Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
12.09.2006. Im Guardian sieht Martin Amis das Zeitalter des Horrors heraufziehen. Die Weltwoche besucht den tschetschenischen Ministerpräsidenten und Gangster Ramsan Kadyrow. Folio nimmt das Bombengeschäft privater Militärfirmen unter die Lupe. Al Ahram sieht sich eingekeilt zwischen amerikanischen Imperialisten und islamischen Fundamentalisten. Il Foglio bewundert Roms Bürgermeister. Der Merkur inspiziert die neue deutsche Klassengesellschaft. Radar hört den Tango nur noch als Klopfen von unter der Erde. Le Monde entlarvt Katrina als den größten Raubzug aller Zeiten. Der Spiegel warnt vor der Globalisierung. Das TLS hält ein ein flammendes Plädoyer für den Empirismus. Elet es Irodalom trauert um den Dichter György Faludy, der keinen anderen Identitätsnachweis als seinen Bibliotheksausweis besaß. Und die New York Times Book Review bespricht Ian Burumas Buch über den Mord an Theo van Gogh.
Guardian | Times Literary Supplement | Nepszabadsag | Elet es Irodalom | Foglio | Le Monde | Radar | Spiegel | New Republic | New York Times | Weltwoche | Express | Al Ahram Weekly | Merkur | New Yorker | Folio | Economist
Guardian (UK), 09.09.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q75/A14973/guardian.jpg)
In einem Auszug aus seinem aktuellen Buch "The Human Touch" geht Michael Frayn der Frage nach, was genau sich im träumenden Selbst abspielt: "Irgendetwas oder irgendjemand übernimmt die Kontrolle. Die Frage ist nur: Wer oder was übernimmt sie?" Und wie lässt sich erklären, dass ich im Traum von Ereignissen überrascht bin, die doch nur meine eigenen Erfindungen sein können? Lässt dies auf eine Art Autonomie in uns schließen? Aber "findet sich nicht am Ursprung aller unserer Handlungen und aller unserer Gedanken ein solcher Moment der Autonomie? Der Augenblick des Schaffens ereignet sich immer einen Sekundenbruchteil bevor das Bewusstsein das erschaffene Material entdeckt, es übernimmt und kohärent ausgestaltet."
Weitere Artikel: Mark Ravenhill widmet Edward Bond und der von ihm entworfenen "Welt der lustlosen, wurzellosen Jugend, des beiläufigen Sex und der willkürlichen Gewalt" eine glühende Hommage. Und Jeremy Treglown singt dem "unvergesslichen und rachsüchtig komischen" Roald Dahl ein Geburtstagsständchen (Er wäre am 13. September 90 Jahre alt geworden).
Weltwoche (Schweiz), 07.09.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q26/A14948/weltwoche.jpg)
Vor der Schweizer Volksabstimmung über ein schärferes Asylgesetz plädiert Markus Somm für dessen völlige Abschaffung und eine ganz neue Handhabung der Einwanderung: "Statt Jahr für Jahr 20.000 Leute in die Schweiz zu locken, um nach einer monatelangen Triage 19.000 von ihnen wieder nach Hause zu schicken, könnte die Schweiz die Flüchtlinge selber vor Ort holen. Warum richten wir nicht eine Empfangsstelle im Sudan oder im Kongo ein? ... Statt 1500 Flüchtlinge könnte die Schweiz problemlos 5000 pro Jahr aufnehmen."
Im Gespräch mit Alain Zucker schwärmt Reporter Robert D. Kaplan von amerikanischen Elitesoldaten. "Gefährliche, physische Arbeit verbessert irgendwie den Charakter." In weiteren Interviews erklärt der britische Historiker Tony Judt seine "fantastische, aber auch 1024 Seiten dicke" Geschichte Nachkriegseuropas, während die Schauspielerin Sophie Auster über Stil und Identität spricht.
