Magazinrundschau

Inspiration bei Camus und High Noon

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
17.05.2011. Der New Yorker erzählt, wie die Regierung Obama ihre Geheimnisse verteidigt. Elet es Irodalom kritisiert die Abschaffung der unabhängigen Filmförderung in Ungarn. In Le Point sieht BHL die alten Knacker des Islamismus Punkte machen. In den Blättern findet Seyla Benhabib die Angst vor Hamas und Hisbollah übertrieben. Der Rolling Stone versteht nicht, warum man Goldman Sachs nicht die eigenen todgiftigen Kreditpapiere ins Maul stopft. Outlook India begutachtet die Zeichnungen Rabindranath Tagores.

New Yorker (USA), 24.05.2011

Am 13. Juni wird der Prozess gegen den 45-jährigen Computerexperten und ehemaligen Angestellten der National Security Agency (NSA) Thomas Drake eröffnet, erzählt Jane Mayer in einer langen Reportage. Der Vorwurf: Spionage. Drake hatte 2007 Geheimdokumente der NSA mit nach Hause genommen, um sie einem Reporter zu übergeben. Und er ist nicht der einzige: Unter keiner Regierung, so Mayer, hat es so viele staatliche Prozesse gegen Whistleblower gegeben wie unter Obama. "Jack Balkin, ein Juraprofessor in Yale, stimmt zu, dass die Zunahme von Prozessen gegen Whistleblower Teil einer größeren Veränderung ist. 'Wir beobachten, wie beide Parteien die Normalisierung und Legitimierung eines Überwachungsstaates vorantreiben', sagt er. Seiner Ansicht nach steht die eifrige Verfolgung von Leaks im Einklang mit anderen politischen Veränderungen seit dem 11. September: der Entstehung einer großen neuen Sicherheitsbürokratie, in der mindestens zweieinhalb Millionen Menschen Zugang zu vertraulichen, geheimen oder höchst geheimen Dokumenten haben; einer riesigen Ausweitung der elektronischen Überwachung zusammen mit einer rechtfertigenden Neuinterpretation des Gesetzes; und Unternehmenspartnerschaften mit der Regierung, die die Terrorismusbekämpfungsindustrie in eine mächtige Lobby verwandelt hat. Obama, sagt Balkin, 'hat systematisch die Politik der Bush-Regierung übernommen.'" Was die NSA alles kann, beschreibt Mayer ausführlich.

Außerdem: Keith Gessen bespricht eine neue Joseph-Brodsky-Biografie. David Denby sah im Kino Woody Allens "Midnight in Paris" and Paul Feigs "Bridesmaids". Und in der letzten Woche besprach Claudia Roth Pierpont Harvey G. Cohens Buch "Duke Ellington's America".
Archiv: New Yorker

Slate.fr (Frankreich), 16.05.2011

Jacques Attali, ehemaliger Mitterrand-Berater und Pariser Allesdenker, wird durch die Affäre Dominique Strauss-Kahn zu einer Reflexion über die Zeit angeregt. Vier Tempi der Zeit gebe es, das langsamste sei das des Rechts, das schnellste das des Marktes und der Medien: "Die Erfahrung zeigt, dass der schnellste Zeitmaßstab den anderen ihr Gesetz aufzwingt, Darum zwingen Märkte und Medien den anderen Sphären ihre Lösungen auf; in wenigen Augenblicken können sie einen ökonomischen, politische und ethischen Ruf zerstören, der über ein Leben lang aufgebaut wurde: Wir sehen, wie die Realität einer Vergangenheit verblasst gegenüber dem Anschein der Gegenwart."
Archiv: Slate.fr
Stichwörter: Attali, Jacques

London Review of Books (UK), 19.05.2011

Ja, es gibt schon noch menschliche Händler an der Börse. Die Mehrzahl der Käufe und Verkäufe wird jedoch von Algorithmen gemacht, die auf Abweichungen vom Durchschnittlichen lauern und binnen Milli-, bzw. inzwischen sogar Mikrosekunden reagieren. Donald MacKenzie gibt einen faszinierenden und immer wieder auch detaillierten Einblick in Gründe für das Crash-Ereignis vom Mai letzten Jahres (Schuld war wohl ein keineswegs besonders sophisticateder Algorithmus), die verpönte "Algo-Schnüffelei" oder ins Funktionieren der sogenannten Arbitrage-Algorithmen: "Ein früherer Arbitrageur hat mir das an einem Beispiel erklärt, es ging dabei um die Aktien von Southwest Airlines, Delta und ExxonMobil. Ein Ölpreisanstieg würde den Aktien von Exxon nützen, denen von Delta schaden, während er kaum Auswirkungen auf die von Southwest hat (und zwar deshalb, weil die Marktteilnehmer wissen, dass Southwest, anders als Delta, sich mit Hedging gegen Ölpreisanstiege abzusichern versucht). Daraus ergibt sich eine ungefähre Gleichung der relativen Veränderungen zwischen den Aktienpreisen der drei Unternehmen: Delta + ExxonMobil = Southwest Airlines. Wenn aber diese Gleichung momentweise aus der Balance gerät, schnappen die Arbitrage-Algorithmen zu und wetten (meist erfolgreich) darauf, dass sie sich wieder einpendeln wird."

