Heute in den Feuilletons

Sexy Androgyne with Spectacular Hair

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
21.02.2008. In der NZZ schreibt der Autor Jens Christian Gröndahl über die Jugendunruhen in Dänemark. Die Welt fragt, wie Fidel Castro so viele Hollywoodstars schwach machen konnte. Laut Liberation hat jetzt auch Nicolas Sarkozy ein Problem mit Tom Cruise und Scientology. Die New York Times will über amerikanische Tokio-Hotel-Fans gar nicht erst staunen: "Why shouldn?t fans go nuts for a goth-punk boy band?" Und das Blog Beobachtungen zur Medienkonvergenz meint: Vergesst Facebook - Amazon ist das ganz große Ding.

NZZ, 21.02.2008

Der Schriftsteller Jens Christian Gröndahl untersucht die Hintergründe der wochenlangen Unruhen in dänischen Städten und beklagt zuviel Verständnis gegenüber den Randalierern. Die Ausschreitungen seien eher eine Reaktion auf verstärkte Drogenrazzien denn auf die neue Runde im Karikaturenstreit: "Die entgegenkommende und flagellantisch sich selbst überprüfende Haltung im Wohlfahrtsstaat ist dermaßen in Fleisch und Blut übergegangen, dass man sogar Brandstifter und Attentäter als Opfer sieht. In diesem Punkt ist die misslungene Integration verblüffend erfolgreich, es gibt nämlich eine vielsagende Übereinstimmung des gesellschaftlich-moralischen Willens zur Empathie und der überempfindlichen Rhetorik bei Brandstiftern bzw. rechtgläubigen Muslimen."

Weitere Artikel: Markus Jakob begutachtet das neue Caixa-Forum von Herzog & de Meuron in Madrid. Besprochen werden Hans G. Kippenbergs Studie zu Religionskriegen "Gewalt als Gottesdienst" und Kader Abdolahs Roman "Das Haus an der Moschee" (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Auf der Filmseite schmäht Alexandra Stäheli Mike Newells Verfilmung von Gabriel Garcia Marquez' "Liebe in den Zeiten der Cholera" als Vergehen gegen die Weltliteratur. Michel Bodmer betrachtet Tim Burtons "Sweeney Todd" auch nur als "bluttriefendes Kuriosum".

Welt, 21.02.2008

Kein amerikanischer Präsident hat so oft mit Hollywoodstars diniert wie Fidel Castro, konstatiert Hanns-Georg Rodek: Spike Lee, Sydney Pollack, Oliver Stone, Woody Harrelson, Danny Glover, Edward Asner, Shirley MacLaine, Alanis Morissette, Leonardo DiCaprio, Harry Belafonte, Chevy Chase. Und Kevin Costner "führte dem Staatschef in einer Privatvorstellung '13 Tage' vor, seinen Film über die Kuba-Krise und floss danach über vor Bewunderung: 'Nur ein paar Schritte von ihm entfernt zu sitzen und ihn eine Erfahrung neu durchleben zu sehen, die er als junger Mann machte - das war für mich ein unglaubliches Erlebnis.' Zu den wenigen, die diesen Lobpreis nicht anstimmen, gehören die von der Insel geflohenen Andy Garcia und Gloria Estefan."

Weitere Artikel: Uta Baier kommentiert eine große Schenkung Friedrich Christian Flicks an den an das Berliner Museum für Gegenwart im Hamburger Bahnhof. Hannes Stein hat es einige Überwindung gekostet, Jonathan Littells Erstlingswerk "Bad Voltage" zu lesen, das er als futuristisches Machwerk mit einigen später wieder auftauchenden Handlungsmotiven beschreibt. Manuel Brug berichtet von Dreharbeiten zu einer "Boheme"-Verfilmung mit Anna Netrebko und Rolando Villazon. Besprochen werden unter anderem eine Ausstellung über den Staufer-Kaiser Friedrich II. in Oldenburg und Filme, darunter die Verfilmung des Bestsellers "Liebe in Zeiten der Cholera".

Auf der Magazinseite legt Benjamin von Stuckrad-Barre eine Reportage über Michael Naumanns Hamburger Wahlkmampf vor.

