Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
21.06.2005. In Literaturen erklärt Peter Handke, warum er nicht als Zeuge der Verteidigung in Den Haag auftreten will, obwohl Milosevic nicht schuldig im Sinne der Anklage sei. In der Lettre erzählt Isabel Hilton, wie sie die Fabriken in Chinas Hinterland gesäubert hat. In New Yorker erklärt eine junge Christin, worunter ihr Liebesleben leidet. Im Espresso amüsiert sich Umberto Eco über die Versöhnung zwischen der Linken und der Polizei. In der London Review of Books porträtiert Eliot Weinberger den chinesischen Dichter Gu Cheng. In Magyar Narancs ärgert sich Balint Szlanko über die faulen Franzosen.
Literaturen (Deutschland), 01.07.2005
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Außerdem gibt es einen wie immer sehr schönen Text von Michael Maar über Vladimir Nabokov, in dem er unter anderem den zweiten Band von Brian Boyds monumentaler Biografie für Juli anzeigt. Und er erzählt: "Die Sammlung seiner genau präparierten Äußerungen 'Deutliche Worte' zeigt einen Mann allein auf einem Felsen, umspült von den Wellen der Mediokrität. 'Fabelhafte Aussicht von hier oben', lautet seine Antwort, als er 1971 nach seinem Standort in der Welt der Literatur befragt wird. Seine Verdikte sind berühmt; kurze, schneidende Bannsprüche über falsche Götzen und überschätzte Zwerge wie Dostojewski, Stendhal, Balzac, Eliot oder Thomas Mann. Nur an wenigen ließ er ein gutes Haar; aber wen er liebte, den liebte er wirklich. Ein Mandarin, unbestechlich und stolz - wenn man mit jemandem Kirschen essen wollte, dann lieber nicht mit ihm."
Lettre International (Deutschland), 18.06.2005
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Linda Polman beschreibt den Verdrängungskampf internationaler Hilfsorganisationen, wie sie ihn 1994 im Flüchtlingslager von Goma erlebt hat (Auszug). Dort buhlten 250 NGOs, die längst wie kommerzielle Unternehmen agieren, mit acht verschiedenen UN-Abteilungen, etwa zwanzig staatlichen Geberorganisationen, unzähligen örtlichen Hilfsorganisationen und neun internationalen Militärkontingenten um die Hilfsbedürftigen. "Als ich nach Goma kam, ein Jahr nach dem Einmarsch der Hutu, flatterte über den Hunderttausenden von blau-weißen UNHCR-Planen, die die Flüchtlinge zum Bau von Hütten bekommen hatten, noch ein Meer von Fähnchen mit Firmenlogos. Hatten solche Banner einst die Funktion, den Konfliktparteien zu signalisieren, dass hier humanitäre und keine militärische Organisationen am Werke waren, so sind sie jetzt Grenzmarkierungen im Kampf um Aufmerksamkeit. Es war, als stünden Wahlen bevor."
Außerdem erklärt William Langewiesche nicht nur, wie man als Journalist im Irak überlebt, sondern beobachtet auch den Verteidiger Saddam Husseins, wie er sich auf den Prozess seines Lebens vorbereitet. Mark Danner enthüllt die vorsätzliche Täuschung der UN vor dem Irakkrieg (Auszug) und Michel Braudeau schreibt über die Entwicklung Amazoniens, die nicht in Gang kommen will (Auszug).
London Review of Books (UK), 23.06.2005
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In einem großartigen Porträt stellt uns Eliot Weinberger den chinesischen Dichter Gu Cheng vor. Geboren wurde er 1956 in Peking. Seine glücklichste Zeit erlebte er während der Kulturrevolution, als seine Familie zum Schweinehüten in die Salzwüste der Shandong Provinz geschickt wurde. Die Menschen dort sprachen einen Dialekt, den Gu Cheng nicht verstand, und in seiner Isolation wurde er aufgesaugt von der Natur: 'Die Stimme der Natur wurde die Sprache meines Herzens. Das war das Glück.'" Es hielt nicht, Gu Cheng, der unter anderem in Neuseeland und Berlin lebte, wurde verrückt. 1993 tötete er seine Frau und sich.
