Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
15.09.2007. In der FAZ deckt Otto von Habsburg einen historischen Skandal auf: die Österreicher wurden 1938 gezwungen, auf dem Heldenplatz zu jubeln. In der Berliner Zeitung stellt Sonja Margolina ein von der russisch-orthodoxen Kirche unterstütztes Pamphlet vor, das Russland eine klerikalfaschistische Zukunft wünscht. Die taz bringt eine Sondernummer zur Zukunft der Zeitung, die aber nicht im Internet stattfindet. Die SZ zieht eine unzufriedene Schlussbilanz der Documenta. In der NZZ denkt der Dramaturg Bruno Hitz über den Schrei des Ödipus nach. Die Entscheidung, Tom Cruise im Bendlerblock drehen zu lassen, wird vielfach kommentiert.

Berliner Zeitung, 15.09.2007

Sonja Margolina stellt ein von dem einflussreichen Publizisten mit dem sympathischen Künstlernamen Maxim Kalaschnikow erarbeitetes Manifest zur Erneuerung Russlands vor, das von der orthodoxen Kirche unterstützt wird: "Das 800 Seiten umfassende Papier vermengt organizistische Vorstellungen des 19. Jahrhunderts mit faschistischen Modernisierungsansätzen und postmodernen eurasischen Fantasmen. Unübersehbar sind auch sowjetische Denkmuster, die die Herkunft der vermeintlich orthodoxen Denker verraten. Die Sowjetideologie, befruchtet vom orthodoxen Nationalismus, hat den Klerikalfaschismus geboren."

Im Magazin geht Regine Sylvester in einer langen Reportage dem Verschwinden der Frauen aus den demografisch ohnehin schon schütteren Neuen Ländern nach.

FR, 15.09.2007

Ina Hartwig ist über die IAA geschlendert und stellt erstaunt fest, dass die Männer nicht mehr wiederzuerkennen sind: "Wieder ist die Mercedes-Halle die größte und perfekteste, aber die Männer sind nicht mehr dieselben! Die auffälligste Veränderung: Plötzlich hat jeder eine elektronische Kamera dabei. Während die Herren in den herrlichen schweren Limousinen Platz nehmen, dokumentieren ihre Kameras ohne Unterlass Türbiegungen und Bordanlagen; es ist wie eine Verdoppelung ihrer selbst. Die Männer betasten kennerhaft von innen den Himmel - was suchen sie? - und wirken völlig versunken in technische Gedanken, anders als bei meinem letzten Besuch der Frankfurter Automobilmesse vor einigen Jahren. Damals haben unterarmbehaarte und beringte Herrschaften noch hingebungsvoll Mercedesfahren simuliert in den stummen Modellen. Das traut sich jetzt kaum einer mehr."

Weitere Artikel: Peter Michalzik kommentiert die Tatsache, dass der Stauffenberg-Film "Valkyrie" jetzt doch zu kurzen Dreharbeiten in den Bendlerblock darf - die richtige Entscheidung, meint er, aber aus den falschen Gründen. Marcia Pally gedenkt am 11. September der im Januar verstorbenen amerikanischen Satirikerin Molly Ivins. In einem Times Mager schreibt Arno Widmann über das Leben mit seiner Mutter.

Besprochen werden die Lausanner Uraufführung von Heiner Goebbels' neuem Musiktheater-Stück "Stifters Dinge" und die neue Norton-Commander-Produktion frei nach Heinrich Manns "Der Untertan" im Frankfurter Mousonturm.

NZZ, 15.09.2007

Der Dramaturg Bruno Hitz geht einem Motiv bei Sophokles und im zeitgenössischen Theater nach - dem unmenschlichsten Schrei. "Es geht uns hier um ein einziges, oft übergangenes Detail: den Schrei des Ödipus im 5. Akt. Was der Diener am Beginn dieses Akts den Ältesten der Polis meldet, ist bekannt. Wie Ödipus - so übersetzt Wolfgang Schadewaldt - 'schrecklich schreiend die Doppeltüren anspringt', wie er sie aufsprengt und im Zimmer seine Frau Iokaste, die auch seine Mutter ist, erhängt vorfindet. Wie er die Tote aus den Schlingen löst, sodann die goldenen Nadeln ihres Kleides abreißt, um sich diese mehrmals in die eigenen Augen zu bohren. Der Bericht des Dieners gibt diese Handlungssequenz wieder - die Bewegung aufeinanderfolgender Aktionen. Was aber wäre diese Bewegung ohne die emotionale Bewegtheit des Handelnden? Auch sie wird in der Darstellung des Dieners nicht unterschlagen. Im Gegenteil, er wiederholt mehrfach, dass ein durchgehender 'schrecklicher Schrei' die einzelnen Phasen des Vorgangs vom Anfang bis zum Ende durchtönte, übertönte."