Weitere Medien, 21.02.2008

Etwas überrascht war man in der New York Times, dass Tokio Hotel in New York von einigen hundert Fans begrüßt wurden. Andererseits: "Why shouldn?t fans go nuts for a goth-punk boy band influenced by the darkly theatrical love songs of HIM (from Finland) and AFI (from California) and led by a sexy androgyne with spectacular hair?" Eben.

Hat jetzt auch Nicolas Sarkozy ein kleines Problem mit Tom Cruise und Scientology?, fragt Liberation: "Die beiden mögen sich als Freunde sehen, in manchen Punkten sind sie sich doch uneins. In einer Pressekonfernz in Paris am letzten Freitag hat der Schauspieler, der seit mehr als zwanzig Jahren in der Scientology-Organisation aktiv ist, dem französischen Präsidenten über ihr Treffen im August 2004 widersprochen. 'Wir haben über alles gesprochen, über Scientology, das Kino, die Familie' erklärt der Amerikaner." Sarkozy war zu dieser Zeit Finanzminister. Im August letzten Jahres sagte er, dass er mit Cruise nicht über Scientology gesprochen habe. Nach seiner Zeit als Finanzminister und vor seiner Präsidentschaft war Sarkozy Innenminister. Liberation zeigt auf seiner Website einen Beitrag von Canal+, der berichtet, wie das Innenministerium unter Sarkozy den Druck von Scientology nahm und angeblich sogar einen missliebigen Beamten entließ, der über Scientology eine Diplomarabeit geschrieben hatte.

Aus den Blogs, 21.02.2008

Andreas Göldi erklärt in Beobachtungen zur Medienkonvergenz, warum ausgerechnet Amazon sämtliche Internetriesen wie ebay, Google und auch Facebook langfristig ausstechen wird: "Stimmt, virtuelle Schafe werfen kann man auf Amazon nicht. Aber Amazon besitzt längst den größten Teil der Daten, die Facebook gern hätte und mit denen die exorbitante Bewertung der Firma (und einiger ihrer Konkurrenten) gerechtfertigt wird."

Don Alphonso wirft Spiegel Online in einer offenen Mail auf der Blogbar vor, ein Plagiat veröffentlicht zu haben.

FR, 21.02.2008

Katrin Hillgruber unterhält sich mit den neuen Chamisso-Preisträgern Sasa Stanisic, Leda Forgo und Michael Stavaric über Integration und Assimilation. Zu letzterem meint Stanisic: "Bei Assimilation muss ich immer an die Borgs denken, eine außerirdische Rasse bei 'Star Trek'. Das sind Mischwesen aus Mensch und Maschine, die in den Fingern kleine Röhren haben, mit denen sie anderen Lebewesen - tschikk! - etwas einspritzen, und prompt sind diese assimiliert. Schon wenn die Borgs anfliegen, hört man aus der Richtung ihres Raumschiffs: 'Widerstand ist zwecklos.'"

Als versöhnliche Wendung in der seit seit Jahrzehnten andauernden Affäre der deutschen Öffentlichkeit mit der Familie Flick, "zumindest was die Kunst betrifft", betrachtet Elke Buhr die Tatsache, dass Friedrich Karl Flick nun der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin einen Teil seiner Kunstwerke schenken will. "Durch die Präsentation der Sammlung in Berlin wollte Flick seinen Familiennamen 'auf eine neue und dauerhaft positive Ebene stellen' - eine allzu offensichtliche Indienstnahme der Kunst, die Kritiker aus der Kunstszene mit der zynischen Aufforderung 'Heil dich doch selbst' konterten. Vielleicht hat Flick deshalb bei der Schenkung nun mit größtmöglicher mäzenatischer Bescheidenheit agiert. Wie Stiftungspräsident Lehmann betonte, hat Flick die Schenkung an keine Bedingung geknüpft."