Express (Frankreich), 07.09.2006
L'Express bringt ein Interview mit Milana Terloeva, von der dieser Tage der Erinnerungsband "Danser sur les ruines" über ihre Kindheit und Jugend in Tschetschenien erscheint. Die heute 26-Jährige aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Grosny war vor drei Jahren über ein studentisches Austauschprogramm nach Paris gekommen, will aber demnächst wieder zurückkehren. Im Interview spricht sie darüber, wie sie den Kommunismus und den Krieg in ihrem Land erlebt hat und wie wenig man in Frankreich über ihr Land wusste. Über ihre Erfahrungen im Westen sagt sie: "In der ehemaligen Sowjetunion hat man weder über Europa, noch über die Gulags oder die Shoah gesprochen. Erst in Frankreich habe ich 'Die Nacht' von Elie Wiesel und die Bücher von Primo Levi entdeckt... Ich bin zwischen den beiden Ländern hin- und hergerissen. In Paris habe ich für mein Leben wesentliche Bindungen geschlossen. Aber Tschetschenien ist mein Heimatland, meine eigene Hölle. Ich will dort berichten, dass man uns in Frankreich nicht aufgibt. Es ist wichtig, dass die Tschetschenen wissen, dass sie nicht allein auf der Welt sind. Ich möchte eine unabhängige Jugendzeitschrift gründen. Und dann ist schließlich meine Familie dort. Ich weiß, dass ich sie in Gefahr bringe. Aber kann ich bleiben und nichts tun?"
Al Ahram Weekly (Ägypten), 07.09.2006
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Außerdem: Amira El-Nakeeb besucht Dänemarks Nahost-Festival in Kopenhagen. Gihan Shahinen porträtiert den Aktivisten Fadel Soliman, der mit seiner "Bridges Foundation" im Westen für ein besseres Verständnis des Islams wirbt. Und Hassan Nafaa sieht, trotz all dieser Anstrengungen, auch fünf Jahre nach dem 11. September kein Ende des "Krieges gegen die arabisch-muslimische Welt".
Merkur (Deutschland), 11.09.2006
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Jörg Lau bilanziert die Debatten um den neuen deutschen Patriotismus, den er eher für eine patriotische Suchbewegung, aber für völlig in Ordnung hält. "Eine demokratische, republikanische Leitkultur ist kein Gegensatz zur multikulturellen Gesellschaft, sondern die Voraussetzung ihres Funktionierens... Der Patriotismus der Berliner Republik darf, wenn er wirklich als 'notwendige Bedingung zur Selbstvervollkommnung' funktionieren soll, weder autoritär drohend noch biedermeierlich selbstzufrieden auftreten. Sonst kann er kein Gefäß für eine großherzige, inklusive, weltoffene Haltung sein. Aus demselben Grund - allerdings eigentlich schon aus Höflichkeit - verbietet sich der Rückfall in den nationalen Negativismus, diese Überwinterungsform des deutschen Größenwahns. Und damit die Sache nicht nur für uns selber, sondern auch für unsere Nachbarn und Neubürger attraktiv wird, wäre vielleicht ein bisschen Coolness nicht schlecht."
Gustav Seibts Parodie eines ozeanischen Besuchs in der Kulturrepublik Deutschland lesen wir auch als eine Reverenz an die großen Internet-Feuilletons dieses Landes. In weiteren Artikeln geht es um die Berliner Architektur, das deutsche Modell des Linkskonservatismus, die Außenpolitik der neuen Mittelmacht, die Sehnsucht nach Tiefe und vieles mehr.
New Yorker (USA), 18.09.2006
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Um die Zukunft des islamischen Terrors zu verstehen, studiert Lawrence Wright Texte von diversen islamischen Jihadisten und ist erstaunt, wie wenig dort auf Bin Laden und Zawahiri Bezug genommen wird. "Al Qaidas apokalyptische Agenda wird nicht von allen Islamisten geteilt. Obwohl die meisten Jihad-Gruppen Al Qaidas Angriffe auf Amerika und Europa gutheißen, sind ihre eigenen Ziele oft begrenzter. Ihnen geht es um die Reinigung des Islam und den Sturz heimischer Regime, die sie als häretisch ansehen. Viele dieser Gruppen wären glücklich, wenn Al Qaida verschwinden würde, so dass ihre eigenen Kampagnen als nationale Guerilla-Aktionen gesehen werden, mit konkreten politischen Zielen."
