Magazinrundschau

Die Magazinrundschau

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
15.04.2002. Im New Yorker erinnern sich Schriftsteller wie Stephen King und Denis Johnson an ihre "lowest ebb". Die NYT Book Review stellt den brillantesten Roman seit "A Clockwork Orange" vor: Jonathan Safran Foers Debüt "Everything Is Illuminated". Outlook India hat dafür einen frühen "Narrativicus Salmanus" entdeckt: Hari Kunzru. Der L'Espresso nimmt den italienischen Antisemitismus aufs Korn. Der Economist wirft einen Insel-Blick auf die Kirch-Krise. Profil zündet eine Bombe gegen Reinhold Messner. Der NouvelObs interviewt Isabelle Adjani.

New Yorker (USA), 15.04.2002

Viel Literatur, wenig Politik in dieser Doppelnummer. Obwohl die unter dem Titel "Lowest Ebb" versammelten Texte ja durchaus auch etwas Politisches haben: Autoren und Schriftsteller erzählen darin von der Zeit, als es ihnen vor allem finanziell am dreckigsten ging. Joyce Carol Oates definiert "lowest ebb" zu Beginn ihres Textes so: "Lowest ebb implies something singular and finite, but for many of us, born in the Depression and raised by parents distrustful of fortune, an 'ebb' might easily have lasted for years."
Weitere Beiträger: Mary Karr, Stephen King, Lillian Faderman, Denis Johnson und Dagoberto Gilb.

Außerdem zu lesen ist eine Erzählung von Arthur Miller, "The Performance". Hier die ersten beiden Sätze: "Harold May would have been about thirty-five when I met him. With his blondish hair parted in the exact middle, and his horn-rimmed glasses and remarkably round boyish eyes, he resembled Harold Lloyd, the famous bespectacled movie comic with the surprised look."

Weitere Themen: Ben Greenman sieht die gute alte Rockmusik wieder mal vom Pop umzingelt und porträtiert deshalb drei Gruppen, die die Fahne hochhalten: die White Stripes, "the pride of Detroit", die Strokes, "a privileged New York fivesome", vor allem aber die Hives, "who aren't from Detroit or from downtown but, rather, from Fagersta, a small Swedish industrial city". Besprochen werden die Filme "Enigma" von Michael Apted und "World Traveler" von Bart Freundlich. Außerdem lesen wir eine ob des Themas dann doch unerwartet unterhaltsame Rezension der "umfassendsten Studie zu Ehescheidungen in Amerika".

Nur in der Printausgabe: Visionen für ein neues Harlem, Tipps für den Umgang mit unerträglichen Vorgesetzten, ein Porträt des New Yorker Bürgermeisters Bloomberg, ein Bericht über die Ketzer der Wall Street sowie Lyrik von Kathleen Jamie, Paul Muldoon und Hugh Seidman.
Archiv: New Yorker

New York Times (USA), 14.04.2002

Schwer hat's die Rezensentin gehabt mit Jonathan Safran Foers Debütroman "Everything Is Illuminated" (hier eine Leseprobe nebst Audiolesung des Autos). Erst hat sie vor lauter Lachen über die Abenteuer eines amerikanophilen Ukrainers als Reiseführer für amerikanische Juden auf den Spuren ihrer russischen Vorfahrem ständig den Faden verloren, dann musste sie unbedingt ihre Freunde anrufen und ihnen aus diesem großartigen Buch vorlesen. "Not since Anthony Burgess's novel 'A Clockwork Orange' has the English language been simultaneously mauled and energized with such brilliance and such brio." Was für ein Lob! Und Francine Prose hat noch mehr davon: "Indeed, one of the book's attractions is its writer's unusually high degree of faith in the reader's intelligence ... The humor ranges from jokes that are, alas, too dirty to be quoted here to the loftiest literary allusions; Foer has so much energy that he doesn't care if we get all the jokes, whether we know that he is paraphrasing Heinrich von Kleist or if we pause to follow the zany logic of a rabbi's bawdy sermon comparing the glass partition separating his male and female congregants to the division between heaven and hell."

