Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
21.11.2002. Arnulf Baring und die FAZ wollen das herrschende System stürzen, behauptet die taz. Die FR ist unzufrieden mit den Dreißigjährigen, die alle wollen nur eins wollen: Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit. Die SZ findet Gerhard Schröder als fahnenschwingenden Gewerkschafter irgendwie petrifiziert. Die Zeit stellt das amerikafreundlichste Volk der Welt vor: die Iraner. Die FAZ untersucht die deutsche Hilfe für Afghanistan.

TAZ, 21.11.2002

Die taz sieht eine konservative Koalition aus Medien von der Bild-Zeitung bis zur FAZ den "nationalen Notstand" ausrufen. Diesen Kampagnen, die für die taz auf ein Ende des herrschenden Systems zielen, ist heute eine Brennpunktseite gewidmet.

Gegenwärtig mache der Begriff "nationaler Notstand" Karriere", schreibt Christian Semler. "Wo Notstand herrscht, gelten andere Gesetze des Handelns als zu ruhigen Zeiten.... Der 'Notstand' war und ist das Exerzierfeld, auf dem demokratische Verfahrensweisen zur Disposition stehen. Nicht das Volk ist souverän, sondern der, der über den Ausnahmezustand gebietet. Wir bewegen uns hier im Dunstkreis des autoritären Staatstheoretikers Carl Schmitt. Dazu passend die Polemik des Historikers Arnulf Baring gegen den Parteienstaat in der FAZ (mehr hier), wo nicht etwa die Forderung nach Demokratisierung der Parteien im Zentrum steht, sondern der Mangel an durchsetzungsfähigen Führern. Die Rede vom 'nationalen Notstand' spielt einen angeblichen Volkswillen gegen den Willen aus, den das Volk mittels der Bundestagswahlen bekundet hat. Was gelten schon Wahlen gegenüber dutzenden empörter Bürger auf der Titelseite der Bild-Zeitung? Der Volkszorn soll die Verordnungen und Gesetze wegfegen, die eine verfassungsmäßig zustande gekommene Regierungsmehrheit beschließt."

"Dass sich Bild zum Sprachrohr des mutmaßlichen Volkszorns macht", schreibt Ralph Bollmann," und dem Kanzler ein seitenfüllendes 'uns reichts' entgegenschleudert, ist nicht unbedingt neu. Neu ist, dass die Krise nun auch Kulturjournalisten erreicht hat, die für die Nöte der niederen Stände bislang weniger empfänglich waren - und dass diese überwiegend jüngeren Autoren ihre persönliche Panik als Maßstab für das große Ganze nehmen. Seit einer Woche vergeht kein Tag, an dem sie nicht in apokalyptischem Tonfall zum Volksaufstand gegen den drohenden Untergang Deutschlands aufrufen. In einem Verlagshaus, das nach Jahrzehnten der Prosperität auf einmal 170 Redakteure entlässt, hält man es offenbar für eine neue Erkenntnis, 'dass kaum eine Lebenssituation so zuverlässig Scham hervorruft wie Armut oder Arbeitslosigkeit'. Nicht der maßlose Expansionswille von Verlagsmanagern, sondern die Unfähigkeit der Schröder-Regierung soll jetzt daran schuld sein, dass 'die Instanzen der Kritik selbst' - und damit das FAZ-Feuilleton, wie man annehmen darf - 'auf dem wirtschaftlichen Spiele stehen'."

Besprochen werden Michael Moores Dokumentarfilm "Bowling for Columbine" über Amerikas Waffenwut, Clint Eastwoods "Blood Work", den die taz im Subgenre des Transplantationsfilms ankommen sieht: Eastwood spielt einen alten Cop mit neuem Herzen, und die Ausstellung "Das Licht kommt jetzt von Norden" mit finnischer Jugendstilkunst im Bröhan Museum Berlin .

Schließlich TOM.

