Heute in den Feuilletons

Unbeeindruckt vom Hohn der Kunstwelt

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
12.05.2012. Die Urheberrechtsdebatte tost und rumpelt weiter: "Ihr seid nicht (mehr) systemrelevant", ruft Udo Vetter den "Wir sind die Urheber"-Urhebern zu. Euer Geschäftsmodell ist von gestern, bedauert die FR. Vor kurzem protestierten Urheber doch noch gegen Verwerter, wundert sich die SZ. Auf Spiegel Online erinnert Volker Kauder daran, dass auch die Freiheit der Kommunikation Schutz verdient. Die NZZ befasst sich mit dem Dackel in der Kunst. Die FAZ bewundert die Erektion eines Möhrenmännleins. Und: die SZ schlägt den Nannen-Preis für die Bild-Zeitung aus.

Aus den Blogs, 12.05.2012

Hier der von Zeitungen schon zitierte Blogbeitrag des Rechtsanwalts Udo Vetter zum Aufruf "Wir sind die Urheber": "Dass die Verwerter eine Abmahnindustrie ins Leben gerufen haben, die mit ihren aberwitzigen Auswüchsen mittlerweile nicht nur individuelle Angst, sondern längst sozialen Unfrieden stiftet, ist den Unterzeichnern des Appells keine Erwähnung wert. Für sie ist alles offensichtlich in Ordnung. Allenfalls sollte es nach ihren Vorstellungen noch etwas rustikaler zugehen. Denn anders ist die ausdrücklich formulierte Forderung, das Urheberrecht noch weiter zu stärken, ja wohl kaum zu verstehen." Sein Artikel kulminiert in dem bösen Satz: "Ihr seid nicht (mehr) systemrelevant."

Der Rechtsanwalt Thomas Stadler wundert sich in seinem Blog, "dass der Aufruf vorwiegend von Schriftstellern und Autoren unterzeichnet worden ist und damit von einer Gruppe, die von Urheberrechtsverletzungen im Internet im Vergleich zu Musikern eher wenig betroffen ist." Und macht dann eine höchst wichtige Anmerkung zum Kampfbegriff des "Geistigen Eigentums": "Wer sich auf Eigentumsrechte beruft, muss auch anerkennen, dass das Eigentum der Sozialbindung unterliegt (Art. 14 Abs. 2 GG). Weil die Schaffung eines Geisteswerkes auch einen sozialen Prozess darstellt - und hier unterscheidet sie sich nochmals grundlegend vom Sacheigentum - ist die Sozialpflichtigkeit des 'geistigen Eigentums' sogar besonders stark ausgeprägt."

Michael Seemann ist mit den Autoren des Gegenaufrufs "Wir sind die Bürger" nicht einverstanden: "Was für eine Anmaßung! Nein, ihr seid nicht die Bürger. Ihr seid die fucking Netzgemeinde! Ihr seid nicht die Öffentlichkeit, sondern eine spezifische Gruppe mit sehr eigenen Interessen. Und ihr seid die dreistesten Lobbyisten unter den Sonne, wenn ihr das nicht mal auf die Kette kriegt, Euch das einzugestehen!"

(via Carta) Die Autorin Petra van Cronenburg erklärt in ihrem Blog, warum sie den Aufruf "Wir sind die Urheber" nicht unterzeichnen kann: "Ich kann die Polemik nicht unterschreiben, weil mir das Urheberrecht leider nicht ermöglicht, von meiner Arbeit als Buchautorin leben zu können - im Gegensatz zu den Berühmtheiten unter den UnterzeichnerInnen. Ich kann sie aber auch deshalb nicht unterschreiben, weil diese bösen 'globalen Internetkonzerne' mich nicht entrechten, sondern mir überhaupt erst ermöglichen, endlich anständig für meine künstlerischen Projekte entlohnt zu werden - und das weltweit."

(Via Jens Seipenbusch) Hier eine Gesamtliste der in letzter Zeit abgemahnten Werke, inklusive Abmahnanwälten und Rechteinhabern.