Walter Kirn hat einen neuen Band (Leseprobe "Everything's Eventual") mit größtenteils bereits im New Yorker und in anderen Publikationen erschienenen Stories von Stephen King als Chance gelesen, den Autor neu zu sehen. Nachdem Kirn notiert hat, King teile seine Geschichten auf in "the literary stories and the all-out screamers", erklärt er, "the screamers are better". Satz für Satz sei aber der Künstler am Werk, und es sei "womöglich wahr, dass Kings Prosa unterbewertet werde". Allerdings hat Kirn mitunter das Gefühl, King fülle seine Seiten in einem Parforceritt. Ist das also Literatur? "It's best not to ask that question. The moment you think you know the answer, you don't."

Ferner in der Review: Das Buch einer Menschenrechtsexpertin über US-Politik im Zeitalter des Genozids (hier ein Audiointerview mit der Autorin), ein dicker Essayband, der philosophische, theologische und wissenschaftliche Perspektiven auf den Neo-Kreationismus versammelt, und ein kurzer, kenntnisreicher Traktat über die Zukunft der Robotik (Auszug "Flesh and Machines"). Margo Jefferson schließlich stellt schwedische Krimis vor, in denen die "cops" so schön stoisch und melancholisch sind.
Archiv: New York Times

Outlook India (Indien), 15.04.2002

In der Cover-Story des Magazins bricht Paromita Shastri eine Lanze für Indiens fleißige Mittelklasse. Ca. 886 Mio. Menschen immerhin, die, so Shastri, im Gegensatz zur Oberschicht zwar gepfefferte Steuern zahlen, dafür aber oft genug am Existenzminimum leben. "Indeed, as the security net thins, fear and resentment plague the middle class. There is no safety net in India, no unemployment insurance - old age pensions and free medical facilities help only the state staff. The tax burden is close to 42 per cent of GDP in most of Europe." Was also tun? "Some look towards a bleak future, with little savings left for the next generation. The rest, angry and betrayed, across the border like Chauhan. Or towards earning unaccounted income."

Vergangene Woche gab es ein Interview mit Hari Kunzru, diesmal stellt Ruchir Joshi den Familienroman "The Impressionist" des jungen in England gebürtigen "indischen" Autors vor. Kein großes Buch zwar, meint Joshi, aber ein bisschen wie der frühe "Narrativicus Salmanus". "The story is in turns fantastical and funny and tragi-comic, and given that old Salmanus hasn't given us his best for a while, we can be thankful that someone else has provided our long overdue fix of the magical-subcontinental ... despite odd pockets of cheerfully workman-like prose, overall, Kunzru can write - and here is where the bones part company - write quite un-Salmanistically at that. Not only does he tell a good yarn, the language is often effortlessly beautiful."

Eine Kipling-Biografie (mehr hier) von David Gilmour bespricht Sunil Sethi für uns. Dankbar für die "brillante" Kontrastierung des Kipling-Stils zu dem eines Wilde oder dem der Pariser Dekadenz seiner Zeit, schreibt er: "Like his acclaimed biography of Curzon, arrogant colonialist and visionary statesman, Gilmour's biography goes much beyond the man: it is as much a study of the imperial ideal as its literary spokesman."
Archiv: Outlook India

Espresso (Italien), 11.04.2002

Im Espresso erinnert sich Giampaolo Pansa an das bald nach dem 11. September kursierende Gerücht, jüdische Organisationen stünden hinter dem Anschlag auf die Twin Towers. Als Beleg für diese These galt immer der für sicher gehaltene Umstand, am Tag der Katastrophe seien sämtliche in den Türmen beschäftigte Juden nicht zur Arbeit erschienen. Man traute den Juden quasi alles zu, meint Pansa und das sei bekanntermaßen schon einmal so gewesen. Zwar sei der Antisemitismus in Italien seit 45 schwächer geworden, heute jedoch sei die Situation der italienischen Juden schlechter als in den vergangenen vierzig Jahren, der Antisemitismus bei den Katholiken wie bei den Linken durchaus verbreitet. "Wie ein Parasit, der immer virulenter wird angesichts eines Krieges, den der Jude Scharon, nach Meinung vieler, auf Seiten der Linken wie der Rechten, beenden müsste, selbst wenn Arafat weiter den Terror decken sollte."