Weitere Artikel: Pankaj Mishra berichtet sehr ausführlich von den bürgerkriegsartigen Zuständen im Königreich Nepal, um dessen Herrschaft sich Royalisten und Maoisten streiten, und dies besonders heftig, seit die Königsfamilie dem Amoklauf von Prinz Dipendra zum Opfer gefallen ist. In den Short Cuts lässt sich Thomas Jones von William Arkins neuem Buch ("Code Names: Deciphering US Military Plans, Programmes and Operations in the 9/11 World") in die vertrackte und streng geheime Welt der Decknamen einweisen. Und schließlich hat Peter Campbell die Ausstellung "Views from Africa" besucht (die zur Zeit im British Museum zu sehen ist) und dort nicht nur entdeckt, was afrikanische Urlaubsmitbringsel über das Verhältnis von (afrikanischem) Macher und (europäischem) Käufer aussagen, sondern auch die wesenhafte Vergänglichkeit der Kunst.
Magyar Narancs (Ungarn), 16.06.2005
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Der jungen Politologin Gizella Pribilszky kommt der Hang der Franzosen zum (Sozial)staat fast unheimlich vor: "Die Kohäsions- und Regionalpolitik konserviert das Dorfleben mit Mitteln des gemeinsamen Haushalts. Der französische Arbeitnehmer muss insgesamt dreißig Stunden pro Woche, also sechs Stunden pro Tag an seinem Arbeitsplatz schuften. Danach steigt er in die staatliche Bahn oder U-Bahn, hebt sein Geld bei der staatlichen Bank ab, um die Rentenbeiträge der staatlichen Rentenversicherungsanstalt einzuzahlen. Für den Erhalt dieser halbstaatlichen Volkswirtschaft kommt natürlich die neoliberale Wirtschaftspolitik der EU auf. Die staatlichen französischen Unternehmen sind übrigens auf dem europäischen Markt dem Wettbewerb ausgesetzt, nur zu Hause nicht."
Weiteres: ein Bericht über die Renovierung des Esterhazy-Schlosses im westungarischen Fertöd, wo Franz Josef Haydn 25 Jahre als Kapellmeister diente, und eine erfreute Rezension "über 'Hungarian Cinema - From coffee house to multiplex', eine Geschichte des ungarischen Films, die der britische Filmwissenschaftler John Cunningham verfasst hat (hier ein Gespräch mit dem Autor auf Englisch).
New Yorker (USA), 27.06.2005
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Weiteres: Louis Menand rezensiert ein Buch, das den amerikanischen Kybernetiker Herman Kahn, Atomtheoretiker und vermutlich Vorbild für Stanley Kubricks "Dr. Seltsam", als "kulturelles Phänomen" zu begreifen versucht ("The Worlds of Herman Kahn", Harvard). Alex Ross denkt anlässlich eines Minifestivals mit dem Titel "Sound Projections" über Filmmusik im Allgemeinen und Philipp Glass' Bedeutung in diesem Metier ("Koyaanisqatsi") nach. Hilton Als bespricht eine Inszenierung von Tschechows "Kirschgarten" und W. Somerset Maugham "The Constant Wife". Anthony Lane sah im Kino eine Neuverfilmung von "Bewitched" von Nora Ephron mit Nicole Kidman in der Hauptrolle, "Me and You and Everyone We Know" von Miranda July und "Yes" von Sally Potter.
Nur in der Printausgabe: Jane Kramer porträtiert einen ehemaligen Künstler, der die albanische Politik neu erfindet, zu lesen ist außerdem eine Reportage über eine geplante Pazifiküberqerung auf einem selbstgebauten Floß, die Erzählung "The Blow" von J.M. Coetzee und Lyrik von Seamus Heaney, Eliza Griswold und Robert Hass.
