Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
14.08.2004. Nur die Schweiz kann die Rechtschreibreform retten, ruft Peter von Matt in der NZZ. In der Welt verrät uns Georg M. Oswald, wieviel ein Schriftsteller eigentlich verdient. In der taz sehnt sich Georg Seeßlen nach Bildern der Arbeit. In der FR erklärt Ralf Dahrendorf, warum ein Europa als Gegengewicht zu den USA nicht wünschenswert ist. Die FAZ stellt sich der kniffligen Frage, ob Hummer in der Provinz provinziell ist. Die SZ fürchtet sich vor dem therapeutischen Klonen.

NZZ, 14.08.2004

Im Feuilleton wünscht sich Peter von Matt (mehr), dass die Schweiz im Streit um die Rechtschreibreform "aktiv wird und die verhärteten Positionen unterläuft". Schließlich hat sie mit Bürgerbeteiligungen viel mehr Erfahrung als Deutschland. "Es gibt Lösungen. Es gibt gründlich erarbeitete Kompromissvorschläge, die die vernünftigen Ideen aufnehmen und nur den blanken Unsinn beseitigen. Sie wurden vom Tisch gewischt. Kasernenton. Der erste dieser Vorschläge kam aus der Schweiz, von der Redaktion der NZZ. Sie stellte übersichtlich die Orthographie vor, in der diese Zeitung jetzt gedruckt wird (hier). Es wäre ein Ansatz gewesen für eine offene Diskussion, eine goldene Brücke zu einer vernünftigen Übereinkunft im ganzen deutschen Sprachgebiet. Diese Übereinkunft wollte man nicht ... Es ist die Aufgabe der Schweiz, die Fronten im letzten Moment zu lockern, den drohenden Termin in Frage zu stellen und ein neues Gesprächsklima zu schaffen. In der Schweiz kann man das, sonst gäbe es das Land schon lange nicht mehr."

Weitere Artikel: Claudia Schwartz berichtet, wie Berlin für die Rekonstruktion von Schinkels Bauakademie wirbt. Besprochen werden eine Ausstellung der Künstlerin Valie Export im Genfer Musee d'art moderne et contemporain und Bücher, darunter Nicholson Bakers Roman "Checkpoint" und Alistair MacLeods Erzählband "Die Insel" (siehe auch unsere Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Ganz wunderbar ist heute die Beilage Literatur und Kunst. Wohin geht das Gedicht, fragt die NZZ seit Anfang dieses Jahres. Heute antwortet - als vierter - der schwedische Dichter Lars Gustafsson. Am Beispiel seines Gedichts "Ramsbergs Daumen" versucht er eine lyrische Selbstsicht und eine Antwort auf die Frage, warum seine Gedichte so arm an Metaphern sind. Hier das Gedicht:

"RAMSBERGS DAUMEN

Es war etwas Eigentümliches
mit einem von Ramsbergs Daumen.
Ich glaube, eine Kreissäge hatte
die Hälfte gekappt.

Er hatte im Jahr 39 unseren Herd
gemauert, und der ist noch intakt.

Das verbleibende Glied
hatte etwas kindlich Rundes
und Schutzloses an sich.

Natur und Unnatur
zur selben Zeit.
Oder die seltsame Fähigkeit der Natur,
unnatürlich zu wirken.

Noch heute
denke ich oft
an Ramsbergs Daumen."


Außerdem: Albert Ostermaier (mehr) erklärt, warum der Dichter "den Tod als seinen Schatten" mitdenkt und fragt: "... hat denn das Gedicht noch einen Platz in unserer Kultur? Liegt es in der Medienlandschaft, blass, waffenlos, ein krankes, altkluges Kind, scheinbar schlafend, aber in Wahrheit tot, fortgespült von der Flut der Bilder? Eine zumindest schöne, weil analoge Leiche."

Und der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch erzählt, wie er mit 16 Jahren entdeckte, "dass ich meine inneren Befindlichkeiten in einer von der üblichen Sprache abweichenden Weise aufschreiben wollte, poetisch nämlich".

Weitere Artikel: Peter Hagmann hat sich mit Michael Haefliger, dem Leiter des gestern eröffneten Lucerne Festivals (mehr hier) über dessen Arbeit unterhalten. Alfred Zimmerlin stellt den britischen Komponisten Harrison Birtwistle und sein Schaffen vor. Birtwistle wurde in diesem Jahr vom Lucerne Festival als "Composer in Residence" eingeladen. Und Verena Naegele schreibt zum fünfzigsten Todestag Wilhelm Furtwänglers über dessen Beziehung zur Schweiz.