Weiteres: "Noch'n Mahnmal", meint man Harry Nutt zwischen den Zeilen der Kolumne Times Mager frei nach Heinz Erhardt angesichts der Berliner Pläne für ein Georg-Elser-Mahnmal stöhnen zu hören, wobei die Würde des Hitler-Attentäters aus dem Bürgerbräukeller in München für ihn außer Frage steht. Besprochen werden Mike Newells Marquez-Verfilmung "Liebe in Zeiten der Cholera", Hartmut Bitomskys Essayfilm "Staub", die Austellung "Glamour" über Frauendarstellungen der späten 20er und frühen 30er Jahre im Berliner Georg-Kolbe-Museum und Bücher, darunter die Studie des französischen Soziaologen Jean-Claude Kaufmanns zum Phänomen streitender Paare "Was sich liebt, das nervt sich" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Zeit, 21.02.2008

Die Münchner Autorin Harriet Köhler hat in Hamburg die Probe aufs Exempel gemacht. Doch auch nach einem Besuch der Kunsthalle, des Literaturhauses und des Thalia Theaters kann sie Hamburg nicht als Kulturstadt durchgehen lassen: "Wenn eine Stadt, die alles hätte, um eine waschechte Kulturstadt zu sein, von 40 Prozent aller Touristen wegen ihrer Musicals besucht wird und wenn nur sieben Prozent aller Hafengeburtstagsgäste auch ins Museum gehen, dann liegt das nicht nur am Niveau der Gäste, sondern auch an dem der Stadt."

Hanno Rauterberg und Heinrich Wefing unterhalten sich mit Hermann Parzinger, dem neuen Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, unter anderem über seine Vorstellung zum Berliner Humboldt-Forum, für das ihm ein moderner Bau auch recht gewesen wäre: "Ich muss Ihnen gestehen, ich spreche nicht gern vom Schloss. Wir bauen ja kein Schloss, sondern das Humboldt-Forum. Dafür werden einige Fassaden des Ursprungsbaus neu errichtet, viel mehr aber nicht."

Weiteres: "Ich war mal der Größte, das können sie mir glauben", gibt der Bildhauer Alfred Hrdlicka im Interview zu seinem achtzigsten Geburtstag kund. Im Randkommentar hält Werner Perger den von Ayaan Hirsi Ali geforderten Fonds für Menschen, die wegen ihrer artikulierten Meinung Personenschutz brauchen, für eine gute Idee, gönnt den Niederlanden aber nicht, sich so einfach aus ihrer Verantwortung zu stehlen. Katja Nicodemus blickt noch einmal auf die unterschiedlichen Formen, in denen uns die Berlinale-Filme von Jose Padilha, Errol Morris und Lance Hammer Gewalt päsentiert haben. Hanns Zischler schreibt eine Hommage auf Julie Christie.

Besprochen werden Todd Haynes? Bob-Dylan-Film "I'm Not There", Tim Burtons Musical-Adaption "Sweeney Todd", eine Ausstellung zu Peter Doig in der Tate Modern und Robert Schumanns Oper "Genoveva" in Zürich.

Im Aufmacher des Literaturteils bespricht Ulrich Greiner Martin Walsers neuen Roman "Ein liebender Mann". Im Politikteil schreibt der italienische Autor Roberto Saviano über das Müllproblem von Neapel: "Politik, Geschäftemacherei und Verbrechen sind ununterscheidbar geworden."

TAZ, 21.02.2008

"Wissen Sie, ich bin 1922 geboren", sagt der Komponist Gershon Kingsley ("Popcorn") im Gespräch mit Benno Schirrmeister über seine Holocaust-Oper "Raoul" die heute abend in Bremen uraufgeführt wird. "Ich bin als Jude in Deutschland aufgewachsen. Ich habe den Holocaust von einer anderen Seite erlebt. Das ist Teil meiner Geschichte: Kein Jude kann das je wegdenken. Die Musik, die ich schreibe, klingt so, wie ich, Gershon Kingsley, das fühle und erlebt habe. Da ist viel jüdische Musik drin, deutsche Musik - diese Oper ist ein Resultat meines ganzen Lebens. Es ist eine Art musikalische Autobiografie. Das bin ich. Ich weiß: Die deutschen Feuilletons werden es hassen."

"Ausgerechnet Friedrich Christian Flick wird in diesen Tagen jener Vorbildfunktion gerecht, die bei der deutschen Elite anzumahnen derzeit so beliebt ist", kommentiert Brigitte Werneburg mit diskreter Ironie die Kunst-Schenkung des Flick-Erben an Berlin.

Der Rest ist Kino: Cristina Nord unterhält sich mit Todd Haynes über seinen episodischen Bob-Dylan-Film "Im not there".