The Nation (USA), 04.07.2005
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Adam Shatz trauert um den libanesischen Journalisten Samir Kassir, eine der führenden progressiven Stimmen des nahen Ostens. Am 2. Juni explodierte eine unter seinem Wagen angebrachte Bombe, als er zur Arbeit in die Redaktion der Zeitung Al-Nahar fahren wollte.
Elet es Irodalom (Ungarn), 17.06.2005
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Der Literaturwissenschaftler Gergely Angyalosi feiert Zsuzsa Rakovszkys (mehr hier) lange erwarteten neuen Roman "Sternschnuppenjahr", der aus der Perspektive eines Kindes die erdrückende Welt der 1950er Jahre in Ungarn beschreibt. "Die poetische Kraft des Romans entsteht durch die Spannung zwischen dem raffinierten Lyrischen der Sprache und der Unmittelbarkeit und Reduziertheit der kindlichen Wahrnehmung." Der Roman kann laut Rezensent ohne jeglichen historischen Anspruch das Lebensgefühl von damals vermitteln, zum Beispiel in der "wunderschönen, traumbildartigen Vision einer Flucht, in der vier zusammengehörige Menschen (Mutter, Kind, Großmutter und Amme) und die längst weggelaufene Katze nicht nur das zum Gefängnis gewordene Land, sondern auch das von Angst und Beklemmung vergiftete Dasein in einem Boot verlassen."
Weiteres: Sandor Radnoti stellt ein neues Buch der Filmwissenschaftlerin Yvette Biro vor, das der Langsamkeit als ästhetisches Prinzip in der Filmgeschichte gewidmet ist: "Die Langsamkeit ist zwar kein absoluter Wert an sich, aber sie soll verteidigt und gewürdigt werden, wenn die Geschwindigkeit zum einem absoluten Wert avanciert."
Espresso (Italien), 23.06.2005
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Fast schon zu respektvoll befragt Cesare Balbo den Regisseur Ermanno Olmi über sein aktuelles, noch im Dreh befindliches Werk "Cento chiodi" und die Träume vom perfekten Film."Ideal wäre es, zur Kreativität der Commedia dell'arte zurückzukommen, zum Stil des Canovaccio, wo man sich augenblicklich auf die durch die Kulisse gegebenen Umstände und die Situation einstellte, auch in Bezug auf die Stimmung der Schauspieler und des Publikums."
Spectator (UK), 20.06.2005
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Express (Frankreich), 20.06.2005
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Times Literary Supplement (UK), 17.06.2005
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Außerdem erinnert John McGahern an den irischen Unabhängigkeitskämpfer Ernie O Malley und seinen Klassiker "On Another Man?s Wound". Besprochen wird die Ausstellung "The creation of celebrity" mit Bildern des frühen Starporträtisten Joshua Reynolds in der Tate Britain. Und Richard Horton kann Raymond Tallis' Plädoyer für bedingungsloses Vertrauen in die Ärzteschaft nur sehr bedingt zustimmen.
Al Ahram Weekly (Ägypten), 16.06.2005
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Al-Ahram proudly presents: die erste Ausgabe der Cairo Review of Books, der neuen monatlichen Literaturbeilage. Darin widmet sich ein leider nicht namentlich genannter Autor der jüngsten Veröffentlichung von Nagib Machfus ("Ahlam Fatrat Al-Naqaha", etwa: Die Träume aus der Zeit der Genesung): ein Buch mit "konzisen und konzentrierten" Texten - fiktionalisierten Träumen, die zusammen genommen einen "Rückblick auf ein Jahrhundert der kulturellen und politischen Ambitionen, Projekte und Fehler" ergeben. Der Rezensent ist beeindruckt, das Machfus immer noch über eine frische erzählerische Stimme verfügt hat und so überhaupt nicht zur Predigt neigt: "Man gewinnt nicht den Eindruck, dass der Autor im Alter endlich alle Wahrheiten herausgefunden hat. Einige dieser Texte stiften ein innere Unruhe, die der nach dem Erwachen aus einem Traum, wenn man sich zwischen hier und dort, zwischen Schlafen und Wachen befindet, nicht unähnlich ist." Träume Nr. 90 und 97 sind gleich mit abgedruckt.
