Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
22.01.2004. In der Zeit erklärt Michel Houellebecq, wie die Konservativen mithilfe ihrer Faulheit für Fortschritt sorgen. Die SZ findet John Woos neuen Film noch einen Dreh hopperesker. Die taz wünscht eine reisende RAF-Ausstellung. In der FR beschreibt Nathan Sznaider die Siedler als die eigentlichen Antizionisten. Die NZZ gibt uns ostafrikanische Musik zu hören. Und mit der FAZ lachen wir sehr herzlich über die Deutsche Bank.

Zeit, 22.01.2004

Ist Michel Houellebecq ein Reaktionär? Nein, er ist ein Konservativer. Monsieur (homepage) erklärt den dieser Spezies innewohnenden Charme folgendermaßen: "Die Wurzel allen Konservatismus ist die geistige Faulheit. Aber die Faulheit strebt zur Synthese, zur Suche nach gemeinsamen Strukturen unter den Verwerfungen der Oberfläche. Deshalb ist sie eine mächtige intellektuelle Tugend." Dazu kommt die wissenschaftliche Methodik, die äußerst konservativ sei: "Wer jemals eine Theorie aus ernsten Gründen umstoßen musste, wird niemals zu ihr zurückkehren wollen. Erst dieser prinzipielle Konservatismus erlaubt, dass echter Fortschritt möglich wird ... Deshalb ist es nicht im geringsten paradox, den Konservatismus als Quelle des Forschritts zu bezeichnen und die Faulheit als Mutter der Effizienz." (Sie können den Artikel hier auf Französisch lesen.) 

"Die Feigheit der Kritiker ruiniert die Kunst" lautet die Überschrift zu einem Rundumschlag von Hanno Rauterberg: "Wenn viele Kritiker ... die Klarheit scheuen und die Interessen vermengen, dann liegt das wohl daran, dass sie Kritik eigentlich nicht mehr wollen. Es widerstrebt ihnen, Unterschiede zu erkennen und zu benennen. Lieber halten sie sich bedeckt: Die Kunst sei doch heutzutage so ungefähr und vorläufig, da sei es besser, sich selbst im Ungefähren und Vorläufigen zu bewegen. Man riskiert nicht, von anderen widerlegt zu werden, und rührt mit im großen Einheitsbrei."

Weitere Artikel: Im Gespräch bilanzieren Jan Philipp ReemtsmaUlrike Jureit und Norbert Frei die Wehrmachtsausstellung. Jan Ross lehnt im Aufmacher alle Innovationsgipfel ab: die Konzentration auf "Produktideen und Sozialnutzen" schadet der Wissenschaft. In der Leitglosse fragt Thomas E. Schmidt die Besucher der Körperwelten-Ausstellung: "Hat einer von euch Lust, Teil einer Verwertungskette zu sein ...?" Thomas Assheuer war dabei als Jürgen Habermas und Kardinal Ratzinger im allerkleinsten Kreis über Religion und Aufklärung diskutierten und zu dem Ergebnis kamen "Im operativen Bereich sind wir uns einig." Peter Roos porträtiert die Schauspielerin Susann Würth: "Liebesszenen - die spielt sie am liebsten. Dann lässt sie ihre Augen blitzen, das einem ganz schwach wird. Die Haare knistern. Und das feine Figürchen wird weich und rund und bündelt die Kraft aus der Vibration." Gisela Dachs schreibt über die Installation von Dror Feiler, die den diplomatischen Frieden zwischen Israel und Schweden stört. Thomas Gross porträtiert den amerikanischen Musiker Bobby Conn (hier was zum Hören). Und Claudia Herstatt berichtet über die Antiquariatsmesse Stuttgart.

Besprochen werden "Die Träumer", der neue Film über drei 68er von Bertolucci, und Atom Egoyans Film "Ararat" über den Völkermord an den Armeniern.

Den Aufmacher des Literaturteils widmet Hubert Winkels Stuart O'Nans "virtuosem Horrorroman" "Halloween" (siehe auch unsere Bücherschau heute ab 14 Uhr). In der Leitkolumne empfindet Volker Ullrich das Gutachten Walter Kempowskis über die Authentizität des Tagebuch der Anonyma als ungenügend.

