Magazinrundschau
William Pfaff: Mit Sarkozy wird es aufregend
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
05.06.2007. du fährt vom Schwarzwald ans Schwarze Meer - immer auf der Donau. Die New York Review of Books freut sich, dass Frankreich endlich wieder aufregend wird. Für die London Review of Books ist Fritz Stern perfekt - für die Deutschen. In De Groene Amsterdammer verteidigt Boudewijn Chabot den "guten Tod". In Plus-Minus erklärt Cristian Mungiu, warum die Osteuropäer seinen Film "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" lieben. Im Economist warnt Tony Blair vor der Raffinesse des islamistischen Terrors. Elet es Irodalom erzählt von ungarischen Schriftstellern in Berlin. Die New York Times weiß, was Jesus beim Abendmahl aß: Fliegenpilze.
DU (Schweiz), 01.06.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q86/A17358/du.jpg)
Online lesen dürfen Sie außerdem - wie bei du üblich immer untereinander - über Irene Mettlers Fahrt auf einem Frachtschiff von Wallsee zum Wiener Handelskai. Und Zsuzsanna Gahse erzählt, wie der Donaukenner die Donau überall erkennt, egal, wo er sich gerade befindet und obwohl die Donau nicht überall gleich heißt: "Nicht unbedingt die Donau, weiblich ist sie halt auf deutsch. In Ungarn ist dasselbe Wasser geschlechtslos beziehungsweise hat der Strom alle nur denkbaren Geschlechter (weil man in Ungarn - grammatikalisch - von Geschlechtern nicht spricht; man hat sie), weiter unten im slawischen Bereich ist der Fluss männlich."
Nur im Print erzählt Karl-Markus Gauß von seinem Großvater, einem Donauschwaben aus dem Gebiet der heutigen Wojwodina. Andreas Nentwich erkundet die Flüsse, die zur Donauquelle werden und trifft im Schwarzwald auf einen Berliner Gastwirt: "Postkaten ham wa nich, Postkaten jibtet bei da Post. Wat Sie wolln, is'ne Ansichtskate. Ansichtskaten ham wa." Eva Demski lässt sich von Mircea Dinescu eine Zigeunerstadt zeigen - "Mauern in Silber, bedeckt mit dunklen Zeichen und Mustern, Türmchen, Erkern und Zinnen, die Türme trugen goldene Spitzen." Sibylle Lewitscharoff erzählt, wie der Bulgare Rumen Apostoloff den Erzengel Michael rettete. Zlatko Krasni beobachtet amerikanische Touristen in Belgrad: "Und vielleicht auch befindet sich unter ihnen einer der Piloten, die Belgrad im Jahr 1944 bombardierten".
New York Review of Books (USA), 14.06.2007
Frankreich mag einige ökonomische Schwierigkeiten haben, aber keine, die man nicht lösen könnte. Die Wahl Nicolas Sarkozys zum Präsidenten behebt in den Augen William Pfaffs ein viel gravierendes Problem: "Kurz vor den Studentenrevolten im Mai 1968, schrieb Le Monde bekannterweise, dass das Land sich langweile - 'La France s'ennuie'. In den Jahren vor dieser Wahl war die Langeweile nach Frankreich zurückgekehrt. Das ist entscheidend für das Verständnis dessen, was sich ereignet hat. Der Präsidentschaftswahlkampf hat Frankreich von seiner Langeweile befreit. Niemand kann behaupten, dass Sarkozy langweilig sei, oder Segolene Royal. Auch Frankreich ist nicht mehr langweilig, es könnte sogar richtig aufregend werden."
Jonathan Freedland betrachtet die außenpolitisch verfahrene Lage der USA und sieht das Land vor der Entscheidung stehen, entweder wie Rom das Imperium zu erhalten und damit die Republik zu verlieren, oder wie die Briten das Empire aufzugeben, um die Demokratie zu retten.
Außerdem liest Ian Buruma neue Bücher über Leni Riefenstahl von Steven Bach und Jürgen Trimborn, James Lardner sichtet Neuerscheinungen zum amerikanischen Buchmarkt, Lee Smolin liest Einstein-Biografien von Walter Isaacson und Jürgen Neffe, und John Leonard schließlich stellt Michael Chabons Roman "The Yiddish Policemen's Union" vor.