Weitere Artikel: Stephen W. Smith erzählt die Geschichte des ivorischen Ex-Präsidenten Laurent Gagbo. T.J. Clark besucht die Ausstellung "The Cult of Beauty" im Londoner Victoria & Albert Museum. Mit einem sehr informierten Blick auf die Statistik erklärt Howard Hotson, warum sich die britischen Universitäten keineswegs vor den amerikanischen verstecken müssen (und warum die Browne-Kommission mit ihren marktwirtschaftlich orientierten Vorschlägen auch deshalb vollkommen fehl geht.) Sehr enttäuscht zeigt sich Jenni Diski von Stefan Kanfers neuer Humphrey-Bogart-Biografie "Tough Without a Gun".

Rolling Stone (USA), 11.05.2011

Matt Taibbi schnaubt vor Wut, nachdem er den Levin-Report des amerikanischen Senats über die Machenschaften der Goldman Sachs-Bank in der Finanzkrise gelesen hat - und er fordert strafrechtliche Ahndung: Denn "wenn die Beweise dieses Gerichts ignoriert werden, dann hat Goldman-Sachs so eine Art Nirwana untenehmerischer Korruption erreicht. Ertappt, aber frei: Über dem Gesetz." Und dann erzählt er, wie Goldman Sachs gegen die Regeln der eigenen bancheninternen Bankenüberwachung vestieß: Die Bank bemerkte zwar als erste, dass die von der Politik gewünschten faulen Kredite für Hauskäufe in gebündelten Papieren Sprengstoff waren - aber sie verkaufte diese Papier einfach weiter an Kunden und wettete dagegen. Zusammengefasst: "Um 1,2 Milliarden Dollar Junk aus ihren Büchern herauszubekommen, überhäuft die Bank ihre Kunden mit todgiftigen Kreditpapieren, belügt sie über die Herkunft des Giftmülls, tut so, als würde sie selbst an dieses Produkt glauben und wettet gleichzeitig mit 2 Milliarden Dollar dagegen. Als die Opfer das brennende Haus verlassen wollen, steht Goldman in der Tür, übergießt sie mit Benzin, bevor sie fliehen können, und hat dann noch die Frechheit, ihnen das Benzin in Rechnung zu stellen."
Archiv: Rolling Stone

Elet es Irodalom (Ungarn), 13.05.2011

Kürzlich ist in Budapest die 42. Ungarische Filmschau zu Ende gegangen, der die Show aber gestohlen wurde: Wenige Tage davor hatte Andy Vajna, einst Filmproduzent in Hollywood und heute allmächtiger Regierungsbeauftragter für Filmangelegenheiten, angekündigt, dass die ungarische Filmförderungsstiftung MMKA - aufgrund angeblicher Unregelmäßigkeiten - abgeschafft wird und künftig weniger ungarische Filme produziert werden. Zwar bezweifelt der Filmkritiker György Baron nicht, dass auch die MMKA, wie jeder autonomer Branchenverband, oft schwergängig und nicht transparent genug war und daher reformiert werden müsse. Aber sie sei immer noch das bestmögliche System der Filmförderung: "Die MMKA wurde vor zwei Jahrzehnten mit dem Ziel gegründet, dass über die Verteilung der Film-Fördergelder eine von fachlichen Organisationen gewählte Jury entscheidet. In diesen knapp zwanzig Jahren erlangte der ungarische Film sein internationales Ansehen zurück, es trat eine spannende, junge Generation auf und auch die Produktion der so genannten 'Publikumsfilme' erlebte einen Aufschwung, wenngleich letztere beim Publikum nicht ganz als solche ankamen. Die nun mit einem Federstrich abgeschaffte Organisation hatte also im Grunde erfolgreich funktioniert und ihre Aufgabe erfüllt. Nach zwanzig Jahren war sie reif für eine Änderung, aber eben nicht dafür, komplett wegradiert zu werden: Mit dem Bade wurde nun auch das Kind ausgeschüttet."