Zweimal Palästina: Zum einen wird eine Würdigung von Edward Saids Kampf für die palästinensische Sache nachgedruckt, verfasst von seinem Sohn Wadie Said und ursprünglich erschienen als Nachwort von von Saids letzter Essay-Sammlung "From Oslo to Iraq and the Roadmap". Außerdem rührt David Treselian die Trommel für Elias Sanbars "Figures du Palestinien: identite des origines, identite de devenir", in dem palästinensische Identität anhand von drei historischen Momenten beschrieben wird: die Palästinenser im osmanischen Reich, unter britischem Mandat, und als "unsichtbare" Nation nach 1948. Und schließlich noch Samir Farids Bericht vom Filmfestival in Rotterdam.
Economist (UK), 17.06.2005
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Weitere Artikel: Der Economist berichtet über "dieses Gefühl, nicht zu gewinnen", das sich in den USA immer breiter macht und die öffentliche Zustimmung zum Irak-Krieg schwinden lässt. Darüber hinaus hat der Economist eine Reihe von Büchern zum Thema Kinderlähmung gelesen und lobt Daniel J. Wilsons "Living with Polio: The Epidemic and its Survivors" als besonders gelungenes Porträt dieser Krankheit, die Amerika als eine Art "persönlicher Beleidigung" empfand. Der "undiplomatischen Diplomatie" seines kürzlich verstorbenen ehemaligen UN-Botschafters Adolfo Aguilar Zinser, so die Einschätzung des Economist, hat es Mexiko zu verdanken, dass es auf der UNO-Ebene niemals im Schatten der USA stehen musste. Und schließlich: Israels Ölsucher werden bibelfest, wie der Economist weiß.
Nouvel Observateur (Frankreich), 16.06.2005
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Plus - Minus (Polen), 21.06.2005
Dorota Maslowska, der Jungstar unter den polnischen Schriftstellern ("Schneeweiß und Russenrot"), hat gerade ihr zweites Buch "Paw krolowej" (wörtlich: "Pfau der Königin") veröffentlicht. Im Interview mit dem Magazin der Rzeczpospolita spricht sie über ihr neues Buch: "'Paw krolowej' ist eine Welt von ekstatischen Egoisten, die ihre eigene Religion sind. Gut ist, was gut aussieht, was Vorteile bringt. Aber in einer Welt ohne Werte ist das Gute vor allem ein exzellentes Material für die Medien, zum Beispiel, wenn ein Manager einem Sänger befiehlt, ein Mädchen im Krankenhaus zu besuchen, und dann eine Pressekonferenz dazu einberuft. Die Popkultur ist eine Kultur der Abkürzung, der Zusammenfassung, der Etikette; meine Helden sind keine wirklichen Menschen, sie können sich jedes Gesicht ankleben, je nach medialer Konjunktur".
Weitere Artikel: Der Historiker Krzysztof Pomian erinnert sich, wie er - als Kind einer jüdischen Familie mit sozialistischen Traditionen - in den fünfziger und sechziger Jahren zum Regimekritiker, zum "Revisionisten", wurde: "Ich fand, dass meine kommunistische Vergangenheit mich dazu verpflichtete, eine nichtkommunistische Zukunft zu gestalten". Der Publizist Andrzej Stach analysiert den unterschiedlichen Umgang mit der Stasi-Vergangenheit in Deutschland und Polen: hier die Birthler-Behörde, dort politischer Grabenkampf. Aber: "In Polen gab es keine 'westpolnischen' Offiziere und Generäle, Anwälte, Polizisten und Wissenschaftler, die die Stelle der kompromittierten 'ostpolnischen' Spezialisten einnehmen könnten." Deshalb sei der 'Schlussstrich' Anfang der neunziger Jahre das Beste gewesen. Nach dem NATO- und EU-Beitritt sollte man aber mit der letzten Reifeprüfung für diesen Staat nicht warten und mit der kommunistischen Vergangenheit abrechnen, schließt Stach.
