Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
30.03.2006. Die Welt berichtet fassungslos über Thomas Flierls Vorschlag an die Gedenkstätte Hohenschönhausen, sie möge "ihr Geschichtsbild doch bitteschön im Dialog mit den MfS-Mitarbeitern" erarbeiten. Auch die SZ meint: Die wahren Stasi-Debatten stehen uns noch bevor. In der Zeit warnt Friedrich Christian Delius vor zuviel Liebe zu Italien. Die FR weiß, wo Volksbühnenästhetik wirklich provoziert: in der Pariser Oper. In der FAZ entwickelt Amos Oz eine Friedensstrategie für Israel.

Zeit, 30.03.2006

Der in Rom lebende Schriftsteller Friedrich Christian Delius stöhnt über die blinde Liebe, die Europa Italien entgegenbringt, und über die verhängnisvolle Nachsicht gegenüber Ministerpräsident Silvio Berlusconi: "Ein bisschen Ganoventum, keine Italienliebe ohne Klischee, gesteht der Europäer dem Italiener gerne zu - und merkt nicht, wie er damit die Mehrheit dieses Volkes beleidigt. Angefangen beim konservativen Staatspräsidenten Ciampi, der einen tapferen und letztlich hilflosen Kampf gegen die Dekonstruktion der Demokratie führt, über die große Mehrheit der Richter und Staatsanwälte, der Intellektuellen, über den Unternehmerverband bis hin zu den schwer arbeitenden kleinen Leuten, die sich betrogen sehen wie nie ... Man hat sich angewöhnt, in ihm einen Harlekin aus der Commedia dell'Arte zu sehen. Ein Kasper, sagt sogar Roberto Benigni. Nein, er ist ein Boss, ein Puppenspieler, der als Kasper auftritt."

In der Randglosse schmäht Birgit Schönau Nanni Morettis Berlusconi-Film "Il Caimano": "Auch Moretti ist an Berlusconi gescheitert. Er kriegt ihn nicht zu fassen und drängt ihn in den Hintergrund, weil er mit ihm nichts anfangen kann."

Thomas Groß ist nach Mali gereist, nach Bamako, und hat sich die wunderbaren Musiker angehört, die dieses Land hervorbringt, zum Beispiel Toumani Diabate, einer der größten Stars des Landes: "... die Tanzfläche ist ein Gewimmel von Körpern, von denen die Musik Besitz ergriffen hat, mittendrin Mangala Camara, einer der Sänger, der sich an sein Mikrofon klammert. Er wirkt wie in Trance, es heißt, er spreche dem Alkohol zu und führe auch sonst einen unsoliden Lebenswandel. Immer heftiger steigert er sich in seinen Auftritt hinein, stottert, rudert mit den Armen. Es ist, als sänge er unter Hypnose von sich selbst, seinem Alltag, seinen Träumen... Erst später, wieder zurück in Deutschland, wird man dem Beiheft der CD entnehmen, worum es wirklich geht: um ein Flusspferd nämlich, das sich mit den Bewohnern einer Stadt angefreundet hat."

Weitere Artikel: Hanno Rauterberg feiert die "großartige Inszenierung" der Berlin Biennale, die der Kunst ihre Bedeutung zurückgebe. Thomas E. Schmidt kann die anstehende Reform der Goethe-Institute nur begrüßen: "Goethe ist auf dem Weg zu einer Organisation, die zwar Gehälter zahlt, aber kaum noch Kulturarbeit macht. Das Institut in New York verfügt über eine Immobilie, die mehr als 20 Millionen Euro wert ist. Für Programme stehen in New York ganze 35.000 Euro zur Verfügung. Absurd." Hilal Sezgin stellt klar, dass nicht der Koran den Abfall vom Glauben mit dem Tode bestraft sehen will, sondern die Scharia. Ulrich Schnabel schreibt einen Nachruf auf den Science-Fiction-Pionier Stanislaw Lem.

Besprochen werden die beiden Mozart-Ausstellungen in Wien und Salzburg, Karolin Widmanns Violinen-Soli "Reflections", Steve Reichs Klassiker "Music für 18 Musicians" und Peter Watkins Film "Punishment Park" auf DVD.