Weitere Artikel: Aus Varese in der Lombardei berichtet Bruno Manfellotto von den Vorbereitungen für die Kommunalwahlen, zu denen auch die Wahl der "Miss Padania" gehört (welch hübsche Kombination), und Eleonora Attolico stellt Frühlingskleider vor, für die sich die Couturiers beim Feinbäcker inspirieren ließen.
Archiv: Espresso

Nouvel Observateur (Frankreich), 11.04.2002

Nach langer Leinwandabsenz ist Isabelle Adjani (mehr hier) wieder in einem Film zu sehen. In "La repentie" (Die Büßerin) von Laetitia Masson spielt sie eine Frau, die, aus dem Gefängnis entlassen, versucht, vor ihrer Vergangenheit in ein neues Leben zu fliehen. Über die Figur sagt Adjani: "Sie hat gelebt, aber nie geliebt. Ich habe geliebt, aber nie gelebt." In einem teilweise sehr persönlichen Interview erzählt Adjani von der Notwendigkeit ihres temporären Rückzugs: "Ich musste mein Leben leben. Ich schien mein Leben irgendwie verlegt zu haben, wie ein Objekt." Und über den "langen Prozess der Rückkehr zur Sehnsucht" - dem Spielen - berichtet sie, dass es nötig war, eine "künstlerische Familie zu finden, die meine Empfindlichkeit respektiert und mich beschützt". Laetitia Masson scheint ihr bei dieser Rückkehr insofern sehr geholfen zu haben, als sie Adjani unbefangen begegnete und ihr viel persönliche Freiheiten ließ: "Dank Laetitia Masson musste ich mir keine Mühe geben, über meine Persönlichkeit nachzudenken. Folgsam habe ich mich einfach die Laetitias Traumkreatur sein lassen."

Weitere Themen: In einem Gespräch mit der Herausgeberin wird "la Porte du transcendant", der sechste Band der Gesamtausgabe von Simone Weil vorgestellt. Rezensiert werden eine Studie über Saint Augustin des Philosophen Lucien Jerphagnon, eine Sammlung von Novellen über die "Liebeswüste" Hollywood und die Eitelkeiten der Stars sowie ein Band, in dem Vertreter der jungen französischen Zeichnergeneration zu Wort kommen. Passend dazu: ein Hinweis auf eine Ausstellung des französischen "Giganten der politischen Karikatur", Jules Grandjouan (1875 - 1968). Empfohlen wird schließlich noch eine Ausstellung der frühen Werke Mondrians im Quai d'Orsay (mehr hier).

Profil (Österreich), 14.04.2002

Die profil-Titelgeschichte geht einem Brudertod am Nanga-Parbat vor 32 Jahren nach. Günther Messner starb am Berg. Sein berühmter Bruder Reinhold wird jetzt von Bergkameraden schwer belastet, er trage eine Mitschuld am Tod des Bruders. Für profil hat einer von ihnen, Max Engelhardt von Kienlin, ein Dossier erstellt, "das wie eine Bombe in die internationale Bergsteigerszene einschlagen dürfte" - so profil. Hintergrund ist Messners eigenes Buch zum Thema, das in den Feuilletons in höchsten Tönen gelobt wurde. Messners Erinnerungsvermögen wird nun mit seinen eigenen Worten angezweifelt; denn bei extremen Bedingungen können "Bewusstseinsebenen verschwimmen", sich "Ich-Wahrnehmungen verändern" und Persönlichkeiten "spalten", wie Messner einmal schrieb. Und heute sagt er im profil-Interview: "Die Erinnerung täuscht uns alle."

