Vorgeblättert

Wolf Jobst Siedler: Wir waren noch einmal davongekommen. Teil 3

17.09.2004.
Eine besondere Spezialität der Vollen Pulle war das für uns neuartige "Pilaw", ein Gericht, über das man stritt, ob es jugoslawischer oder arabischer Herkunft war. Pilaw, Reis mit kleingeschnittenem Rinderfilet, gehackten harten Eiern, Tomatenmark und Tomatenketchup, konnten Imke und ich uns nur selten leisten. Als Imke dieses Pilaw nach Jahrzehnten selber zubereitete, war der alte Geschmack wieder da.Oder waren es die Erinnerungen von einst, die die Empfindungen von damals heraufriefen? Die Räume in der Vollen Pulle waren klein, sehr verwinkelt, sehr dunkel, und es war stets sehr heiss, vielleicht weil auf jedem Tisch Kerzen standen. Seinen besonderen Charakter hatte das Lokal dadurch, dass die Kellner oft Maler- oder Bildhauerstudenten von der gegenüberliegenden Hochschule für Bildende Künste waren, die sich damit ihre kargen Mittel aufbesserten.
Heinz Zellermayer ist sogar in die Geschichte Berlins eingegangen. Die Sowjets hatten nämlich für ihren Sektor eine Sperrstunde eingeführt, die eine Stunde später begann als die Sperrstunde der drei westlichen Sektoren. Das erwies sich für die Lokale im Westen als katastrophaler Nachteil, denn damals war es noch üblich, dass man einfach die zwei oder drei Stationen in den sowjetischen Sektor fuhr und dort weiterfeierte. So überredete Heinz Zellermayer den anfangs unwilligen amerikanischen Stadtkommandanten Frank L.Howley - dessen schlossartiges Landhaus in der Gelfertstrasse nicht weit vom Falkenried lag -, einer Ausdehnung der Sperrstunde auch im Westsektor zuzustimmen: "Schaffen Sie doch die Sperrstunde völlig ab, Sie glauben nicht, welche Attraktivität das Berlin geben würde." Howley sah ihn unsicher an, denn eine derart einschneidende Massnahme bedurfte der Zustimmung des Hochkommissars. Aber der Westen der Stadt war durch die Einschnürung ohnehin so benachteiligt, dass man sich schliesslich von Zellermayers Überredungskunst überzeugen liess und die Sperrstunde nicht etwa verlängerte, sondern gänzlich abschaffte. Das gab West-Berlin das für ganz Deutschland einzigartige Privileg, seine Kneipen und Destillen bis zum frühen Morgen offen zu halten.
Das Hotel Steinplatz musste bald die Segel streichen, inzwischen waren so viele neue Hotels eröffnet worden, dass immer weniger Gäste kamen und ein rentabler Betrieb nicht mehr möglich war. So verpachtete Heinz Zellermayer das Hotel Steinplatz an einen erfindungsreichen Manager, der es mit seinen zahlreichen Zimmern zu einem Altersheim machte,modisch gesprochen: zu einer "Altersresidenz ". In dieser Form lebt das alte Hotel Steinplatz, das so viele Gäste hat kommen und gehen sehen, noch heutigen Tages, wenn auch nun nicht mehr Künstler und Studenten, sondern betagte Damen die grüne Fläche des Steinplatzes auf ihre Weise beleben.

Gleich neben der Vollen Pulle lagen an der Ecke zur Hardenbergstrasse, gegenüber der noch zerschossenen Hochschule für Bildende Künste - bei der man ernsthaft überlegt hatte, ob man sie abreissen solle -, die Börsenstuben, eines der nobelsten Restaurants jener Jahre. Man musste arriviert sein, um dort zu verkehren, die Gäste kamen - wie der Name schon sagt - von der nahegelegenen Börse oder der BerlinerBank,die sichgerade ein Hochhaus baute, und natürlich war auch die Professorenschaft der Technischen Hochschule und der Hochschule für Bildende Künste vertreten. Gerade wurde von Baumgarten ein Konzertsaal für die Hochschule für Musik gebaut, dessen Garagenstil den Geist der fünfziger Jahre noch heute bewahrt.
