Magazinrundschau - Archiv

Literaturen

88 Presseschau-Absätze - Seite 3 von 9

Magazinrundschau vom 02.12.2008 - Literaturen

Aus dem Schwerpunkt zu Walter Benjamin - es schreiben unter anderen Sigrid Weigel und Manfred Schneider - kann man online Rene Aguigahs Besprechung der ersten Bände der neuen "Kritischen Gesamtausgabe" Benjamins lesen, in der Aguigah feststellt: "Wer die originalen Texte lesen will, bekommt sie übersichtlich dargeboten; wer in die Tiefen der unterschiedlichen Versionen, Korrekturen und Publikationsgeschichten steigen will, wird kompetent geleitet und erschöpfend ausgestattet. Dahinter steckt letztlich ein philologisch-demokratisches Ethos. 'Hier fällt jegliche Bevormundung der Leser weg', sagen Christoph Gödde und Henri Lonitz, die Hauptherausgeber. 'Editionen haben nicht den Zweck, Interpretationen zu lenken, sondern die Texte verantwortlich zu überliefern.'"

Außerdem: In den "Business as usual"-Rubriken: Franz Schuh empfiehlt im "Kriminal" Camilly Ways Psychothriller "Schwarzer Sommer". Der Kriminalschriftsteller Heinrich Steinfest teilt Lektüreeindrücke rund um Entenhausen mit. Annette Zerpner hat Raoul Schrotts "Ilias"-Übersetzung und zweimal Sven Regener im Hörbuchformat genossen. Für die "Netzkarte" hat sich Aram Lintzel in der seltsamen Welt der Personensuchmaschinen (Yasni, 123people) umgetan, die neuerdings die Google-Ergebnisse zumüllen.

Magazinrundschau vom 28.10.2008 - Literaturen

Die Literaturen-Website war immer schon ein Muster an Unübersichtlichkeit! Mit dem Novemberheft ist das schlimmer denn je.

Im aktuellen Heft zum Titelthema "Vorwärts ins Mittelalter" - davon aber, scheint es, nichts online - finden sich (nach längerem Suchen) Betrachtungen der Noch-Chefredakteurin Sigrid Löffler über Kunstmarkt-Krimis von Jonathan Santlofer und Peter Carey (nichts leider zu Charles Willefords Klassiker "Ketzerei in Orange"). In der avantgardistischen Netz-Aufbereitung stehen dazu leider Sätze wie dieser: "Dieser,einFettkloß, ist zugleich dementundvif,undseine schrullige Suada,vonBernhard RobbenmitVerveundSprachwitzübersetzt,bestätigtden Autor als einenMeister der Bauchrednerei." (sic!)

Weitere Artikel: Sibylle Berg denkt über den disziplinfreudigen Herrn Bueb und den Kriegszustand nach, der Schule heißt. Roland Düker hat den Schriftsteller Ulrich Holbein im Knüllgebirge besucht. Von schweizerischen Diskussionen, über die Buchpreisbindung vor allem, berichtet Julian Schütt. In der "Was liest..."-Reihe liest Angela Krauß nichts - oder jedenfalls unregelmäßig. Besprochen werden - komplett absatzlos - Günter Grass' Roman "Die Box", Katrin Passigs und Sascha Lobos Prokrastinations-Ratgeber "Dinge geregelt kriegen" und Julian Jarrolds "Wiedersehen in Brideshead"-Verfilmung. Naturgemäß darf auch eine Besprechung von Uwe Tellkamps "Meisterwerk" (so Andreas Nentwich) "Der Turm" nicht fehlen. Nur im Print gratuliert Stefanie Peter gratuliert Ethnologen Claude Levi-Strauss zum runden, nämlich hundertsten Geburtstag.

Magazinrundschau vom 30.09.2008 - Literaturen

Sigrid Löffler hat sich für die Titelgeschichte (im Netz nur ein Auszug) mit dem Schriftsteller Josef Winkler in dessen Heimatdorf begeben. Winkler hat vorsichtshalber das Pfefferspray eingepackt und einen "Leibwächter" mitgebracht: "Sein Verhältnis zu seinem Herkunftsort ist heikel. Mit 55 Jahren ist Winkler heute Kamerings berühmter Sohn: Allein in diesem Herbst werden ihm in Darmstadt der Georg-Büchner-Preis und in Wien der Große Österreichische Staatspreis verliehen - höhere Ehrungen kann ein Schriftsteller im deutschen Sprachraum nicht erreichen. Zugleich aber ist er immer noch der Enzn-Sepp, Kamerings berüchtigtes schwarzes Schaf. Eben seinen literarischen Ruhm verzeihen ihm manche Dörfler nicht. Sie sehen in Winkler den missratenen, in die Kunst entlaufenen Bauernsohn, der davon lebt, seine Familie und sein Dorf vor der Welt schlecht zu machen."

