Magazinrundschau
Ein antisentimentales Lachen
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
08.08.2017. Die Amerikaner haben viel zu oft freudlosen Sex, schuld daran sind die religiösen Prinzipien der Verfassungsrichter, glaubt die New York Review of Books. In Eurozine will Slavenka Drakulic ein österreichisches Fischstäbchen. In der London Review nimmt John Lanchester Facebook aufs Korn. Slate erteilt eine Lektion über den Rassismus der Antirassisten. Und in Film Comment erweckt Mario Adorf seinen inneren Jackie Chan.
New York Review of Books (USA), 17.08.2017
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Aktualne (Tschechien), 04.08.2017
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Paris Review (USA), 07.08.2017
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Eurozine (Österreich), 04.08.2017
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Hannah Arendt war für die EU - und das trotz ihrer Überempfindlichkeit für utopische Diskurse, schreibt Peter Verovšek für Razpotja (englisch in Eurozine): "Schon die Montanunion stellte die für den modernen Krieg notwendigen Ressourcen unter die Aufsicht geteilter Institutionen außerhalb der politischen Architektur der Mitgliedsstaaten. Für Arendt war dies eine Überwindung der 'gefährlichen Verstecke' des Nationalismus. Wie sie schon 1945 schloss, 'ist ein guter Friede nicht denkbar, wenn die Staaten nicht Teile ihrer ökonomischen und politischen Souveränität einer höheren europäischen Autorität unterstellen'."
London Review of Books (UK), 07.08.2017
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Außerdem: Joanna Biggs erinnert an die schwieirige Lage von Frauen in Nordirland, wo Abtreibungen noch immer verboten sind. Marina Warner liest Thomas Laqueurs große Kulturgeschichte des Todes "The Work of the Dead". Und T.J. Clark bewundert noch einmal Picassos "Guernica".
Slate.fr (Frankreich), 01.08.2017
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Film Comment (USA), 04.08.2017
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Hier die angesprochene Szene in voller Länge - Chapeau, Herr Adorf!
Vogue Italia (Italien), 08.08.2017
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Tablet (USA), 07.08.2017
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Merkur (Deutschland), 01.08.2017
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Außerdem: Heiko Christians denkt über Wege aus der pädagogischen Provinz nach.
Gentlemen's Quarterly (USA), 01.08.2017
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Ohnehin befasst sich GQ gerade mit Hollywood im Umbruch: Hier geht es darum, welche Herausforderungen sich dem Schauspiel-Nachwuchs heute auf dem Weg nach oben stellen - Kurzversion: Kümmert Euch um die Menge Eurer Social-Media-Follower. Und hier haben sich diverse Regisseure eingefunden, die über ihre Erfahrungen mit Hollywood im Zeichen von Mega-Franchises, Indie-Kassenknappheit und dem wachsenden Einfluss demografischer Erhebungen austauschen.
The Atlantic (USA), 06.08.2017
Ian Bogost, der am Georgia Institut of Technology lehrt, schreibt über das kürzlich geleakte Pamphlet eines Google-Mitarbeiters gegen Frauen in technischen Berufen (mehr bei 9punkt). Der anonyme Autor macht darin die biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern dafür verantwortlich, dass Frauen in der Technologiebranche weniger stark vertreten sind. Nach Bogost entlarvt sich hier das große Machismo-Problem der Branche. In einem kürzlich von Google veröffentlichten "diversity report", so Bogost, habe sich herausgestellt, dass der Anteil weiblicher Angestellter momentan nur bei 31 Prozent liegt, von denen wiederum nur 20 Prozent im technischen Bereich arbeiten. Noch schlimmer steht es nach Bogost um die ethnische Vielfalt der Branche: Nur zwei Prozent der Angestellten sind schwarz und nur vier Prozent kommen aus latein- oder mittelamerikanischen Ländern. Für Bogost gibt es allerdings frühestens eine Lösung für das Problem, wenn der weiße Mann aus seinen Machtpositionen gedrängt ist: "Das Computerbusiness hängt an den Machthabern. Wer diese Wahrheit nicht anerkannt, behindert ernstliche Anstrengungen, diese Macht durch Diversifizierung zu überwinden. Für mehr weibliche Unternehmer (17 Prozent der Start-ups haben Gründerinnen) oder Venture-Kapitalgeber einzutreten, erscheint als ein toller Weg in Richtung Diversität und Gleichheit. Aber auch das risikokapitalfinanzierte Start-up ist ein Sklave eines Markts, der fast nur von männlichen Vorgängern gestaltet und geprägt wurde."
Das Manifest hat in der ganzen amerikanischen Blogosphäre große Aufregung ausgelöst: Bei Medium schreibt die Programmiererin Erica Joy über das Pamphlet des Google-Mitarbeiters, sie sei "enttäuscht, aber nicht überrascht". Die Washington Post meldete gestern, dass Google den Autor des Manifests mittlerweile gefeuert hat und sich von dessen Aussagen distanziert.
Das Manifest hat in der ganzen amerikanischen Blogosphäre große Aufregung ausgelöst: Bei Medium schreibt die Programmiererin Erica Joy über das Pamphlet des Google-Mitarbeiters, sie sei "enttäuscht, aber nicht überrascht". Die Washington Post meldete gestern, dass Google den Autor des Manifests mittlerweile gefeuert hat und sich von dessen Aussagen distanziert.
Magyar Narancs (Ungarn), 20.07.2017
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/B2/Q91/A61919/mn.jpg)
New York Times (USA), 31.07.2017
In der New York Times gefällt uns eine Reportage von Michael Kimmelman, der sich der neuen Londoner U-Bahn namens Crossrail annimmt, Europas größtes Infrastruktur-Projekt und ein echtes Zukunftsversprechen, doch das war vor Brexit: "Megaprojekte wie die Erneuerung von King's Cross, die Erweiterung von Heathrow oder eben Crossrail, sollen London zur großen europäischen Metropole machen, einem melting pot des 21. Jahrhunderts einem Sybaris der Kulturen und des freien Marktes, zugleich verschärfen sie die unterschwelligen urbanen Schwächen und befeuern Ressentiments gegen die Stadt. Crossrail war gedacht als eine Art demokratisierendes Korrektiv, das die Stadt zugleich schrumpfen und als Vision Londons als große, inkludierende Metropole auch expandieren sollte. Während es Banker in hoher Geschwindigkeit zwischen ihren Büros, ihren Multimillion-Dollar-Apartments und Heathrow hin- und herkatapultiert hätte, hätte es auch Millionen bisher marginalisierten Geringverdienern ohne Chance auf eine Bleibe im Zentrum ermöglichen sollen, in billigeren Gegenden weit weg von ihrer Arbeitsstelle zu wohnen. Doch was, wenn der Strom zuziehender Banker abreißt und Zuwanderer sich woanders umschauen? Was wenn die Exzesse aus Euro-Geld und Euro-Arbeitskraft, die das Wachstum anfeuerten, plötzlich aufhören?"
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