FR, 21.11.2002

Markus Brauck ist unzufrieden mit der Unzufriedenheit seiner Generation der Dreißigjährigen. Eben noch drin, stehen sie nun plötzlich draußen, "und das ist keine schlechte Perspektive. Erstens haben wir mehr Überblick. Zweitens haben wir endlich wieder ein Ziel vor Augen, für das es sich zu arbeiten lohnt: Wir wollen rein.Wieder rein, wenn wir rausgeflogen sind. Endlich rein, wenn wir nach Jahren des Trainings unserer Leistungsbereitschaft irritiert erkennen, dass wir uns nur nach einem sehnen: Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit."

"Sie war die wohl letzte Repräsentantin von Rechavia," schreibt Thomas Sparr zum Tod von Kitty Steinschneider, "jenes Jerusalemer Stadtteils, in den die Auswanderer aus Deutschland in den zwanziger und dreißiger Jahren zogen. Es war die Welt von Gershom Scholem, Ernst Simon, von Martin Buber und Hugo Bergman, von Lea Goldberg, von Miriam und Shmuel Sambursky, von Else Lasker-Schüler. Von ihnen allen wusste Kitty Steinschneider zu berichten, aber auch von denen, die Jerusalem nicht erreicht hatten, weil ihnen der Weg innerlich verwehrt war, wie Walter Benjamin, oder von Außen versperrt, wie vielen Juden in Deutschland nach 1939.

Weitere Artikel: Marcia Pallys Flatiron-Letter Nr.23 handelt von der 40 Mann und Frau starken Friedensbewegung von Saragota Springs sowie einem lesenden Hedge-Fonds-Manager, der "Niche" statt "Nietzsche" buchstabiert. Auf der Literaturseite schreibt Hannelore Schlaffer über die Österreichische Kaiserin Sisi und ihre Gedichte, in dene sie nicht nur die Identitätskrise der Monarchie im 19. Jahrhundert sich niederschlagen sieht. Und die Kolumne Times Mager befaßt sich mit den Anforderungen des Deutsche Fussballbund und der FIFA an das Logo der nach Deutschland vergebenen WM des Jahres 2006.

Besprochen werden: Clint Eastwoods neuer Film "Blood Work", in dem er als herztransplantierter FBI-Held "weiter am Bild des gebrochenen Helden" bastelt, die Ausstellung"evolutionäre zellen" in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst in Berlin, die utopistische Weltverbesserungsvorschlägen und mutigen Selbstversuchen in den Nischen der Gesellschaft präsentiert, die Inszenierung des jungen norwegischen Regisseurs Stefan Herheim (der im kommenden Jahr die Salzburger Festspiele eröffnen wird) von Vicenzo Bellinis Oper "I Puritani" in Essen und Michael Moores gefeierter Dokumentarfilm "Bowling for Columbine", der ein neurotisches Amerika im Waffenrausch porträtiert. Falls die FR heute Buchbesprechungen hat - im Netz sind sie nicht zu finden.

SZ, 21.11.2002

"Die ist die Stunde der Hysteriker und der Histrionen," schreibt Ulrich Raulff, und sieht die Bonner Republik nach einem kurzen Irrweg über Berlin in Schwabing angekommen. "Jetzt ist, nur eine Woche nach dem elften Elften, der historische Karneval ganz fabelhaft auf Touren. Edmund Stoiber denkt laut darüber nach, ob zu der parlamentarischen Opposition nicht eine außerparlamentarische Opposition der Straße kommen sollte.Was für ein Bild: die Spitzen von CDU und CSU untergehakt, in Parka und Palästinensertuch, auf den Lippen ihr Ho-Ho-Holt ihn 'raus! Gemeint ist natürlich der Mann im Kanzleramt ..."

Lothar Müller findet, dass Gerhard Schröder die Fortentwicklung von Brioni zu Bismarck misslungen ist, und er sich deshalb nun in die Pose des fahnenschwingenden Gewerkschafters flüchtet. "Das aber ist eine Figur, der keine große Zukunft beschieden ist. Man darf sie sich auch nicht, anders als etwa das jüngste Titelbild des Spiegel suggeriert, in Bewegung vorstellen. Sie ist ein Denkmal, eine versteinerte Erinnerung. Das Versteinerte, nicht die Angriffsgeste ist an ihr das Entscheidende. Nicht die geballte Faust, sondern die petrifizierte Hand."