Im Aufmacher des Literaturteils feiert Iris Radisch den Band "Last & Lost", für den sich europäische Schriftsteller aufgemacht haben, verlorene Welten zu suchen. Und Hubert Winkels teilt nach einem heftigen Disput um Volker Weidermanns kleine Literaturgeschichte "Lichtjahre" die literatische - oder literaturkritische - Landschaft in Emphatiker und Gnostiker: "Die Emphatiker sind die mit dem unbedingten Hunger nach Leben und Liebe; Gnostiker sind die, denen ohne Begreifen dessen, was sie ergreift, auch keine Lust kommt." Im Wissenteil ruft Juli Zeh: Es werde Linux!

FR, 30.03.2006

Wenigstens in Paris kann man noch auf den Putz hauen. Martina Meister hat in der Oper Christoph Marthalers Inszenierung von Mozarts "Le nozze di Figaro" gesehen. Es dirigierte Sylvain Cambreling. "Marthaler hat diese Inszenierung mit kleinen, aber nicht unbedeutenden Abweichungen und in ähnlicher Besetzung bereits bei den Salzburger Festspielen gezeigt, wo sie vom Publikum ausgebuht, von der Kritik bejubelt wurde. Ihre überarbeitete Wiederaufnahme an der Pariser Garnier-Oper kommt pünktlich als Beitrag zum deutschen Theaterstreit. Es ist aber wahrlich nicht das Blut-und-Sperma-Theater, das die Premierenbesucher hier erzürnt hat. Es ist allein die Volksbühnenästhetik, die irritiert. Vom Berliner Rosa-Luxemburg-Platz verpflanzt, wo sie so selbstverständlich wirkte, findet sie im Prachtbau der Garnier-Oper wieder zur ihrer vollen Provokationskraft zurück."

Weitere Artikel: Ria Endres erzählt, wie ein gewisser Herr Godot sie einst nach Paris zu Samuel Beckett führte. Matthias Arning lobt den Entwurf des Künstlers Horst Hoheisel und des Architekten Andreas Knitz für ein Mahnmahl, mit dem die Stadt Ravensburg an ihre Euthanasie-Opfer erinnern will. Mirja Rosenau schreibt zum Tod des Künstler und Dichter Ian Hamilton Finlay. Martina Meister widmet die heutige Kolumne Times Mager den streikenden Franzosen und ihren Opfern.

Besprochen werden Jan Henrik Stahlbergs Film "Bye, bye Berlusconi!", der Sex-Thriller-Aufguss "Basic Instinct 2" mit Sharon Stone, Eoin Moores Film "Im Schwitzkasten" und Roberto Benignis neuer Film "Der Tiger und der Schnee" ("Leider stößt Benignis Filmkunst beständig an die engen Grenzen seines Egos", stöhnt Michael Kohler).

TAZ, 30.03.2006

Auf der Tagesthemenseite unterhalten sich Edith Kresta und Daniel Bax mit dem Philosophen Charles Taylor über Multikulturalismus in Kanada. "Wir haben es leichter als die Europäer, denn unsere Einwanderer werden sehr schnell in die Gesellschaft aufgenommen. Bei uns gibt es nicht das Phänomen wie in den französischen Vorstädten, wo die Leute schon in der zweiten und dritten Generation ohne Arbeit sitzen. Unser Integrationsproblem in Kanada, das sind die native canadians, die Inuit und Indianer: Sie sind arm, werden ausgeschlossen und es gibt viele Vorurteile gegen sie. Ansonsten ist Toronto heute vielleicht die multikulturellste Stadt der Welt: In manchen Stadtteilen sind sogar die Straßenschilder auf Chinesisch oder Italienisch!"

Weiteres: Sebastian Moll fasst die derzeit in den USA hitzig geführte Debatte zusammen, in der die Frage diskutiert wird, ob das Land noch eine Einwanderungsgesellschaft ist. Auf der Meinungsseite schreibt der Theologe Rolf Schieder zur Rückkehr der Religionen. Ulrike Münter war auf dem Symposium "Kulturelles Gedächtnis", das im Rahmen der Veranstaltung "China - Zwischen Vergangenheit und Zukunft" im Berliner Haus der Kulturen der Welt stattfand. Kira Taszman hat sich mit dem französischen Dokumentarfilmer Raymond Depardon über den zweiten Teil einer auf zehn Jahre angelegten Langzeitdokumentation über bäuerliches Leben in Frankreich "Ländliche Ansichten" unterhalten.

