Wenn 2016 das Jahr war, in dem
Fake News und
Social Media die globale politische Landschaft erschütterten, dann könnte 2020 ein wahres Annus horribilis werden,
meint Alex Pasternack. An den Tugenden, für die das Internet einst stand, will er dennoch festhalten - und feiert die
Wikipedia als Fels in der Brandung leicht manipulierbarer, da individualisierter und von zahlreichen Wirtschaftsinteressen determinierten Newsfeeds und Falschinformationen der Sozialen Medien: "Die Enzyklopädie hat einen großen Vorteil: Ihr Ziel ist es nicht, zu 'skalieren'. Sie
verkauft nichts, sie will keinen Anreiz zur Entrüstung bieten und buhlt nicht darum, dass man noch mehr Zeit auf ihr verbringt. Dank tausender Spender weltweit gibt es dort
keine Werbekunden oder Investoren, denen sie gefallen muss, keine Algorithmen, um Daten zu sammeln, Emotionen anzustacheln oder die Seiten zu personalisieren -
jeder sieht dasselbe." Herausforderungen gibt es zwar an allen Ecken und Enden: "Manchmal sind selbst vertrauenswürdige Quellen nicht makellos. 'Wenn Falschinformationen ihren Weg in üblicherweise verlässliche Quellen finden, dann kann es auch sein, dass sie auf
Wikipedia landen', sagt Molly White, eine Administratorin aus Boston. ... Um die Editoren nicht vom Weg abkommen zu lassen, unterhalten die Administration eine fortlaufend aktualisierte Liste von über zwei Dutzend 'unzuverlässiger' Quellen, darunter Websites wie
Occupy Democrats, das britische Boulevardmagazin
The Daily Mail und das Portal
Breitbart News, dem eine fehlerhafte und hetzerische Berichterstattung vorgeworfen wird. Im Gegensatz dazu nahm
Facebook Breitbart im vergangenen Jahr in eine neue Sektion seiner App auf, die für 'sorgfältig recherchierten und auf gute Quellen zurückgreifenden' Journalismus stehen soll. Damit wolle man 'eine Vielzahl von Perspektiven' darstellen, so
Facebook-Geschäftsführer Mark Zuckerberg.
Wikipedia verhält sich dazu anders: Die Editoren bemühen sich zwar ebenfalls,
verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen, aber jede Aussage, jedes Zitat und jede Statistik muss von verlässlichen Quellen gestützt und auf
neutrale,
ausbalancierte Weise dargestellt werden."