Magazinrundschau
#surreal
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
23.04.2013. Das Attentat von Boston wird vor allem den Tschetschenen schaden, fürchtet The Atlantic. Das New York Magazin beobachtet die Verdrängungstaktiken der Chassidim in New York. In Rumpus erklärt Aleksandar Hemon, warum nur die ganz Privilegierten glauben, es gebe keinen Fortschritt. Die LRB singt dem russischen Performancekünstler Vladik Monroe ein Abschiedslied. In Eurozine erklärt Etgar Keret das Hebräische als Literatursprache. Dem Murdoch-Imperium geht's prächtig, meldet Bloomberg Businessweek. In der NYRB ärgert sich John Gray über den inkohärenten Mischmasch der Marxschen Philosophie. In Bidoun erzählt Larry Gagosian, warum Cy Twombly den armenischen Maler Arshile Gorky liebte.
New Republic (USA), 22.04.2013
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The Atlantic (USA), 19.04.2013
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New York Magazine (USA), 29.04.2013
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Benjamin Wallace-Wells erzählt in einer langen Reportage, wie die jüdisch-orthodoxen Chassidim in Rockland County, deren Zahl aufgrund ihrer Zeugungsfreudigkeit rapide anwächst, andere Einwohner des Landstrichs buchstäblich verdrängen. Der schärfste Streit kreist um die öffentlichen Schulen, für die die Gelder vom mehrheitlich mit Chassidim besetzten Schulausschuss immer mehr zusammengestrichen werden, obwohl die Chassidim gar nicht auf öffentliche Schulen gehen. "Bei einem Treffen im März, kurz nachdem Young-Mercer und das zweite verbliebene säkulare Ausschussmitglied zurückgetreten waren, blickten sieben Männer mit Yarmulke vom Podium herab auf eine Menge aus wütenden Studenten und Eltern, die meisten schwarz oder hispanisch. Einige Mitglieder des Ausschusses sprechen nur selten und auf dem Podium herrscht oft eine Atmosphäre aus Uninteressiertheit und Zerstreutheit. Nachdem die Hauptangelegenheiten des Bezirks erledigt sind, aber noch bevor die Öffentlichkeit Gelegenheit hat selbst zu sprechen, verschwindet der Ausschuss in der Regel in private Sitzungen, die meist Stunden dauern. Das machte viele der Studenten und Eltern wütend, die oft bis nach Mitternacht warten müssen, um sprechen zu können."
Rumpus (USA), 14.04.2013
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Elet es Irodalom (Ungarn), 17.04.2013
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Außerdem schreibt der Schriftsteller und Dichter András Nyerges (unter anderem "Nichtvordemkind!" beim Knaus Verlag) über Versuche der Regierung einen nationalistischen literarischen Kanon zu entwickeln. Und György Báron berichtet vom Filmfestival Titanic, das sein zwanzigstes Jubiläum feiert: "Auf der sinkenden Titanic spielte die Kapelle bis zum letzten Augenblick."
London Review of Books (UK), 25.04.2013
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Hier sehen wir Vladik Monroe gleich in mehreren Rollen:
Weiteres: Tariq Ali berichtet von Übergriffen buddhistischer Mönche auf die muslimische Minderheit in Sri Lanka. Ross McKibbin schaudert es vor den Absichten der Tories, den Sozialstaat weiter zu demontieren, und hält auch sehr wenig von den momentanen Lobliedern in der Presse auf Thatcher, die das Land mit ihren Einschnitten gerettet habe: "Ein deprimierender Anblick, nichts davon entspricht der Wahrheit." Wie eingebunkert fühlt sich Inigo Thomas im Lesesaal der British Library, deren Insassen immerhin über anonyme Notizzettel miteinander flirten. Nick Richardson liest das Buch seines London-Review-Kollegen James Lasdun über dessen Erfahrung mit einer Stalkerin. Adam Shatz bespricht James Buchans "gelehrtes" Buch über die Revolution in Iran und deren Folgen.
Berfrois (USA), 11.04.2013
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Eurozine (Österreich), 12.04.2013
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Im Interview mit Ieva Lesinska spricht der israelische Autor Etgar Keret über die speziellen Schwierigkeiten des Hebräischen als Literatursprache: Die Sprache ist künstlich erneuert worden - nachdem sie jahrhundertelang nicht gebraucht worden war. Das heißt, dass ein heutiger Israeli sich zwar mit einem Juden aus dem Mittelalter eventuell verstehen könnte - aber anderererseits fehlen eine Menge Wörter für alles, was seitdem geschah: Auch "wenn ich in Slang schreibe, würde ich sagen, dass die Hälfte der Wörter biblischen Ursprungs ist. Die andere Hälfte besteht aus Wörtern, die die Leute brauchen, die aber nicht in der Bibel stehen, Wasserhahn, Autoreifen und so weiter. Die Wörter wurden sofort gebraucht. Sie konnten ganz leicht importiert und hebraisiert werden. Ich kann ein russisches Wort nehmen und es in eine hebräische Form setzen, ich kann auch ein Wort erfinden, das Leute aus dem Kontext verstehen können, denn sie sind daran gewöhnt, dass die Leute ständig versuchen, irgendetwas zu erklären, für das man kein Wort hat. So kann man innerhalb eines Satzes eine interessante Spannung schaffen."
