Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
20.01.2007. In der Welt setzt sich Arno Lustiger mit Tadeusz Borowskis berühmtem Auschwitz-Buch auseinander, das neu übersetzt wurde. Außerdem erzählt die britische Schriftstellerin Monica Ali, wie sie in Uganda in den Wilden Westen internationaler Hilfe geriet. In der Berliner Zeitung spricht Tim O'Reilly, der Erfinder des Begriffs "Web 2.0" über die Zukunft des Netzes. In der NZZ fordert Fritz Stern ein Gedenkstätte für den Widerstand gegen die Nazis in Europa. Die SZ fragt sich, ob die Berliner Kochstraße, ganz nahe bei der Axel-Springer-Straße tatsächlich in Rudi-Dutschke-Straße umbenannt werden sollte. Die taz befasst sich mit Vorschlägen der Nazis für bessere Orgasmen.

Welt, 20.01.2007

Tadeusz Borowskis Buch "Bei uns in Auschwitz" ist auf Deutsch in einer neuen Übersetzung erschienen. Sechs Erzählungen und 22 Kurzgeschichten, die Borowski für Arno Lustiger in der Literarischen Welt zu einem der "bedeutendsten Autoren der Welt" machen. Die Lektüre ist für den Rezensenten, der selbst in Auschwitz war, in mehr als einer Hinsicht quälend. "In Borowskis Texten gibt es mehrere Stellen, in denen die jüdischen Häftlinge als erbarmungslose Sadisten dargestellt werden. Über alle diese Vorfälle berichtet Borowski nicht als Augenzeuge, sondern vom Hörensagen. Es ist Teil des sensationsgierigen antisemitischen 'Lager-Mundfunks'. Hier erhebt sich Pan Tadeusz, ein überversorgter und verwöhnter Funktionshäftling mit langer Lebenserwartung ohne eine Spur von Mitgefühl oder Empathie über die schutzlosen todgeweihten Juden, die morituri unserer Zeit. Er gesteht freimütig, dass er im Lager niemandem geschadet, aber auch niemandem geholfen hat." Und dennoch: Für Lustiger sind diese Gedichte und Erzählungen ein "Meilenstein in der Literatur über Auschwitz."

Die britische Schriftstellerin Monica Ali erzählt von ihrer Reise nach Uganda, wo sie sich die Projekte der Wohltätigkeitsorganisation Oxfam angesehen hat. "Ich bin weit mehr als überrascht; erschrocken, verwirrt steige ich in unser Nashorn mit Vierradantrieb. Und auf der kurzen Fahrt in die Stadt, an den zahllosen Schildern von NGOs vorbei, wird mir klar, dass ich in einen Wilden Westen internationaler Hilfe geraten bin. Manche reiten ohne Sattel und schießen aus der Hüfte. Mary führt mich durch die Oxfam-Büros. 'Es sind sechs große Organisationen hier. Und dann ...' Sie zuckt die Achseln. 'Manche der kleinen leisten gute Arbeit.' Sie zeigt mir handgezeichnete Karten, auf denen Latrinen, Latrinenabdeckungen und Einrichtungen zur Handwäsche dargestellt sind. 'Wir nennen es die Hygieneleiter. Das ist Unterrichtsmaterial für unsere Schulungsleiter.' In vielen Lagern gibt es Cholera. Die meisten Kinder unter fünf sterben an Durchfall. 'Toll', sage ich, 'die sind gut verständlich.'"

Besprochen werden unter anderem die Briefe von Virginia Woolf, das Buch "Die Verschwulung der Welt" und William Vossenkuhls Buch über Ethik im 21. Jahrhundert.

Wie der ideale Ministerpräsident aus Sicht des bayerischen Volkes aussehen muss? Er sollte kein Bayern-Darsteller, sondern ein echter Bayer sein, meint der Münchner Georg M. Oswald im Feuilleton. "Das bayerische Volk aber wünscht sich in Wirklichkeit einen Ministerpräsidenten, der die Tugend der Bescheidenheit kennt. Der sorgfältig und gewissenhaft seine Arbeit macht. Der nicht korrupt ist und nicht lügt. In dessen Amtszimmer ein Porträt von Max Joseph Graf von Montgelas hängt."

