Magazinrundschau
Mjam-Mjam-Gelb
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
31.07.2012. ICIJ schildert den Handel mit menschlichen Organen, an dem die deutsche Firma Tutogen maßgeblich beteiligt ist. Vanity Fair sieht zu, wie Microsoft verfettet. In den Blättern bilanziert Arundhati Roy zwanzig Jahre ökonomische Liberalisierung in Indien. Walrus porträtiert eine Madonna des viktorianischen Zeitalters. Die LRB schwimmt mit den Haien. Der Merkur besucht Rainald Goetz' Schreibwerkstatt. Der Economist besucht das Oberholz.
ICIJ (USA), 17.07.2012

Vanity Fair (USA), 01.08.2012

Blätter f. dt. u. int. Politik (Deutschland), 01.07.2012

Im zweiten Teil, der im August-Heft erscheint und bisher noch nicht online steht, feuert Roy gegen die philanthropischen Stiftungen großer Konzerne und westliche Feministinnen, die den antikapitalistischen Frauenbewegungen der armen Länder die Solidarität aufgekündigt hätten.
Walrus Magazine (Kanada), 01.07.2012

Außerdem: Jeet Heer stellt die Bücher zweier kanadischer Journalisten arabischer Herkunft vor, die sich sehr kritisch mit dem aufsteigenden politischen Islam in der arabischen Welt auseinandersetzen. Sarah Milroy porträtiert den Inuit-Künstler Tim Pitsiulak. Lesen darf man außerdem Kurzgeschichten von Heather O'Neill, von Joseph Boyden und von Margaret Atwood.
Merkur (Deutschland), 01.08.2012

Weiteres: Timothy Snyder bespricht Paul Prestons "Der spanische Holocaust" (hier das englische Original aus The New Republic). Helmut König macht sich daran, die Bundesrepublik als Philosophiegeschichte zu schreiben. Grob umrissen ließe sich sagen: "Die erste Hälfte der (alten) Bundesrepublik ist Hermeneutik, die zweite Hälfte ist Ideologiekritik. Danach wird es allerdings schwierig." Und der Jurist Horst Meier verhandelt den Fall vom Hausverbot für NPD-Politiker in Hotels.
Wired (USA), 26.07.2012

Außerdem: Bald ein Jahr nach Steve Jobs' Tod und Walter Isaacsons Biografie über den Software-Tycoon sind IT-Visionäre und andere Geschäftsmänner in zwei Lager gespalten, wenn es darum geht, aus Jobs' kontroversem Führungsstil persönliche Konsequenzen zu ziehen, beobachtet Ben Austen: Auf der einen Seite sieht er die "Akolythen", für die ein zwischenmenschlich defizitärer Umgang mit Menschen gerechtfertigt ist, wenn er einem höheren Zweck dient, auf der anderen Seite die "Rejektoren", die einen Mittelweg zwischen geschäftlichem und privatem Erfolg verfolgen. Monica Murphy und Bill Wasik schreiben über die Rätsel, die die Tollwut der Medizin bis heute aufgibt. Chris Baker spricht in der "Icons"-Reihe mit dem Gamedesigner Will Wright.
Economist (UK), 28.07.2012

Was tun mit dem E-Book in der Bibliothek? Die Verlage zerbeißen sich gerade die Fingernägel über dieser Frage, berichtet der Economist. "Elektronische Ausleihe ist schrecklich bequem. Anders als bei gedruckten Büchern, die man in der physischen Bibliothek ausleihen und wieder dorthin zurückbringen muss, kann man Buchdateien zuhause herunterladen. Digitale Bibliothekskataloge werden oft nachts durchsucht, auf dem komfortablen Sofa. Die Dateien verschwinden einfach vom Lesegerät, wenn sie fällig sind (das bedeutet, keine Überziehungsgebühren mehr, keine Angst mehr wegen verlorener oder beschädigter Bücher). Dumm für Verlage ist allerdings, dass der Kauf eines E-Buchs mehr kostet als die Ausleihe, aber praktisch keinen Mehrwert für den Leser hat. Er kann es weder weiterverkaufen noch einem Freund verleihen oder verbrennen, um sich warm zu halten. Der Besitz eines Buchs ist nützlich, wenn man es mehrmals lesen will. Aber wer liest 'Fifty Shades of Grey' zwei Mal?"
Außerdem: Ein Schwerpunkt ist dem "Judaismus und den Juden" gewidmet.
Rue89 (Frankreich), 28.07.2012

Eurozine (Österreich), 26.07.2012

London Review of Books (UK), 02.08.2012

Außerdem: Perry Anderson schreibt über Indiens Demokratie nach Nehru. In den Short Cuts schwärmt Jeremy Harding von einem Bildband mit Magnum-Kontaktabzügen. Und Brian Dillon besucht die Ausstellung "Invisible" in der Hayward Gallery, die in der Presse ein wütend-ungläubiges Echo fand: 8 Pfund Eintrittsgeld, um in einer mit öffentlichen Mitteln geförderten Galerie ins Leere zu schauen?
New York Times (USA), 29.07.2012
Wie schreibt man? In der Book Review weiß Augusten Burroughs praktischen Rat, nicht nur für Autoren: "Um zu wissen, wie man Erfolg hat, muss man erst lernen zu scheitern. Man muss es ausgiebig lernen. Das ist grundlegend, denn es ist viel normaler (und einfacher) zu scheitern als Erfolg zu haben", versichert er. "Ich bin zufällig eine beispiellose Autorität auf dem Gebiet des Scheiterns, in der Wissenschaft wie in der Erfahrung. Wobei ich letzteres empfehle, denn meiner Ansicht nach ist das Scheitern "im Feld" der passiv erworbenen Kenntnis übers Scheitern aus Büchern überlegen. Man kann beim ersten Versuch einen perfekten Schokoladenkuchen backen, aber das verleiht einem nicht die selbe Autorität im Kuchenbacken wie das Backen eines perfekten Schokoladenkuchens nach unzähligen totalen Fehlschlägen."
Außerdem: Colin Whitehead hat neun Regeln parat für den ironischen Autor. Roger Rosenblatt ermuntert den heroischen Autor.
Außerdem: Colin Whitehead hat neun Regeln parat für den ironischen Autor. Roger Rosenblatt ermuntert den heroischen Autor.
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