Jonathan Freedland betrachtet die außenpolitisch verfahrene Lage der USA und sieht das Land vor der Entscheidung stehen, entweder wie Rom das Imperium zu erhalten und damit die Republik zu verlieren, oder wie die Briten das Empire aufzugeben, um die Demokratie zu retten.
Außerdem liest Ian Buruma neue Bücher über Leni Riefenstahl von Steven Bach und Jürgen Trimborn, James Lardner sichtet Neuerscheinungen zum amerikanischen Buchmarkt, Lee Smolin liest Einstein-Biografien von Walter Isaacson und Jürgen Neffe, und John Leonard schließlich stellt Michael Chabons Roman "The Yiddish Policemen's Union" vor.
London Review of Books (UK), 07.06.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q10/A17352/lrb.jpg)
Weitere Artikel: Peter Campbell befasst sich in der "At the National Gallery"-Kolumne mit der Darstellung von Händen in der Porträtmalerei. Mark Greif bespricht zwei neue Bücher zu Walt Disney und eines, das sich mit den Zeichentrick-Gewerkschaften befasst. Bee Wilson rezensiert eine Lola-Montez-Biografie. Kein gutes Haar lässt Geoffrey Wheatcroft an des designierten britischen Premierminister Gordon Browns Buch "Courage: Eight Portraits".
Groene Amsterdammer (Niederlande), 03.06.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q141/A17350/groene.jpg)
Außerdem: Janneke Koelewijn porträtiert Patricia Highsmith, der im Magazin ein ganzes Special gewidmet ist, und enthüllt die intime Passion der Autorin zu Schnecken. "Als sie von England nach Frankreich zog, so berichtet ihr Biograph Wilson, schmuggelte sie ihre 'pet snails? (die in Frankreich nicht eingeführt werden duften) 'unter ihren Brüsten ins Land'. Das glaube ich gern, doch die Biologin in mir fragt sich: Haben die Schnecken die ganze Zeit totenstill unter ihren Brüsten geschlummert? Sie bewegen sich träge - aber sie bewegen sich."
Folio (Schweiz), 04.06.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q8/A17353/folio.jpg)
Peter Haffner denkt über wirklich brauchbare Dinge nach, die ihn reich machen könnten. Eine Idee wäre der Pitrosto - ein Pinkeltropfenstopper. "Denn wie man ihn schüttelt, dreht und windet - mirakulös löst sich ein Tropfen, sowie er zurück in der blendend weißen Unterhose ist, die nun, da man eine Vitamin-B-Tablette geschluckt hat, einen leuchtend gelben Fleck aufweist, der einen im Fitnessstudio und bei Frauen zum kleinen Calvin erniedrigt. Vielleicht ein Schwämmchen, wie beim Teekannenschnabel?"
Weiteres: Christof Moser porträtiert den Schweizer Kebabkönig Erdogan Gökduman, früher Tellerwäscher, heute Millionär: "Es ist ein harter Kampf, der hier mit Schlachttiererzeugnissen ausgefochten wird, und der Schlachtruf der Sieger ist auch auf der Straßenseite des Verlierers nicht zu überhören: 'Mit alles, scharf?' Der Mann von 'McDonald's' lächelt gequält." Christoph Plate schlägt vor, nur in solche Länder zu investieren, in denen es nur besser werden kann: Seine derzeitigen Favoriten sind Simbabwe und Syrien. Der Unternehmensberater Heinrich Christen ist unzufrieden mit den Schweizer Jununternehmern - hervorragend ausgebildet sind sie, aber es fehlt ihnen "der Biss". Und Luca Turin geht für die "Duftkolumne" zu einer Privataufführung von "Das Parfum".
Gazeta Wyborcza (Polen), 02.06.2007
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Der Literaturkritiker Andrzej Werner bedauert, dass immer weniger Filme nach literarischen Werken gemacht werden: "Die Allianz von Literatur und Film ist zu Ende. Man braucht nur auf die Zahlen schauen: Filme, die von zeitgenössischer Literatur inspiriert wurden - insbesondere Filme junger Autoren, die junge Literatur verwerten - sind die Ausnahme." Den Grund dafür sieht Werner darin, dass die aktuelle polnische Prosa über die Wirklichkeit nicht viel zu sagen hat. Stattdessen geht es immer mehr um die eigene Subjektivität des Autors und um die Sprache als Ziel der Darstellung. "Natürlich soll die Literatur niemandem dienen, aber gerade ein Zusammengehen beider Erzählweisen wäre von Vorteil für die ganze Kultur. Und wenn es in der Kultur an authentischen Debatten über die Realität fehlt, was darf man dann von Politik und Gesellschaft erwarten?"
