Vorgeblättert

Leseprobe Hubertus Kohle: Museen digital - Teil 1

27.08.2018.
I

Das Bayerische Nationalmuseum gehört zu den großartigsten kunst- und kulturhistorischen Museen Europas. Im späten 19. Jahrhundert gegründet und vor allem von den Schenkungen des bayerischen Königshauses profitierend, ist es eine Stadt in der Stadt, verwinkelt und von fast schon verwirrender Vielfalt. Als Bau hat es der Architekt Gabriel von Seidl in Anlehnung an die in ihm ausgestellten Werke in ganz unterschiedlichen Stilen gehalten, und es ist überreich mit Werken der bayerischen Geschichte ausgestattet. Vor nicht allzu langer Zeit wurde unter großer öffentlicher Anteilnahme die neu gestaltete Abteilung „Barock und Rokoko“ im Westflügel eröffnet. Grund genug, dieses Schatzhaus mal wieder zu besuchen.

Die gleich hinter dem inneren Zugang gelegene Abteilung in nobel-zurückhaltendem Ambiente glänzt vor allem in der Heterogenität ihrer Objekte. Es geht mit naturwissenschaftlich-astronomischen Mess- und Präsentationsinstrumenten los, setzt sich in Ölskizzen und Großplastiken des Barock fort, umfasst ganze Zimmerausstattungen, die komplett so von ihrem originalen Ort in das Museum verlagert wurden und endet noch lange nicht in den prunkvollen Tischaufsätzen der Wittelsbacher Schlösser. Etwas enttäuschend ist die Besucherzahl: Wie auch in anderen, durchaus wichtigen und bekannten Sammlungen, die nicht gerade eine Blockbuster-Sonderausstellung präsentieren, verliert sich allenfalls ein Dutzend Besucher in den teils weitläufigen Sälen. Und in den nicht neu eingerichteten Bereichen sind es eher noch weniger.

Wer sich ein wenig in der (Ideen-)Geschichte des Museums auskennt, merkt schnell, dass in dieser beeindruckenden neuen Abteilung des Bayerischen Nationalmuseums immer wieder Qualitäten aufscheinen, die typisch sind für die Eigenheiten der Institution. Im Museum verliert der einzelne Gegenstand seinen ursprünglichen Charakter, vor allem seinen funktionellen, und gewinnt andererseits einen neuen, primär ästhetischen. Das gilt insbesondere für reine Kunstmuseen, weniger für kulturgeschichtliche. Schon Hegel wusste genau, dass man vor dem Altar im Museum das Knie nicht mehr beugt – und wer es doch tut, wird als Esel karikiert. Bazon Brock, das enfant terrible der deutschen Kunst- und Kulturkritikerszene, berichtet von einem alten Mütterchen im Museum, das genau das vorhat und vor einem Altarbild niederknien will, dafür aber vom Museumswächter und den feixenden Besuchern kritisiert wird.i

Ironisch darauf reagiert wurde vor einigen Jahren im Kölner Wallraf-Richartz-Museum, wo die Museumsleute einige Kirchenbänke vor den Andachtsbildern der Kölner Schule aufgestellt hatten. Kunsthistoriker, die eine Vision des Museum im Jahre 2040 entworfen haben, sind andererseits der Überzeugung, dass das Museum möglicherweise gut daran täte, in einer weitgehend säkularisierten Gesellschaft wieder Meditationsräume anzubieten, um damit der stärker werdenden, aber immer weniger als befriedigt erlebten Sinnsuche eine Perspektive zu bieten – und zwar bis in die Ausstattung der Räume hinein und über das hinausgehend, was ihnen als ästhetischen Kultorten sowieso schon eignet.ii Als einen Vorgriff darauf könnte man das ansehen, was die Königlichen Museen Belgiens in Brüssel schon jetzt anbieten: Yoga-Kurse in den Räumen ihrer Sammlung. Aber auch wenn die Kunsthalle Zürich im Rahmen einer Ausstellung zu „Funktion von Kirchen- und Ausstellungsraum heute“ im Museumsraum selber Gottesdienste veranstaltet, ist die Richtung eingeschlagen.