Weitere Artikel: Jürgen Gottschlich hat neue Bücher zur politischen Lage im diesjährigen Buchmesse-Gastland Türkei gelesen und legt auch seine eigene Sicht der Dinge dar. In ihrer "Beiseite"-Kolumne begreift Sibylle Berg nicht, warum sich die Feuilletons so gerne mit Trivialitäten wie Hape Kerkeling beschäftigen. In der "Netzkarte" fragt Aram Lintzel, ob man nicht auch all die "Watch"-Seiten "watchen" sollte. Ulrich Peltzer liest gerade die Tagebücher von Andy Warhol.

Besprochen werden unter anderem der Bachman-Celan-Briefwechsel "Herzzeit", Olga Flors neuer Roman "Kollateralschaden", Thomas von Steinaeckers Roman "Geister" und, in Franz Schuhs Kriminal, Max Bronskis neuer München-Krimi "Schampanninger", Marco Kreuzpaintners Otfried-Preußler-Adaption "Krabat".

Magazinrundschau vom 09.09.2008 - Literaturen

Die Buchmesse wirft bereits ihre Schatten voraus, Literaturen verlegt seinen Schwerpunkt auf das Gastland Türkei. Für den Aufmacher hat Frauke Meyer-Gosau - ausgerechnet - den deutschen Autor Feridun Zaimoglu in Ankara besucht. Neben einer Schreibmaschine statt einem PC fand die Besucherin einen Haufen Gartenzwerge in der Zweitwohnung des Schriftstellers, der die Verschiedenheit seiner 3000 Kilometer voneinander entfernten Wohnsitze Kiel und Ankara schätzt: "Schauplatz hedonistischer Zerstreuungen wie Hort familienmythologischer Stoffe ist das Herkunftsland, Deutschland das von Ablenkungen weitgehend unbehelligte Arbeits-Gebiet."

Leider nicht online ist das Gespräch, das Meyer-Gosau mit dem türkischen Verlagslektor und Übersetzer Tanil Bora führte. Man erfährt darin, welche Klischees über die aktuelle türkische Literatur herrschen, warum die politische Literatur in der Türkei größtenteils schlecht ist und was sich Bora von der Frankfurter Buchmesse verspricht. Sigrid Löfflers Reise durchs literarische Istanbul ist ebenso wie die Besprechung neuer Romane von Zülfü Livaneli, Murathan Mungan und Oya Baydar nur in der Printausgabe nachzulesen.

Weitere Artikel: Franz Schuh versucht sich in seiner Krimi-Kolumne an einem angemessenen Nachruf auf Janwillem van de Wetering, Helmut Böttiger lobt an Uwe Timms Roman "Halbschatten" die Ästhetik des Nachhorchens, mit der er die Fliegerin Marga von Etzdorf als Produkt und Opfer der deutschen Kriegsgeschichte zeigt. Erst mit Unterstützung von Francois Rabelais versteht Dieter Thomä Thomas Pynchons karnevalesken Roman "Gegen den Tag" und Sibylle Berg versöhnt sich mit dem lange als Großeltern-Urlaubsort gemiedenen Tessin. Außerdem bespricht Manuela Reichart Bücher über Romy Schneider, die am 28. September 70 geworden wäre.

Magazinrundschau vom 01.07.2008 - Literaturen

Der Lesespaß, den Sigrid Löffler der neue Roman "Tagebuch eines schlimmen Jahres" von J.M. Coetzee bereitet hat, hat sie selbst überrascht: "Hat man die Struktur des Buches einmal durchschaut, dann belohnt 'Tagebuch eines schlimmen Jahres' den Leser mit vielschichtigeren Freuden als Coetzees unmittelbare Vorgänger-Romane 'Elizabeth Costello' und 'Zeitlupe'. Auch die waren imprägniert von metaphysischer Selbstquälerei, aber es fehlte ihnen der Kontrapunkt, die Fähigkeit zur Selbstdistanzierung. Und eben der Kontrapunkt ist es, der die 'Festen Ansichten' dieses Romans mit sardonischem Humor so gewinnend ins Rutschen bringt."