New Yorker (USA), 11.06.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q19/A17344/ny.jpg)
Die anderen Sommerfilm-Beiträge stammen von Dave Eggers, Marisa Silver, Gary Shteyngart, Roger Angell, Charles D?Ambrosio und Miranda July.
Weiteres: D.T. Max stellt das Harry Ransom Humanities Research Center, das literarische Archiv der University of Texas in Austin und seinen findigen Direktor Thomas Staley vor und geht der Frage nach, weshalb die Archive so vieler berühmter Schriftsteller ausgerechnet dort landen. Edwidge Danticat erzählt die Geschichte von Marie Micheline, die elternlos in Haiti aufwuchs und 1988 dort in einer Auseinandersetzung gegnerischer Militärtruppen erschossen wurde. Zu lesen ist außerdem die Debüterzählung "Sweetheart Sorrow" von David Hoon Kim und Lyrik von Dana Goodyear und Yehuda Amichai.
Elizabeth Kolbert rezensiert zwei neue Biografien, die nach der "wahren" Hillary Clinton suchen: "A Woman in Charge" von Carl Bernstein (Knopf) und "Her Way: The Hopes and Ambitions of Hillary Rodham Clinton" von Jeff Gerth und Don Van Natta Jr. (Little, Brown). Dan Chiasson porträtiert den Lyriker Les Murray. Peter Schjeldahl führt durch die große Ausstellung von Richard Serra im MoMA. Sasha Frere-Jones stellt das "pingelige" neue Album der Band Spoon vor. Hilton Als bespricht das autobiografische Musical "Passing Strange" des Musikers und Sängers Stew über Migration. Und David Denby sah im Kino den Thriller "Mr. Brooks" von Bruce A. Evans mit einem ausgezeichneten Kevin Costner, den Dokumentarfilm "Crazy Love" von Dan Klores und das Sequel "Ocean?s Thirteen" von Steven Soderbergh.
Plus - Minus (Polen), 02.06.2007
Cannes-Gewinner Cristian Mungiu sagt im Interview über seinen Film "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage": "Er berührt die Osteuropäer sehr. Das heißt, dass unsere rumänischen Probleme so anders nicht waren, als die der Polen, Bulgaren oder Ostdeutschen. Der Kommunismus birgt viele menschliche Tragödien, über die man bis heute nicht laut spricht." Er stehe aber auch für die Wiedergeburt des rumänischen Kinos: "Wir finden langsam einen eigenen Weg. Nach dem Fall des Kommunismus waren wir zu sehr im alten Denken verfangen. Und wir wollten gleich mit allem und allen abrechnen. Es entstanden oberflächliche und schwer verdauliche Filme. Jetzt werden wir diesen Makel los."
"Israel muss das Problem der palästinensischen Flüchtlinge lösen", schreibt in einem Beitrag Amos Oz. Nur: nicht durch ein Rückkehrrecht. "Dann hätten wir nämlich zwei palästinensische Staaten und keinen jüdischen. Die Lösung des Problems liegt in unserem Interesse, denn so lange Hunderttausende in Lagern vegetieren, werden wir keinen Frieden haben. Es ist an der Zeit, unsere Mitverantwortung für diese Tragödie anzuerkennen und an der Wiederansiedlung der Flüchtlinge außerhalb der in einem Friedensvertrag festgelegten Grenzen Israels mitzuarbeiten."
"Israel muss das Problem der palästinensischen Flüchtlinge lösen", schreibt in einem Beitrag Amos Oz. Nur: nicht durch ein Rückkehrrecht. "Dann hätten wir nämlich zwei palästinensische Staaten und keinen jüdischen. Die Lösung des Problems liegt in unserem Interesse, denn so lange Hunderttausende in Lagern vegetieren, werden wir keinen Frieden haben. Es ist an der Zeit, unsere Mitverantwortung für diese Tragödie anzuerkennen und an der Wiederansiedlung der Flüchtlinge außerhalb der in einem Friedensvertrag festgelegten Grenzen Israels mitzuarbeiten."