"Kreatives Blubbern" macht profil im neuen Wiener Museumsquartier aus und fragt: "Eine Plattform für die Kunst der Zukunft oder die konservativen Visionen von Spaßkultur?". Das "Quartier 21" in den ehemaligen Hofstallungen (in barocken und neueren Gebäuden) soll eine "Herberge" für die Kunst des 21. Jahrhunderts werden. Die Hauptachse bilden die Themenstraßen "Electric Avenue" und "transeuropa". In zwei architektonischen "Käseglocken" sind verschiedene Kunstaktivitäten untergebracht, und Räume wie die "Erste Bank Arena" können für Veranstaltungen gemietet werden. Heftig waren und sind die Polemiken, die die Planungen begleit(et)en. Es geht dabei um handfeste kulturpolitische Interessen: Das SPÖ-dominierte Wien versucht, seinen Einfluss gegenüber dem Bund zu verteidigen, da die im Bund regierende ÖVP "Creative-Industries" favorisiere: Spektakel und Show, Event-Kunst und Public-Relations-Schnick-Schnack. "Ausdruck einer neuen kulturpolitischen Mentalität", meint profil: Sponsoren bestimmten die Projekte, die Kunst finde nur noch in wirtschaftlichem Interesse statt.
Archiv: Profil

Express (Frankreich), 11.04.2002

Olivier Le Naire erzählt, welche rechtlichen Schwierigkeiten auf einen zukommen können, wenn man ein Buch publizieren will. Der Grund? Die Einschränkung der Meinungsfreiheit durch immer mehr Gerichtsverfahren, meinen zumindest einige französische Verlage. Selbst wenn in Frankreich bisher kein Verlag wegen Zensur schließen musste, hatten Rechtsanwälte noch selten so viel zu tun. "Einige Beispiele gefällig? Acht Gerichtsverfahren gegen 'Les freres invisibles' (die unsichtbaren Brüder), wo Ghislaine Ottenheimer unter Nennung von Namen die Macht freimaurerischer Netzwerke nachwies, 23 gegen Antoine Gaudino, der die 'Mafia der Handelsgerichte' beschrieb, Vorladungen in fünf Ländern des Autors Denis Robert und seines Verlegers Laurent Beccaria, die in 'Revelations' (Enthüllungen) Clearstream anzugreifen wagten, eines der mächtigsten und undurchsichtigsten Unternehmen der Welt... 'Wenn die Verfahren derart vervielfältigt werden, steht am Ende die Meinungsfreiheit in Frage', ruft Olivier Rubinstein von den Editions Denoel, der seinerseits das Verbot des Buchs 'Ben Laden - la verite interdite' in der Schweiz beklagt.'" Sind uns ähnliche Klagen aus Deutschland überliefert?

"Der französische Begriff der Nation umfasst heute - ohne dabei Abstammung, Heirat oder Wohnsitz als Ausschlusskriterien anzusehen - so viele Personen wie möglich. Frankreich hat eine Vorreiterrolle gespielt für ganz Europa. Frankreich war das erste Land, das aus der Nationalität ein persönliches Recht gemacht hat. Es war das erste europäische Land, das sich als Einwanderungsland verstand", sagt Patrick Weill im Gespräch mit Christian Makarian. Anlässlich des Erscheinens seines Buches "Qu?est qu?un français?" erzählt Patrick Weill von der Bedeutung der Nationalität für die französische Nation - von 1790 bis heute.

Weitere Artikel: Thierry Gandillot entdeckt drei französische Romane, die den Mai 68 zum Thema haben. Daniel Randeau bespricht den Debütroman "Le Cimetiere des anes" von Patrick Demerin, der als Journalist bei Arte tätig ist. In seinem Roman treffen ein französischer Journalist und ein politischer Aktivist im Kreuzberg der siebziger Jahre aufeinander. Nach zwanzig Jahren sehen sie sich auf einer Insel im ägäischen Meer wieder. Dort, wo die Esel Namen von Philosophen tragen.

Außerdem: Bevor man zur Wahlurne marschiert, sollte man gut informiert sein, findet der Express und stellt anlässlich der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich eine Sammlung von politischen Büchern vor.

Und: In Paris ist die Ägyptomanie ausgebrochen. Der Grund ist die Ausstellung "Les Artistes des Pharaons", die im Louvre zu sehen sein wird.
Archiv: Express

Economist (UK), 13.04.2002

Während die Cover-Story noch die Grundlage eines dauerhaften Friedens in Nahost benennt (Hoffnung für beide Seiten: auf ein Ende des Terrors bzw. der Besetzung) ist ein Special Report schon dabei, über die Zeit nach dem Krieg nachzudenken und die Heilige Stadt in palästinensische und israelische Häppchen aufzuteilen.