Ein Interview mit Yohji Yamamoto ist immer etwas seltsames. So auch im Leben. Weiß Ihre Mutter, was Sie arbeiten, wird Japans brillantester Modedesigner (homepage) gefragt. "Sie tut so, als ob, erkennt meine Arbeit an, aber sie hört niemals auf zu fordern: 'Du bist der einzige Sohn. Du musst dich um mich kümmern. Ich will nicht allein sein.' Dabei arbeitet sie auch für meine Firma. Wir wohnen ein paar Meter auseinander. Wir sehen uns jeden Tag!" Die Wirtschaftsseiten machen auf mit dem Prozess gegen "Ackermann, Zwickel und Co.". Im dazu gehörigen Kommentar auf der Seite 1 erklärt Marc Brost, warum dieser Prozess gut ist für den Standort Deutschland: "Weltweit haben Skandale wie Enron, WorldCom oder Parmalat dazu geführt, dass Investoren das Vertrauen verloren haben. Wenn es in Deutschland gelingt, dieses Vertrauen in die Wirtschaft zurückzugewinnen, wäre das ein einzigartiger Wettbewerbsvorteil." Das Dossier widmet sich dem Doping in den USA.

SZ, 22.01.2004

Die SZ hat die erste Seite ihres Feuilletons nicht ins Netz gestellt. Wir liefern sie darum verspätet nach.

Gustav Seibt hat einem Vortrag Rolf Hochhuths über Bismarcks Sozialpolitik vor dem Dahlemer Ortsverein der Berliner CDU gelauscht - eine doppelt trostlose Veranstaltung, wegen Hochhuth, der gegen Schäuble schäumte, und wegen der CDU, die sich das alles gefallen ließ: "Da sah man nun, welche zersetzenden Wirkungen das Regietheater und seine Dauerprovokationen auf die bürgerliche Klasse ausüben. Die Sehgewohnheiten sind eben doch nachhaltig erschüttert. Kein Funken Ehre mehr im Leibe." Außerdem greift Christine Dössel die Aufregung über Hochhuths Stück "McKinsey kommt" auf. Ulrich Raulff denkt über die Debatte zum sozialen Pflichtjahr nach. Und "mea" lobt die deutschen Feuilletons, die in ihren Besprechungen - anders als die Engländer - noch auf ein Sternchen-Ranking verzichten.

"Die Jungs aus Hongkong wissen wirklich, was Einsamkeit ist, Wong Kar-wai, Johnny To, John Woo, selbst Jackie Chan, glaubt Fritz Göttler. In John Woos neuem Film "Paycheck" jedenfalls "finden sich Einstellungen, die sind noch einen Dreh hopperesker als alles, was sonst in Sachen Existentialismus im amerikanischen Kino probiert wurde, Wim Wenders inklusive. Die Einsamkeit eines Hotelzimmers, wenn du keinen hast, an den du dich wenden könntest. Die aufflackernde Mutlosigkeit, wenn Thurman und Affleck wieder zusammen sind - sie hatten eine tolle Beziehung, aber auch an diese ist die Erinnerung ausgelöscht, nichts ist geblieben als ein Paar Lovebirds im Käfig", Im beistehenden Interview spricht John Woo über den Autor Philip K. Dick (1928-82), dessen Bücher die Vorlagen für Filme wie "Blade Runner", "Minority Report" und "Paycheck" lieferten.

Weitere Artikel: Rainer Gansera feiert den britischen Schriftsteller Gilbert Adair, dessen Roman "The Holy Innocents" (mehr) die Vorlage für Bernardo Bertoluccis neuen Film "Die Träumer" war, als "souveränen und eigenwilligen Sachwalter einer französisch inspirierten Cinephilie, die sich nicht aufs Kino beschränken muss". Susan Vahabzadeh kündigt das Kino-Comeback von Jane Fonda an, und zwar als Schwiegermutter von Jennifer Lopez. Lothar Müller macht uns mit dem vom Goethe-Institut ausgelobten Wettbewerb "Das schönste deutsche Wort" bekannt. In einem Interview mit Julia Encke spricht der Militärhistoriker Gerd Krumeich über seine Einschätzung von fünf Millionen Luftbildern der Allierten aus dem 2. Weltkrieg mit, die jetzt digitalisiert im Internet stehen. Fritz Göttler hat den letzten Text des kurz vor Silvester verstorbenen amerikanischen Drehbuchautors John Gregory Dunnes über Natalie Wood gelesen. Sonja Zekri kommentiert die Entscheidung es Zentralrats der Juden in Deutschland, sich aus der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zurückzuziehen.