Economist (UK), 01.06.2007
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Weitere Artikel: Der Economist berichtet von Anstrengungen, afrikanische Wissens- und Bücherschätze in Bibliotheken im Timbuktu zu sammeln und zu konservieren: Es geht dabei um "mehr als 150.000 Manuskripte, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen und von Schlachten, Astronomie, Naturwissenschaft und der Musik ihrer Zeit berichten." heftig kritisiert wird in gleich zwei Artikeln die Schließung des oppositionellen venezolanischen Privatsenders RCTV. Einander gegenübergestellt werden Christopher Hitchens' Buch "Gott ist nicht groß: Wie Religion alles vergiftet" und Francis Collins Streitschrift pro Gott "Die Sprache Gottes: Ein Wissenschaftler liefert Beweisstücke des Glaubens". Besprochen werden auch eine Amsterdamer Ausstellung mit Werken Max Beckmanns und ein Buch des Ungewissheitsforschers Nassim Nicholas Taleb über unsere Unfähigkeit, mit dem Zufall zu rechnen. In seiner Rezension von Gordon Browns Buch über acht seiner Helden (Titel: "Mut: Acht Porträts") vermisst der Economist in der Porträtgalerie Kämpfer gegen den Kommunismus. Die Titelgeschichte widmet sich den Maßnahmen von Unternehmen und Wirtschaft gegen den Klimawandel.
Elet es Irodalom (Ungarn), 04.06.2007
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Weiteres: Das Buch wird alles überleben, sagte der Schriftsteller Andras Forgach in seiner Rede, mit der die Ungarische Buchwoche, die größte ungarische Buchmesse am Wochenende in Budapest eröffnet wurde. Der Literaturwissenschaftler Gabor Gango versucht herauszufinden, warum das kulturelle Erbe der Habsburger Monarchie nur noch für die Ungarn wichtig ist. Auf der Homepage der Onlineausgabe zeigt das ES-Magazin in einem kurzen Video, wie man seine Wertschätzung gegenüber jedem Buchstabe zum Ausdruck bringen kann.
Times Literary Supplement (UK), 01.06.2007
Chris Patten, letzter Gouverneur von Hongkong, hat Elizabeth Roberts spannende Geschichte Montenegros "Realm of the Black Mountains" gelesen und gibt seine Einschätzung der Lage: "Selbst für europäische Standards ist Montenegros Geschichte erstaunlich turbulent und brutal. Man wäre schlecht beraten, sich mit einem Montenegriner anzulegen. Ihren Kampf um die Macht führten die Kriegsherren, Fürstbischöfe und Könige durch Enthauptungen, Vergiftungen und Blendungen. Ein Herrscher ließ seinen Bruder ans Kreuz nageln und in zwei Hälften zersägen. Köpfe rollten und wurden als Fußball benutzt oder geschenkverpackt dem Sultan geschickt. Zum Islam übergetretene Menschen wurden massakriert. (...) Kein Wunder, dass der Carnegie-Report über die regionalen Kämpfe während des Ersten Weltkriegs den Gebrauch von Terror gegen die Zivilbevölkerung festhielt, mit dem nationalistische Ideologen die Menschen von ihrem Land vertrieben. Diese erbärmliche Taktik hat sich in den Balkankriegen in den neunziger Jahren fortgesetzt. Montenegrinische Manieren haben sich offenbar nicht sonderlich gebessert."
Weiteres: Für Bharat Tandon bezeugt die Anthologie junger amerikanischer Autoren "Granta 97" vor allem den Aufstieg der "Deadly Earnests": "Viele Geschichten kommen in einem wenig ermutigenden Sinn als gekonnt daher, sie machen ihr Ding, ohne sich schlecht oder innovativ genug zu benehmen, um einen wirklich zu treffen - abgesehen vielleicht von ihrem ausgewiesenen Mangel an Komik." Besprochen werden außerdem neue Bücher über Risiken und Nebenwirkungen von Schwangerschaften und eine Auswahl von Ted Hughes' Lyrik-Übersetzungen.