Point (Frankreich), 12.05.2011

Eine Katastrophe nennt Bernard-Henri Levy die Versöhnung von Fatah und Hamas: für Israel, den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas, die Palästinenser und einen trotz allem möglichen Frieden. "Und dann ist das schließlich eine Katastrophe für den arabischen Frühling. Niemandem entgeht, was er ist, nämlich auch ein ideologisches Schlachtfeld, auf dem zwei Kräfte aufeinandertreffen: auf der einen Seite die demokratische und liberale Strömung, Anhänger der Menschenrechte und Verfechter eines gemäßigten Islam und auf der anderen Seite die alten Knacker des radikalen Islamismus, die Tyranneien von gestern und vorgestern - die nicht tot zu kriegende Bewegung der 1928, im Gefolge des aufkeimenden Nazismus in Ägypten gegründeteten Muslimbrüder, deren palästinensischer Zweig die Hamas heute ist. Wieso sieht denn keiner, das diese Bedingungen, dieser 'historische' Einigung ein Rückschritt in die Vorzeit ist? Warum begreift man nicht, dass diese inszenierte Fraternisierung eine Beleidigung für all die jüngsten Aufstände ist, die die arabische Welt aufs Neue wieder unters Joch zwingen könnte - eine Beleidigung für all die Jugendlichen auf dem Tahir-Platz in Kairo, die wochenlang demonstrierten ohne den geringsten Schatten eines antiwestlichen, antiamerikanischen, antiisraelischen Slogans?"
Archiv: Point

Blätter f. dt. u. int. Politik (Deutschland), 01.05.2011

Seyla Benhabib will sich (bei Eurozine auf Englisch) ihren Optimismus über die arabischen Revolten nicht nuancieren lassen und wendet sich gegen "konservative" Publzisten wie Richard Herzinger, der sich im Perlentaucher skeptisch über die Revolten äußerte: "Die Journalisten und Intellektuellen der europäischen Rechten haben lang und breit darüber diskutiert, ob 'Islamophobie' rassistisch ist oder nicht. Nun bemühen sie sich, ihre Spuren zu verwischen, während die 'Pseudofreunde' Israels unter europäischen Konservativen vor Weltuntergangsszenarien warnen, die sie durch angeblich drohende Angriffe auf den Norden Israels seitens der Hisbollah und auf den Süden durch Ägypten im Bündnis mit der Hamas heraufziehen sehen."

The Atlantic (USA), 01.06.2011

Die Welt ist kompliziert und darum muss die Regierung Obamas in dem einen arabischen Land die Demokratie unterstützen und in dem anderen eine unfähige Monarchie, schreibt Jeffrey Goldberg. Für Hillary Clinton, mit der er gesprochen hat, hängt viel davon ab, wie die Frauen künftig an der Macht beteiligt werden. Die Republikaner formulieren es anders: John McCain und Joseph Lieberman forderten laut Goldberg kürzlich von dem verdutzten jordanischen König, er möge mehr Demokratie zulassen, aber bitte die Muslimbrüder draußen halten. "'Eine Organisation, die bekennt, Macht durch Gewalt erreichen zu wollen, muss aufgehalten werden', sagte mir McCain. Er hatte registriert, dass die Muslimbrüder in Jordanien öffentlich der Gewalt abgeschworen haben, aber er sagt, er bezweifle ihre Ehrlichkeit. 'Jeder sagt, dass die Muslimbrüder ein moderateres Äußeres vortäuschen.' Der König, so McCain, teile seinen Standpunkt. 'Er hat es begriffen. Er ist schlau.'" Man muss diesen Artikel mit einem Ross-Thomas-Krimi neben sich lesen.

Außerdem: Matthew McGough schildert in einer spannenden, unsentimentalen Reportage, wie ein DNA-Test zur Aufklärung eines 1986 begangenen Mordes führte. Und Christopher Hitchens liest die Briefe von Rosa Luxemburg im "intensiven, doch traurigen Bewusstsein dessen, was Perry Anderson einmal 'die Geschichte der Möglichkeiten' nannte".
Archiv: The Atlantic