Abbildung 1: Johann Georg Dirr, Astronomische Standuhr, 1769. Foto: Hubertus Kohle, CC BY-NC-ND 2.0.
Da das Bayerische Nationalmuseum ja eine Art Zwitter zwischen Kunst- und Kulturgeschichtsmuseum ist und mit den erwähnten Globen und Instrumenten sogar noch etwas von einem Technikmuseum hat, macht sich dieser ebenso de- wie rekontextualisierende Grundcharakter des Museums hier in einer gewissen Unentschiedenheit bemerkbar, die aber eher das Spektrum erweitert, als dass sie negativ auffällt. In all den vereinzelten Meisterwerken, die ihren Höhepunkt in den Rokoko-Plastiken eines Ignaz Günther finden, triumphiert die Idee reiner Schönheit.

Dort andererseits, wo die Kuratoren eine monumentale Chorschranke in einen der Räume eingebaut haben, verweisen sie darauf, dass die Kunst eben auch Teil eines liturgischen Kontextes war und gruppieren hinter diese Chorschranke sinnvollerweise liturgisch einschlägige Kunstobjekte. Oder sie stellen das prunkvolle Portal eines Münchener Bürgerhauses des 18. Jahrhunderts nicht vor eine neutrale Wand (was sie mit einem anderen dieser Portale durchaus auch tun), sondern bauen es in einen Durchgang zwischen zwei Räumen im Museum ein, um damit auf dessen Funktion zu verweisen.

Das Museumsobjekt repräsentiert insofern immer nur einen Ausschnitt aus seiner historischen und funktionalen Vielschichtigkeit. Etwas schmerzlich fällt dies gleich am Anfang des „Barock- und Rokoko“-Rundganges auf, dort nämlich, wo die technischen Geräte des 18. Jahrhunderts präsentiert werden. Geradezu erschlagend ist der künstlerische Aufwand, mit dem in der Zeit solche Geräte gestaltet wurden. Das gilt zum Beispiel für eine vergangene und zukünftige Sternkonstellationen aufzeigende astronomische Standuhr von Johann Georg Dirr aus dem Jahr 1769 mit ihrer verschwenderischen Materialausstattung und dem exquisiten Figurenbesatz (Abb. 1).

Wie aber ein solches Gerät funktioniert, lässt sich im Museum gerade nicht herausfinden, setzte dies doch voraus, dass man es berührte und in Bewegung versetzte, an diesem Ort ein absolutes no go. Stattdessen kann man sich allenfalls mit beigefügten Beschreibungen behelfen, die aber im Bayerischen Nationalmuseum nicht durchgängig vorhanden sind. Auch an anderen Stellen wird man auf unterschiedlichen Wegen darauf verwiesen, dass der ausgestellte Gegenstand sich nicht in seiner funktionalen Fülle gleichsam selber ausspricht. Viele der erwähnten Ölskizzen zeigen stark verkürzte, offensichtlich über uns angesiedelte Gestalten des christlichen Heiligenkosmos, so etwa Matthäus Günthers „Heilige des Benediktinerordens“ von 1759. An der Museumswand ist das eigentlich ein Unding, aber wir wissen natürlich (oder werden darüber nötigenfalls in den Beschriftungen aufgeklärt), dass es sich um Entwürfe für kirchliche Deckengestaltungen handelt, die die räumliche Situation mitberücksichtigen. Hier handelt es sich um die Benediktinerklosterkirche in Rott am Inn. Oder die Beschilderung einer farblosen bzw. nur noch mit Farbresten versehenen Minerva-Skulptur von Ignaz Günther berichtet mir, dass diese im Original leuchtend farbig gefasst war und jetzt gleichsam nackt daherkommt. Und noch einschneidender: Eine Figur des Erzengels Raphael aus der Günther-Schule hat sogar ihre Flügel verloren, außerdem den Fisch in der Hand, mit dessen Innereien Tobias die Blindheit seines Vaters heilen sollte, ein Umstand, der die Identifikation der Figur deutlich erschwert und der im Übrigen ebenfalls auf einem begleitenden Schild vermerkt wird (Abb. 2).