Auf der Medienseite berichtet Kai-Hinrich Renner über die Fernsehaktivitäten des Spiegels, die jetzt medienrechtlich bedroht seien. Willi Winkler schüttelt den Kopf über Sandra Maischbergers jüngste Talk-Show mit Helmut-Schmidt.

Besprochen werden Hany Abu-Assads Film "Rana's Wedding", die Ausstellungen "Die Sieben Sakramente" mit Werken von Abigail O'Brien im Münchner Haus der Kunst und "Universal Pictures" mit Fotografien von Matthew Weinstein in der Pinakothek der Moderne, das neue Stück des Schauspielers und Autors Wolfgang Maria Bauer "Späte Wut" in Heidelberg, das Madrider Gastspiel von Mariss Jansons und seinen br-Symphonikern, ein hochgelobter amerikanischer Kara-Walker-Katalog und Bücher, darunter Albert Ostermaiers neues Buch "Vatersprache" sowie neuere Publikationen über den Kulturphilosophen Ernst Cassierer (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

TAZ, 22.01.2004

Brigitte Werneburg fragt sich, warum ausgerechnet eine RAF-Ausstellung pädagogische Begleitung nötig haben soll, RAF-Bücher, -T-Shirts und -Filme jedoch nicht. "Die öffentliche Aufarbeitung der Geschichte der RAF, etwa in Form einer Ausstellung, die reisen würde und die wie die Wehrmachtsausstellung talk of the town wäre, ist überfällig. Vielleicht wegen der ebenfalls längst überfälligen linken Selbstreflexion in diesem Zusammenhang? Über ihre Liebe zur Schulmeisterei, was die Künste betrifft, nachzudenken wäre der erste Schritt einer solchen Selbstreflexion der Linken, und darüber, warum diese nun herhalten müssen, das Versäumte zu aktualisieren."

Weitere Artikel: Katrin Kruse hat sich zwecks exklusiver Berichterstattung im Windschatten von Kylie Minogue in die aktuellen Couture-Schauen der Häuser Chanel (Bilder) und Lacroix (Bilder) gemogelt. Der palästinensische Regisseur Hany Abu-Assad (mehr hier) hat sich mit Cristina Nord in einem Interview über das neue Genre der "Road Block Movies", seinen zu dieser Gattung zählenden jüngsten Film "Ranas Wedding" und die Notwendigkeit unterhalten, die Traumata der Israelis anzuerkennen.

Auf der zweiten Meinungsseite der taz kritisiert Ralph Bollmann den Dramatiker Rolf Hochhut, der mit seinem neuen Stück "McKinsey kommt" nicht zu ersten Mal mit "Terror gegen deutsche Wirtschaftskapitäne kokettiere": "Die regelmäßig wiederkehrenden Skandale werfen grelle Schlaglichter auf das tragische Schicksal eines Mannes, der sich mit vergangenem Ruhm nicht begnügen will und vergeblich um aktuelle Anerkennung buhlt."

Besprochen werden die Ausstellung "X-Screen. Filmische Installationen der Sechziger- und Siebziger Jahre" im Wiener Museum Moderner Kunst und Atom Egoyans Film "Ararat" über das Genozid an den Armeniern.

Schließlich TOM.

FR, 22.01.2004

"Die meisten Israelis wissen, dass die Siedler und die Siedlungen den zionistischen Traum zerstören," schreibt der israelische Soziologieprofessor Nathan Sznaider in einem Text über gegenwärtige Stagnation im Nahen Osten. "Die wahren Zionisten sind die Menschen, die morgens aus dem Haus gehen und abends zurückkehren, für die die Zahnschmerzen der Kinder ein größeres Problem sind als die Sorge um jüdische Präsenz im Herzen arabischer Städte. Sie sind es, die den Traum einer jüdischen Normalität verwirklichen wollen. So sind es letzten Endes die Siedler und ihre Interessenvertreter in der israelischen Regierung, die sich als Anti-Zionisten entpuppen und gemeinsame Sache mit denen machen, die Israel und Palästina in einen binationalen Staat verwandeln wollen."