Weitere Artikel: Zum Thema 11. September analysiert Lawrence Wright, inwiefern al-Qaida für die neuen Terroristen des Dschihad erst der Anfang gewesen sei. Aus dem Archiv ist der erste Bericht des New Yorker über die Anschläge am 11. September 2001 zu lesen, außerdem bietet eine Linkliste Zugang zu sämtlichen Artikeln, die im New Yorker seither zum Thema erschienen sind. John Cassidy beschäftigt sich mit dem Konzept der Neuroeconomics, das versucht, die neurologischen Grundlagen wirtschaftlicher Entscheidungen zu erforschen - beispielsweise solche bezüglich törichter Geldanlagen. George Packer nimmt eine Rede "voller Verzerrungen" von George W. Bush auseinander, in der es um den Irak, Terrorismusbekämpfung und Guantanamo ging. Und David Sedaris räsoniert über die Vorteile, Französisch zu können.
John Updike rezensiert zwei neue Romane - "Forgetfulness" von Ward Just und "The Mission Song? von John LeCarre, das mit eine "mörderische Mischung" aus ruandischen Flüchtlingen, Warlord-Armeen, Eindringlinge aus Uganda and Burundi und Söldnern bietet.
Folio (Schweiz), 04.09.2006
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Steffan Heuer wirft einen Blick auf Amerikas gut geölte Wohltätigkeitsindustrie: "Tue Gutes, verpflichte berühmte Spender, rede darüber - und wiederhole den Vorgang möglichst regelmäßig. Der Mechanismus, der an Bürgergewissen und Bürgerstolz gleichzeitig appelliert, funktioniert nicht nur an der Spitze der Einkommenspyramide, sondern quer durch alle Schichten der Gesellschaft. Wohlstand auf Erden ist in den von calvinistischer Ethik geprägten und im Vergleich zu Europa tief religiösen USA noch immer ein Zeichen gottgefälliger Lebensführung. Und wer mehr als andere angesammelt hat, sollte auch mehr in den Klingelbeutel legen." Allerdings weist Heuer auch darauf hin, dass die berühmten Stiftungen nicht unbedingt Werkzeuge des Guten sind: "Da sie keiner wirklichen öffentlichen Aufsicht unterstehen und nur selten, wenn überhaupt, vom Finanzamt geprüft werden, sind dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet."
In weiteren Artikeln geht es um die Privatisierung öffentlicher Dienste und Neuseelands endlich überwundene Privatisierungsdepression.
Economist (UK), 08.09.2006
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Weitere Artikel: Pat Buchanans nativistisches und negativistisches Buch "State of Emergency: The Third World Invasion and Conquest of America" verdient es nach Ansicht des Economist, "paläokonservativ" genannt zu werden. Joseph Stiglitz' zweites Buch zum Thema Globalisierung ("Making Globalisation Work") weist ihn abermals als "Künstler des Unmöglichen" aus, bedauert der Economist.
Außerdem zu lesen: Warum der Wahlsieg der schwedischen Sozialdemokraten auf der Kippe steht, obwohl das schwedische Modell vielerorts zum Vorbild erklärt wird, was Frankreichs Präsidentschaftsanwärter Segolene Royal und Nicolas Sarkozy gemeinsam haben (vage Äußerungen über radikale Reformen), dass Deutschland und Italien für ihren - wenn auch zaghaften - Reformkurs Lob verdienen, und schließlich dass es sich nicht gehört, dass der risikofreudige australische Krokodilfan Steve Irwin letztendlich von einem Fisch zur Strecke gebracht wurde.
Times Literary Supplement (UK), 08.09.2006
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Nepszabadsag (Ungarn), 09.09.2006
Die USA sind seit dem 11. September 2001 von einem zweiten Terroranschlag verschont geblieben, aber Demokratie und Bürgerrechte haben durch mehrere Maßnahmen der Bush-Administration Schaden genommen, meint Washington-Korrespondent Gabor Horvath: "Die amerikanische Lebensform blieb, abgesehen von Kleinigkeiten, nach dem größten Angriff von außen seit Anfang des 19. Jahrhunderts unverändert (1814 wurde Washington von den Briten in Brand gesetzt, wofür sich der Premier seiner Majestät 2003 entschuldigte). Der durchschnittliche Amerikaner bekommt nur durch die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen und durch Fernsehnachrichten etwas davon mit, wie sehr sich die Welt seit dem 11. September veränderte. In den letzten fünf Jahren stellte sich jedoch nicht nur heraus, dass die Terroristen keine schweren Angriffe auf US-amerikanischem Boden durchführen können, sondern dass sie es gar nicht mehr nötig haben. Eine wesentlich größere Gefahr als al-Qaida ist Amerika für sich selbst geworden.?