Magyar Narancs (Ungarn), 05.05.2011

In der Beilage der liberalen Wochenzeitschrift Magyar Narancs zum 66. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs in Europa befasst sich der Soziologe Andras Kovacs mit der deutschen Vergangenheitsbewältigung und deren möglichen Konsequenzen für ähnliche Prozesse in Mitteleuropa. Umfragen zeigten, dass ein größeres historisches Wissen nicht automatisch zur Katharsis führe, sondern oft zu deren Abwehr. In dieser Hinsicht habe sich die deutsche Form der Vergangenheitsbewältigung, so erfolgreich sie in mancher Hinsicht gewesen sei, als kontraproduktiv erwiesen - eine Einsicht, die auch vor dem Hintergrund der ungarischen erinnerungspolitischen Debatten besonders lehrreich sei: "In dieser Hinsicht herrscht heute in Europa ein Konsens: Die europäischen Demokratien formulieren ihre Identität im Gegensatz zu jenen Systemen, die durch Auschwitz und Gulag symbolisiert werden. Innerhalb dieses konsensualen Rahmens müsste man aber die Entfaltung unterschiedlicher Erinnerungsnarrative gewähren, die manchmal miteinander im Konflikt stehen. Wenn der Staat über die Festlegung der normativen Rahmenbedingungen der Erinnerungspolitik hinausschießt und eine beliebige Narrative der verschiedenen Erinnerungsgemeinschaften zur offiziellen Narrative erwählen und andere unterdrücken will, dann ist zu befürchten, dass dies nicht die kritische Akzeptanz der Vergangenheit - mitsamt der Sünden und der Verantwortung -, sondern die Herausbildung von Mechanismen fördern wird, die die Neigung zur Abwehr, zum Wegschauen und Selbstentlastung nur noch verstärken."
Archiv: Magyar Narancs

Washington Monthly (USA), 01.05.2011

Joshua Yaffa schreibt ein lesenswertes Porträt über den amerikanischen Papst der Infografik Edward Tufte, der vom Präsidenten Obama als Berater für die Darstellung der Segnungen seines "Recovery Acts" ernannt wurde. Tufte, der als Unternehmer in eigener Sache durch die Staaten tourt, hat mit einer Mischung aus Präzision und Ästhetik die grafische Darstellung von Statistiken revolutioniert. Die NASA griff er an, weil sie zu sehr auf Microsofts Powerpoint-Folien vertraute - die durch einen Mangel an Präzision einen fatalen Unfall mitverursachten. "Er publizierte ein 28-seitiges Papier unter dem Titel ' The Cognitive Style of PowerPoint', in dem er Hunderte von Powerpoint-Folien analysierte und zeigte, dass die statistische Grafiken im Schnitt gerade mal zwölf Zahlenwerte widerspiegelten, was sie, laut Taufte, unterhalb jeder ernsthaften Publikation außer der Pravda rangieren lässt. Die geringe Informationsdichte, so schrieb er, nähert Powerpoint der Demenz an." Für Microsoft, so Yaffa, war diese Publikation ein Schlag.
Stichwörter: Infografik, Nasa, Microsoft, Demenz, Segnung

Outlook India (Indien), 23.05.2011

Als Literat genoss und genießt der Nobelpreisträger Rabindranath Tagore Weltruhm. Zu seinem 150. Geburtstag wird jetzt jedoch auch der Künstler und Maler Tagore entdeckt und sein Werk in einem großen Buchprojekt, wie Arpita Basu berichtet, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: "Tagores künstlerische Arbeiten existierten für den Laienn bislang nur als Fußnote eines überwältigenden Werks aus Prosa, Drama, Musik und Poesie. Diese 'Fußnote' umfasst allerdings ein überraschendes Korpus: mehr als 2.000 Kritzelzeichnungen, Skizzen und Gemälde. Obwohl es siebzig Jahre gedauert hat, dieses Oeuvre einmal zusammenzutragen, hat das Warten sich gelohnt. Die Gemälde werden gerade mit Spezialkameras fotografiert und in vier Bänden als Rabindra-Chitravali veröffentlicht werden. Der erste Band ist letzte Woche in Delhi erschienen, die anderen drei folgen im Juni. Die Bilder werden in Kategorien von fantastischen Tierformen bis Menschengesichtern als Masken und Porträts, Landschaften und einigen mehr zusammengefasst. Sie deuten eine 'modernistische Wendung' an: eine Bewegung weg von den klassischen Zügen von Balance und Harmonie, hin zu einer Ästhetik des nicht Vorhersehbaren."
Archiv: Outlook India
Stichwörter: Delhi, Skizzen

