kann, dass er in das perfekte System passt. Was man in Kambodscha also tun musste, war, die Menschen aus den 'bösen' Städten herauszuholen und sie in Kommunen zu stecken und all diejenigen loszuwerden, die auf die 'falsche Weise' programmiert waren, um ein neues Paradies zu schaffen. Auf der einen Seite gibt es also die Idee der rassischen Reinheit eines arischen Volkes, bei der es nur um Biologie geht. Und auf der anderen Seite die Vorstellung von der kulturellen Reinheit einer radikalen Reformgesellschaft. Das sind die beiden Extreme, und viele Menschen haben unter ihnen gelitten. Sie basierten beide auf schlechter Wissenschaft. Ich vermute, dass es immer noch Nachklänge oder Nachbeben dieser Denkweisen gibt. ... Wir haben steinzeitliche Gefühle, mittelalterliche Institutionen und gottgleiche Technologie. Das ist ein Riesenproblem! Solange wir nicht verstehen oder gar akzeptieren, dass unsere Emotionen paläolithisch sind und eine evolutionäre Grundlage haben, werden wir nicht das Gleichgewicht halten und die richtigen Dinge tun können."

Magazinrundschau vom 19.10.2021 - Quillette

Boston Pride hat sich aufgelöst. Eine der ältesten und bekanntesten Schwulen- und Lesbenorganisationen der USA hat sich selbst aufgelöst, nach einem langen Streit um die Rolle von Transgender und BLM. Obwohl das Komitee in den letzten Jahren praktisch allen Forderungen nachkam, reichte es den QTBIPOC (Queer, Trans, Black, Indigenous und People of Color) nie, erzählt Maxwell Meyer. Sie wollten die ganze Macht. Das Ende von Boston Pride wirft für Meyer eine wichtige Frage für Aktivisten auf: "Was tun wir, wenn wir gewinnen?" Die Rechte von Homosexuelle in den USA sind heute juristisch und gesellschaftlich durchgesetzt, also versucht ein Block, so Meyer, sich durch Radikalismus neu zu profilieren: "Wenn die Rechte der Schwulen und Lesben nicht mehr radikal sind, muss die LGBT-Bewegung ihre Energie und ihre Ressourcen in Dinge stecken, die die Möglichkeit einer militanten Politik bieten - wie radikale Gender-Bewegungen, die Auslöschung des biologischen Geschlechts, Antikapitalismus, Dämonisierung Israels, extreme Formen des 'Antirassismus', Pazifismus und die Abschaffung der Polizei. Selbst Schwule und Lesben, die heute als 'privilegierte' Elite der LGBT-Bevölkerung angesehen werden, sind Gegenstand von Misstrauen und sogar Feindseligkeit. Dieser Radikalismus ist völlig losgelöst von der Realität, dass die LGBT-Bewegung fast alle ihre Ziele erreicht hat. Sogar in Bezug auf die nominell radikalen Ziele, die diese Aktivisten anstreben, ist die Einbildung, mutig und revolutionär zu sein, ziemlich dünn, da sich zeigt, dass viele dieser Ziele aktiv von progressiven Politikern, Akademikern, großen kulturellen Institutionen, Hollywood und sogar von 'woken' Unternehmen unterstützt werden. Aktivisten, die sich einreden, dass sie gegen das System wüten, sind in vielen Fällen selbst zu einem Teil des Systems geworden."

Magazinrundschau vom 04.05.2021 - Quillette

1955 - da lebte er schon mehrere Jahre in Frankreich - veröffentlichte James Baldwin den Essayband "Notes of a Native Son", in dem er sich auch - am Beispiel von Beecher Stowes "Onke Tom" und Richard Wrights "Native Son" dem Protestroman widmete: Er lehnte diese Form ab, weil sie darauf beharre, dass allein die Kategorisierung des Menschen real sei und nicht transzendiert werden könne. Oder, wie er zwei Jahre später schrieb: "Die Realität des Menschen als soziales Wesen ist nicht seine einzige Realität, und der Künstler wird erwürgt, wenn er gezwungen ist, sich mit den Menschen ausschließlich in sozialen Begriffen zu beschäftigen". In den sechziger Jahren würde er diese Haltung ändern, schreibt Samuel Kronen in seinem Essay, der Baldwins "Tonwechsel" als Parabel darüber liest, was passiert, wenn Künstler sich in erster Linie als Aktivisten verstehen: "In diesem Moment repräsentierte Baldwin die Konsolidierung zweier divergierender und unversöhnlicher Stränge des schwarzen amerikanischen Denkens inmitten der kulturellen Umwälzungen der 1960er Jahre - das separatistische Ethos des schwarzen Nationalismus und den assimilatorischen Geist der Integration. Er ließ die Gruppenviktimologie wie eine Erweiterung des Rassenstolzes erscheinen. Einerseits die volle Akzeptanz der Schwarzen in den amerikanischen Mainstream zu fordern und andererseits zu behaupten, dass Schwarze nicht in eine irreparabel rassistische Gesellschaft aufgenommen werden müssen, mag aus Sicht einer kosmischen Gerechtigkeit oder poetischen Wahrheit Sinn ergeben, aber als Aktionsplan taugt dieses Denken nicht. Es lässt keinen Ausweg zu."