Besprochen werden Hartmut Bitomskys Filmessay "Staub" und Tim Burtons Filmmoritat "Sweeney Todd".

Die birmesische Junta will im Jahr 2010 ein Verfassungsreferendum abhalten lassen. So undemokratisch dieser Prozess und der Verfassungsentwurf sind - die Opposition des Landes sollte sich darauf einlassen, meint der birmesische Publizist Zarni im Gespräch mit Sven Hansen auf der Meinungsseite: "Wenn dieser Prozess also erst mal beginnt, kann er sich auch gegen das Regime selbst richten. Chiles Diktator Pinochet hat es nichts genutzt, sich lebenslänglich zum Senator zu machen. Auch Venezuelas Präsident Hugo Chavez scheiterte kürzlich mit einer Verfassungsänderung."

Und TOM.

nachtkritik, 21.02.2008

Es sei möglicherweise kein Kompliment, zum Fadjr-Festival nach Teheran eingeladen zu werden, schreibt der Irankenner und Dramatiker Claudius Lünstedt. Trotzdem nimmt er das Gastspiel des Berliner Ensembles in Teheran vor den markigen Worten seiner Kritiker (wie Malte Lehming im Tagesspiegel) in Schutz: Obwohl die iranischen Behörden stets nur die harm- und belanglosen Inszenierungen durchwinken würden, sei es gut und richtig, dass deutsche Theater dorthin gehen - "Um so mehr, wenn man weiß, wie sehr iranische Theatermacher nach Europa schielen, nach Inspiration und Meinungsaustausch lechzen."

SZ, 21.02.2008

"Der Dieter Bohlen der Wüste hat lange schwarze Haare und ist eine Frau", erfahren wir von Julia Gerlach, die uns Nashwa al Ruwaini und ihre erfolgreiche Dichter-Casting-Show auf Abu-Dhabi-TV vorstellt. "Die Bühne funkelt in Lila und Türkis. Schüchtern nickt Hilala al Hamdani dem Publikum im Theater zu, dann geht sie mit vorsichtigen Schritten zum Kandidatensessel: 'Yasemin, hast du mich gesehen in meiner Trauer.' Die Verse brechen förmlich aus ihr heraus. 'Yasemin, hast du die Welle meines Schmerzes gesehen.' Das Gedicht der jungen Omanerin über Trauer und Liebesschmerz folgt einem überlieferten Wüsten-Rhythmus, die Worte verschmelzen und die Folge aus langen und kurzen Vokalen reiht sich zu einem Tanz. Ihr Leiden an der Missachtung durch den Geliebten zieht immer neue quälende Runden. Dann fällt sie in sich zusammen. Jetzt ist sie wieder schüchtern. Eigentlich haben Frauen hier nichts verloren. Doch nicht nur die traditionelle arabische Ordnung der Geschlechter wird im Raha Strand Theater von Abu Dhabi bei der Live-Show 'Das Gedicht zu einer Million' auf den Kopf gestellt."

Einfach hingerissen ist Wolfgang Schreiber von einem Konzert der "Anti-Diva" Christine Schäfer, die in München Schuberts "Winterreise sang: "Wenn es ein Geheimnis von Christine Schäfers Liedkunst und deren Außenwirkung gibt, dann hat es mit der Frage zu tun: Wie kann aus lyrischer Zurücknahme und Diskretion solche Wirkung hervorgehen? Vielleicht nur aus einer emotionalen Einfachheit heraus, einer Ehrlichkeit, die umschlägt in die totale Scheu vor jener Gefühlsexhibition, die heute Markenzeichen öffentlicher Kunstübung ist."

Weitere Artikel: Der Berliner Volkswirtschaftsprofessor Gert G. Wagner versorgt uns aus aktuellem Anlass mit Details zur Frage, ab welchem Einkommen man in Deutschland als reich gilt. Jens Bisky erklärt kurz, welche Kulturgüter demnächst restauriert werden und von wem: "Insgesamt stehen für KUR, wie das Programm kurz heißt, sieben Millionen Euro zur Verfügung: die Mittel kommen vom Bund, die Länderstiftung unterstützt durch ihr Wissen und ihre bald zwanzigjährige Erfahrung." Alex Rühle erzählt die Geschichte des Peace-Symbols. Javier Caceres berichtet von der Einweihung des Caixa-Forums, Madrids neuem Museum für Moderne Kunst. Alexaner Menden gratuliert dem Maler Karl Horst Hödicke zum 70. Geburtstag. Adrienne Braun schreibt den Nachruf auf den Maler K.R.H. Sonderborg.