Andrian Kreye glaubt nach dem Mord an Run DMCs Jam Master Jay, dass der amerikanische Traum, den Hip Hop träumte, von den Weißen zerstört wurde: "Der Gangsta Rap half, Hip Hop als Genre zu etablieren, aber die Klischees zementierten auch Vorurteile. Viele junge Schwarze empfinden diese Vorurteile heute nicht mehr als Überbleibsel, sondern als permanenten Belagerungszustand. Was mit der Operation Hammer 1988 in Los Angeles begann, als der damalige Polizeichef Gates Ausgangssperren für junge Schwarze verhängte und die Teenager nach Massenrazzien in Sportstadien einsperrte, ist in den meisten Großstädten gängige Praxis.

Weitere Artikel: Tobias Kniebe porträtiert den amerikanischen Dokumentarfilmer Michael Moore. Hans-Joachim Ruckhäberle, Chefdramaturg am Bayrischen Staatsschauspiel setzt die SZ-Serie zur gegenwärtigen Situation des Theaters fort. Tim B. Müller beschreibt gerührt die feierliche Emeritierung von Hans Belting als Professor der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Harald Eggebrecht erzählt, wie die "Presidential Library" in Springfield/Illinois zu Ehren von Abraham Lincoln eingeweiht wurde ("Zu Beginn donnerten vier F16 der Illinois Air National Guard im Tiefflug über die Versammlung, sang Miss America die Nationalhymne, wurde die 'Gettysburg- Address' als vielstimmiges Video-Oratorium gegeben..."), und Sebastian Linke berichtet über die interdisziplinäre Tagung "Urmensch und Wissenschaftskultur" an der Universität Konstanz

Besprochen werden die Ausstellung "Ich war da" mit Bildern des Kriegsfotografen James Nachtwey in der Pariser Bibliotheque Nationale, Shekhar Kapurs Neuverfilmung von "Die vier Federn" (hier werden vier Fragen an Kapur gestellt), Christopher Blenkinsop und Carsten Dane mechanisierte Theateradaption von Flann O?Briens "Der dritte Polizist" im Münchner Haus der Kunst, Clint Eastwoods "meisterlicher Thriller" "Blood Work" und Bücher, darunter eine Novelle von Henning Boetius über Heinrich von Kleist und Henriette Vogel, die sich heute vor 191 Jahren am Kleinen Wannsee in Berlin gemeinsam das Leben genommen haben (siehe auch unsere Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Zeit, 21.11.2002

Das amerikafreundlichste Volk in der islamischen Welt sind - würden Sie's raten? - die Iraner, berichtet die Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur im Aufmacher des Feuilletons: "Dass die herrschende Clique der Konservativen auf die 'Achse desBösen' gehöre, finden viele Iraner gar nicht so abwegig, wenn sie auch aus anderen Gründen zu dieser Einschätzung kommen als das Weiße Haus." Diese Einsstellung ist um so bemerkenswerter, so Amirpur, da die Iraner keineswegs vergessen haben, dass die USA einst Saddam Hussein in seinem Gaskrieg gegen das Nachbarland wärmstens unterstützten.

Außenpolitische Gewalt sieht auch der Dokumentarfilmer Michael Moore im Gespräch mit Katja Nicodemus als einen der Gründe für die Gewalt im Innern der amerikanischen Gesellschaft, die er in seinem Film über die Waffenlobby "Bowling for Columbine" darstellt. Noch schlimmer findet er allerdings die Abschaffung der Sozialleistungen in den USA: "McDonald's und Hollywood-Filme, das ist für euch Europäer der Inbegriff der Amerikanisierung! Aber ihr werdet uns nicht durch den Konsum von Spielberg-Filmen und Cheeseburgern ähnlicher, sondern wenn ihr eure Sozialstaaten demontiert und eure Gesundheitssysteme zerschlagt."