Weitere Artikel: Richard Wagner untersucht in einem sehr lesenswerten Essay Serbiens Probleme mit seiner Identitätsfindung. Ursula März erzählt vom Schrecken, den das digital konstruierte Phantombild der zu Tode geprügelten dreijährigen Carolin in ihr ausgelöst hat. Christian Schlüter macht uns in der Kolumne Times Mager mit Antwort-Variationen auf die Frage vertraut, wann Neid berechtigt ist, und Christian Thomas freut sich über ein Büro- und Wohnhaus von Jo Franzke in Frankfurt.

Besprochen wird eine CD mit elektronischer Musik für Kinder des Züricher Labels Bruchstücke, auf der Chica Paula, Console, Gudrun Gut, Thomas Fehlmann, Ricardo Villalobos und andere aus dem deutsch-chilenischen Freundeskreis offensichtlich alles versuchen, "den begabten Nachwuchs vor dem Einfluss von bösen blonden amerikanischen Hüften-Sängerinnen und fiesen weißen oder schwarzen Räuber-Rappern" zu bewahren. Doch Kritiker K. Erik Franzen hat einige Zweifel, ob "der musikalische Frühsport mit überwiegend biederer Electronica, breiartigem Ambient und mehrfachverwertetem Bassgewummer" dazu taugt.

NZZ, 22.01.2004

Thomas Burkhalter nimmt uns mit auf einen Streifzug durch die Weltmusikportale des Internet, das zwar nicht den Graben zwischen Nord und Süd schließen kann, aber immerhin eine schöne Wundertüte abgibt. "Das ostafrikanische Webradio MtaaFM sendet via www.nairobicity.net 'das Beste aus Kenya, Uganda und Tansania'. Rapper jonglieren mit Wörtern, Sängerinnen versüßen die Refrains, ab und zu dringen afrikanische Musikelemente ins globale Soundgeflecht. - Ein Mausklick. Auf www.tehranavenue.com soll die beste iranische Underground-Band erkoren werden. Der Surfer hat die Qual der Wahl zwischen Scratch-Gewittern der Gruppe Noise, englisch gesungenem Speedmetal und persischen Schnulzen. - Ein Mausklick. Auf www.maorimusic.com singt die Maori Jacqui Keelan zu Elektro-Beats, und die Girlgroup T-SISTAZ gibt in gut geerdeten Popsongs wieder, was sie in der Maori-Version der TV-Sendung Musicstar gelernt hat." Weiter geht es dann zu Portalen aus Südafrika www.music.org.za, aus Osteuropa www.tamizdat.org und www.africanhiphop.com für Afrika und Radio Afghanistan. Nicht zu vergessen das famose Weltmusikportal culturebase.net des Berliner Haus der Kulturen der Welt.

Weitere Artikel: Olaf Karnik stellt das Londoner Label Honest Jon's vor, das vor dreißig Jahren als Plattenladen an der Portobello Road angefangen hat und die multikulturelle Musikgeschichte der Stadt dokumentiert. Markus Brüderlin beschreibt, wie Museen verstärkt versuchen, aus den eigenen Sammlungsbeständen attraktive Ausstellungen zu schaffen.

Besprochen werden Bücher, darunter Ernst Halters Wörterbuch einer Kindheit "Die Stimme des Atems" und Yitzhak Laors Band "Steine, Gitter, Stimmen", der Tobias Krause zur Frage führt "Was ist nur los mit der israelischen Literatur? Warum tummeln sich in ihr mehr und mehr psychisch Labile, Leidende, Gestörte?" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

FAZ, 22.01.2004

Wie wenig wird es einst in der FAZ zu lachen geben, wenn es den Gerhard Stadelmaier nicht mehr gibt! In einem unauffälligen Randstück greift er heute die schwierigen Beziehungen zwischen Rolf Hochhuth und der um eine Dummheit offensichtlich nie verlegenen Deutschen Bank auf. Dieses Institut sieht seinen Vorstand Ackermann in Hochhuths jüngstem "Theaterleitartikelstück" "McKinsey kommt" beleidigt und erwägt eine Klage. Stadelmaier kommentiert: "Natürlich hätten auch die Deutsche Bank und deren dramatische Vorstände jederzeit ein Recht darauf, Herrn Hochhuth jeden dramatischen Gefallen zu tun. Aber dass Hochuth ausgerechnet der Deutschen Bank den Gefallen tun könnte, einen ablenkenden Nebenkriegsschauplatz zu eröffnen, wäre der eigentliche Skandal."