Welt, 14.08.2004

Sehr witzig und ohne Scheu vor Details antwortet Georg M. Oswald (mehr hier) auf die Frage "Was verdient eigentlich ein Schriftsteller?" Für seine beiden ersten Erzählungen erhielt er schon einen hochdotierten Preis und saß bald darauf im Büro eines Verlegers, "konnte vor Aufregung und Verlegenheit kaum sprechen, und er sagte: 'Bei einem ersten Band mit Erzählungen können wir Ihnen natürlich keinen allzu hohen Vorschuss zahlen - wären Sie mit 20.000 Mark einverstanden?' Ich überlegte mir, ob ich, aus taktischen Gründen, mit der flachen Hand auf den Tisch hauen und 'unerhört!' schreien sollte, fiel aber dann doch ganz authentisch vor Verblüffung, Erstaunen, Dankbarkeit beinahe in mich zusammen. Aber nur beinahe."

Außerdem in der Literarischen Welt dieser Woche: eine Laudatio von Rüdiger Safranski (mehr hier) auf Cees Nooteboom (mehr hier), der den Österreichischen Staatspreis erhalten hat.

TAZ, 14.08.2004

Georg Seeßlen macht sich - als erste Folge einer geplanten Serie - Gedanken zur Darstellung der Arbeit im Kino: "Wenn das Kino eine Maschine zur Produktion des Paares (und der Familie) ist, so muss die Arbeit so furchtbar ambivalent sein: das, was das schmucke Einfamilienhaus, die wohl erzogenen Kinder, Wagen und Rasenmäher erst ermöglicht. Und sogleich ist es auch das, was all das wieder in Frage stellt. Daher taumeln die Kinohelden zwischen Karrierist und Peter Pan." Und: "Jetzt aber, da nicht die Arbeit, sondern die Bereitschaft der Profiteure, für sie zu zahlen, knapp wird, beginnen wir uns nach Bildern der Arbeit zu sehnen. Arbeit spielt im Kino der Migration wieder eine Rolle, hier dürfen wir an das Politische in der Verteilung von Arbeit erinnert werden; an die Stelle der Leute, die sich endlos mit ihren Gefühlen beschäftigen, treten die Konflikte der 'Ressources humaines'."

Weitere Artikel: Susanne Knaul berichtet aus Israel, wie wenig tabu allerhand Nazi- und Holocaust-Vergleiche dort inzwischen sind. Anlässlich der neuen CD von Kante rechnet Guido Kirsten mit der Hamburger Schule ab. Die ganze neuere Richtung passt ihm gar nicht: "Es scheint, als habe sich in der Hamburger Schule zwar kein Personal-, aber ein Lehrplanwechsel vollzogen. In Zeiten der sozialen Regression im Land besingen die Volkslehrer den Status nach dem neuerlichen dialektischen Umschlag. Mythos statt Aufklärung." Über das Verhältnis von Mensch und Hund meditiert Burkhard Brunn. Detlef Kuhlbrodt besingt das Ende des Sommers. In der Reihe "Neuer Verlag für das Kursbuch" zum Abschluss ein sehr verführerischer Vorschlag: "Warum nicht das Kursbuch im Netz? Als Logbuch für den Perlentaucher. Als Sublabel. Als Metalabel. Als Debattenmaschine."

In der tazzwei flucht Pascale Hugues über die Rechtschreibreform: "Für uns Ausländer, die wir jahrelang büffelten, um mehr oder weniger geschickt die Sprache Goethes zu beherrschen, ist die Rechtschreibreform eine Frechheit. Eine Zumutung. Eine Katastrophe. Diese Kehrtwende ist eine Undankbarkeit, die uns hinterrücks überrumpelt. Alles fängt noch mal bei Null an. So viel Schweiß, Tränen und Gespeichel für nichts!" Jan Feddersen übt Kulturkritik-Kritik und feiert die Kommerzialisierung der Olympischen Spiele als Chance für die Dritte Welt. Ralf Leonhard berichtet das Neueste aus St. Pölten.