Weitere Artikel: Thomas E. Schmidt kommentiert in der Leitglosse den Niedergang des politischen Humors in Deutschland ("Genauso gut könnte der Kanzler Witze über uns reißen"). In einem Zeit-typischen Pro und Contra plädiert Salomon Korn für eine "Architektur mit unvertrauten, mit experimentellen Formen", während Prof. Dr. Gert Kähler genau dagegen argumentiert. Willi Jasper stellt die komplizierte Geschichte der Heinrich-Mann-Archive dar, die den jüngsten, von der FAZ verkündeten Fund in Prag als gar nicht mehr so sensationell erscheinen lassen.

Besprochen werden Aufführungen von Brechts "Guter Mensch" in Zürich und Lars Ole-Walburgs "Krieg um Troja" in Basel, Peter Mussbachs Inszenierung von Schostakowitischs Oper "Die Nase" in Berlin, der Eastwood-Film "Blood Work" und die neue CD von Robbie Williams.

Aufmacher des Literaturteils ist Dieter E. Zimmers Besprechung von John Updikes neuem Roman "Rabbit - Eine Rückkehr". Im politischen Teil findet sich ein Essay Georg Brunolds, der anders als die Regierung der USA nicht zu hoffen wagt, dass mit einem Sturz Saddams auch alle anderen arabischen Diktaturen stürzen.

NZZ, 21.11.2002

Sieglinde Geisel ist durch Stralsund spaziert und hat die Renovierung der Altstadt begutachtet: "Die behutsame Sanierung ist eine Gnade der Geschichte: So verheerend die Vernachlässigung zu DDR-Zeiten war, so sind Stralsund doch die Bausünden des Westens erspart geblieben ... Die wenigen Neubauten der Stralsunder Altstadt, die aus DDR-Zeiten stammen, imitieren die historischen Giebelhäuser mit Plattenbautechnik - das hat den unbeholfenen Charme von Laubsäge-Arbeiten."

Köh. erzählt uns ein amerikanisches Märchen: "Ruth Lilly, Erbin eines stattlichen Vermögens aus der pharmazeutischen Industrie, (hat) einer armen kleinen Literaturzeitschrift 100 Millionen Dollar vermacht. Damit ist das auf Dichtung spezialisierte 'Poetry Magazine', das außerhalb eines literarischen Zirkels bisher kaum jemand kannte, auf einen Schlag eines der weltweit reichsten Publikationsorgane geworden."
Mehr über die Lillys finden Sie hier. Ruth Lilly scheint noch viel mehr gespendet zu haben. Unter ihrem Namen Ruth Lilly haben wir bei Google (nur auf der 1. Seite!) gefunden: Ruth Lilly Hospice of Clarian, Ruth Lilly Shade Garden, Ruth Lilly Learning Center, Ruth Lilly Center for Health and Fitness, The Salvation Army Ruth Lilly Social Service Center, Ruth Lilly Performance Hall, Ruth Lilly Conference Center, Ruth Lilly YMCA Outdoor Center. Außerdem scheint sich die halbe Universität Indiana zu finanzieren. Es gibt dort die Ruth Lilly Medical Library, Ruth Lilly Health Education Center, Ruth Lilly Hand Surgery Library, Ruth Lilly Law Library, Ruth Lilly library der Herron School of Art, Ruth Lilly Science Library, Ruth Lilly Auxiliary Library, Ruth Lilly Center Pool.
Grandios!

Weitere Artikel: Peter Niklas Wilson erinnert schon mal an Jimi Hendrix, der am 27. November 60 geworden wäre. Derek Weber beschreibt die "Spannungen und Unsicherheiten" beim Umbau des Salzburger Kleinen Festspielhauses zu einem "Haus für Mozart".

Besprochen werden Missy Elliotts neues Album "Under Construction" (mehr hier), Pearl Jams CD "Riot Act" (mehr hier) und Bücher, darunter die Schriften des am Samstag gestorbenen Historikers Herbert Lüthy, Kiran Nagarkars Roman "Krishnas Schatten" (Leseprobe) und "Die Erfindung der Welt" von Tim Krohn und Elisa Ortega (siehe auch unsere Bücherschau heute ab 14 Uhr).