Joachim Tiburtius, Berlins langjähriger Volksbildungssenator, lud mich mitunter in die Börsenstuben ein, was wahrscheinlich weniger mit meiner Person als mit meinem Namen zu tun hatte. Tiburtius kam nämlich aus Danzig, und er war in seiner Jugend von dem vermögenden westpreussischen Zweig unserer Familie protegiert worden, die seit Jahrhunderten eine der grossen Ostseereedereien besass. Joachim Tiburtius, schon 1948 als Professor für Volkswirtschaftslehre an die Freie Universität berufen, kam aus einer bürgerlichen, jedoch nicht vermögenden Familie. Desiderius Siedler, der einen Mittagstisch für vielversprechende junge Leute unterhielt, gewährte dem jeweils begabtesten Studenten eines Jahrgangs ein Stipendium. So auch Tiburtius, und das hat er nie vergessen. Er war dankbar bis in seine letzten Tage, wobei er allerdings die Familien und Generationen mitunter durcheinanderbrachte. In der Weihnachtszeit kam stets eine Geschenksendung mit einer Flasche Danziger Goldwasser in den Falkenried, einem scheusslich süssen Likör, in dem hauchdünne Goldblättchen schwimmen. Tiburtius wehrte Richtigstellung und Dank ab: "Ich denke noch immer voller Dankbarkeit an Ihren Herrn Vater."
Joachim Tiburtius war der erste und vielleicht bedeutendste Senator für die Kultur Berlins. In seine Ära fallen die Wieder- oderNeugründung der meisten Berliner Theater, Hochschulen und auch der Akademie der Künste, für die ich zusammen mit ihm ein nobles Landhaus als erstes vorübergehendes Quartier in der Dahlemer Musäusstrasse fand. Ich weiss nicht, ob ich es mir selber oder meinem Namen verdanke, dass Tiburtius mich sehr bald in einen dreiköpfigen "Beirat" seiner Senatsabteilung berief. Das hatte für Imke und mich die angenehme Beigabe, dass wir für alle Theater-Festwochen und Film-Festspiele Karten bekamen. Die Etablierung des Berliner Balletts von Imkes alter Ballettlehrerin Tatjana Gsovsky wurde gebührend gefeiert, und dann ist uns besonders das erste Gastspiel desPantomimenMarcelMarceau in Erinnerung,den Friedrich Luft in Paris entdeckt hatte, als ihn selbst dort kaum jemand kannte. Vor allem aber machte der Auftritt der französischen Primaballerina Janine Charrat in einem Gastspiel von Werner Egks "Abraxas" an der Städtischen Oper Berlin Furore, das vom Bayerischen Kulturminister Alois Hundhammer wegen "Gotteslästerung, amoralischer Inhalte und Verherrlichung des Satanskultes" verboten worden war. Bei mir hatte hauptsächlich Janine Charrat Furore gemacht. Sie war sehr jung und hatte ein auffallendes Tänzerinnenprofil. Dass in ihr Haar graue Strähnen gemischt waren, minderte nicht, sondern erhöhte ihren balletteusen Reiz. Anschliessend an die Premiere gab Tiburtius ein Essen, und da plazierte er die Primaballerina zwischen sich und mir. Momente im Leben eines Siebenundzwanzigjährigen, an die sich der Achtundsiebzigjährige erinnert.