Außerdem: John Lanchester spricht im Interview über seinen Roman "Kapital" und den Ausverkauf Londons.
Bloomberg Businessweek (USA), 18.04.2013
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MicroMega (Italien), 12.04.2013
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New York Review of Books (USA), 09.05.2013
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Salon.eu.sk (Slowakei), 18.04.2013
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Außerdem: In einem Artikel für Elet es Irodalom, von Salon.eu.sk ins Englische übersetzt, erklärt Ilma Rakusa, was Europa für sie bedeutet.
Guardian (UK), 22.04.2013
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Weiteres: Hellauf begeistert ist Kathryn Hughes von einer Essaysammlung, die sich den wichtigsten Büchern der Kunstgeschichte verschreibt, darunter Roger Frys "Cézanne", Ernst Gombrichs "Art and Illusion", Clement Greenbergs "Art and Culture" oder Alfred Barrs "Matisse". Die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie stellt klar, das die unglaublichsten Passagen ihrer Romane meist realen Erfahrungen entspringen.
Al Ahram Weekly (Ägypten), 17.04.2013
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Außerdem: Nehad Selaiha berichtet vom nationalen Theatertreffen in Kairo, das mit einer Demonstration begann.
Wired (USA), 16.04.2013
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Außerdem: Von der einstigen Euphorie über die Möglichkeiten einer Hypertext-Literatur ist wenig geblieben, stellt Steven Johnson in einer melancholischen Bilanz fest: "Ein klassischer Fall von gescheitertem Futurismus". Steven Levy unterhält sich mit Mark Zuckerberg über die Zukunft von Facebook auf dem mobilen Markt. Kevin Kelly besucht die zahlreichen, benachbarten Startups in San Francisco, von denen er sich nichts weniger als die Zukunft der Onlinekultur verspricht. Mit fast schon verdächtigem Enthusiasmus legt Mat Honan dar, warum Microsoft seiner Ansicht nach mit Windows 8 und dessen Abschied vom Startbutton endlich wieder die Abfahrt Richtung Coolness genommen hat (andernorts vertritt man die Ansicht, dass Microsoft gerade das Grab des PCs schaufelt). Angela Watercutter bringt eine Typologie der animierten GIFs. Lore Sjöberg erklärt, warum der Webcomic xkcd für Nerdkultur schlechthin im Netz steht.
Auch nicht zu verachten: Einige Infografiken - etwa über die Geschichte des Bloggens, über den Siegeszug der Comics in Hollywood, über die Konvergenz zahlreicher Gadgets im Smartphone, eine Mem-Collage, ein Comic über die Stuxnet-Attacke sowie ein Rezept für den perfekten TED-Talk. Und schließlich haben die Wired-Redakteure ein (allerdings kostenpflichtiges) eBook mit den Greatest Hits aus 20 Jahren zusammengestellt (darunter dieser epische Essay von Science-Fiction-Autor Neal Stephenson über die Verdrahtung der Welt).
La vie des idees (Frankreich), 19.04.2013
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Vorgestellt werden außerdem zwei neue Bücher über Marokko und Algerien, von denen Rezensent M'hamed Oualdi überzeugt ist, dass sie künftig Standardwerke über Frankreichs ehemaligen Kolonien sein werden: "Histoire de l'Algérie à la période coloniale (1830-1962)" von Abderrahmane Bouchene et al. und "Histoire du Maroc de Moulay Idris a Mohammed VI" von Daniel Rivet.
Bidoun (USA), 01.04.2013
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HVG (Ungarn), 10.04.2013
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Außerdem spricht der Übersetzer und Schriftsteller Mihály Dés, der dreißig Jahre lang in Spanien lebte, über seinen Roman "Pester Barock" der im Ungarn der achtziger Jahre spielt. Über das heutige Ungarn sagt er: "Die Situation halte ich für sehr ernüchternd, aber dafür ist nicht nur die inkompetente Regierung verantwortlich, sondern auch eine alte Tradition, die Selbstbesessenheit. Die Welt existiert praktisch nur aus einer Sicht: was wird über Ungarn im Ausland gesagt? Die Ungarn beschäftigen sich wie Nervenkranke nur mit ihren eigenen Problemen."
New York Times (USA), 17.12.2012
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