Wir werfen einen Insel-Blick auf die Kirch-Krise, die im Economist wie eine richtig große Sache ausschaut: "Kirch's fall has made a splash far beyond the world of finance. Many German football clubs depend on TV money from Kirch. Smaller clubs fear ruin, while the bigger ones worry about a loss of talent to England and Spain. German politicians fret that Mr Murdoch or Mr Berlusconi might get their hands on Kirch's TV assets. And the discomfort of Bayerische Landesbank has been a cheap source of political capital for Germany's chancellor, Gerhard Schröder. His challenger in September's general election is the Bavarian premier, Edmund Stoiber, on whom Mr Schröder and his chums have been eagerly heaping blame for the Kirch fiasco."

Dem Eingangsartikel eines Dossiers über die Zukunft des Fernsehens entnehmen wir folgende beruhigende Nachricht: Trotz aller Anstrengungen in Richtung eines multifunktionalen, multimedialen Fernsehens, wird die Flimmerkiste auch künftig vor allem Unterhaltungsmedium sein. "Although the digital era will vastly widen the choice of entertainment on TV, it will leave its potency as a mass medium undiminished." Im Dossier geht's aber auch um so magische Dinge wie "TV-on-demand" und den "personal video recorder".

Was noch? Die Annoncierung eines neuen Konkurrenzblattes für die "New York Times": "The New York Sun", heißt es, "will be a 12-30-page broadsheet ... it will be more conservative than the Times and write more about the city". Wissenswertes über die Existenz eines neuen Superkontinents mit Namen "Columbia". Und "Books and Arts" lässt zwei britische Biografien über Primo Levi gegeneinander antreten: "One is modest, useful, well-written, a credit to its subject; the other is not." Erstere ist "The Double Bond: The Life of Primo Levi" von Carole Angier, letztere "Primo Levi" von Ian Thomson.
Archiv: Economist

Spiegel (Deutschland), 15.04.2002

Zu Ostern konnte alle Welt es wieder sehen: Der Papst ist nicht auf dem Damm. Den Gerüchten um die nahe Abdankung Johannes Paul II. geht Hans-Jürgen Schlamp in einem Artikel nach. "Sein Tross hat immer größere Mühen, das, was der Chef tun will, in Einklang zu bringen mit dem, was er noch tun kann. Sie ebnen Kirchenstufen ein, setzen flache Podeste neben allzu steile Altare, schieben ihn auf mobilen Plattformen hin und her. Aber sein Bewegungsspielraum wird ständig kleiner." Die Wojtyla-Ärzte dagegen befinden: "Körper malad, aber Hirn und Herz okay." Und das ist für einen Papst schließlich das Wichtigste.

Dass John Steinbecks in den 40ern verfasster Roman "Der Mond ging unter" einmal als Blaupause für eine Kriegsoperation des US-Geheimdienstes gegen die Nazis gedacht war, eröffnet uns Axel Frohn in einem Beitrag und erklärt, wie Steinbeck sich seine Sabotageaktion vorstellte, die zwar nicht von den USA, in abgewandelter Form aber unter Churchill tatsächlich ausgeführt wurde: Winzige Fallschirme sollten Dynamit, Zünder und eine Anleitung zur Sabotage unter die Widerständler bringen. Ein beigefügtes Stück Schokolade sollte die Finder ermuntern.

Weiteres: Die Titelstory folgt den Spuren der mysteriösen Hochkultur des antiken China. In der Serie über die Flucht der Deutschen aus dem Osten schildert Christian Habbe, wie die massenhafte Aufnahme der Flüchtlinge im Nachkriegsdeutschland groteske Fälle von Überfremdung zeitigte. Lars-Olav Beier deutet David Finchers neuen Thriller "Panic Room" als "Trümmerfilm über das zerstörte Bewusstsein der Amerikaner, auf eigenem Terrain unverwundbar zu sein", und die Printausgabe bietet ein Interview mit der indischen Regisseurin Mira Nair ("Monsoon Wedding").
Archiv: Spiegel