Besprochen werden Benito Zambranos filmische Reise ins Herz des kubanischen Musik-Underground "Havanna Blues", Eoin Moores Film "Im Schwitzkasten" und Richard Loncraines Action-Thriller "Firewall".

Und Tom.

Welt, 30.03.2006

Berthold Seewald berichtet leicht fassungslos von einer Veranstaltung mit Kultursenator Thomas Flierl, auf der lebhaft über die Frage diskutiert wurde, ob die Stasiopfer-Gedenkstätte in Hohenschönhausen mit vier Informationstafeln an die Opfer der "kommunistischen Diktatur" erinnern darf. "Da war vom 'Gruselkabinett' des Gedenkstättenleiters Hubertus Knabe die Rede. Die 'kommunistische Diktatur' wurde als ideologischer Kampfbegriff gegen ostdeutsche Mehrheiten verworfen. Der letzte Direktor des Stasi-Gefängnisses pries den humanen Strafvollzug in seiner Anstalt, die von den 'sogenannten Museumsführern' der Gedenkstätte, die sich 'immer wieder - und das ist leider so - immer wieder als Opfer darstellen', diskreditiert würde, während ehemalige MfS-Mitarbeiter als Täter diskreditiert würden." Thomas Flierl ermahnte die Gedenkstätte am Ende, "das von ihr entwickelte Geschichtsbild doch bitteschön im Dialog mit den MfS-Mitarbeitern zu erarbeiten."

Johnny Erling stellt die neueste Geschäftsidee aus China vor: "Wei Shu" - Scheinbücher, die unter dem Namen bekannter Autoren verkauft werden. "Oft sind die Verlage sogar echt. Zehntausend Yuan Honorar zahlte ein Verleger guten Autoren für diese Scheinbücher. Er fand sie über Internet, deckte die Pekinger Hauptstadtzeitung auf. Sie mussten ihm Fortsetzungen für die in China gerade besonders populäre südkoreanische Buch- und TV-Serie 'Haus voller Romantik' schreiben. Im Volksverlag Guizhou erschienen acht falsche Folgen. Der Verlag sparte so Lizenz- und Übersetzungsgebühren. Den meisten Lesern fiel die Fälschung nicht auf. Wohl weil sie ganz nach dem Geschmack der jungen chinesischen Leser geschrieben war."

Weitere Artikel: Klaus Honnef porträtiert den Ästhetikprofessor und Künstler Bazon Brock, der gerade durch elf Museen und Kunstsammlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz tourt um dort "Action Teachings" abzuhalten. Uta Baier meldet, dass der Schafhirte, Dichter und Künstler Ian Hamilton Finlay mit achtzig Jahren gestorben ist. Gemeldet wird außerdem, dass Chemnitz ein "Haus der Archäologie" bekommt, in dem die Dresdener Skulpturensammlung ausgestellt werden soll.

Besprochen werden Jan Henrik Stahlbergs Film "By By Berlusconi", der Krimi "Firewall" mit Harrison Ford, Roberto Benignis Film "Der Tiger und der Schnee", Eoin Moores Sauna-Komödie "Im Schwitzkasten" ("... sprudelt nur so von alltagsweisen Beobachtungen und spontaner Schlagfertigkeit", lobt Hanns-Georg Rodek), Tschaikowskys Oper "Eugen Onegin" in London mit Rolando Villazon als Lenski und Antonio Buero Vallejos Blindendrama "Brennende Finsternis" in der Inszenierung von Alvis Hermanis am Schauspiel Zürich.

NZZ, 30.03.2006

Nach all dem Rummel, der Nanni Morettis Berlusconi-Film "Il Caimano" vorausging, ist Franz Haas doch ein wenig enttäuscht vom Ergebnis: "Der Film ist so konfus und desolat wie das heutige Italien, ein perfektes Spiegelbild der Trostlosigkeit, was ihn noch nicht zu einem Kunstwerk macht." Allerdings gebe es durchaus einige "großartig schaurige Momente über die geistige Verwüstung" des Landes.