Erst in derartigen Kommentaren also lassen sich die ausgestellten Gegenstände in ihrer einsamen Schönheit sozusagen wieder verlebendigen, in gewisser Weise auch „entmusealisieren“. Es wäre sogar noch nicht einmal übertrieben zu sagen, dass man sie dann überhaupt erst verstehen könnte. Dabei fallen im Bayerischen Nationalmuseum alle möglichen Alternativen zu den genannten Beschilderungen auf, die eine vergleichbare Aufgabe erfüllen. Manche der Besucher nutzen einen Audioguide, mit dem sie sich ausgewählte Werke mündlich erklären lassen, in anderen Räumen steht in den Ecken ein Kasten, der auf Pappe aufgezogene Deutungshilfen enthält. Am Anfang eines Raumes hängt gewöhnlich zudem eine Tafel, die den Gesamtzusammenhang zu erklären versucht. Und dann hat auch das Digitale mit seinen vielfältigen Visualisierungsmöglichkeiten seinen Einzug gehalten, nicht gleich am Anfang, im „Technikraum“, wo es aus besagten Gründen besonders vermisst, aber sicherlich noch nachgeliefert wird, aber doch etwas später. Die nicht sonderlich großen Touchscreens fallen erst gar nicht auf, weil scheinbar provisorisch auf einer Besucherbank deponiert, aber in den folgenden Räumen wiederholt sich das, und ich verstehe, dass es so geplant ist. Eine Museumswärterin teilt mir auf Nachfrage mit, dass die Geräte vom Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen werden, und auch die Pressereaktion sei ausgesprochen positiv gewesen.

Abbildung 2: Ansicht des Ignaz-Günther-Saals im Bayerischen Nationalmuseum. Foto: Hubertus Kohle, CC BY-NC-ND 2.0.

Die Anbringung dieser Bildschirme ist irgendwie bezeichnend. Befinden sich die mehr oder weniger großen Schrifttafeln direkt an der Wand und damit den zweidimensionalen Kunstwerken gleichgeordnet, wollte man dem elektronischen Bildschirm diesen Status dann wohl doch (noch) nicht zugestehen. Das ist angesichts der intensiven, häufig sehr kritischen Überlegungen der Fachleute zum Digitalen im Museum eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, denn elektronische Bewegtbilder absorbieren die Aufmerksamkeit umfassend und würden in diesem Fall vom Eigentlichen ablenken. „Bildschirmkultur ist eine Kultur unbegrenzter Ablenkung”, heißt das bei Helen Molesworth, der ehemaligen Hauptkuratorin am Museum of Contemporary Art in Los Angeles, „wir aber streben im Museum eine Kultur der Aufmerksamkeit an“.iii

Andererseits sind solche Bildschirme doch äußerst leistungsfähig. Ich schaue mir die im Bayerischen Nationalmuseum genauer an. Natürlich sind sie raumgreifender als die Hinweisschilder. Aber dafür enthalten sie erstens doch auch gleich Informationen zu allen Werken im Umkreis und könnten bei heutigen digitalen Speicherplätzen sogar gleich sämtliche Objekte des Museums aufnehmen. Zweitens erlauben sie dem Besucher eine individuelle Auswahl dessen, was ihn interessiert, und drittens könnten sie die erwähnten Bewegtbilder liefern und damit zum Beispiel mein Informationsbedürfnis zu den technischen Geräten befriedigen. An einen Fall im Kunsthistorischen Museum in Wien erinnere ich mich, bei dem das Innenleben eines komplizierten barocken Schiffsautomaten filmisch erklärt wird.

Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und übrigens auch der Nachprüfbarkeit aus der Ferne nicht, denn der Film ist auch über das Internet-Filmarchiv Youtube abzurufen.