Aus Paris berichtet Martina Meister über Lucie Ceccaldis Buch, in dem Sohn Michel Houellebecq kaum vorkommt, und über den neuen Roman von Anna Gavalda, in dem es wie üblich im Grunde um gar nichts geht. Franz Schuh informiert im "Kriminal" über seine Lektüre des wenig Österreich-freundlichen Romans "Heldensterben" Christine Grän. Sibylle Berg befasst sich in ihrer Kolumne mit neuesten Resultaten der Glücksforschung. Mit seiner Mircea-Eliade-Verfilmung "Jugend gegen Jugend" hat Daniel Kothenschulte den großen Francis Ford Coppola dialogreich scheitern sehen. In der "Was liest...?"-Rubrik schreibt Gila Lustiger über Euripides, den sie gleichzeitig mit ihrer ersten Liebe kennenlernte. Unfreundliche Worte und freundliche findet Frauke Meyer-Gosau für Ulla Berkewiczs Buch "Überlebnis". Besprochen werden außerdem Bücher über Italien und neue Hörbücher.

Nicht online sind leider der Schwerpunkt über Margaret Atwood und der Rest vom Heft, in dem es unter anderem um Georg Simmel, Paul Veyne und Annemarie Schwarzenbach geht.

Magazinrundschau vom 27.05.2008 - Literaturen

Das Titeldossier ist Franz Kafka gewidmet, der in diesem Jahr 125. Geburtstag hat. Abgedruckt ist ein Essay des amerikanischen Autors Louis Begley über das Verhältnis von Leben und Werk bei Kafka. Klaus Wagenbach schreibt über die Kafka-Biografie von Reiner Stach. Online einzig ein einführender Text von Sigrid Löffler, in dem sie den überzeugenden Ansatz Stachs erklärt: "Der Biograf Reiner Stach führt in Kafkas Leben neben der horizontalen auch die vertikale Dimension ein - und die erweist sich keineswegs als arm, sondern im Gegenteil als biografisch außerordentlich fruchtbar: 'Der Reichtum von Kafkas Existenz hat sich wesentlich im Psychischen entfaltet, im Unsichtbaren, in einer vertikalen Dimension.' Es sei Kafka um die Form gegangen, in die er sein Leben bringen wollte. In einem asketischen Selbstentwurf habe er diese Form schließlich gefunden, in der bewussten Abstinenz von jeder vitalen Teilnahme am Tanz der Säfte und Kräfte des Lebens." (Der zweite Teil von Stachs Kafka-Biografie erscheint im Juni.)

Weitere Artikel: In seiner Kolumne "Netzkarte" stellt Aram Lintzel unter anderem das "virtuelle Kafka-Bureau" vor. Und Sibylle Berg muss lernen, dass Geld "doch glücklich" macht. Im Kriminal bespricht Franz Schuh Guillermo Martinez' Roman "Der langsame Tod der Luciana B.", und zwar ganz ausdrücklich, ohne die zentrale Pointe zu verraten. Rezensiert werden außerdem das Buch "Der Fisch in uns", in dem der Paläontologe Neil Shubin beschreibt, wie er den Tiktaalik (Bild) - ein Zwischending aus Meer- und Landbewohner - entdeckte, Andreas Rosenfelders Untersuchung "Digitale Paradiese. Von der schrecklichen Schönheit der Computerspiele", die Bestseller-Verfilmung "Wilde Unschuld" und auf DVD eine Prachtausgabe (mit Romanbeilage) von Anthony Minghellas "Der Englische Patient".

Magazinrundschau vom 29.04.2008 - Literaturen

Der Schwerpunkt ist 1968 gewidmet. Rene Aguigah hat sich für die Titelgeschichte durch die einschlägigen 68er-Bücher gelesen, von Götz Aly bis Rainer Langhans, von Wolfgang Kraushaar bis Peter Schneider. Jens Balzer widmet sich der Popkultur und Ronald Düker den Körpermoden.