Weitere Artikel: Der serbisch-ungarische Schriftsteller Laszlo Vegel denkt über Nutzen und Nachteil der Globalisierung für das literarische Leben nach. Michael Henss schreibt anlässlich der Ausstellung "Angkor - Göttliches Erbe Kambodschas" im Zürcher Rietberg-Museum über Mythos und Symbolik von Angkor. Peter Hassler widmet sich den Mythen der Eroberer Mexikos.

Im Feuilleton erinnert der Publizist Friedrich Dieckmann daran, dass es nicht nur einen "westdeutschen" Herbst 1977 gab, sondern auch einen "ostdeutschen" - jedenfalls aus Sicht der Stasi. "Rudolf Bahro, ein weithin unbekannter Autor, trat mit einem Buch, 'Die Alternative', auf den Plan, das er mit großem persönlichem Risiko in einem linksgerichteten westdeutschen Verlag veröffentlicht hatte. In Erwartung seiner Festnahme hatte er im Spiegel und im westdeutschen Fernsehen Kurzfassungen seiner Analyse des real existierenden Sozialismus vorgetragen, die von einem streng marxistischen, ja kommunistischen Standpunkt ausging. Die Schwäche des politbürokratischen Systems zeigte sich an Bahros Verhaftung und Verurteilung drastischer noch als ein Jahr zuvor an der Ausbürgerung Wolf Biermanns. Bahro war kein Liedermacher, sondern hatte ein ernsthaft argumentierendes, theoretisch ambitioniertes Buch vorgelegt, das im Osten bald unter der Hand die Runde machte."

Weitere Artikel: Kerstin Stremmel stellt Kolumba vor, das von Peter Zumthor erbaute Kunstmuseum des Erzbistums Köln. Uwe Justus Wenzel berichtet von einem dem Thema Krieg gewidmeten Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Basel.

Besprochen werden Christian Weises Inszenierung von Shakespeares "Mittsommernachtstraum" ("Dass Komödien oftmals die besseren Tragödien sind, weil sie Angst und Verzweiflung auf den Plan rufen und sich schliesslich doch immer in Harmonie auflösen, damit das Publikum amüsiert und bewegt nach Hause gehe, diese Tatsache negiert der Jungregisseur konsequent. Ihm ist ein schenkelklopfender Saal offensichtlich die Hauptsache", notiert Barbara Villiger Heilig), die Aufführungen von Roland Mosers "Rahel und Pauline" sowie den "Brentanophantasien" beim Lucerne Festival und Bücher, darunter Perikles Monioudis' Mittelmeer-Roman "Land" und David Albaharis Roman "Die Ohrfeige" - ein "ein unfassbar großer, unheimlich komplexer Roman", schreibt Andreas Breitenstein (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Welt, 15.09.2007

Erst nach ihrem Tod sei Maria Callas zum Mythos und "einzigartigen Monument sich selbst verbrennenden, auf dem Altar der Kunst geopferten Operngesangs" geworden, schreibt Manuel Brug zu ihrem dreißigsten Todestag. Und doch: "Jede Sängerin, die seither ihre vier signifikantesten Rollen versuchte, Bellinis Druidin 'Norma' und Cherubinis Zauberin 'Medea' (die sie dem Repertoire zurückerobert hatte), die Kurtisane 'Violetta' in Verdis 'La Traviata' und Puccinis Primadonna 'Tosca', musste sich an dem immer größer, immer bedrohlicher werdenden Schatten der Tragödin Callas messen lassen. Keine zeigte sich ihr gewachsen."