Besprochen werden Mike Newells Marquez-Verfilmung "Liebe in Zeiten der Cholera" ("selbst die melodramatischen Momente sind very British", vermeldet Fritz Göttler höchst angetan), Tim Burtons neuer Film "Sweeney Todd" (Noch nie zuvor sei Burton "so kalt, ernst und grausam wie hier" gewesen, schreibt Anke Sterneborg über diesen "verführerisch intimen Tanz mit dem Tod" - es gibt auch ein Burton-Interview), Elke Haucks Debütfilm "Karger" ("erotisches Kino aus der Provinz", wie Fritz Göttler schreibt), James Grays Film "Helden der Nacht" und Bücher, darunter ein Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur in der DDR (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

FAZ, 21.02.2008

Der Jurist Klaus Lüderssen wüsste nicht, wie es beim Erhalt der Liechtenstein-Daten mit rechten - d.h. juristisch haltbaren - Dingen zugegangen sein sollte. Wie in Russland von Seiten der orthodoxen Kirche gegen den moralisch korrupten Westen gehetzt wird, beobachtet Kerstin Holm. Der kubanische, im Exil in Madrid lebende Schriftsteller Antonio Jose Ponte erklärt, dass Fidel Castro auch weiterhin ein "Störfaktor" bleiben kann. Recht scharf polemisiert Christian Geyer gegen Bildungsministerin Annette Schavan, weil sie die Kritik an der Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre als "Knatscherei" abtut. Martin Otto wähnt sich angesichts mancher Äußerungen des SED-Forschers Manfred Wilke in der Kampagne zum Erhalt des Berliner Flughafens Tempelhof zurück im Kalten Krieg. In der Glosse kommentiert Nils Minkmar die DKP-kritischen Optimierungsanstrengungen der Linken.

Andreas Kilb hat eine Berliner Tagung zum Thema "Familienroman" besucht. Erleichtert zeigt sich Dieter Bartetzko, dass die Erweiterung des Frankfurter Städel-Museums nun doch nicht entstellend, sondern weitestgehend unterirdisch ausfällt. Hannes Hintermeier referiert eine Untersuchung, die zum Ergebnis kommt, dass die massenweise Büchervernichtung in Eichstätt "bibliotheksfachlich im Grundsatz nicht zu beanstanden" gewesen sei. Jordan Mejias porträtiert den US-Rechtsintellektuellen Jonah Goldberg, der in seiner jüngsten Veröffentlichung "Liberal Fascism" auf der amerikanischen Linken von Woodrow Wilson bis Kennedy und Clinton nur Faschisten sieht. Zum Tod des Künstlers K.R.H. Sonderborg schreibt Thomas Wagner.

Auf der Medienseite informiert Konrad Schuller darüber, dass der Chef des höchst katholischen polnischen Senders "Radio Marya" sich wegen rassistischer Tiraden vor Gericht verantworten muss. Henning Hoff informiert über Druck auf den Sender Al Dschazira, der nicht mehr so kritisch über Saudi-Arabien berichten soll.

Auf der Kino-Seite werden Antworten auf eine Umfrage der Filmakademie zum Thema "Wo bleibt die Leidenschaft im deutschen Film?" abgedruckt. Es antworten unter anderem Doris Dörrie, Til Schweiger, Jasmin Tabatabei und Bernd Eichinger. Letzterer bekennt sich leidenschaftlich zur Filmkunst: "Ob Kommerz oder nicht - Kino-Machen ist eine Kunst für sich. Ich denke jedes Mal, ich mache große Kunst, außer es misslingt mir - aber ich strebe die Kunst zumindest an."

Besprochen werden Hartmut Bitomskys Dokumentarfilm "Staub", ein Dionne-Warwick-Konzert in München, Elisabeth Stöpplers Hannoveraner "Zauberflöten"-Inszenierung und Bücher, darunter Hans Christoph Buchs Erzählung "Tod in Habana" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).