Christoph Egger staunt über Thomas Imbachs Film "Lenz", in dem der Berliner Filmemacher Lenz einen Film über Büchners Lenz mach will. Ein Film mit drei Personen und einem Berg: "So wie das Matterhorn in 'Lenz' ist noch kein Gipfel im hiesigen Filmschaffen inszeniert worden. Bricht sich zu Beginn die Sonne noch am Zmuttgrat, erkundet die Kamera in der Folge, alle Brennweiten durchdeklinierend, seine millionenfach reproduzierte und dennoch unzerstörbare unvergleichliche Erscheinung aus Südsüdost.

Martin Meyer schreibt zum Tod des früheren NZZ-Redakteurs Hansres Jacobi. Knut Henkel stellt die Band Ojos de Brujo und die Musica mestiza aus Barcelona vor. Besprochen werden Bücher, darunter Truman Capotes erstmals publizierter Roman "Sommerdiebe" und Remo Fasanis Gedichtband "Der reine Blick auf die Dinge" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

SZ, 30.03.2006

"Die harten Stasi-Debatten stehen uns noch bevor", schreibt Jens Bisky angesichts von Berliner Streitigkeiten über die Aufarbeitung der DDR-Stasi-Vergangenheit und die indifferente Haltung des PDS-Kultursenators Thomas Flierl in dieser Frage. "Die Täter können sich allerdings darauf berufen, dass die Staatssicherheit, anders als die Gestapo, nie zur 'verbrecherischen Organisation' erklärt worden ist, und ... die wenigsten von ihnen verurteilt wurden, wenn sie sich überhaupt vor Gericht verantworten mussten. Die Prozesse hätten - ein illusionärer Wunsch an die Vergangenheit - 1990 stattfinden müssen. Dass es dazu nicht kam, dass das Recht in diesem Fall seine Distanz und Ordnung stiftende Kraft nicht entfaltete, belastet die politische Kultur bis heute."

"Woraus besteht ein Land?" fragt die niederländische Autorin Margriet de Moor in einem Text über die beiden politischen Morde, die das Selbstbewusstsein ihres Landes in den letzten Jahren grundlegend veränderten, dem Mord an Pim Fortuyn und Theo van Gogh. "In der Woche nach der Ermordung Theo van Goghs habe ich mich immer wieder über Autoren und Kommentatoren geärgert, die behaupteten: 'Unser Land hat seine Unschuld verloren.' Eine naive, kokette Behauptung, wie ich finde, die von einem kitschigen Glauben an den eigenen Mythos von Offenheit, Toleranz und Freigeistigkeit zeugt. Es gibt keine unschuldigen Länder."

Weitere Artikel: Frank Thinius macht auf die Bedrohung der historischen Elisabethstadt, des alten jüdischen Viertels von Budapest durch Verfall, Abriss und Spekulation aufmerksam. Michael Struck-Schloen porträtiert die finnische Komponistin Kaija Saariaho, deren Oper "Adriana Mater", morgen abend in der Pariser Bastille-Oper uraufgeführt wird. Anke Sterneborg hat sich mit Spike Lee über seinen neuen Film "Inside Man" unterhalten. Michael Frank berichtet von Auseinandersetzungen um eine Budapester Insenzierung der Bela-Bartok-Oper "Herzog Blaubarts Burg" und zwei Musikpantomimen zum 125. Geburtstag des Komponisten, der sein Erbe mangelnde Werktreue vorwirft. Gottfried Knapp verabschiedet den schottischen Gartenpoeten und Installationskünstler Ian Hamilton Finlay, der am vergangene Montag achtzigjährig gestorben ist. Lothar Müller schreibt zum Tod des Germanisten und Kafka-Forschers Klaus Hermsdorf. Und Erik Zimmermann erläutert uns den amerikanischen Tecumseh-Fluch und wieso Ronald Reagan einst George Bush das Leben gerettet hat.