Spiegel Online, 12.05.2012

Bei der Verleihung des im allgemeinen eher von Kungelei geprägten Henri-Nannen-Preises kam es gestern Abend zum Eklat, meldet Spiegel Online in einem Tickerverschnitt: Hans Leyendecker, Klaus Ott und Nicolas Richter von der hochvornehmen Süddeutschen Zeitung lehnten den Preis ab, weil er gleichzeitig Kollegen der Bild-Zeitung für ihre Wulff-Wadenbeißerei zugesprochen wurde (allerdings störte die Kollegen der SZ nicht, dass es gegen Wulff, sondern dass es für Bild ausging).

Christian Stöcker schreibt zur gegenwärtigen Urheberrechtsdebatte: "Auch wenn im Moment geschickt der Eindruck erweckt wird, Urheber, die kurz vor der (geistigen) Enteignung stehen, müssten sich mit aller Macht gegen einen übermächtigen Gegner wehren - die Realität sieht anders aus... Der Ausgangspunkt der Debatte ist nicht die Forderung nach einer Abschaffung des Urheberrechts. Der Ausgangspunkt ist vielmehr der vehement und auf zahlreichen Wegen immer wieder vorgetragene Wunsch der Branchenverbände, Bürgerrechte einzuschränken, um die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen zu erleichtern." Mal abgesehen davon, dass die Verbände es auch geschafft haben, Rechte weiter auszudehnen - etwa die Leistungsschutzrechte auf Musikaufnahmen.

Gegenüber den Maximalforderungen der "Wir sind die Urheber"-Urheber klingt der Beitrag des CDU-Politikers Volker Kauder geradezu liberal: "Wir sind erst am Anfang der Diskussion um die Ausgestaltung des rechtlichen Rahmens für das Internet. Der Ausgleich mit dem Urheberrecht ist nur ein Aspekt. Ähnlich wichtig ist die Sicherung der Persönlichkeitsrechte."

FR/Berliner, 12.05.2012

Christian Schlüter findet die Urheber-Initiative zwar begrüßenswert, doch "nicht vorbehaltlos": Seiner Ansicht nach ist das Urheberrecht "schon jetzt von der technischen Entwicklung und, damit einhergehend, von der Praxis im Internet überholt. Unsere Künstler halten an etwas fest, das von sich aus immer weniger in der Lage ist, ihre berechtigten Interessen zu schützen. Mit anderen Worten: Ihr Geschäftsmodell ist von gestern, aber sie möchten es ins Morgen retten."

Weiteres: Robert Misik folgt Paul Krugmans in einem Blog für die New York Times und in einem neuen Buch formulierten Wirtschaftsthesen, dass der Krise mit Sparsamkeit nicht beizukommen ist. Christian Thomas war bei der Lesung dreier Autorennationalmannschaften im Ballhaus Ost in Berlin.

Besprochen werden die Ausstellung "A House full of Music" auf der Mathildenhöhe in Darmstadt, Stefan Hartmanns "Krieg und Frieden"-Inszenierung bei den Ruhrfestspielen, sowie das von Sasha Waltz choreografierte Ballett von "Romeo und Julia", das am 15. Mai aus der Pariser Nationaloper in 230 Kinos live übertragen wird.

TAZ, 12.05.2012

Detlef Kuhlbrodt fährt nach 20 Jahren wieder an die Uni ins wohlriechende Berlin-Dahlem. Grund für die lange Reise aus Berlins Zentrum an dessen Rand: Rainald Goetz' Antrittsvorlesung als Gastprofessor der Freien Universität. Goetz erinnerte unter anderem "an den kurzen Sommer der Popliteratur. Spricht über die Schreibexplosion der letzten Jahre via Internet, SMS usw., darüber, wie die Fremdheit zwischen Ich und Welt via Facebook usw. formelhaft zugekleistert und ausgebeutet werde, wie die Wertschätzung des Geschriebenen durch die ganzen RSS-Reader-Alarme verhindert wird. Andererseits: Man kann das Internet immer noch als 'das weise Orakel benutzen'." Dazu passend: Das Gespräch, das Goetz vor einer Woche mit Diedrich Diederichsen bei den Mosse Lectures in Berlin führte, ist seit gestern im YouTube-Channel der Vortragsreihe zu finden:



Außerdem: Isabell Lott und Philipp Gessler unterhalten sich ausführlich mit der Fotografin Digne M. Marcovicz, deren Arbeiten eine Chronik des Kulturlebens der alten Bundesrepublik bilden. Katharina Granzin spricht mit der ukrainischen Intellektuellen Oksana Sabuschko über die kulturelle und politische Situation in ihrem Land (ihren Landsleuten von der feministischen Aktivistinnengruppe "Femen" steht sie allerdings skeptisch gegenüber). Der erfolgreiche Protest der Studenten der Schauspielschule Ernst Busch in Berlin erzählt davon, "dass Berlins Schande wohl erst hell im Licht bundesweiter Scheinwerfer aufleuchten muss, damit sich selbst die Haushaltspolitiker zu den kulturellen Schätzen vor ihrer Tür bekennen", findet Katrin Bettina Müller.

Yasemin Ergin erzählt die Geschichte von Ebru Muhikanci, die aus Istanbul wegzog, um sich dem politischen Kampf der Kurden anzuschließen und dabei ihr Leben verlor. Im Frankfurt am Main will es die schlapp gewordene Occupy-Bewegung nochmal wissen, berichtet Timo Reuter nach dem Aktivistenbesuch. Jan Feddersen schaut Thomas D. bei dessen Vorbereitungen zur Reise nach Baku über die Schulter. Beim Berliner Konzert der Band Stabil Elite genoss Tim Caspar Boehme eine "ganz eigene Monumentalität der scheinbaren Stasis". Im Spezial feiert die taz mit zahlreichen Artikeln und Besprechungen das 25jährige Jubiläum des Begriffs "Weltmusik".

Besprochen werden Pary El-Qalqilis Film "Schildkrötenwut", den Lukas Foerster "beeindruckend" findet, das Debütalbum der Soulsängerin Y'Akoto und Bücher, darunter "Die Philosophie und das Ereignis" von Alain Badiou, das Christof Forderer für einen guten Schlüssel zum Werk des Autors hält (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).

Welt, 12.05.2012

Ayaan Hirsi Ali, die am Donnerstag den Springer-Freiheitspreis erhielt, lehnt im Interview den Begriff der Islamophobie ab: "Ein PR-Gag der Islamisten im Westen". Hanns-Georg Rodek liefert eine kleine Netzpresseschau mit Reaktionen auf den Aufruf zum "Schutz gegen geistigen Diebstahl" (Links wären schön gewesen!). Außerdem bittet er den Schauspieler Herbert Knaup zu Tisch. Andrea Backhaus schreibt zum Tod des pulitzerpreisgekrönten Kriegsfotografen Horst Faas. Michael Pilz stellt zum Muttertag eine Playlist mit Songs über Mütter zusammen. Besprochen wird Sebastian Hartmanns "Krieg und Frieden"-Adaption für die Bühne bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen.

Die Literarische Welt druckt einen Artikel von Paul Krugman, der die Europäer ermuntert, Geld auszugeben und nicht zu sparen. Besprochen werden u.a. Sten Nadolnys Roman "Weitlings Sommerfrische", Arthur Schnitzlers Traumtagebuch (hier und hier einige Auszüge), Miklos Bánffys Roman "Die Schrift in Flammen" (Leseprobe) und das Buch "Die kalte Sonne" des Klimaerwärmungsskeptikers Fritz Vahrenholt.

NZZ, 12.05.2012

Zwei Ausstellungen in New York und Paris widmen sich dem wunderbaren Thema "Tiere in der Kunst". In New York geht's auch um Dackel, berichtet Andrea Köhler: "Die Amerikaner nennen den Dackel 'wiener' und haben ein Nationalgericht nach seinem Vorbild kreiert. Zwei Exemplare der Gattung, David Hockneys Dackel Boodgie und Stanley, sind derzeit auf einer Zeichnung des Künstlers in der Morgan Library zu besichtigen. Unbeeindruckt vom Hohn der Kunstwelt, widmete Hockney seinen vierbeinigen Begleitern seine ganze künstlerische Aufmerksamkeit. 'Diese lieben kleinen Kreaturen sind meine Freunde', ließ er die Verächter dieses Sujets wissen. 'Ich sehe die Formen und Schatten, die sie zusammen abgeben, ihre Traurigkeit und ihre Freude.'" Hier der Link zur Ausstellung in der Morgan Library und der Link zur "beauté animale" im Grand Palais.