Weitere Artikel: Gerhard Polt weiß, was von Stoiber bleiben wird: "der Begriff des Sommer-Stoibers. Das ist dieser Sommer-Trachten-Janker, die er immer anhat." Konrad Adam schreibt zum Tod des Soziologen Karl Otto Hondrich. Hannes Stein gratuliert Ruth Klüger zum sächsischen Lessingpreis. Mindestens zehn Kilo hat Jamie Oliver zugenommen, doch auch die neue Moppeligkeit des Naked Chef hält Brigitte Preissler nicht von ihrer Schwärmerei für den Mann und sein neues Kochbuch ab. Peter Dittmar findet die Entscheidung für das Unwort des Jahres "Freiwillige Ausreise", weniger sprach- als systemkritisch. Für Gabriela Walden ist die Moskauer Beutekunst-Ausstellung über die "Merowinger" "vielleicht der entscheidende Schritt im Rahmen des deutsch-russischen Museumsdialogs". Uta Baier berichtet, dass ein italienischer Historiker das Grab der Mona Lisa gefunden haben will.

Besprochen werden die Aufführung von Meyerbeers Oper "Die Kreuzfahrer" am Teatro La Fenice und Jan Delays CD "Searching - The Dubs".

NZZ, 20.01.2007

Die slowakische Autorin Irena Brezna erzählt in einer schönen Reportage aus dem Dorf Glucholazy, einst Ziegenhals, über das Leben selbst vertriebener Polen in Häusern vertriebener Deutscher aus Schlesien: "Die ersten Jahre über saßen Neusiedler auf ihren Koffern und wagten sie nicht auszupacken, die Angst, aus den fremden Häusern verjagt zu werden, war groß. Marias Tante fürchtet sich bis heute davor, und Maria neckt sie: 'Tantchen, die Deutschen sind da, wir müssen weg, beeile dich!'"

Weitere Artikel: Matthias Messmer berichtet vom Run berühmter westlicher Architekten auf die chinesischen Boomtowns. Paul Jandl erinnert an die Schauspielerin Paula Wessely, die in diesen Tagen hundert Jahre alt geworden wäre. Besprochen wird eine Retrospektive des Künstlers Erwin Wurm in Wien.

Die Beilage Zeitbilder präsentiert (leider nicht online) eine lange Reportage Navid Kermanis, der auf Einladung der Nato Afghanistan besuchte, mit Soldaten verschiedener Nationen sprach und zwiespältige Eindrücke mitnahm - zum Beispiel diesen: "Es mag Soldaten geben, die dem Rambo-Klischee entsprechen, allein, der Besucher trifft sie nicht an. Stattdessen trifft er junge deutsche Rekruten, die ihren persönlichen Auftrag, den Menschen in Afghanistan zu helfen, so klar, reflektiert und glaubwürdig formulieren, wie es keinem Werbefilm der Bundeswehr je gelänge."

In Literatur und Kunst unterhält sich Andrea Köhler mit dem Historiker Fritz Stern über sein Buch "Five Germanys I have known" (Auszug): Er spricht über die Politik der Bush-Regierung, die er zustiefst ablehnt, seine Überzeugung von der Existenz einer "Israel-Lobby" und auch über Europa: "Ich träume noch immer von einer großen europäischen Erinnerungsstätte für diejenigen, die in der Nazizeit aktiven Widerstand geleistet haben. Denn ich glaube, dass man der nächsten Generation ein großes Unrecht antut, wenn man nur an die Verbrechen erinnert und nicht auch an jene Menschen, die Widerstand geleistet haben. Das ging von der menschlichen Geste gegenüber Verfolgten bis hin zum Einsatz des eigenen Lebens." Sterns bisher nur auf englisch erschienenes Buch wird von Ute Frevert besprochen.

Weitere Artikel: Peter Meyer erinnert an die Auseinandersetzung Johann Joachim Winckelmanns und Gotthold Ephraim Lessings mit der Laokoon-Gruppe. Und Petra Kipphoff besucht das Vatikan-Museum, dessen dessen Ursprung im Fund der Laokoon-Gruppe vor fünfhundert Jahren liegt.