Ziemlich unehrlich findet Arthur Jeon die Art, wie in Amerika über Polizeischießereien berichtet wird (ein Paradebeispiel dafür ist dieser Kommentar in The Nation).
Stichwörter: Baldwin, James, Integration

Magazinrundschau vom 05.01.2021 - Quillette

Trump ist demnächst eventuell weg. Der Trumpismus nicht. Und deshalb ist es gut, diesen ausführlichen Artikel über Intellektuelle der "New Right" zu lesen, die Trump mit zugehaltener Nase wählten, selbst oft aber eher Bewunderer von Viktor Orbans reaktionärer Agenda sind. Jordan Alexander Hill zitiert Autoren wie Patrick J. Deneen, Sohrab Ahmari, David Goodhart und Rusty Reno. Sie sind sich sämtlich einig, dass der reaganistische Dreiklang des Konservatismus, der als "Fusionismus" figuriert, obsolet ist. Er setzte sich zusammen aus klassischem Liberalismus, sozialem Traditionalismus und Interventionismus und wurde von Antikommunismus zusammengeleimt. Das Problem dabei, so Hill mit Deneen, ist der Liberalismus: "Der Liberalismus mag eine Weile die kollektivistischen Impulse abgewehrt haben, aber seine eigenen Ayn-Rand-inspirierten Exzesse - sein Materialismus und die Fetischisierung von Autonomie - haben genau die Strukturen untergraben, die Konservative schützen wollen: Familie, Religion, Community und begrenzte Regierung. 'Heute sehen unsere Probleme anders aus' schrieb Sohrab Ahmari im Oktober 2019… 'Unsere Gesellschaft ist fragmentiert, atomisiert und moralisch desorientiert. Der neue amerikanische Rechte sucht nach Antworten auf diese Krisen, und dafür brauchen wir eine Politik der Grenzen, nicht der Autonomie und Deregulierung.' Und so sind alle Arten von Grenzen und ein religiös neu geordneter öffentlicher Rum Schlüsselelemente der kulturellen Neubelebung, die die Neue Rechte sucht." Am Ende ist Hilil allerdings ziemlich skeptisch, ob all diese Autoren auch nur im Ansatz eine pragmatische politische Agenda formulieren können.

Magazinrundschau vom 24.04.2019 - Quillette

Immer wieder erstaunlich, wie wenig hierzulande die Debatten in den unmittelbaren Nachbarländern zur Kenntnis genommen werden. So muss man erst über Bande spielen und Andy Ngos Artikel im kanadischen Magazin Quillette lesen, um von der Geschichte der dänischen Journalistin Jaleh Tavakoli zu hören, der wegen eines geteilten Links das Sorgerecht für ein Pflegekind entzogen werden soll. Tavakoli ist iranischen Ursprungs und Kolumnistin der Jyllands Posten, wo sie durchaus als islamkritisch zu bezeichnende Artikel publiziert. Die Behörden meldeten sich bei ihr, nachdem sie auf Facebook einen Link auf ein Köpfungsvideo geteilt hatte: Es ging um den Fall der dänischen Touristin Louisa Vesterager Jespersen, die in Marokko von ISIS-Terroristen umgebracht worden war. Auch Jespersens Freundin Maren Ueland ist von den Terroristen ermordet worden. In einem vierseitigen Brief erklärt die dänische Sozialbehörde, dass Tavakoli nun nicht mehr befähigt sei, ihr Pflegekind zu betreuen. Auch andere Personen, die den Link teilten, sind bestraft worden, so Ngo. "Tavakoli, die von diesem Brief immer noch erschüttert ist, glaubt, dass das Sozialamt die Frage, wie und warum das Video geteilt wurde, überhaupt nicht beachtet habe. Ihr Grund, sagt sie, war ihre Frustration darüber, dass dänische Medien zunächst nur Euphemismen benutzten, um den Mord zu beschreiben. 'Die Medien schrieben, dass die beiden tot aufgefunden worden seien und Spuren der Gewalt zeigten.' Das konnte alles heißen.'" Tavakoli muss wegen ihrer Artikel Sicherheitsauflagen beachten und hat bereits das Terrorattentat 2015 in Kopenhagen überlebt, das auf eine Gedenkveranstaltung für Charlie Hebdo verübt wurde (unser Resümee).

Magazinrundschau vom 07.08.2018 - Quillette

Der kanadische Autor und Arzt Ali A. Rizvi - in Pakistan geboren, in Libyen, Saudi-Arabien und Pakistan aufgewachsen, bevor er in seinen Zwanzigern nach Kanada zog - ist ein erklärter "atheistischer Muslim" (so auch der Titel seines Buchs) und erklärt im Interview mit Quillette fröhlich, dass Millionen von Muslimen sich zum Säkularismus oder gar zum Atheismus bekennen. Warum westliche Liberale diese Muslime ignorieren oder sogar kritisieren, ist ein Missverständnis (wenn es nicht einfach Bigotterie ist), meint er: "Es gehört zum liberalen Gewissen, religiöse Minderheiten schützen zu wollen. Wenn es eine Minderheit gibt, von der man denkt, dass sie angegriffen oder verleumdet wird, will man sie schützen. Aber das führt die Liberalen in einen Wertekonflikt. Minderheitengemeinschaften haben oft sehr konservative soziale Werte, wenn man die Minderheit verteidigt, endet man leicht bei der Verteidigung dieser konservativen Werte. Viele Liberale verstehen den Unterschied nicht." Aber die Aufklärung verbreitet sich auch ohne ihre Hilfe: "Jemand fragte mich neulich, wie ich so optimistisch sein könne, was eine muslimische Aufklärung angeht, wenn wir doch den Aufstieg von Dschihadismus und Fundamentalismus sehen. Saudi-Arabien bezeichnet den Atheismus sogar als eine Form des 'Terrorismus'. Meine Antwort darauf lautet: Warum bezeichnet Saudi-Arabien Atheisten als Terroristen? ... Weil sie in ihrer Jugend einen Anstieg des Atheismus erleben. In Ländern wie Ägypten und Saudi-Arabien sind etwa 70 Prozent der Bevölkerung unter 30 oder 35 Jahre alt, und sie sind all diesen neuen unterschiedlichen Ideen im Internet ausgesetzt."