Weiteres: Für Bharat Tandon bezeugt die Anthologie junger amerikanischer Autoren "Granta 97" vor allem den Aufstieg der "Deadly Earnests": "Viele Geschichten kommen in einem wenig ermutigenden Sinn als gekonnt daher, sie machen ihr Ding, ohne sich schlecht oder innovativ genug zu benehmen, um einen wirklich zu treffen - abgesehen vielleicht von ihrem ausgewiesenen Mangel an Komik." Besprochen werden außerdem neue Bücher über Risiken und Nebenwirkungen von Schwangerschaften und eine Auswahl von Ted Hughes' Lyrik-Übersetzungen.
Figaro (Frankreich), 01.06.2007
Wird die Wissenschaft den Atheismus widerlegen? Diese Frage diskutieren der Philosoph Andre Comte-Sponville (mehr hier) und der Mathematiker, Paläontologe und Gründer der Universite interdisciplinaire de Paris, Jean Staune ("Notre existence a-t-elle un sens?", Auszug) in einem lebhaften Gespräch. Mit Verve widerspricht Comte-Sponville darin der These Staunes, die Philosophie lasse sich ohne Wissenschaft gar nicht denken. "Das ist eine Platitüde oder ein Irrtum! Aristoteles und Epikur sind unendlich erhellender als mein Freund Jean Staune. Schlicht, weil es auf der Ebene der Metaphysik keinen Fortschritt gibt. Das heißt, die großen Metaphysiker sind per Definition unüberschreitbar. Die Wissenschaft des Vergangenen ist eine überlebte Wissenschaft. Die großen Philosophien werden niemals von der Wissenschaft widerlegt werden: Sie bleiben lebendig." Staune hält dagegen: "Aber die Wissenschaft wirft all die philosophischen Konstruktionen über den Haufen, die auf der Vorstellung basieren, das Universum sei 6000 Jahre alt oder die Erde sei das Zentrum der Welt. Meiner Auffassung nach gilt das auch für die Philosophien, die auf der ausschließlichen Selbsterhaltung der Materie basieren, was sowohl die gegenwärtigen als auch vergangenen Systeme in Frage stellt."
Prospect (UK), 01.06.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q22/A17351/prospect.jpg)
Weitere Artikel: In einem Essay erläutert Jonathan Ree, warum der Roman und der Essay natürliche Verbündete der Demokratie sind. Bella Thomas erzählt von einer Reise nach Kuba - und zeigt wenig Verständnis für anhaltende Versuche, Fidel Castros sozialistische Diktatur zu romantisieren. Nur im Netz gibt es den Nachruf von Geoff Mulgan auf die im Alter von 86 Jahren verstorbene Anthropologin Mary Douglas.
New Republic (USA), 04.06.2007
Auf der Website der New Republic schreibt Paul Berman (Autor eines Buchs über Joschka Fischer) ein längeres Porträt über Bernard Kouchner, den neuen französischen Außenminister und ehemaligen "Arzt ohne Grenzen", den er als eine Parallelfigur zu Daniel Cohn-Bendit aufbaut. Die beiden haben 2004 gemeinsam ein Buch gemacht. Kouchner war für den Irak-Krieg, Cohn-Bendit dagegen, Stoff für eine lange Debatte. Das Buch hieß "Wenn du Präsident wirst." "Vaclav Havel hat einmal über den 'postmodernen Politiker' geschrieben, einen Politiker, der seine eigene Macht nicht allzu ernst nimmt, der sich von den Illusionen seiner Position nicht verführen lassen will. 'Der Staat bin nicht ich' ist das Motto eines postmodernen Politikers. Nach diesem Standard waren Kouchner und Cohn-Bendit ideale Postmoderne. Das Buchcover zeigte sie gleich als Lachende - Cohn-Bendit mit seinem Engelsgesicht und immer noch rotem Haar, Kouchner mit starker Nase und gemeißeltem Kinn. Beide saßen auf comichaft überpolsterten Sesseln, die seltsamerweise auf einer schütteren Rasenfläche aufgestellt waren."
