Magazinrundschau
Bestens erprobte Kontrolltaktik
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
10.09.2019. In der NYRB zeigt J.M. Coetzee wenig Sympathie für die effiziente, aber inhumane Flüchtlingspolitik Australiens. In Magyar Narancs erinnert sich Bela Tarr an keinen einzigen Namen der 30 ungarischen Kulturminister seit 1978, der Name Peter Esterhazy aber bleibt. In La vie des idees prägt der Soziologe Rémi Lefebvre den Begriff der "désintermédiation". Osteuropa weiß, warum die Kultur des postsowjetischen Underground wieder angesagt ist. Die LRB lernt von Berthe Morisot, wie kindisch der Kampf zwischen Farbe und Linie ist.
New York Review of Books (USA), 26.09.2019

La vie des idees (Frankreich), 10.09.2019

168 ora (Ungarn), 08.09.2019

London Review of Books (UK), 12.09.2019

Julian Barnes ist hingerissen von der Ausstellung, die das Musée d'Orsay der Malerin Berthe Morisot widmet. Morisot war unter ihren impressionistischen Freunden und Kollegen stets anerkannt, betont er, und zwar nicht, weil sie mit Edouard Manets Bruder Eugène verheiratet war. Es lag an ihrem unleugbaren Talent, ihrer Willenstärke, ihrem Eigensinn: "Mit Lob war sie nicht schnell bei der Hand. Die strenge Konzentration und kaum gezügelte Heftigkeit, die schon Edma im Porträt ihrer jugendlichen Schwester Berthe festhielt, zeigt sich auch in ihren Notizbüchern. Wie viele andere auch hielt ich den Kampf zwischen Farbe und Linie stets für den großen Bogen in der französischen Malerei zwischen 1820 und 1920. Für die Farbe stand Delacroix, für die Linie Ingres. Mit den Impressionisten nahm die Farbe Oberhand, mit den Kubisten die Linie, dann gab es die große Vereinigung, als die Kubisten wieder die Farbe zuließen. Es ist ernüchternd und nützlich zugleich, für solch grobe Pinselstriche von Morisot zurechtgewiesen zu werden: ''Alle Malerei ist natürlich eine Kopie der Natur, aber ist sie von Boucher kopiert die Gleiche wie von Holbein? Einer ist so wahr wie der andere, egal ob diese Wahrheit durch die Linie oder die Farbe ausgedrückt wird. Diese ständige Unterscheidung von Linie und Farbe ist kindisch, aus dem einfachen Grund, dass Farbe nicht weniger und nicht mehr ist als ein Ausdruck von Form.' In einem Eintrag von 1893 schreibt sie: Moderne Romane und moderne Malerei langweilen mich; Ich liebe nur extreme Neuheit oder die Dinge aus dem vorigen Jahr.'"
Außerdem: Stephen Sedley, früherer Richter am Berufungsgericht, konstatiert nicht nur den "funktionalen Zusammenbruch und moralischen Niedergang" der britischen Politik. Er mag auch wenig Hoffnung auf die Justiz setzen, wenn der Verfassungsrichter Jonathan Sumption in seiner BBC-Lecture prophezeit: "Wir stehen vor einer möglichen Katastrophe. Und es gibt nichts, was das Recht dagegen tun könnte."
Osteuropa (Deutschland), 09.09.2019

Wired (USA), 06.09.2019

Magyar Narancs (Ungarn), 05.09.2019

New York Times (USA), 08.09.2019

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