Jutta Person wählt ein Thema, dem nicht nur die Zeitungsfeuilletons in ihren 68er-Debatten auswichen: "Tatsächlich findet sich im aktuellen Publikationsrausch nicht ein Buch, das 1968 als Keimzelle des weitreichendsten, die Erbschaft von Jahrtausenden irritierenden Ereignisses untersuchen würde: der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Man mag es hier mit einem vom gegenwärtigen 'Backlash' gepeinigten Projekt zu tun haben; aber in Wahrheit werden all die hochfahrenden Weltveränderungstheorien zwischen Maoismus und Antiimperialismus von der realen Umwälzung des Geschlechterverhältnisses in den Schatten gestellt." Alles, was man zu sehen bekommt, sind statt dessen "die Brüste von Uschi Obermaier. Die nackten Kommune I. Der Harem von Rainer Langhans. Die politischen Kämpferinnen fehlen im Repertoire, oder sie werden als bloße Körper wahrgenommen." Person empfiehlt ein Buch aus dem Antiquariat: Ute Kätzels vor fünf Jahren erschienenes "Die 68erinnen" mit 14 Porträts.

Weitere Artikel: Sigrid Löffler unternimmt einen Streifzug durch die Literatur der unbefriedeten Krisenregion Israel und Palästina. Als ausgesprochen brillant in der Beschreibung der Täter-Psychiater-Beziehung lobt Franz Schuh im Kriminal Robert Anscombes Thriller "Hinterhältig". In Sibylle Bergs "Beiseite" geht es um das Wetter und um den Tod. Annette Pehnt liest gerade den Barockroman "Adriatische Rosemund" des Autors Filip von Zesen. Henning Klüver berichtet von der italienischen Buchmesse in Turin. Besprochen werden unter anderem Cormac McCarthys Roman "Kein Land für alte Männer" und Bernhard Schlinks neuer Roman "Das Wochenende".

Magazinrundschau vom 01.04.2008 - Literaturen

Der Schwerpunkt des April-Hefts ist dem furchtbaren Antisemiten, Kronjuristen des Dritten Reichs und brillanten Denker Carl Schmitt gewidmet. Online zu lesen ist Micha Brumliks Besprechung einer neuen Biografie, die Christian Linder verfasst hat. Mit seinem Glauben an ein "Geheimnis" im Kern des Werks und der Person gehe der Autor Schmitt zwar ohne Not "auf den Leim", aber höchst lesenswert ist das Buch, findet Brumlik, doch: "Christian Linder verschweigt an der cause scandaleuse dieses Lebens so gut wie nichts, und wer sich bisher mit Carl Schmitt nicht oder nicht ausführlich beschäftigt hat, wird mit seinem Buch und den darin überaus geschickt und ausführlich montierten Zitaten auf jenen Stand gebracht, der ein nicht nur oberflächlich informiertes Mitsprechen ermöglicht. Linder ist eben auch ein erfahrener Autor von Hörspielen, und sozeugt die Weise, wie er die Vielfalt widerstrebiger Stimmen von und über Schmitt zu einem spannenden Dialog fügt, von hohem technischen Können. Sein Buch ersetzt ganze Bibliotheken nur schwer zugänglicher Literatur."

Weitere Artikel: Rene Aguiah hat Richard Sennetts neues Buch "Handwerk gelesen und den Autor außerdem zum Gespräch getroffen. In seiner "Kriminal"-Kolumne schreibt Franz Schuh über Virginie Bracs Krimi "Du hast ein dunkles Lied mit meinem Blut geschrieben", an dem ihm zunächst vor allem dieser eine Satz gefiel: "Im Interventionszentrum herrscht Weltuntergangsstimmung." Mitten aus London informiert David Flusfeder über eine enorme Erhöhung des Mitgliedsbeitrags der London Library. Aram Lintzels "Netzkarte" widmet sich diesmal seltsamen Seniorenseiten. Und John von Düffel liest - nicht zum ersten Mal - Hamlet.

Besprochen werden darüber hinaus Clemens Meyers Stories "Die Nacht, die Lichter" und Hörbuchversionen von Joseph Conrads "Herz der Finsternis" und Joseph Roths "Radetzkymarsch".