al-Sharq al-Awsat (Saudi Arabien / Vereinigtes Königreich), 04.06.2007
Ähnlich wie in Deutschland zeigte man sich auch in der Türkei verärgert über den Ausgang des jüngsten Eurovision Song Contest in Helsinki. Samir Saliha berichtet über die türkische Kritik: "Viele Staaten folgten bei ihrer Stimmenvergabe leider immer wieder engstirnigen Überlegungen, die dem Geist des Wettbewerbs und dessen eigentlicher Intention - nämlich die europäischen Staaten einander kulturell, medial und künstlerisch näherzubringen - zuwiderlaufen. Als Beleg verweist so mancher Türke darauf, dass Ankara den größten Teil seiner Punkte über lange Jahre ohne Zögern und ohne Hintergedanken an Griechenland, Griechisch-Zypern, an Armenien und an Israel gegeben habe - während diese Staaten mit ihrer Erwiderung und Wertschätzung sehr geizten. Im vergangenen Jahr gab die Türkei Armenien 10 Punkte, in diesem Jahr sogar 12, von armenischer Seite aber kam gar nichts. Und dies obwohl der türkische Wettbewerber ein professioneller Künstler ist, dem die Zuhörer und die europäische Öffentlichkeit Bewunderung entgegenbrachten und der mit 163 auf den vierten Platz kam."
In einem Interview beschreibt der in Frankreich lebende tunesische Schriftsteller Abdelwahab Meddeb sein Verhältnis zu den französischen Intellektuellen Alain Finkelkraut und Bernard-Henri Levy. Obwohl er deren Kritik am Islamismus voll und ganz teile, möchte er doch an einem festhalten: "Ein anderer Islam ist möglich."
In einem Interview beschreibt der in Frankreich lebende tunesische Schriftsteller Abdelwahab Meddeb sein Verhältnis zu den französischen Intellektuellen Alain Finkelkraut und Bernard-Henri Levy. Obwohl er deren Kritik am Islamismus voll und ganz teile, möchte er doch an einem festhalten: "Ein anderer Islam ist möglich."
New York Times (USA), 03.06.2007
Wurden Jesus beim letzten Abendmahl Fliegenpilze aufgetischt? Wilde Blüten der Kulturgeschichtsschreibung entdeckt Dick Teresi in Andy Letchers Buch über halluzinogene Pilze ("Shroom"): "Pilz-Mythologen wie Terence McKenna bedienen sich der zweifelhaften Logik der Neo-Darwinisten: Was immer geschehen sein könnte, ist auch geschehen. Daher die Annahme, unsere steinzeitlichen Vorfahren hätten in Viehmist gezogene Psilocybe (Gattung der Kahlköpfe) verspeist und dadurch einen schärferen Blick und einen evolutionären Vorteil erhalten. In mittlerer Dosis beförderten die Pilze die Fortpflanzungsfähigkeit, hohe Dosen brachten die Protomenschen zum Sprechen. Ihre ersten Worte lauteten wohl: Oh, wow!" Mit solchen Märchen, meint Teresi, räumt Letcher auf, ohne allerdings die Lust auf einen Mushroom-Trip zu schmälern.
Weiteres: Jonathan Lethem schwärmt von Ian McEwans Fähigkeit, den Horror des Alltäglichen zu beschwören - in seinem neuen Roman " On Chesil Beach" (Auszug, Autorenfeature). Christgau findet Chris Salewiczs' Biografie über den "Clash"-Frontmann Joe Strummer gut gemeint, aber etwas schwerfällig (Auszug "Redemption Song"). Dick Cavett liest Jeff Wiltses Sozialgeschichte der Badeanstalt (Auszug "Contested Waters") auch als Geschichte des Rassismus in den USA. Und die Times empfiehlt Sommerlektüre: Reiseliteratur, Comics und Kochbücher.
Weiteres: Jonathan Lethem schwärmt von Ian McEwans Fähigkeit, den Horror des Alltäglichen zu beschwören - in seinem neuen Roman " On Chesil Beach" (Auszug, Autorenfeature). Christgau findet Chris Salewiczs' Biografie über den "Clash"-Frontmann Joe Strummer gut gemeint, aber etwas schwerfällig (Auszug "Redemption Song"). Dick Cavett liest Jeff Wiltses Sozialgeschichte der Badeanstalt (Auszug "Contested Waters") auch als Geschichte des Rassismus in den USA. Und die Times empfiehlt Sommerlektüre: Reiseliteratur, Comics und Kochbücher.