TAZ, 20.01.2007

Im taz-mag-Interview spricht die Historikerin Dagmar Herzog über die Sexualpolitik der Nationalsozialisten: "Das ist natürlich ein Bild vom 'Dritten Reich', das man nicht gerne sehen möchte. Kondome waren zugänglich, Vorschläge für bessere Orgasmen präsent, Freude an der Sexualität war erwünscht, die ganze Diskussion war eher sexpositiv eingestellt - für Nichthomosexuelle, Nichtbehinderte, Nichtjuden."

Alexander Cammann konstatiert im Streit um die Berliner Ehrenbürgerwürde für Wolf Biermann: "Eine merkwürdige Allianz im Streit um seine Berliner Ehrenbürgerschaft hatte sich da gebildet: Jüngere Biermannverächter, die von ihren Eltern in Ost und West mit dem Geschrammel und Geknarze dieses komischen Kauzes jahrelang akustisch terrorisiert worden waren, marschierten Seit an Seit mit alten SED-Genossen, die Biermann seit Mitte der Sechzigerjahre nicht hatten mundtot machen können und den Staatsfeind Nummer eins 1976 aus der DDR rauswarfen."

Weitere Artikel: Im Interview spricht der libanesische Performer Rabih Mroue über das von ihm kuratierte Projekt "2732 km from Beirut" am Berliner HAU. Gleich von sechs Autoren wird der Will-Smith-Film "Das Streben nach Glück" besprochen. Vielleicht ein bisschen viel des Guten? Robert Misik fragt sich, ob die Linkspartei ihren Hochschulgruppen den traditionsreichen Namen "SDS" geben soll.

In der zweiten taz stellt Roland Schmidseder die neue Nintendo-Konsole Wii vor, die sich durchaus mit Aussicht auf Erfolg an die ganze Familie richtet. In den Tagesthemen geht es um das Weltsozialforum in Nairobi.

Besprochen werden unter anderem Dave Eggers neuer Roman "Ihr werdet (noch) merken, wie schnell wir sind", Silke Scheuermanns Roman "Die Stunde zwischen Hund und Wolf" und eine Ausgabe der Briefe von Virginia Woolf (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Und Tom.

FR, 20.01.2007

Elb. kommentiert das der Ewigkeit zugeeignete Immendorff-Porträt eines Ex-Kanzlers, das schon gestern in aller Munde war: "Und so wird nun auch Gerhard Schröder ewig glänzen, als der Kanzler der Berliner Republik, die sich golden aufpoliert hatte und am Ende ganz vergessen, dass der Pomp nur als Zitat gedacht war."

Weiteres: Mit allem ihm zur Verfügung stehenden Forscherscharfsinn geht Albrecht Hirschmüller der mindestens weltbewegenden Frage nach, was genau sich zugetragen haben mag, damals im Jahr 1898, als Sigmund Freud und seine Schwägerin Minna Bernays sich das Zimmer Nr. 11 im Hotel Schweizerhaus teilten. Ina Hartwig liefert lyrikgestützte Impressionen aus der Sturmnacht. In ihrer "Bonanza"-Kolumne bedauert Karin Ceballos Betancur die "Generation Praktikum". In einem Interview erklären die Macher einer Theaterproduktion, die komplett im Dunkeln spielt, was das ganze soll. Den Nachruf auf den Soziologen Karl Otto Hondrich hat Rudolf Walther verfasst.

Berliner Zeitung, 20.01.2007

Jakob Schlandt spricht mit dem Erfinder des Begriffs "Web 2.0", Tim O'Reilly über die Zukunft des Netzes. Ein Visionär: "Wir haben uns noch nicht voll auf die Tatsache eingelassen, dass wir fast die komplette Realität im Internet simulieren können. Die Abgrenzung von Virtuell und Real wird verschwinden. Was in der virtuellen Welt designt wird, wird in der realen Welt produziert. Was in der realen Welt existiert, wird virtuell nachgebaut. Stellen Sie sich vor, dreidimensionale Drucker werden Allgemeingut. Diese Drucker können schon jetzt einfache Plastikgegenstände nach einem digitalen Modell auswerfen, Produktdesigner nutzen sie bereits."