Das tazmag eröffnet mit Rainer Moritz' Bekenntnissen zu seinem ganz persönlichen Verhältnis zu Olympia: "Mal errichtete ich mit Legosteinen und einem Bleistift eine feine Hochsprunganlage, vor der ein dicker Radiergummi so geschickt aufzusetzen war, dass er die Latte mühelos überwand. Der Radiergummi hieß abwechselnd Dick Fosbury, Valeri Brumel und Gunther Spielvogel und vollbrachte mitunter famose Leistungen. Meine Mutter sah diesen Freizeitbeschäftigungen gelassen zu. Welche Resultate ihr Sohn dort mit Gummi und Notizpapier peinlich genau festhielt, blieb ihr schleierhaft, doch angenehm war gewiss, dass ihr Kind sich gut selbst zu beschäftigen wusste."

Außerdem: Helmut Höge porträtiert den noch immer rührigen Ex-DDR-Fluchthelfer Wolfgang Welsch. Detlef Siegfried berichtet, wie sich die Zeitschrift konkret im Jahr 1964 nach dem Ende der "Förderung" durch die DDR entwickelte.

Besprochen werden politische Bücher, unter anderem über ethnische Vertreibungen in Europa, das Neueste in Sachen Marx und Engels und Literarisches: der neue Roman von Gerhard Seyfried und ein anagrammatisches Mega-Poem von Brigitta Falkner (mehr dazu in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr.)

Und Tom.

FR, 14.08.2004

Im Interview äußert sich Lord Dahrendorf über den gegenwärtigen Zustand der westlichen Demokratien - "In der Nachkriegszeit hatte sich der Staat neue Rechte angemaßt: Wirtschafts- und Sozialpolitik sind zentrale Beispiele. Glücklicherweise ist nun eine Periode angebrochen, in der Bürger und Bürgervereinigungen mehr Mitspracherecht besitzen." -, aber auch über das Verhältnis von Europa und den USA: "Nach meiner Überzeugung wird ein Europa, das sich als Gegengewicht zu den Vereinigten Staaten versteht, nicht zustande kommen, und wichtiger noch, es sollte auch nicht zustande kommen. Je zersplitterter der Westen ist, desto verwundbarer wird er, und wenn er sich selbst spaltet, dann hat er den Kern seiner Kraft aufgegeben. Westliche Werte sollten Europa, die Vereinigten Staaten von Amerika und wichtige Länder in anderen Teilen der Welt verbinden."

Weitere Artikel: In Times Mager berichtet Martina Meister, wie der katalanische Sternekoch Ferran Adria (hier ein Porträt aus Time, hier ein Rezept für Parmesan-Eis) jetzt mit Spitzen-Fast-Food den Erfolg sucht: "Jeden Morgen werden die Pommes Frites frisch hergestellt, das heißt Kartoffeln geschält, geraspelt und in spanischem Olivenöl gebacken, das täglich gewechselt wird. Auch Hamburger kann man ordern, allerdings a l'espagnole, also hergestellt aus spanischen Freilandrindern, serviert mit schwarzer Tapenade feinster Oliven. Das alles zu zivilen Preisen, die den Managern von McDonald's schlaflose Nächte bereiten müssten. Der Bocadillo de jamon iberico de bellota kostet 2 Euro 80."

Außerdem: Ulrich Rüdenauer porträtiert den Chicagoer Saxofonisten und Klarinettisten Ken Vandermark. Hans-Jürgen Linke stellt die Kölner Saxofon Mafia vor. Für mehr Bescheidenheit plädiert Berlins Kultursenator Thomas Flierl in seinen knackig betitelten "Kulturpolitischen Positionen und Handlungsorientierungen zu einer Berliner Agenda 21 für Kultur" - Thomas Medicus findet das sympathisch.

Weitere Medien, 14.08.2004

Harald Jähner hat für die Berliner Zeitung die neuen Leitlinien von Thomas Flierl gelesen und versucht, den Berliner Kultursenator zu verstehen: "Im Theoretischen und teilweise auch im Praktischen spricht aus Flierls Leitlinien das Ideal der Bürgerselbstermächtigung, wie es in der Wendezeit um 1989 ausgeprägt wurde. Auch als Baustadtrat von Mitte focht Flierl ja schon für den Schutz des leeren städtischen Raumes vor kommerzieller Riesenreklame, und zwar im Dienste einer Öffentlichkeit, die sich erst noch bilden sollte - eine Donquichotterie mit historischem Tiefsinn."