Elet es Irodalom (Ungarn), 08.09.2006
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Foglio (Italien), 09.09.2006
Am 13. Oktober startet das neue Kinofestival von Rom, der kulturelle Supercoup des römischen Bürgermeisters Walter Veltroni. Voller Bewunderung schildert Marianna Rizzini den Macher Veltroni, der laut Pigi Battista alles verbinden kann, "Simon & Garfunkel, Kennedy, Afrika, Ian Mc Ewan, alles in einem Kaleidoskop. Veltroni akkumuliert alles, schleift es glatt, er macht aus einer tragischen Geschichte eine Gallerie von Heiligen. Aber sein Modell funktioniert. Veltroni repräsentiert die Essenz der Postmoderne. Er hat innerhalb der Politik ein System der symbolischen Bezugnahme installiert, das die Fiktion einbezieht, den Gesang, das Kino, das Buch. Moderate Politik besteht eben auch daraus, Veltroni hat das verstanden. Tatsächlich ist der Einzige, der das im gleichen Maße begriffen hat, Berlusconi. Und in Frankreich Nicolas Sarkozy."
Edoardo Camurri lästert dagegen über die besonders im Herbst grassierende Festivalflut. "Das Festival, namentlich die kulturelle Variante, ist ein Ort der kollektiven Freude, wo das passiert, was schon Saul Bellow beschrieben hat: 'Die Ideen eines Genies werden von Intellektuellen in Dosen gepackt'... Die kulturellen Festivals produzieren Ungeheuer, und sind, betrachtet man Zahlen und Besucher, ein Massenphänomen. Wie die Fußballspiele, die Pilgerreisen nach Mekka und die Strände von Capalbio."
Edoardo Camurri lästert dagegen über die besonders im Herbst grassierende Festivalflut. "Das Festival, namentlich die kulturelle Variante, ist ein Ort der kollektiven Freude, wo das passiert, was schon Saul Bellow beschrieben hat: 'Die Ideen eines Genies werden von Intellektuellen in Dosen gepackt'... Die kulturellen Festivals produzieren Ungeheuer, und sind, betrachtet man Zahlen und Besucher, ein Massenphänomen. Wie die Fußballspiele, die Pilgerreisen nach Mekka und die Strände von Capalbio."
Le Monde (Frankreich), 09.09.2006
Als ein "lauerndes Monster, das beim geringsten Anlass erwacht," bezeichnet der amerikanische Fotoreporter Stanley Greene in einem Interview den Rassismus in Amerika. Greene, der vor allem durch seine Dokumentation des Tschetschenien-Krieges bekannt wurde und kürzlich im Irak fotografierte, zeigt derzeit im Rahmen des Festivals Visa pour l'image auch Bilder, die er nach dem Hurrikan Katrina in New Orleans aufgenommen hat. Katrina, so Greene, habe wie ein "Entwickler" auf den flächendeckenden Rassismus in den Vereinigten Staaten gewirkt. Mit seinen jüngsten Bildern aus New Orleans wolle er den "Zynismus" der Wiederaufbaumaßnahmen entlarven. "Dieselben Leute sitzen noch immer in derselben Scheiße. Das Ziel ist nicht, die Leute wieder zurückzuholen, sondern eine weiße und lukrative Stadt aus New Orleans zu machen. Die Stadt wurde von Sklaven angelegt, im Gegensatz zu Baton Rouge in Louisiana, das die Konföderierten gegründet haben. Viele Amerikaner haben in New Orleans einen Sündenpfuhl gesehen. Für sie sind die Überschwemmungen nun ein Mittel, Prostitution, Verbrechen und Drogen loszuwerden und stattdessen Investitionen anzukurbeln. Deshalb hängen überall diese Schilder mit Anzeigen von Immobilienhändlern. Die Investoren suchen überall nach den Eigentümern der zerstörten Häuser. Die sie ihnen dann für 10.000 Dollar abkaufen. Katrina ist der größte Raubzug aller Zeiten."