FAZ, 20.01.2007

Beim Sturm hat sich ein Bauteil aus dem neuen Berliner Hauptbahnhof gelöst und ist auf eine Treppe gestürzt - das Gebäude war zum Glück geräumt. Architekt Meinhard von Gerkan, der im Streit um die Decke im Untergeschoss des Baus eben noch die Sympathie dieser Zeitung genoss, ist für Andreas Platthaus schon als Schuldiger identifiziert: "Man sollte den jahrzehntelang bewährten Bahnhof Zoo wieder öffnen und den bröckelnden Neubau stilllegen und unter Denkmalschutz stellen, auf dass er irgendwann spektakulär über den dann hoffentlich zuvor für zig Millionen gemäß den ursprünglichen Plänen neu gestalteten Gewölben und Glasdächern zusammenbrechen möge. Bis dahin aber würden wir uns wünschen, dass Meinhard von Gerkan schweige."

Weitere Artikel: Jordan Mejias hat den neuen, in den USA gerade erschienenen Roman "The Castle in the Forest" (Auszug) von Norman Mailer gelesen, der von Hitlers Jugend handelt. Dirk Schümer glossiert die Meldung vom Fund des angeblichen Grabs der Gioconda in Florenz. Jürgen Dollase stellt den Koch William Ledeuil vor, der in seinem Pariser Restaurant Ze Kitchen Gallery nach neuestem Trend gar nicht so teuer kocht. Friedrich Wilhelm Graf schreibt zum achtzigsten Geburtstag des Theologen Dietrich Rössler. Gemeldet wird, dass die Schauspielerin Solveig Dommartin im Alter von nur 48 Jahren gestorben ist. Besprochen wird die Aufführung einer seltenen Meyerbeer-Oper in Venedig.

Auf dr Schallplatten-und-Phono-Seite geht's um die neue CD der Softjazzsängerin Norah Jones (Hörprobe), um Recitals verschiedener Opernsänger, um CDs mit Klaviertranskriptionen von Beethoven-Sinfonien und anderen Werken und um eine Anthologie mit Songs südafrikanischer Jazzsängerinnen. Für die Medienseite interviewt Jan Freitag die Schauspielerin Anke Engelke, die neuerdings eine der Rollen bei den "Simpsons" synchronisiert. Und Jordan Mejias schreibt zum Tod des Kolumnisten Art Buchwald. Auf der letzten Seite präsentiert Dieter Bartetzko mit einigen schönen Fotos die in Karlsruhe gezeigte Ausstellung "Vor 12.000 Jahren in Anatolien - Die ältesten Monumente der Menschheit".

Die neue Beilage Bilder und Zeiten bringt flockig, gut gelaunt und mit vielen Fotos garniert eine Geschichte der Fotoagentur Magnum, erzählt von Pia Frankenberg, die auch zwei Fotografen der ersten Magnum-Generation, Burt Glinn (Bilder) und Elliott Erwitt (Bilder) zum Gespräch über die guten alten Zeiten getroffen hat. Erwitt gibt zu, dass man auch Fehler gemacht hat: "Ja, wir haben im Lauf der Zeit eine ganze Menge ziemlich erstaunlicher Leute abgelehnt. Zum Beispiel Robert Frank (Bilder)- bevor er berühmt wurde. Wir, inklusive, Henri (Cartier-Bresson), haben ihn abgelehnt, weil wir das Gefühl hatten, er sei unfair. Wir fanden 'The Americans' ein unfaires Buch."

Außerdem wandelt Thomas Wagner über die Kölner Möbelmesse. Felicitas von Lovenberg trifft den Autor Julian Fellowes ("Snobs") zum Gesellschaftsklatsch in London. Jakob Strobel y Serra kocht ein Rezept von Jamie Oliver nach und ist nicht zufrieden. Und Nina Rehfeld trifft den Autor der Serie "Desperate Housewives", Marc Cherry. Auch Bücher werden besprochen Pete Dexters Roman "Train" und Graham Swifts Erzählungsband "Schwimmen lernen".

In der Frankfurter Anthologie stellt Ludwig Harig ein Gedicht von Günter Eich vor - "Wiepersdorf, die Arnimschen Gräber:

Die Rosen am Verwildern,
verwachsen Weg und Zaun, -
in unverwelkten Bildern
bleibt noch die Welt zu schaun. (...)"