Im Aufmacher eröffnet die FAZ eine neue Serie. Kurz vor dem EU-Beitritt der Türkei, "gegen den von seiten der Politik kein ernsthafter Widerstand zu erwarten ist", diagnostiziert die redaktionelle Vorbemerkung eine "Auszehrung des Christentums", Anlass für eine Bestandsaufnahme über die Lage der Kirchen in Europa von den Kulturkorrespondenten der FAZ. Paul Ingendaay eröffnet die Serie mit einem Blick auf Spanien: "Es sind weniger die dürftigen finanziellen Aussichten, welche die Kirche heute bedrücken, als vielmehr ihr verzweifeltes Rückzugsgefecht gegen die Säkularisierung aller Lebensbereiche."

Weitere Artikel: Jordan Mejias untersucht in der Leitglosse die Äußerungen in Bushs State of the Union-Rede zur Ehe und kommt zu dem Schluss, dass sie vor allem auf Verhinderung der Schwulenehe zielten. Gerhard Stadelmaier gratuliert Angela Winkler zum Sechzigsten ("Sie besteht ja aus fast nichts als aus diesen beiden dunkel glühenden Augen, Abgrundglanzlichtern"). Hartwin Brandt bedauert, dass die einst von Theodor Mommsen begründete Buchreihe "Griechisches Münzwerk" eingestellt wird, weil die Stadt Berlin dadurch eine einzige jämmerliche Stelle einsparen kann (wo bleiben die Sponsoren, die Deutsche Bank würde doch passen?) Stephan Sahm legt einen Essay über die Begriffe der Sterbehilfe und Sterbebegleitung vor (dessen ungekürztes Original sich in der Zeitschrift Betreuungsrechtliche Praxis findet). Frank Helbert berichtet über antike Funde am einstigen Handelshafen von Neapel.

Für die letzte Seite hat der kosovarische Autor Beqe Cufaj einen instruktiven Zwischenbericht über den Hager Milosevic-Prozess geschrieben - unter anderem beschreibt er, wie Milosevic den Prozess nutzt, um serbische Innenpolitik zu machen. Paul Ingendaay meldet in einem Artikel, der ihm unter der Hand zur zärtlichen Hymne auf den Autor gerät, dass im spanischen Verlag Galaxia Gutenberg/Circulo de Lectores eine neunbändige Werkausgabe Julio Cortazars herausgebracht wird. Und Martin Thoemmes würdigt den Sinologen und Gründungsdirektor der Lübecker Academia Baltica Dietmar Albrecht, der in den Ruhestand geht.

Auf der Kinoseite schreibt Enno Patalas eine kleine Abhandlung über Farben im Stummfilm (denn fast alle Stummfilme wurden koloriert, und die große Zeit des Schwarzweißfilms bricht nach Patalas erst in den dreißiger Jahren, also mit dem Ton, an) Peter Körte unterhält sich mit Bernardo Bertolucci über seine "Träumer". Und Andreas Platthaus weint über die klebrige Filmmusik Hans Zimmers in dem Film "The Last Samurai".

Auf der Medienseite schildert Michael Hanfeld in einem weiteren Artikel den aufopferungsvollen Kampf von ARD und ZDF für höhere Gebühren. Jürg Altwegg meldet, dass Bertelsmann in Frankreich große Anteile am Sender M6 kaufte. Und Katja Gelinsky berichtet., dass sich junge Amerikaner vorwiegend in Comedy Shows und im Internet über Politik informieren.

Besprochen werden eine Ausstellung des italienischen Bildhauers Medardo Rosso in Duisburg, William Waltons Opern-Einakter "Der Bär" in Gelsenkirchen, die Ausstellung "Beethoven und andere Wunderkinder" im Bonner Ernst-Moritz-Arndt-Haus und Robert Schwentkes Film "Eierdiebe".