Weitere Artikel: Der Historiker Krzysztof Pomian erinnert sich, wie er - als Kind einer jüdischen Familie mit sozialistischen Traditionen - in den fünfziger und sechziger Jahren zum Regimekritiker, zum "Revisionisten", wurde: "Ich fand, dass meine kommunistische Vergangenheit mich dazu verpflichtete, eine nichtkommunistische Zukunft zu gestalten". Der Publizist Andrzej Stach analysiert den unterschiedlichen Umgang mit der Stasi-Vergangenheit in Deutschland und Polen: hier die Birthler-Behörde, dort politischer Grabenkampf. Aber: "In Polen gab es keine 'westpolnischen' Offiziere und Generäle, Anwälte, Polizisten und Wissenschaftler, die die Stelle der kompromittierten 'ostpolnischen' Spezialisten einnehmen könnten." Deshalb sei der 'Schlussstrich' Anfang der neunziger Jahre das Beste gewesen. Nach dem NATO- und EU-Beitritt sollte man aber mit der letzten Reifeprüfung für diesen Staat nicht warten und mit der kommunistischen Vergangenheit abrechnen, schließt Stach.
Point (Frankreich), 16.06.2005
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q39/A11017/point.jpg)
New York Times (USA), 19.06.2005
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q12/A10998/nytb.jpg)
Garry Trudeau leidet zum Glück nicht am "Woody-Allen-Syndrom", schreibt Kurt Andersen in seiner Besprechung von Trudeaus fein austariertem Comicband über Einsatz und Verwundung eines Soldaten im Irak-Krieg. "Weder an Phase 1 (verzweifelt versuchen, ernst zu sein) noch Phase 2 (die Fähigkeit verlieren, lustig zu sein). Diese Geschichte von Krieg und Amputation und Depression und physischer Therapie kann sogar lustig, ja vielleicht noch überraschender, frei von jedem Antikriegs-Argument sein."
Weitere Besprechungen: Phoenixgleich lässt John Crowley mit "Lord Byron's Novel" (erstes Kapitel) den legendären letzten Roman Lord Byrons aus der Asche der Geschichte (Byron hat das Manuskript nach eigenen Aussagen verbrannt, weil es sich zu sehr der Realität annäherte) wieder auferstehen, notiert Christopher Benfey, der die Mischung aus "gotischer Extravaganz" und "pikaresker Abenteuergeschichte" allerdings für gewöhnungsbedürftig hält. Ethisches Verhalten wird durch die Gesellschaft und ihre Kultur bedingt und nicht durch die Gene, erfährt Sally Satel aus der Schrift "The Ethical Brain" (erstes Kapitel) des Neurowissenschaftlers Michael S. Gazzaniga.
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Außerdem: Guy Trebay widmet sich dem Phänomen des martialisch-clownesk anmutenden "Krump-Tanzens" (mehr), das im südlichen L.A unter den Jugendlichen der ärmeren Viertel Furore macht. Anlass ist wohl David LaChapelles Filmdokumentation "Rize". Richard A. Clarke befürchtet, dass die amerikanische Freiwilligenarmee der USA der Menge an globalen Konflikten auf Dauer nicht gewachsen ist. Im Kurzgespräch mit Deborah Solomon spricht sich der oberste Gesundheitswächter Richard Carmona für die Stammzellenforschung aus.