Weitere Artikel: Roman Bucheli lauschte einer Diskussion von Schriftstellern und Kritiker über Roland Barthes in Hamburg. Stefan Dornuf erinnert an den englischen Nonsens-Poeten Edward Lear, der vor 200 Jahren geboren wurde.

"There was a Young Person of Smyrna
Whose Grandmother threatened to Burn her..."

Nach der nervenden Hornbach-Werbung (aber von irgendwas muss Google ja leben) eine Lesung des "Book of Nonsense" unter Creative Commons-Lizenz:



In Literatur und Kunst schreibt Hansjörg Graf über August Strindberg, der vor 100 Jahren gestorben ist: "Strindberg bleibt nie stehen; er bricht auf und bricht ab." Aldo Keel lässt Strindbergs Schweizer Jahre Revue passieren. Außerdem gibt es eine Geschichte zum 60. Geburtstag der Zeitschrift Du, die online leider nicht zu lesen ist und einige Buchbesprechungen (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

SZ, 12.05.2012

Die Literatur geht einmal mehr unter, befindet Burkhard Müller, der sich noch gut daran erinnern kann, wie die Urheber, die nun die Interessen der Verwerter als die eigenen betrachten, einst wegen zu geringer Vergütungen noch gegen die Verwerter protestierten. Schuld am gegenwärtig drohenden Untergang sind allerdings die Piraten: "Die Frage, ob die 'Verwerter' nicht ein viel zu großes Stück vom Kuchen gekriegt haben, wird mit jäher Empörung umfunktioniert zur Begründung dafür, den Kuchen überhaupt aus dem Verkehr zu ziehen. ... Das trügerische Gratis schlägt auch als gewaltiges Plus bei den nun wirklich ganz großen Verwertern zu Buche, den Betreibern der Netze, die ihren Profit aus der Vermittlung des für sie kostenlosen 'contents' ziehen: Sie nehmen den Produzenten alles weg, schenken den Konsumenten ein bisschen was davon und kassieren den beträchtlichen Rest selber." Dass die Piraten eine Umsatzbeteiligung für Urheber in solchen Fällen fordern, ist Burkhard Müller offenbar nicht bekannt.

Weitere Artikel: Lothar Müller schrieb bei Rainald Goetz' "tiefernster, tiefkomischer Antrittsvorlesung" als Gastprofessor an der FU Berlin zum Thema "Leben und Schreiben" eifrig "Staccato-Sätze" mit. Das im Vorfeld vollmundig angekündigte und wegen möglicher juristischer Verfügungen vorzeitig in den Handel gebrachte Buch von Stefan Koldehoff und Tobias Timm über den Kunstfälscher Beltracchi hält Ira Mazzoni für "eine besserwisserische Abrechnung mit einem sensationslüsternen Kunstmarkt".

Für die SZ am Wochenende hat Joachim Käppner nochmal einen Blick in die Geschichtsbücher geworfen und dabei politisch umstrittene Sport-Großereignisse zusammengetragen. Felix Stephan stellt die Subkultur der Urban Explorer vor, die, zuweilen illegal, verfallende und verlassene Gebäude auskundschaften. Abgedruckt ist außerdem die Erzählung "Geschieden, geköpft, überlebt" von Robin Black.

Besprochen werden die Ausstellung "Von mehr als einer Welt. Die Künste der Aufklärung" im Kulturforum in Berlin, das neue Album von Gossip, das Jan Kedves nach dem Hören sehr enttäuscht zur Seite legt, die Ausstellung "Typografie des Terrors" im Stadtmuseum in München, eine Ausstellung über Elsa Schiaparelli und Miuccia Prade im Metropolitan Museum in New York, Roger Vontobels Inszenierung von Brechts "Im Dickicht der Städte" am Théâtre National de la Colline in Paris und David Graebers Buch "Schulden" (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).