Weitere Artikel: Hanns-Georg Rodek schreibt einen trockenen Kommentar zur Meldung, dass Tom Cruise nun doch im Bendlerblock drehen darf: "Tom Cruise hätte sich genauso vor einer blauen Leinwand fallen lassen können, und die Bendler-Kulisse wäre später elektronisch einkopiert worden." Über die Hintergründe der neuen Flexibilität gegenüber Cruise berichtet im politischen Teil Sven Felix Kellerhoff. Dankwart Guratzsch schreibt zum Siebzigsten des Urbanisten Karl Ganser. Michael Loesl unterhält sich mit dem Pink-Floyd-Gitarristen David Gilmour. Paul Badde resümiert eine große Rede Jürgen Habermas' zur Frage "Ist die Renaissance der Religion eine Herausforderung für das säkulare Selbstverständnis der Moderne?", die der Denker in Rom hielt. Uwe Wittstock berichtet über Gedenfeiern für Robert Gernhardt in Frankfurt.

Besprochen werden ein Band über die Bibliothek Brechts und "Opheus in der Unterwelt" in Wien.

In der Literarischen Welt kommt Guido Westerwelle zu einem klaren Urteil über das neue (im Internet perfekt vermarktete) Buch der Altermondialistin Naomi Klein "Die Schock-Strategie - Der Aufstieg des Katastrophen.Kaopitalismus": "Dies ist ein plumpes Buch gegen die Globalisierung. Ich sage ihm eine hohe Auflage voraus." Tilman Krause spricht Klartext über Journalisten, die sich aus ihrem Beruf verabschieden, um etwas Sinnvolles zu tun. Besprochen wird unter anderem A.L. Kennedys neuer Roman "Day".

TAZ, 15.09.2007

Die taz widmet sich heute in einer - auf ihrer website erst mal kaum sichtbaren und auch nur auszugsweise greifbaren - Sonderausgabe der Frage nach der Zeitung der Zukunft beziehungsweise der Zukunft der Zeitung in Zeiten des Internet. Am optimistischsten gegen das Internet äußert sich der Schweizer Verleger Michael Ringier im Interview: "Im Internet finden ich ja meist nur, was ich suche. In der Zeitung finde ich Dinge, von denen ich gar nicht wusste, dass sie mich interessieren. Wenn ich so eine Doppelseite mit dem Auge überfliege, habe ich innerhalb von Sekundenbruchteilen herausgepickt, was ich lesen will. Das kann etwas sein, was ich sonst nicht gefunden hätte, weil ich gar nicht wusste, dass es das gibt. Außerdem ist das Lesen auf Papier wesentlich angenehmer als auf dem Bildschirmformat. Das kann keine Technologie der Welt ändern."

Elke Löw präsentiert dagegen Zahlen, die eine bedenkliche Tendenz bei den Regionalzeitungen belegen: "Besonders gravierend sind die Verluste bei jungen Lesern. Während die Verlage in den vergangenen 15 Jahren mehr als hundert Jugendseiten und -supplements einführten, setzte sich gleichzeitig ein gut Teil der Umworbenen ins Internet ab: Las 1997 noch rund die Hälfte der 14- bis 19-Jährigen eine Regionalzeitung, ist es heute nur noch rund ein Drittel (38,4 Prozent). Bei den 20- bis 29-Jährigen sank der Anteil der Leser um 15 Prozentpunkte auf 43,7 Prozent."

Weitere Artikel: Der legendäre US-Journalist Russell Baker warnt vor den neuen Zeitungseigentümern, die nichts als Profit im Sinn haben. Korrespondenten informieren über die Mediensituation in den Ländern der Welt. Tilman Spengler legt einen Sechs-Punkte-Plan zur Zukunft der Zeitung vor, der in der Print-taz nur auf Chinesisch abgedruckt ist, welches als Weltsprache der Zukunft figuriert. Die Fotografin Barbara Klemm spricht im Interview über die Bildsprache der Medien.

Als Centerfold gibt es einen prächtigen Nacktmull - hier in einer Online-Version, in ganzer aufrechter Schönheit leider nur im Print. Ebenfalls nur in der gedruckten Version gibt es Klaus Harpprechts Überlegungen zur "medialen Klassengesellschaft", einen Text von Bachmann-Preisträgerin Katrin Passig über die Verwendbarkeit von Zeitungspapier sowie einen Artikel von Bachmann-Preisträger Peter Glaser über den Link im Zeitungstext.