In den Börsenstuben hatten zwei berühmte Komponisten der Nachkriegszeit ihren Stammtisch, deren Musik mir im Grunde fernlag, da ich von der musikalischen Moderne nichts verstand und verstehe. Der einzige Schritt ins Neuland der Moderne war mein Enthusiasmus für Arnold Schönbergs "Gurrelieder", die ich immer wieder auflegte, bis Imke protestierte. Boris Blacher - der nach Hans Scharoun der zweite Präsident der Akademie der Künste wurde - kam einmal im Monat von der Musikhochschule in die Börsenstuben herüber und traf sich hier mit Gottfried von Einem, der bei den Salzburger Festspielen eine entscheidende Rolle spielte. Ich war bald der Dritte im Bunde. Wir standen so freundschaftlich miteinander, dass wir einmal in Braunlage im Harz zu dritt ein paar Tage Urlaub machten, wo im Waidmanns Lust auch Senator Tiburtius stets seinen Urlaub verbrachte. Eigentlich waren wir zu viert, denn in Gottfried von Einems Begleitung war die sehr begabte und sehr schwarze amerikanische Mezzosopranistin Vera Little, die ihn ständig vom Trinken abzuhalten suchte, wogegen er sich aber erfolgreich wehrte: "Husch, Husch, rauf auf die Palme, von der Du doch erst gestern herunterge- klettert bist." Jahrzehnte später, ich war inzwischen Verleger, schlug mir Vera Little vor, ihre Erinnerungen zu veröffentlichen. Sie waren aber noch gar nicht geschrieben, und ich hatte meine Zweifel, dass sie sie jemals zu Papier bringen werde. Damit zog ich mich aus der Affäre, denn offensichtlich hatte sie dieHoffnung, dass derVerlag ihr zu einem Manuskript verhelfen würde.Aber vor ein paar Jahren sind sie unter dem Titel "Der einsame Priester und die Samstagsesser" erschienen, und sie sollen sehr hübsch erzählt sein. Damals gingen wir gemeinsam essen und liessen im Gespräch die alten Tage heraufziehen.
Eine Weinstube gehört eigentlich nicht in die Reihe "grosser" Restaurants der Nachkriegszeit. Aber ich mochte das Kottler, das nur zwei Häuser neben dem Schlichter in der Martin-Luther-Strasse lag. Dort gab es nur schwäbische Gerichte und württembergische Weine, weshalb das Kottler auch Der Schwabenwirt hiess. Sonnabends kehrte ich häufig mit meiner Tochter Sophie dort ein, nachdem wir unseren Antiquitätenbummel absolviert hatten. Das Kottler war ein bürgerliches, eher unelegantes Restaurant mit traditionellen regionalen Gerichten und sehr gutem Trollinger. Wenn ich dort meinen Frühschoppen trank und Sophie ihre Coca Cola, waren wir oft die einzigen Gäste. So war ich nicht überrascht, als das Kottler eines Sonnabends geschlossen war.Der Wirt hatte sich aus dem Fenster im vierten Stock gestürzt, um die Misere zu beenden. Er blieb am Leben, doch querschnittsgelähmt, und jahrelang soll er noch in einem Heim dahingelebt haben.
Merkwürdigerweise waren wir nur ein- oder zweimal in einem Restaurant, das den schönen altmodischen Namen Mampes Gute Stube trug. Es hatte den Bombenkrieg und die Strassenkämpfe überdauert, sodass die alte Einrichtung erhalten geblieben war, zu der ausgesuchte Kachelöfen des 19. Jahrhunderts gehörten, für die der Besitzer offensichtlich ein ebenso grosses Faible gehabt hatte wie ich selber. Mampes Gute Stube lag an der Ecke des Kurfürstendamms zur Joachimsthaler Strasse. Im Mai hatten die Russen das Mampe zu einem Stall für ihre Panjepferde umfunktioniert, wie mir ein alter Ober erzählte. Jetzt, ein Jahrzehnt später, war es ein Treffpunkt der sich allmählich wieder herausbildenden West-Berliner Gesellschaft. Aber dennoch ging man im Grunde nicht zu Mampe, und die wenigen Male, dass ich dort war, fielen mir die vielen alten Damen auf, die das Restaurant füllten. Schräg gegenüber am Kurfürstendamm lag in der ersten Etage das Rollenhagen, das Lieblingslokal von Ernst- Josef Aufricht, wo wir uns regelmässig trafen. Ich weiss nicht mehr, ob es dort wirklich so exzellentes Essen gab, aber der Traiteur des Rollenhagen, den man inzwischen "Tafeldecker" nannte, war eine Grösse dieser Zeit, wo man auch hinkam, sah man ihn und seine Mannschaft. Inzwischen spricht man von Catering, und nur die Eingeweihten kennen die Unterschiede zwischen Traiteuren, Tafeldeckern und dem Catering sehr genau.