SZ, 20.01.2007

Morgen steht der Bürgerentscheid über die von der taz initiierte Umbenennung eines Teils der Koch- in Rudi-Dutschke-Straße an. Lothar Müller liefert, mit Rekurs auf Fontane und Ullstein, die historische Tiefendimension des Viertels und findet die ganze Sache insofern typisch, als Berlin mal wieder obsessiv mit dem kaum Vergangenen beschäftigt sei: "Springer wie taz reicht es nicht, ihre Häuser nach ihren Heroen zu benennen. Es muss die ganze Straße sein, zumindest ein Straßenstück. Das Reststück, das von der alten Kochstraße bleibt, ist nur noch der rote Teppich, auf dem ein paar hundert Meter weiter die Kreuzung Axel-Springer/Rudi-Dutschke-Straße ihre zeithistorische Pointe als stummes Straßentheater aufführt. Berlin schließt sich immer enger in seine jüngste Vergangenheit ein."

Weitere Artikel: Michael Bachmüller und Gerhard Matzig kommentieren die Tatsache, dass der Bahn am Hauptbahnhof ein Zacken aus der Krone gefallen ist. Ralf Niemczyk sieht anlässlich der schweren Krise bei EMI das Ende der außerhalb des Internet tätigen Plattenlabels kommen. Britta Voss stellt Wikileaks vor, eine Website, auf der Geheimdokumente veröffentlicht werden sollen. Die Schweinfurter Sammlung Schäfer (Website) hat, das hält Sonja Zekri für eindeutig nachgewiesen, Bilder von NS-Opfern im Besitz - und will nichts davon wissen.

Till Briegleb war bei der Präsentation der Initiative "Buchstart" dabei. Endlich aufräumen will Alex Rühle mit der Legende von den vielen Inuit-Wörtern für "Schnee": Zwei gibt's und keines mehr. Fritz Göttler bereitet auf das amerikanische Sundance-Filmfestival vor. Von einer Berliner Historikertagung berichtet Cornelius Wüllenkämper. Friedemann Voigt gratuliert dem Theologen Dietrich Rösseler zum 80. Den Nachruf auf den Soziologen Karl Otto Hondrich hat Bernhard Giesen, den auf den SZ-Literaturkritiker Karl-Heinz Kramberg Joachim Kaiser verfasst.

Besprochen werden Karin Henkels Stuttgarter und Christine Eders Münchner Inszenierung von Ferenc Molnars "Liliom", Nikolaus Geyrhalters Film "Unser täglich Brot" und Bücher, darunter Hellmuth Karaseks Altersbuch "Schöner Vogel Jugend" und ein Band mit Fotos des Nazi-Fotografen Walter Frentz (mehr in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Alles Rocky und Stallone heute in der SZ am Wochenende. Andrian Kreye nimmt im Aufmacher den Start von "Rocky VI" zum Anlass, die "Rocky"-Filme als amerikanische Parallelgeschichte nachzuerzählen. "Mit dem Finale nun (...) hat Sylvester Stallone die reaktionären Untertöne seines Wertkonservatismus der siebziger und die Ideologiefestigkeit der achtziger Jahre hinter sich gelassen. Genauso wie die wieder schweigende Mehrheit von Amerika, die hinter den Schlagzeilen von Hurrapatriotismus und christlichem Fundamentalismus längst von Toleranz und Liberalität geprägt wird."

Weitere Artikel: Tobias Kniebe erinnert an Sylvester Stallones unwahrscheinlichen Aufstieg zum Ruhm. Vorbilder fürs Altern in Würde - darunter Sylvester Stallone - präsentiert Eckhart Nickel. Fritz Göttler erklärt uns auf der Historienseite, dass die amerikanischen Kino-Mythen alle gleich funktionieren. Joachim Käppner erinnert sich, wie Rocky einmal nach Westfalen kam. Der Schriftsteller Clemens Meyer hat eine Erzählung übers "Boxen gegen die Abschiebung" geschrieben. Und im Interview spricht Sylvester Stallone über "Würde" und über seine Arbeit als Filmemacher: "Ich bin Autorenfilmer. Alte europäische Schule. Ha! Oder?"