Magazinrundschau vom 26.02.2008 - Literaturen

Als Markstein in der Geschichte des Comic feiert Jens Balzer Alison Bechdels "Fun Home", in dem sie die Geschichte ihres Coming-Out und der über Jahre verborgenen Homosexualität ihres Vaters erzählt: "Dass sie keine unmittelbare Sprache besitzt, um mit ihrem Vater zu reden - und zu uns, ihren Lesern, über ihn -, das ist Ausdruck der größten Tragödie. Und Grundlage der berührendsten Kunst. In der Reflexion auf die eigenen Mittel bebildert dieser Comic unablässig die eigene Unzulänglichkeit, eine Unzulänglichkeit, die jene des Lebens spiegelt. In der Enthüllung seiner intimsten Geheimnisse weist 'Fun Home' über alles hinaus, was in den Comics bislang gewagt wurde. Dieses Coming-out wird uns lange ein Maßstab sein."

Weitere Artikel: Unwiderstehlich und irgendwann sogar lesenswert findet Franz Schuh die Kombination aus "unsinnigem Sex" und Oxford-Milieu in Tony Strongs Kriminalroman "Katzenzungen". Hingerissen zeigt sich Heinrich Detering vom "Stil gewordenen Widerstand gegen die Versuchung, sich auszuruhen in einer sprachlich geordneten Welt", als den er Peter Handkes Erzählung "Die morawische Nacht" begreift. Der Schriftsteller Nicholas Shakespeare verrät, was er gerade so liest, von "Josefine Mutzenbacher" bis Cormac McCarthy. Besprochen werden außerdem Nick Hornbys neuer Roman "Slam", Jenny Erpenbecks Roman "Heimsuchung", Irina Liebmanns Biografie ihres Vaters "Wäre es schön? Es wäre schön!", neue Hörbücher und Robert Swicords Film "Der Jane Austen Club".

Die Titelgeschichte "Goethe Reloaded", die online nicht zugänglich ist, widmet sich neuen Goethe-Büchern, unter anderem von Sigrid Damm und von Martin Walser.

Magazinrundschau vom 29.12.2007 - Literaturen

Der Schwerpunkt des Januar-Hefts ist dem Thema Leben vom Schreiben gewidmet, der Frage also, wie man als vom Bestseller-Status um einiges entfernte/r Schriftsteller/in heute durchkommen kann. Im großen Gespräch geben sich Ulrike Draesner, Dietmar Dath und John von Düffel erstaunlich optimistisch, jedenfalls kämpferisch. Dath zum Beispiel meint: "Man kann natürlich die Konzentrationsprozesse und all das beschreiben, und das ist in der Tat durchschlagend, schlimm und verheerend. Aber es sind, wie Ulrike Draesner vorhin gesagt hat, zunächst mal einfach Veränderungen. Und die Perspektive 'Die Welt geht unter' ist nie produktiv. Das alles sind typische Vorgänge - Entschuldigung, das Wort heißt Kapitalismus.Wenn ein abstraktes Kriterium, nämlich Profit, wichtiger ist als alles andere, dann kommt man an den Punkt: Jeder ist sich selbst ein Würstchen. Jeder verweist auf eine andere Abteilung, jeder sagt: Ich musste ja, weil ... Da wurzelt nichts als Wahnsinn. An irgendeiner Stelle muss das durchbrochen werden, von irgendjemandem."

Weitere Artikel: Besprochen werden unter anderem Annette Pehnts Roman "Mobbing", die deutsche Erstübersetzung von Edgar Bernays' PR-Klassiker "Propaganda". Aus den festen Rubriken und Kolumnen: Bundestagspräsident Norbert Lammert liest Urs Widmers Buch "Shakespeares Königsdramen", Sibylle Berg fragt sich, was man über die Welt von heute wirklich wissen muss, Jan Koneffke berichtet aus der dem Westen vielfach fernen rumänischen Parallelwelt, Aram Lintzel geht es um Websites des Scheiterns, Franz Schuh hat Flavio Sorigas hochliterarischen Kriminalroman "Der schwarze Regen" gelesen und Daniel Kothenschulte die erneute Western-Verfilmung "Todeszug nach Yuma" gesehen.

Im Editorial wird ein neues, einmal im Jahr erscheinendes Literaturen-Format angekündigt: Literaturen-Special mit Originaltexten von Autoren. Das erste Heft, eine von Daniel Kehlmann zusammengestellte Kurzgeschichten-Sammlung, wird im Sommer 2008 erscheinen.