Magazinrundschau
Komplex ist alles
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
16.06.2009. MicroMega will kein Ritual der 1000 Frauen - schon gar nicht für Gaddafi. Outlook India erzählt, wie das Hindu-Theater mit Hilfe von Bert Brecht revolutioniert wurde. Der polnische Autor Pawel Huelle erzählt in Salon.eu.sk, wie er auf dem Fahrrad lernte, dass seine Stimme zählt. Der Guardian lernt von Abbas Kiarostami, worin die Schönheit der Kunst liegt. Im Nouvel Obs überlegt Breyten Breytenbach, was in Südafrika schief läuft. Elet es Irodalom ärgert sich über Intellektuelle, die nicht ins Theater gehen. The New Republik liest türkische Bücher über den Genozid an den Armeniern, die NYRB liest Bücher über Darfur. Die New York Times freut sich schon auf das neue Großparis.
Salon.eu.sk (Slowakei), 09.06.2009

Outlook India (Indien), 22.06.2009

Alles in allem fand Arif Mohammed Khan Barack Obamas Kairoer Rede okay. Nur einen Schönheitsfehler hatte sie: "Heute ist der Islam nicht mehr auf eine bestimmte Region beschränkt; tatsächlich leben über 80 Prozent der Muslime in nicht-arabischen Staaten, die Vereinigten Staaten eingeschlossen. Aber in Präsident Obamas Rede werden ein Glaube wie der Islam und ein Nationalstaat wie Amerika als gleichwertige Einheiten nebeneinander gestellt. Auf der anderen Seite wurden religiöse Minderheiten in Ägypten und im Libanon mit ihrer rassischen Bezeichnung wie Kopten und Maroniten beschrieben und nicht als Christen. Ich sehe keine Konzeption hinter dieser Terminologie, aber es erscheint mir, als habe Präsident Obama unabsichtlich die Sprache der panislamistischen Radikalen benutzt. Von Jamaluddin Afghani bis Osama bin Laden war es immer die ideologische Linie der Panislamisten zu sagen, dass Muslime nicht nur einer gemeinsamen Religion angehören, sondern auch eine einzige politische Gemeinschaft bilden."
Außerdem: Nicht so recht glücklich ist Namrata Joshi mit dem neuen Star-Trek-Film. Und Daniel Lak erzählt in seinem Toronto-Tagebuch, wie Ruby Dhalla, eine im Punjab geborene kanadische Abgeordnete, einigen Schwung in ein "Haus voller langweiliger Männer" gebracht hat.
New York Review of Books (USA), 02.07.2009

Außerdem: Michael Dirda legt seinen Lesern Patricia Highsmiths "pervers unterhaltsame" Ripley-Romane ans Herz. Jonathan Mirsky stellt die jetzt auf Englisch erschienen Erinnerungen des chinesischen Reformpolitikers Zhao Ziyang vor, der bis zu seinem Tod 2005 unter Hausarrest stand, weil er sich weigerte, gegen die protestierenden Studenten auf dem Tiananmen-Platz mobil zu machen. Malise Ruthven liest neue Bücher über den Iran. Tony Judt schreibt den Nachruf auf Amos Elon.
MicroMega (Italien), 11.06.2009

New Republic (USA), 01.07.2009

Fulminant ist Mark Mazowers Besprechung einiger neuer Bücher über den türkischen Genozid an den Armeniern: Immer mehr junge türkische Autoren und Journalisten wenden sich dem Thema zu, stellt er fest, und lobt Fethiye Cetins Buch (mehr hier) über ihre Großmutter: "Es verwebt zwei Geschichten - die der Großmutter, einer frommen muslimischen Frau, die ihr ganzes Leben in einer kleinen anatolischen Stadt zubrachte, und ihre eigene Geschichte, ihre Entdeckung des Geheimnisses der Großmutter. Dieses Geheimnis war, dass ihr wahrer Name nicht Seher war, sondern Heranus Gadaryan - sie war nicht als Muslimin geboren worden, sie war ein armenisches Mädchen, das von einem türkischen Gendarm gerettet und als seine eigene Tochter aufgezogen worden war."
Polityka (Polen), 12.06.2009