Immer wieder wollte ich Aufricht zur Abwechslung vom Rollenhagen in das Mampe lotsen; aber er war halsstarrig. Die Aufrichts waren eben erst als schlesische Juden aus der Emigration zurückgekehrt, aber sonderbarerweise brachte er gegen das Mampe vor allem vor, dass dort fast ausschliesslich der jüdische Mittelstand verkehrt hatte. Es war, um mit Thomas Manns "Zauberberg" zu sprechen, die Herablassung der "guten" zu den "schlechten" Juden, obwohl es doch eigentlich in Deutschland gar keine Juden mehr gab.Aber Aufricht war in der Welt solcher Unterschiede aufgewachsen, als die Distanz zwischen "Westjuden" und "Ostjuden" eine Rolle gespielt hatte, die "Grunewald-Juden" wollten nichts mit den "Scheunenviertel- Juden" zu tun haben. Nur wenn uns der Sinn nach "Hechtklösschen " stand, liess sich Aufricht bewegen, quer über den Kurfürstendamm zu gehen, wobei er aber wieder darauf hinwies, dass "Hechtklösschen" das Stammgericht der alten jüdischen Gesellschaft Berlins gewesen waren. Davon wusste ich nichts, es war mir auch ziemlich gleichgültig. Hecht mieden wir ohnehin, weil die Vielzahl der Gräten das Essen zu einer Mühsal macht. Mampes Gute Stube allerdings hatte die Vermeidung solcher Tortur der Küche übertragen, und der unvergleichliche Geschmack des Hechts war nicht mit eigenen Mühen verbunden.
Aber es waren nicht nur solche gastronomischen Dispute, die unsere Restaurant-Besuche amüsant machten, er hielt auch an anderen literarischen Göttern als ich fest. Thomas Mann war ihm im Grunde altmodisch; seine Zeit würde in ein paar Jahrzehnten abgelaufen sein, was die heute Zwanzigjährigen vielleicht längst sehen; meine Neigung zum "Erwählten" wird inzwischen wohl von wenigen geteilt. Wen Aufricht wirklich schätzte - obwohl er ihn als Mensch nicht sehr gemocht hatte -, war Joseph Roth, der für ihn weit über Arnold Zweig, Alfred Döblin und Jakob Wassermann stand. Inzwischen bin ich meiner Sache nicht ganz sicher, ob nicht der "Radetzkymarsch", der "Hiob" und der "Tarabas" länger leben werden als die Bücher, die Imke und ich auf der Bank im Schwarzen Grund verschlungen hatten. Joseph Roth, ein Trinker seit seiner frühen Jugend, ist am Ende am Alkohol zugrunde gegangen, im Herbst 1939 starb er wenige Wochen, bevor Hitler zur Weltherrschaft ansetzte, als Ahasver in Paris. Manchmal will es mir so vorkommen, als sei mit ihm einer der grössten Romanciers der zwanziger Jahre dahingegangen, dann bedauere ich, dass ich Joseph Roth zu spät erkannt und seiner Wertschätzung durch Aufricht so verständnislos widersprochen hatte.
In den letzten Monaten vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten hatte Joseph Roth monatelang an einem bestimmten Tisch in Mampes Guter Stube gesessen, hier hatte er grosse Teile seines "Radetzkymarschs " geschrieben, und seine Trauer über den Untergang Habsburgs und des uralten Kaisers war wohl die Trauer über den Untergang des alten Europa. Im Juli 1932 schon hatte er gesagt: "Jetzt ist Zeit wegzugehen, sie werden unsere Bücher verbrennen und uns damit meinen." Auch Heinrich Mann hatte oft im Mampe gesessen, wer war denn nicht am Kurfürstendamm zu Hause gewesen, von Fritzi Massary bis zu Marlene Dietrich? Thomas Wolfe war von dem literarischen Klima des Boulevards und seinen unzähligen Buchhandlungen so beeindruckt, dass er, zurückgekehrt nach Amerika, schrieb: "Der Kurfürstendamm ist das grösste Kaffeehaus Europas." Das ist nun wirklich vorbei.