Die Museumskuratoren könnten über solche Bildschirme digital die farbige Fassung meiner eben erwähnten Minerva rekonstruieren oder auch dem Erzengel Raphael die Flügel wieder aufsetzen, um ihm eine Idee seiner ursprünglichen Erscheinungsform zu vermitteln. Letzteres ließe sich zum Beispiel auch mit sogenannter augmented reality bewerkstelligen, einem sehr aktuellen Verfahren, das sogar im Bayerischen Nationalmuseum schon einmal eingesetzt wurde und auf das noch zurückzukommen sein wird. Sie könnten überhaupt alle möglichen historischen Kontexte neu heraufbeschwören, in denen sich ein Werk einmal befunden hat und damit ein Manko der Musealisierung kompensieren, ohne gleich damit die Faszination der Darstellung im Museum selbst zu zerstören. Auf jeden Fall enthalten schon die Geräte im Bayerischen Nationalmuseum so viele Informationen, dass man sich leicht darin verlieren kann. So gesehen ist die Anbringung jeweils am Ende einer der Sitzbänke auch wieder konsequent, weil sie die Lektüre in bequemer Position ermöglicht. Und sie kommt den Mahnern entgegen, die das Museum in erster Linie als Ort der Langsamkeit und der Intensität betrachten, das sich vom hektischen Alltagsleben zu unterscheiden habe. Das elektronische Bewegtbild dominiert hier nicht den Gesamteindruck des musealen Raumes, sondern ist auf die individuelle Rezeption desjenigen beschränkt, der danach (hoffentlich) wieder zur intensiven, dann aber eben auch besser informierten Betrachtung der Originale zurückkehrt.

II

Museen in aller Welt haben in den letzten 20, 30 Jahren begonnen, die Möglichkeiten der Digitalisierung für ihre eigenen Bedürfnisse zu vermessen. In den angelsächsischen Ländern mit großem, wenn auch nicht ungeteilten Enthusiasmus, in Deutschland und noch mehr den romanischen Ländern eher distanzierter und zurückhaltender. Umfangreiche strategische Überlegungen zum Einsatz des Digitalen in den Museen sind daher hier rar, umso eher trifft man sie in den englischsprechenden Ländern an. „Most of the people who are interested in art aren't going to get on a plane and come here. […] It would be great if they came. But it's O.K. if what we're doing is reaching them in just a digital way“, meint Sree Sreenivasan, ehemaliger Chief Digital Officer des Metropolitan Museum of Art, und verweist auf die Tatsache, dass der Aufwand eines Besuches des wirklichen Museums für viele gar nicht zu leisten ist.iv

Dabei ist die Auffassung Sreenivasans nicht so revolutionär, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag. Schon in der Frühen Neuzeit wurden Kunstwerke mittels graphischer Techniken reproduziert, um sie auch denjenigen zu vermitteln, die nicht an den Ort ihrer Ausstellung kommen konnten. Das waren dann im Übrigen ja auch häufig adelige Sammlungen, die ganz grundsätzlich nicht so leicht zu betreten waren. Der Trend verstärkte sich im 19. Jahrhundert, als mit der Photographie systematisch ganze Sammlungen in Form von umfangreichen Reproduktionszyklen neu geschaffen wurden und die Verkaufsräume von Photographen teilweise wie Museumssäle aussahen – nur dass in ihnen Kunstwerke versammelt waren, die im Original nicht am gleichen Ort ausgestellt wurden.

Zuletzt ziehen auch die europäischen und deutschen Institutionen bei der digital gestützten Fortsetzung dieses Trends nach. „Digitale Medien können die Idee des Museums verstärken und das dort angehäufte Wissen viel breiter zur Verfügung stellen“, meint Volker Rodekamp, bis 2014 Präsident des Deutschen Museumsbundes, und erwähnt damit ebenfalls die politisch unabweisbare Notwendigkeit, die Museumsöffentlichkeit auf eine breitere Basis als die der tatsächlichen Besucher zu stellen.v „Viele wollen heute jederzeit und an 365 Tagen im Jahr und von überall auf Informationen zugreifen, da ist ein Auftritt im Netz für unser Haus oft die erste virtuelle Eintrittskarte“, heißt es bei Uta Husmeier-Schirlitz, der Chefin des Clemens-Sels-Museums in Neuss, zur neuen Internet-Präsenz.vi Wie Sreenivasan sieht sie eine Aufgabe des Museums darin, auch außerhalb seiner eigenen Mauern wirken zu können.