Guardian (UK), 13.06.2009

Sehr interessiert schreibt Julian Bell über die Ausstellung "Colour Chart", die der Frage nachgeht, welche Bedeutung Farben in der Kunst noch haben, nachdem Richter, Warhol und Stella sie zum 'Geblöke eines überkommenen Expressionismus' erklärt haben: "'Jede Universalität in der Erfahrung von Farben ist eine Illusion', behauptet Ann Temkin, Kuratorin der Ausstellung in der Tate Liverpool. Mit Verweis auf anthropologische Studien erklärt sie, dass einige Sprachen nicht zwischen dem unterscheiden können, was Engländer als 'Blau' und 'Gelb' wahrnehmen. Aber sie übertreibt. Alle bekannten Sprachen haben eine unterscheidbare Bezeichnung für die längste Wellenlänge des Farbspektrums gefunden, die uns von Blut und Feuer entgegengeschleudert wird. Rot ist aus gutem Grund das kräftigste der chromatischen Signale und wahrscheinlich der Punkt, von dem auch sich menschliches Farbbewusstsein Schritt für Schritt ausgebreitet hat."
Figaro (Frankreich), 11.06.2009
Fast 15 Jahre nach Erscheinen der letzten Folge hat sich die französische Schriftstellerin Anne Golon im Alter von 88 Jahren vor allem auf Druck ihrer Fans in Nordamerika dazu entschlossen, ihre sagenhaft erfolgreiche historische Romanserie um ihre Heldin Angelique noch einmal komplett neu herauszugeben. Fünf Folgen sind überarbeitet und vor allem vollständig, da ihre Lektoren die Romane stark gekürzt hatten, in einem eigens dafür in der Schweiz gegründeten Verlag bereits erscheinen. Überdies sitzt Golon an einem neuen vierzehnten Band. In einem Porträt schreibt Francois Riviere über das Phänomen: "Leserinnen aus Minnesota bekennen, diese Bücher hätten ihnen das Frankreich des 17. Jahrhunderts eröffnet, andere beichten ihre Gefühle gegenüber dem unwiderstehlichen Peyrac... Im Lauf der Jahre und dreizehn Folgen (...) wird sich nun der Ruhm eines ungewöhnlichen literarischen Projekts vollenden, in dem sich häufig hektische Handlung, absolute historische Genauigkeit und sehr zeitgenössische Fragen mit einer frappierenden Leichtigkeit verbinden." (Hier ein Interview mit der Autorin von 2008 auf Youtube.)
Economist (UK), 12.06.2009

Besprochen werden eine Studie von Justin Fox über den "Mythos der rationalen Märkte" (Verlagsseite) und Patricia Faras rasante Geschichte der "Wissenschaft" von Babylonien bis in die Gegenwart (Verlagsseite).
Elet es Irodalom (Ungarn), 05.06.2009

Nouvel Observateur (Frankreich), 11.06.2009

The Nation (USA), 30.06.2009

Außerdem: Jordan Stancil erklärt die Erfolge der Rechtsextremen in Ungarn als Folge der Politik des Währungsfonds (wieder einmal zeige sich, "wie soziale Zerstörungen durch marktwirtschaftliche Reformen dem Faschismus den Weg ebnen"). Und Juan Cole hofft, dass nach Obamas Kairoer Rede anderthalb Milliarden Muslime zu Obama-Anhängern wurden.
Weltwoche (Schweiz), 11.06.2009

Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 12.06.2009

Najam Sethi verzeichnet mit einer gewissen Erleichterung, wie nach Pakistans Militäroperation im Swat-Tal der Rückhalt der Taliban in der Bevölkerung zu schwinden scheint, auch wenn zwei Millionen Menschen aus dem Kriegsgebiet fliehen mussten - "das ist die größte Vertreibung von Zivilisten seit dem Zweiten Weltkrieg".
Das Magazin (Schweiz), 12.06.2009

New York Times (USA), 14.06.2009

Außerdem hat Jon Gertner eine Reportage über Obamas kalifornischen Schnellzugprojekte geschrieben. Und Tom Vanderbilt sieht sch riesige Rechenzentren an um zu verstehen, was das Internet so schnell macht.
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