Jedes Restaurant hatte seine eigene Gesellschaft. Im Hiller, das wie das Dressel Unter den Linden gelegen hatte, verkehrten vorzugsweise Hof- und Finanzkreise, im Dressel Generäle und Minister, Kommerzienräte und Bankiers, Diplomaten mit eleganten Damen und auch die ein wenig anrüchige Lebewelt aus dem neuen Westen. Das dritte der berühmten Restaurants der Kaiserzeit war das Borchardt in der Französischen Strasse gewesen, ein kleines, aber sehr exquisites Lokal, das als einziges den Krieg und die Nachkriegszeit überlebt hat, selbst den Sozialismus, wenn auch in einer HO-Gestalt, und zuletzt nur noch als Lagerraum. Heute ist das Borchardt zu neuen Ehren gekommen, seine Kundschaft spiegelt das, was man jetzt die Gesellschaft nennt. Gerhard Schröder ist Stammgast, man zeigt sich den Kanzler verstohlen, aber er gibt dem Haus keine besondere Note. Das Borchardt ist das, was man heute ein "In-Lokal" nennt. Günter Rexrodt war dort regelmässig, und zuweilen sieht man auch Guido Westerwelle, vor allem aber die Welt der Prominenten um Thomas Gottschalk und Udo Walz. Insofern ist das Borchardt doch repräsentativ. Nach der feudalen Gesellschaft der Kaiserzeit kam die gutbürgerliche der Weimarer Epoche und auch des Dritten Reiches, die im Gehabe bis in ihre letzten Tage hinein das Bürgerliche herauskehrte. Jetzt gibt es das eine so wenig wie das andere, die Aristokratie spielt keine Rolle mehr und, bei Lichte besehen, auch das Bürgertum nicht. Es ist jene egalitäre Gesellschaft, die die Bundesrepublik prägt, und sie kommt im Borchardt zu ihrem Recht.
Vielleicht hatte Ralf Dahrendorf 1961 in seinem ersten und möglicherweise wichtigsten Buch "Gesellschaft und Freiheit in Deutschland " recht. Die Modernität der Bundesrepublik beruht vielleicht darauf, dass alles, was zum Untergang der ersten Republik von Weimar geführt hat, im grossen Schlamassel von 1945 verschwunden ist, die "Ruhrlade", die "Ostelbier" und die "Reichswehr", die im Grunde eine ganz kleine, verkappte kaiserliche Armee war. Aus den Katarakten des Zusammenbruchs tauchte die amorphe, egalitäre Gesellschaft der Nachkriegszeit auf, die man die Bundesrepublik nennt. In ein wenig anderen Worten hat dies Ernst Jünger in dem Motto gesagt, das ich meinem Buch vorangestellt habe.

Die Restaurants, in die meine Eltern und später auch wir gingen, die Lokale der Halbstadt also, haben sich in den siebziger und achtziger Jahren verabschiedet. Wenn man ihre Namen nennt, steigt die Atmosphäre der Alliierten Kommandantur, des Austauschs von Agenten an der Glienicker Brücke und jener Stadtkommandanten auf, die das letzte Wort in West-Berlin hatten, was den Regierenden Bürgermeistern noch in den allerletzten Jahren zuweilen in ärgerliche Erinnerung gebracht wurde, so, wenn es um diplomatische Etikette ging. Dann kam die große Wende, die durch einen Versprecher des Politbüro- Mitglieds Günter Schabowski unwissentlich und unwillentlich eingeleitet wurde.Wieder hat eine neue Zeit begonnen, man isst wie einst am Pariser Platz, am Gendarmenmarkt oder am Prenzlauer Berg, der zum ersten Mal in seiner Geschichte ein Treffpunkt der Jugend und zugleich der Schickeria geworden ist, wohin selbst amerikanische Präsidenten und französische Premiers von deutschen Bundeskanzlern geführt werden.Wer aber alt geworden ist, denkt an das Schlichter, an die Börsenstuben und an das Aben gern zurück. In der Erinnerung hat die Zeit der Teilung ihren eigenen Charme. Neben der Ostalgie steht die Westalgie.

Mit freundlicher Genehmigung des Siedler-Verlages

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