FAZ, 21.11.2002

BMZ? GTZ? DAAD? AA? Ein ziemlich ernüchterndes Licht auf die deutsche Hilfe für Afghanistan, wirft der Bonner Zoologe Clas M. Naumann, der sich derzeit die Gründung eine deutsch-afghanische Universitätsgesellschaft vorbereitet. Das herrschende Kompetenzwirrwarr zeitige die absurdesten Folgen, schreibt Naumann. So könne zwar der Akademische Austauschdienst DAAD afghanische Studenten zu summer schools nach Deutschland fliegen lassen, aber in der Kabuler Universität keine neuen Fensterscheiben einbauen lassen. Ein weiteres Beispiel: "Kaum eine westliche Hilfsorganisation, die sich nicht dem großen Thema gender issue, den Frauenrechten, verschrieben hätte. Da werden Seminare veranstaltet, Rednerinnen und Redner mal von Europa nach Afghanistan, mal von Afghanistan nach Europa verfrachtet. Glücklicherweise weiß (die Studentin) Amina nichts davon. Sonst würde sie sich nämlich fragen, ob es denn nicht möglich wäre, ein oder zwei solcher Veranstaltungen weniger abzuhalten und statt dessen auf dem Universitätscampus wenigstens einfachste Toiletten für den weiblichen Teil der afghanischen Universitätswelt aufzustellen."

Andreas Kilb empfiehlt Michael Moores neueste filmische Philippika "Bowling for Columbine", in dem Moore einmal keinen Feldzug gegen die Macht und den Reichtum anstrengt, sondern sich den Nachwirkungen des Massakers an der Columbine High School von Littleton widmet und Amerikas größter Leidenschaft: der Knarre.

Weitere Artikel: Vorgestern wurde in Gießen das "Mathematikum" eröffnet und noch heute schallen Dietmar Daths Jubelfanfaren. Denn in diesem "einzigartigen Ideen-Museum" seien nicht nur Eulers Schlafmütze zu sehen oder Hilberts Brille, begeistert sich Dietmar Dath, hier könne man plastische Funktionen anfassen, um deren Ableitbarkeit zu ertasten. Michael Stolleis vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte überlegt, wie dem Staate geholfen werden kann. Tilman Spreckelsen erzählt von der Hoffnung des vorweihnachtlichen Buchhandels: Laura, elternloses Internatskind, das an seinem 13. Geburtstag den Kampf gegen die Mächte des Bösen aufnimmt.

Paul Ingendaay sieht in Madrid den Beweis erbracht, dass deutsche Literatur durchaus ins Ausland zu vermitteln ist: Zwei Wochen lang lasen Durs Grünbein, Ingo Schulze oder Marcel Beyer - und ernteten neben vollen Sälen vor allem Begeisterung. Hans-Jörg Rother erzählt von den Dreharbeiten zu Theo Angelopoulos' neuen Film in Thessaloniki. Bert Rebhandel berichtet vom Filmfestival "Golden Horse" in Taipeh. Frank Pergande beklagt, wie Potsdam seine Museen vernachlässigt. Siegfried Stadler freut sich dagegen, dass Leipzig seine barocken Schätze pflegt.

Lorenz Jäger zeichnet auf der letzten Seite noch einmal ein kurzes Porträt von Schachgenie Bobby Fischer (hier eine Fan-Site mit hundert seiner wichtigsten Partien), da nun herausgekommen ist, dass das FBI ihn und seine Familie drei Jahrzehnte lang überwachen ließ. Katja Gelinsky blickt auf den Fall des psychisch gestörten James Colburn, dessen Hinrichtung in Texas verschoben wurde.

Auf der Medien-Seite singt Heinrich Wefing ein Loblied auf das "Leuchtfeuer in einem Meer patriotischer Propaganda", die New York Times. Die Zeitung leiste sich Korrespondentenbüros in neunundzwanzig Städten, von denen viele mit zwei, drei oder mehr Reportern besetzt seien. Nicht ganz zu unrecht also, diktiere ihre Berichterstattung inzwischen die außenpolitische Tagesordnung Amerikas.

Besprochen werden eine Ausstellung der niederländischen Architektengruppe MVRDV in Rotterdam und ein Konzert von Jan Garbarek (mehr hier) in Frankfurt.