FAZ, 12.05.2012

Kurz einige Links zum Urheberrechtsdebatte: Online lesen kann man jetzt die Antwort des Piraten Christoph Lauer auf den Urheberrechts-Aufruf ("Wie mit Internetangeboten wie Megaupload und kino.to umgegangen werden soll, ist auch bei Piraten klar: abschalten!"), Jürgen Kaubes wohlwollende Präsentation des Aufrufs und Constanze Kurz' Warnung vor den Polizeimethoden, mit denen Urheberrechte gegen Privatpersonen im Netz durchgesetzt werden müssten.

In Bilder und Zeiten begeistert sich Eleonore Büning für das kurvige Gemüse, das die Sopranistin Christine Schäfer fotografiert hat und ab Sonntag bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen ausstellt: "Das Möhrenmännlein hat eindeutig eine Erektion. Eine Tomate, formensprengend, präsentiert stolz ihre Klitoris. Üppige Kurven, alraunenhafte Ausbuchtungen und eine Unzahl bizarrer Gestalten, leuchtender Farben. Wenn die Sopranistin Christine Schäfer in ihren Garten geht, der irgendwo im Brandenburgischen liegt, wo, das wird nicht verraten, und dort das Wurzelgemüse aus der Erde zieht, dann ist sie oft selbst überrascht von der erotischen Qualität der Ernte. Schäfer baut natürlich nur alte Sorten an."

Außerdem: Wilfried F. Schoeller schreibt zum 100. Jahrestag der Gründung des "Blauen Reiters". Theo Stemmler schreibt zum 200. Geburtstag des Zeichners und Limerickdichters Edward Lear. Schauspielerin Dörte Lyssewski spricht im Interview über ihren Beruf.

Fürs Feuilleton besucht Piratin Marina Weisband "Mein Kiew", wo sich Resignation breit gemacht hat. Claudius Seidl gibt bekannt, dass die FAZ einen Kritiker-Preis zur Erinnerung an Michael Althen stiftet. Enoch zu Guttenberg erklärt, warum er aus dem Bund austritt, den er vor 37 Jahren mitbegründet hat: Er ist ihm zu geldgierig geworden. Jürgen Dollase fordert die vegetarische Szene auf, endlich mehr Originalität zu wagen: "Es muss teilweise der Eindruck entstehen, als würde man sich mit einer Formel wie 'freudlos, aber gesund' zufrieden geben". Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal wird von seinen Kollegen scharf kritisiert, weil er am internationalen Schriftsteller-Festival in Jerusalem teilnehmen will, berichtet Joseph Croitoru (die Hamas wertet die Teilnahme gar als "Verbrechen", meldet der Börsenverein). Tobias Rüther hört einer Vorlesung von Rainald Goetz an der FU Berlin zu. Auf der letzten Seite erzählt Abigail Haworth (hier im Original im Guardian) vom Städtchen Vang Vieng in Laos, einem Paradies für Rucksacktouristen, die hier billig saufen und vögeln können, während die Einheimischen leiden und abkassieren.

Besprochen werden die Uraufführung von Robert Lepages "Kartenspiel" im Theater Zirkus Price in Madrid, ein Konzert der Berliner Phiharmoniker mit Claudio Abbado ("Man sah den alten Kunstadel der Stadt zuhören: auf die vordere Stuhlkante gerutscht, die Augen geschlossen, bei manchen die Hände wie zum Gebet vor den Lippen gefaltet. So sieht entschlossenes Hören aus", beobachtet Jan Brachmann), einige CDs, darunter Rundfunkaufnahmen mit Günter Wand und dem DSO, Rachmaninow-Lieder mit dem Bariton Dmitri Hvorostovsky und eine CD des Adromeda Mega Express Orchestra, sowie Bücher, darunter drei Bände von August Strindberg (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

In der Frankfurter Anthologie stellt Norbert Hummelt ein Gedicht von Thomas Rosenlöcher vor:

"Der stille Grund

Von ganz weit oben her, wie abgeschüttet,
jedoch sich lautlos lösend, fiel
rechts links hangab ein kleiner Jubel Glück
als Himmelsvorhang nieder. Kurz, es schneite,
..."