SZ, 15.09.2007

Kein bisschen eingeschüchtert durch Roger M. Buergels im jüngsten Spiegel vorgetragene Kritik an den Kritikern kritisiert Gottfried Knapp noch einmal die sich ihrem Ende zuneigende documenta (Website): "Allzu durchsichtig sind auch die Kriterien, nach denen Buergel und seine Zuträger die Künstler für die Schau ausgewählt haben. Offensichtlich sollte in diesem Jahre eine moralische Nachbesserung der bisherigen Documenta-Geschichte geleistet werden, indem man Winkel ausleuchtete, die zuvor schmählich übersehen worden waren. Grundvoraussetzung für die Teilnahme war, dass die Künstler einer der vom Markt vernachlässigten Minderheiten angehörten. Sie mussten entweder weiblich sein - mehr als die Hälfte der Teilnehmer sind Frauen -, oder aber sich in ihren Werken eindeutig politisch oder gesellschaftskritisch artikuliert haben. Sie mussten aus dem europäischen Ostblock, aus Asien, dem Nahen Osten, aus Afrika oder Südamerika stammen oder den Bonus des höheren Alters haben, der besagt, dass sie schon vor dreißig Jahren Bedeutendes geschaffen haben, das leider von kaum jemand wahrgenommen worden war."

Weitere Artikel: Jens Bisky hat nichts dagegen, dass nun doch einige Szenen des "Valkyrie"-Films im Bendlerblock gedreht werden dürfen. Vasco Boenisch hat zum Saisonstart das erfolgreiche Stadttheater in Osnabrück (Website) besucht. Ingo Petz porträtiert den weißrussischen Widerstandskünstler Ales Puschkin. Über Für und Wider des "Homeschooling" (also des Zuhause-Unterrichtens) denkt Alex Rühle nach. Wolfgang U. Eckart, Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin an der Universität Heidelberg, schreibt zu hundert Jahren deutsche Neurologie. Reinhard J. Brembeck erinnert zum - er kann es kaum glauben - dreißigsten Todestag an Maria Callas. Fritz Göttler gratuliert dem Schauspieler Peter Falk ("Columbo") knapp zum Achtzigsten.

Besprochen werden Scott Hicks' Komödie "Rezept zum Verlieben" und Sasha Waltz' Inszenierung von Pascal Dusapins Heiner-Müller-Vertonung "Medea" und Bücher, darunter Ulrich Peltzers "großer Zeitroman" (wie Helmut Böttiger findet) "Teil der Lösung" und die historisch-kritische Ausgabe von Karl Philip Moritz' "Anton Reiser" (mehr in der Bücherschau ab 14 Uhr).

Im Aufmacher der SZ am Wochenende feiert der Schriftsteller Jochen Schmidt die US-Fernsehserie "Curb Your Enthusiasm", in deren kein Fettnäpfchen auslassendem Helden Larry David er sich selbst wiedererkennt. Das mit den Fettnäpfchen geht etwa so: "Erlösend ist es, wie der Jude Larry David die Gesetze der political correctness übertritt. 'I like black entrepreneurship', sagt er, als ein schwarzer Restaurantbesitzer an seinen Tisch tritt, und alle anderen sehen ihn entsetzt an. Ist man schon Rassist, wenn man 'schwarzen Unternehmergeist' lobt? Mit einem Rollstuhlfahrer streitet er sich bis aufs Blut, ob auch für dessen Fahrzeug die Verkehrsregeln gelten. Er lässt auf einer Party einen 'Überlebenden' der Reality-Show 'Survivor' mit einem Überlebenden des Holocausts streiten, wessen Erfahrung härter war."

Weitere Artikel: Johannes Waechter hat die Produzenten-Legende Joe Boyd besucht. Auf der Historien-Seite erinnert Rainer Stephan an Trotzki. Vorabgedruckt werden Auszüge aus dem demnächst bei Suhrkamp erscheinenden "Alphabet der polnischen Wunder". Im Interview spricht der Musiker Herbie Hancock über "Erleuchtung".