Außerdem: In der Berliner Zeitung und im Tagesspiegel ein Nachruf auf den Architekten Josef Paul Kleihues.
Stichwörter: Flierl, Thomas, Wendezeit

FAZ, 14.08.2004

Eleonore Büning resümiert in einem Leitartikel auf Seite 1 des Politikteils die Festivals von Bayreuth und Salzburg und findet, dass beide frischen Wind gebrauchen könnten: "Kinder! macht Neues! Neues! Und abermals Neues!" hatte Wagner selbst in einem Brief an Liszt gefordert.

Jürgen Dollase stellt in seiner Gastro-Kolumne eine knifflige Frage: "Ist der Genuss von Hummer in ländlicher wie städtischer gastronomischer Abgeschiedenheit ein Zeichen von Weltläufigkeit oder von Provinzialität?" Lorenz Jäger sagt in der Leitglosse einen wahren Satz über Ephraim Kishon, der demnächst achtzig wird: "Geist, Melancholie und Witz findet man bei diesem populären Schriftsteller in viel höherem Maß als bei den Intellektuellen unter seinen Verächtern." "csl" besucht den Bundespressestrand, eine Freiluftkneipe mit Strand unweit des Kanzleramts, findet aber, dass die "freundliche Aufbruchstimmung" des letzten Jahres verschwunden sei. Gemeldet wird, dass in Wales ein neuer, nach Dylan Thomas benannter Literaturpreis ausgelobt wurde.

Mark Siemons versucht, den ungeheuren Erfolg der Moma-Ausstellung in Berlin zu verstehen ("Es herrscht eine Atmosphäre angestrengtester Bereitwilligkeit. Die Zeiten sind vorbei, da man eine solche Ausstellung besucht, um sich gehen zu lassen mit seinen Ressentiments"). Wilhelm Genazino (mehr hier) erklärt Ilse Aichingers (mehr hier) Gedichtband "Kleist, Moos, Fasane" zu seinem Lieblingsbuch. "F.L." gratuliert dem Fotografen Lucien Clergue zum Siebzigsten. Joseph Croitoru liest osteuropäische Zeitschriften, die sich mit den Themen des Pro- und Antiamerikanismus auseinandersetzen. Der Altersforscher und Regierungsberater Axel Börsch-Supan entwickelt in einem recht technisch zu lesenden Artikel keineswegs nur dunkle Perspektiven für die alternde Gesellschaft.

In der Ruinen von Bildern und Zeiten singt der Kunsthistoriker Robert Hughes ein Loblied auf die Londoner Royal Academy. Andreas Kilb schildert mit allen Details die Schlacht von Höchstädt, die vor 300 Jahren die Kräfteverhältnisse in Europa veränderte.

Auf der Schallplatten-und-Phono-Seite muss Eleonore Büning eingestehen, dass sie die neue CD mit italienischen Opernarien der "außergewöhnlichen Stimmbandbesitzerin" Anna Netrebko fast wider Willen durchaus goutieren konnte. Außerdem geht's um die Jazzmusikerin Terri Lyne Carrington, um französische Violinsonaten mit Sarah Chang und Lars Vogt  (laut Alfred Beaujean "eine reine Freude"), um eine Verdi-CD mit Julia Varady, um wiederaufgelegte Aufnahmen des Dirigenten Karel Ancerl, um eine CD von Stephan Smith und um eine Funk-CD von King Khan & The Shrines.

Auf der Medienseite unterhält sich Michael Hanfeld mit dem Sportsoziologen Gunter Gebauer über die Olympischen Spiele. Und Jordan Mejias wundert sich sehr, dass die Washington Post eine Selbstkritik zu ihrer Berichterstattung über den Irak-Krieg erscheinen ließ: "Es wirkt schon fast wieder etwas blauäugig, wenn amerikanische Medien sich in ihrem Selbstkasteiungsfuror ein blaues Auge nach dem anderen zufügen." So etwas würde sich diese Zeitung selbstverständlich nie erlauben!

Besprochen werden eine kleine, aber sehr feine Rubens-Schau in Braunschweig (mit dieser unglaublichen "Judith mit dem Haupt des Holofernes"), eine Konzert von Jon Spencer und "The Blues Explosion" in Berlin, die dänische Kriminalkomödie "Stealing Rembrandt" von Jannik Johansen und Bücher, darunter Nicholson Bakers "Checkpoint" und Comics von Joann Sfar.