Radar (Argentinien), 10.09.2006
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Mariana Enriquez erinnert an die Ermordung des Rappers Tupac Shakur vor zehn Jahren: "Die schwarze Community Nordamerikas hatte seit Jahren über keinen so eindeutigen Repräsentanten mehr verfügt, und entsprechend verwaist blieb sie zurück: Nie wieder verbanden sich im Rap in derselben Weise politischer Aktivismus und musikalischer Anspruch. Shakurs einziger Erbe ist ironischerweise ein Weißer, Eminem."
Spiegel (Deutschland), 11.09.2006
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In einem nahegehenden Interview mit Annette Großbongardt und Daniel Steinvorth spricht der Schriftsteller Feridun Zaimoglu über das Busunglück in der Türkei, bei dem zwölf Menschen ums Leben kamen und er selbst nur knapp dem Tod entronnen ist: "Das war das Merkwürdige. Ich fühlte überhaupt keine Angst, alles war seltsam leicht. So leicht, dass ich dachte, das muss jetzt der Tod sein, jetzt ist es vorbei. Die Überlebenden riefen 'Allahü ekber', Gott ist groß, und begannen zu beten. Auch ich sprach das islamische Glaubensbekenntnis. Ich bin nicht religiös, aber gläubig."
New Republic (USA), 11.09.2006
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New York Times (USA), 10.09.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q12/A14963/nytimes.jpg)
Die Uni ist links. Gut so, findet der Politikwissenschaftler Alan Wolfe in seiner Besprechung von Michael Berubes "What's Liberal About the Liberal Arts?", das den Zorn der Konservativen über diesen Fakt erklärt: "Die politischen Siege des Konservatismus, so Berube, können so schwer nicht wiegen, solang sich schwule Paare küssen und junge Menschen nur selten die Werte ihrer Eltern teilen. Ohne den Einfluss der Universitäten ist der Erfolg der Konservativen ein flüchtiger und das wissen sie."
Ferner: Will Self zeichnet Celines Lebensweg nach und liest die "Reise ans Ende der Nacht" wieder - als misanthrope Antithese zu Joyces "Ulysses" und La Rochefoucauld auf LSD. Marilyn Stasio bespricht neue Krimis von Philip Kerr ("The One From the Other"), Ellen Crosby ("The Merlot Murders") und anderen. Amy Krouse Rosenthal freut sich über ein zeit- und kindgemäßes "Cinderella"-Remake von Barbara Ensor.
Das Magazin der Times ist New York gewidmet. Einer Stadt, die so eng ist, dass selbst die Avantgarde kein Sache von Finesse, sondern von Immobilienpreisen ist. Und wenn auch der letzte Winkel von Brooklyn gentrifiziert ist, was dann? James Traub beobachtet, dass die kulturellen und ökonomischen Kräfte die gute alte Boheme und ihre Orte zu "Enklaven urbaner Eliten" und ganz schön beliebig gemacht haben: "Jeder Unangepasste ist heute hip. Hipness dgagen zieht Sneaker-Stores, Bistros und sogar Paare mit Kindern an. Die Derriere-garde holt auf; die Avantgarde fällt ihren eigenen Lockungen zum Opfer. Wenn Rodolfos Galeriefreund Marcello aus Puccinis La Boheme heute Vernissage hätte, würde Absolut das Catering besorgen."
Weitere Artikel: Jonathan Mahler stellt New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg und dessen Visionen für Lower Manhattan vor, das künftig wieder mehr von Menschen als vom Geld regiert werden soll. Im Interview mit Deborah Solomon erklärt der Star-Gastronom Danny Meyer den Big Apple zur Restaurant-Hauptstadt der USA. Und wir lesen Auszüge aus Susan Sontags Tagebüchern: "NYC ist wie der Vatikan - ein Staat im Staat, mit enormer Macht und Reichtum, aber für sich."
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