Sehr grundsätzlich wird Holger Simon, der Geschäftsführer einer Agentur für digitale Kulturkommunikation in Köln, indem er darauf verweist, dass es bei der Museumsdigitalisierung nicht nur um Information, sondern auch um authentische Erschließung geht: „Das Museum wird sich stark verändern. Und die ersten Prozesse sind schon heute deutlich zu erkennen. Durch die Digitalisierung wird zum einen das Museum seinen „Ausstellungsraum“ ins Digitale erweitern. Hier reicht es nicht, einfach die Kunstwerke zu fotografieren und ins Netz zu stellen. Es geht darüber weit hinaus. Vielmehr wird der digitale Raum genutzt werden können, um die Vermittlung, Kommunikation und auch Präsentation in diesen Raum zu erweitern.“vii

Auch sonst wächst der Druck auf die Museen von außen, sich in einer zeitgemäßen Form an ihr Publikum zu wenden. Das gilt bis hinauf auf EU-Ebene und gerade dort, wo sich mit der Europeana sogar ein rein digitales Angebot etabliert hat, das sich als eine Art internetgestützte Synthese aller interessierten europäischen Museums- und Bibliotheksinstitutionen präsentiert: „Wir müssen uns EU-weit um besucherfreundlichere Kulturerbe-Stätten und Museen bemühen, darum, mit neuer Technik und Technologie Besucher anzuziehen und vor allem junge Menschen zu erreichen. Kurz gesagt, wir müssen Geschichte lebendig machen. Es freut mich, dass das Kulturerbe in den nächsten sieben Jahren von der Europäischen Union stärker gefördert wird.“viii

Die Aussage scheint einem in der EU weit verbreiteten technokratischen Geist verpflichtet. Auch die Behauptung, dass Geschichte mit Technologie lebendig zu machen sei, wird nicht jeder unterschreiben. Es ist aber doch verständlich, dass der vielfach festgestellten „Vergreisung“ des Museumspublikums mit modernen Mitteln entgegengewirkt werden soll. Denn auch wenn zum Beispiel in Deutschland jedes Jahr deutlich mehr als hundert Millionen Menschen in eines der inzwischen fast 7.000 Museen pilgern (1980 waren es noch weniger als 2.000), ist doch ein genauerer Blick fast schon alarmierend: Unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das Interesse eher bescheiden. Zu bemängeln hierbei ist allenfalls die Tatsache, dass Politik und Verwaltung auf die mangelnde Modernisierung erst aufmerksam gemacht werden müssen.

Dass das Potsdamer Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte im Herbst 2017 unter anderem wegen seiner mickrigen Besucherzahlen massiv unter Druck geriet und sich zumindest partiell in ein Medienzentrum verwandeln sollte, in dem man wegkommt „vom reinen Bestaunen musealer Exponate“ – so ein Sprecher des Ministeriums –, wird insbesondere bei den Fachvertretern zu reflexhafter und angesichts der verächtlichen Formulierung auch nachvollziehbarer Abwehr führen.ix Fragen lassen müssen sie sich aber wohl, warum sie nicht selbst Anstrengungen in die Richtung einer zeitgemäßeren Vermittlung angestoßen haben. Immerhin passiert inzwischen einiges, und wenn ein Oldenburger Museum eine Kooperation mit dem örtlichen Gymnasium eingeht, um sich von den Schülern informieren zu lassen, was es tun muss, um diese verstärkt in seine Räume zu lotsen, so ist schon ein wichtiger Schritt getan. Es ist übrigens kein Wunder, dass diese Schüler vorrangig Interaktivitäts- und Kooperationspotentiale einfordern, also Dinge, die insbesondere im digitalen Raum realisiert werden können, und dass sie zudem standardmäßig WLAN und QR-Codes im Museum erwarten.

Leseprobe Teil 2