In der Frankfurter Anthologie stellt Peter von Matt ein Gedicht von Karl Kraus vor - "An den Schnittlauch":

O gutes Grün, wie sprichst du mich zärtlich an,
Wie heilig schweigst du von dem Geheimnisse
Du letzter Schmuck der armen Mutter,
Die ihren Schoß mit der Söhne Blut färbt. (...)

SZ, 14.08.2004

Die Süddeutsche hört ein Rumoren im deutschen Ethikrat, der nun, so jedenfalls wird kolportiert, unter der Führung von Jens Reich das therapeutische Klonen erlauben will. Für Alexander Kissler der Untergang des Abendlands: "Ein Platz an der Sonne des biotechnischen Fortschritts ist Gerhard Schröders und Wolfgang Clements vornehmstes Ziel, doch bereits die Wissenschaftsministerin verweigert die Gefolgschaft. Edelgard Bulmahn will am Verbot des Klonens nicht rütteln, und sie weiß fast den gesamten Bundestag hinter sich. Ein Muster ohne Wert ist die Stellungnahme des Ethikrates dennoch nicht. Sie zeigt, dass jedes Weltbild als Wortbild beginnt. Über die Begriffe muss herrschen, wer neue Realitäten schaffen will. Ist aus dem menschlichen Embryo ein Zellverband geworden, ein Objekt wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Interessen, hat sich ein epochaler Wertewandel vollzogen. Was Mensch heißt, soll Ware werden, und die 'menschenrechtsbasierte Sozialethik' der Klon-Gegner ist nur die Erinnerung an ein gebrochenes Versprechen."

Weitere Artikel: Einigermaßen traurig nimmt Tom Holert Abschied vom Glamour, der im Deutschland der neunziger Jahre durchaus überraschend zuhause war. Im Interview äußert sich der Regisseur Jim Jarmusch: "Ich mag amerikanisches Geld nicht. Amerikaner lügen einen von vorne bis hinten an. Wenn dir Europäer oder Japaner ihr Wort geben, dann stehen sie dazu." Jörg Häntzschel berichtet, wie sich in den USA Pop und Christentum zusammenreimen lässt - und verkündet die frohe Botschaft, dass 59 Prozent der Amerikaner in naher Zukunft die Apokalypse erwarten. Von einer Hölderlin-Liederwerkstatt in Bad Reichenhall berichtet Kristina Maidt-Zinke. Zudem gratuliert sie dem Wagenbach Verlag zum Vierzigsten.

Außerdem: Andreas M. Bock informiert über die Online-Enzyklopädie Wikipedia ("Brockhaus des Halbwissens"). Gert Kähler porträtiert das Architekturbüro Behnisch und Partner. Kurz vorgestellt wird die Hauptstadtkulturagenda des Hauptstadtkultursenators Thomas Flierl. Der neue CIA-Chef Porter Goss hält sich nicht für CIA-würdig, das hat er, erfahren wir in einer Meldung, vor ein paar Monaten ausgerechnet Michael Moore erzählt. Gemeldet wird der Tod des in Berlin nicht ganz unwichtigen Architekten Josef Paul Kleihues.

Besprochen werden unter anderem ein Buch über Musen und der Briefwechsel Gustave Flauberts mit den Brüdern Goncourt .(Dazu mehr in der Bücherschau ab 14 Uhr.)

Im Aufmacher der SZ am Wochenende preist der Schriftsteller und Johnny-Cash-Biograf Franz Dobler die wahre Country-Musik als alles andere als reaktionär. Harald Hordych wurde ein Männertraum erfüllt: Er durfte einen Lamborghini Gallardo fahren. Etwas ruhiger ließen es Benjamin Henrichs & Marcus Jauer angehen: Sie sind in Ausflugsbooten über Berliner Gewässer geschippert. Der Übersetzer und Schriftsteller Stefan Weidner zeigt in einem Bericht aus dem Libanon, wie Eurythmie und Aufklärung, europäischer Skeptizismus und das Leugnen des Holocaust zusammenfinden könne. Im Interview äußert sich Kader Loth zum Thema Ruhm, aber schon die ersten beiden Fragen gefallen ihr überhaupt nicht: "Und ich hoffe wirklich, Sie haben nicht vor, mich die ganze Zeit zu beleidigen."