FAZ, 15.09.2007

In Bilder und Zeiten plaudert Otto von Habsburg über habsburgische Tugenden, Europa, den Kalten Krieg und die Begeisterung seiner Landsleute für den Anschluss Österreichs 1938. Die Tatsache der Okkupation an sich fand er dabei schlimmer als die Begeisterung seiner Landsleute auf dem Heldenplatz. "Die Massen sind ja erst jubelnde Menschen geworden, als Hitler die Sache schon kontrolliert hat. Viele wurden gezwungen, auf den Heldenplatz zu gehen."

Jasna Zajcek erzählt von irakischen Mädchen, die sich in Damaskus an reiche Araber verkaufen müssen, um das Überleben der Familie zu sichern: "Da es offiziell keine Prostitution in Syrien gibt, suchen die Mädchen nur einen 'Habibi', und sei es nur für eine Nacht, für sieben Euro zwanzig. Die Frauenorganisation Al-Thara, die die Hintergründe und die mafiosen Strukturen der Kinderprostitution kennt, berichtet, dass manche irakischen Familien ihre Töchter in die Golfstaaten verkauften, um das Geld für die Flucht ins sichere Syrien zusammenzubekommen. Die Eltern sagten dann, dass ihre Töchter nun als Hausangestellte arbeiteten. Doch Yahia Al-Anous, Gründer der Organisation Al-Thara, gibt den Mädchen einen anderen Namen: Er nennt sie 'Leibeigene'."

Abgedruckt ist ein Auszug aus Yasmina Rezas Buch über den Wahlkampf Nicolas Sarkozys. Hannes Hintermeier porträtiert den Antiquar Heribert Tenschert. Cord Riechelmann hält nichts von Gentherapien, denn "der Text, den die Bausteine der DNS hergeben, ist eine Syntax ohne Semantik". Josef Oehrlein besucht mit Alberto Dines das Haus im brasilianische Petropolis, in dem sich Stefan Zweig und seine Frau das Leben nahmen.

Im Feuilleton begutachtet Hannes Hintermeier die neuen Öko-Autos bei der Automobilausstellung in Frankfurt. Konrad Adams findet die Bildungspolitik der SPD bevormundend. Andreas Rossmann stellt das von Peter Zumthor gebaute Museum Kolumba vor, das heute in Köln eröffnet wird. Andreas Kilb gratuliert dem Schauspieler Peter Falk zum Achtzigsten. Jochen Stöckmann berichtet von einer Tagung über die psychologische Atomkriegsführung im Kalten Krieg. Ingeborg Harms wirft einen Blick in deutsche Zeitschriften. Im politischen Teil freut sich "schi.", dass Tom Cruise im Bendlerblock drehen darf.

Besprochen werden die Ausstellung des Historienmalers Ulpiano Checa in der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Madrid, eine Aufführung der Kölner Oper von Richard Strauss' "Capriccio" beim Edinburgh Festival und Bücher, darunter Botho Strauß' Bewusstseinsnovelle "Die Unbeholfenen" und Micheal Lentz' Roman "Pazifik Exil" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Auf der Schallplatten- und Phono-Seite geht's um die "Diabelli"-Variationen von Beethoven, die Vladimir Ashkenazy eingespielt hat, eine Aufnahme der Lieder aus Theresienstadt mit u.a. Anne Sophie von Otter, die neue CD der kanadischen Stars ("Euphorie und Enthusiasmus, so scheint es, werden hier als Haltung dargeboten, nicht als Laune. Unter dem Absoluten geht hier gar nichts, so ist das eben, wenn das Bett brennt", schreibt ein enzückter Eric Pfeil) und "Mädchenmusik" von Brockdorff Klang Labor.

In der Frankfurter Anthologie stellt Dieter Wöhrle ein Gedicht von Karl Valentin vor:

"Blödsinn-Verse

Die Herrschaften verzeihen,
sollt' ich hier oben stör'n,
Sie können jetzt von mir einmal
An großen Blödsinn hör'n,
Soll's Ihnen nicht gefallen,
Da liegt mir gar nichts dran,
Ich bitt' schön, hören Sie mir zu,
Nun geht der Unsinn an.
..."