Besprochen werden Roberto Benignis neuer Film "Der Tiger und der Schnee", Jan Henrik Stahlbergs Film "Bye Bye Berlusconi!", Richard Loncraines Action-Thriller "Firewall" mit Harrison Ford ("irgendwie kommt einem der Film über lange Passagen so vor, als hätte man ihn schon einmal gesehen", findet Susan Vahabzadeh), eine Retrospektive des Münchner Filmmuseums, die sich Wolfgang Koeppens komplexer Beziehung zum Kino widmet, die Ausstellung "Bayerns Krone 1806 - 200 Jahre Königreich Bayern" in der Residenz München, und Bücher, darunter Frank Goosens neuer Roman "Pink Moon" (mehr ab 14 Uhr in unserer Bücherschau des Tages).

Berliner Zeitung, 30.03.2006

Egal, wer in der Ukraine jetzt mit wem regiert, schreibt der in Kiew geborene, in New York lebende Autor Mykola Rjabtschuk, "so oder so ist die Ukraine dazu verdammt, den Reformkurs und ihre angekündigte euro-atlantische Integration weiterzutreiben. Ob das von einer orangen oder einer orange-blauen Koalition getan wird, ist Formsache. Die Wähler haben deutlich gemacht, dass sie zwar von manchen orangen Führern enttäuscht sind, nicht aber von den orangen Idealen. Indem sie vom unentschiedenen Juschtschenko zur radikaleren Timoschenko überliefen, zeigten sie: sie wollen mehr Revolution, nicht weniger."

FAZ, 30.03.2006

Amos Oz kommentiert den Ausgang der israelischen Wahlen und fragt nach Chancen für einen Frieden mit den Palästinensern. Da man mit der Hamas nicht verhandeln könne, schlägt er eine Übereinkunft mit der Arabischen Liga vor: "Es wäre durchaus vorstellbar, dass zwischen der neuen, pragmatisch ausgerichteten Regierung Israels und pragmatisch gestimmten arabischen Führungen innerhalb eines vertretbaren Zeitraums eine Übereinkunft zustande kommt, die man dem palästinensischen Volk in einem Referendum zur Abstimmung vorlegen könnte."

Weitere Artikel: Ghasem Toulany beschreibt die Lage im Iran, wo die Regierung Ahmadinedschads die in den letzten Jahren errungenen kleinen privaten Freiheiten nicht beschneidet, dafür aber stärker als die Vorgängerregierung die Meinungsfreiheit unterdrückt. Andreas Kilb begrüßt in der Leitglosse mit feierlichen Worten eine Wortschöpfung des Bischofs Huber, der von unserer "kindvergessenen" Gesellschaft sprach. Ulf Meyer besucht das neue Kunstmuseum Estlands in Tallinn. Gina Thomas lauschte in London einem Vortrag des Historikers Stewart Stehlin über Papst Pius XII. und die Juden. Für die Kinoseite hat sich Dirk Schümer Nanni Morettis Film über Silvio Berlusconi "Il caimano" angesehen. Dokumentiert wird eine Laudatio der Schauspielerin Monica Bleibtreu auf die Kamerafrau Judith Kaufmann. Andreas Platthaus berichtet von einem Dokumentarfilmfestival in Austin, Texas. Und Martin Kämpchen beobachtet, dass immer mehr anspruchsvolle indische Filme auf Englisch gedreht werden.

Auf der Medienseite berichtet Mark Siemons über eine patriotische Fernsehserie des chinesischen Staatsfernsehens, die nicht ohne aktuelle Hintergedanken die Wiedereroberung Taiwans durch einen General im 17. Jahrhundert zeigt. Und "mse" meldet den Quotenerfolg von Michel Friedmans Poltiker-Talkshow bei N24. Auf der letzten Seite schildert Christian Schwägerl einen medizinischen Patentstreit in den USA. Und Bernd Noack porträtiert den eigenwilligen Schauspieler Veit Relin.

Besprochen werden eine Ausstellung des Malers Antonello da Messina im Quirinalpalast, Roberto Benignis neuer Film "Der Tiger und der Schnee", Hans Pfitzners letzte Oper "Das Herz" in Würzburg und die Ausstellung "SportsGeist - Dichter in Bewegung" im Münchner Literaturarchiv Monacensia.