Guardian (UK), 14.05.2011

In den Augen von David Runciman lässt Francis Fukuyama mit seinem neuen Buch "The Origins of Political Order" zu viele Fragen offen, aber mit Interesse gelesen hat er das Buch trotzdem: "Fukuyama glaubt, dass wir die drei Säulen der politischen Ordnung zu oft so behandeln, als würden sie für sich stehen könne. Wir setzen uns für die Demokratie ein und vergessen, dass sie ohne Rechtsstaatlichkeit gesellschaftliche Gräben vertiefen kann. Oder wir setzen uns für Rechtsstaatlichkeit und vergessen, dass sie ohne einen starken Staat zur politischen Instabilität führt." Das alte (wie das neue) China ist für Fukuyama Beispiel eines zu starken Zentralstaats, das mittelalterliche Ungarn Beispiel für eine überzogene Rechtsstaatlichkeit, die den Staat vor allem gegen den Adel handlungsunfähig machte.

Autor Mohsin Hamid erinnert sich an die qualvollen Jahre, in denen er sich mit seinem Roman "Der Fundamentalist, der keiner sein wollte" über die Radikalisierung eines Pakistaners in den USA plagte. Die erste Version war im Juli 2001 fertig, dann kam der 11. September: "Ich fing noch mal von vorne an. Und noch mal. Ich schrieb ihn in der ersten Person. Ich schrieb ihn in der dritten Person. Als Fabel. Mit amerikanischem Akzent. Es funktionierte einfach nicht. Ich suchte Inspiration bei Camus und bei High Noon." Sechs Jahre später war er fertig.
Archiv: Guardian

The Nation (USA), 30.05.2011

Heather Hendershot erzählt in einem langen Artikel, wie Pony tragende Hippies in den späten Sechzigern Hollywood übernahmen. Es dauerte nicht lange: In den frühen Achtzigern hatten die Anzüge wieder das Sagen. Aber dazwischen gab es einige großartige Filme. Nur mit Frauen konnten sie nicht viel anfangen: "Wenn wir hinter die Mythen dieser Filme sehen, stellt sich heraus, dass die Schauspielerinnen ihre schwachen Rollen oft transzendieren. In Martin Scorseses 'Alice doesn't live here anymore' erklärt die von Diane Ladd gespielte Kellnerin ihrem aufdringlichen Chef: 'Mann, ich kann unter dir liegen, panierte Hähnchen essen und ein Kreuzworträtsel lösen. Alles zur gleichen Zeit.' Bedauerlicherweise gestanden nur wenige Filme dieser Zeit Frauen soviel Schneid zu. Im New American Cinema waren nur die Männer 'born to be wild'."
Archiv: The Nation
Stichwörter: Hippies, Scorsese, Martin

New York Times (USA), 15.05.2011

Furore gemacht hat der Report von Mark Mazzettis und Emily B. Hagers über die geheime Söldner-Armee, die Blackwater-Gründer Erik Prince für die Scheichs der Vereinten Arabischen Emirate aufgestellt hat: "Die Truppe soll Spezialeinsätze innerhalb und außerhalb des Landes durchführen, Ölpipelines und Hochhäuser gegen Terrorattentate sichern und interne Revolten niederschlagen." Die entsprechende Dokumente liegen der NY Times vor.

Sehr lesens- und bedenkenswert findet Christopher Hitchens in der Book Review Adam Hochschilds Geschichte des Ersten Weltkriegs "To End All Wars". Hochschild legt seinen Schwerpunkt auf die britische Erfahrungen. Schockiert hat Hitchens, wie "verschwenderisch und gefühlskalt" die Offiziere Soldatenleben geopfert haben, beunruhigt hat ihn aber auch eine Überlegung zum amerikanischen Kriegseintritt: "Wenn General Pershings frische und muntere Truppen die Szenerie dieses Blutbads nicht im letzten Moment betreten hätten, hätte die allgemeine Erschöpfung fast sicher einen früheren Waffenstillstand erzwungen, zu weniger grausamen Bedingungen. Ohne Präsident Wilsons Intervention, wären die zornigen und traumatisierten Franzosen niemals in der Lage gewesen, den Deutschen eben jene demütigende Bedingungen aufzuerlegen; die rückgängig zu machen Hitler so unbarmherzig in Angriff nahm." (Hochschild hat zum Erscheinen seines Buchs in jüngster Zeit zwei Artikel veröffentlicht: einen im American Scholar über die Kriegsdienstverweigerer vor allem in Großbritannnien und einen in Guernica, der Parallelen zieht zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem "Krieg gegen den Terror".)

Außerdem: Max Frankel bespricht leicht spöttisch Henry Kissingers Buch "On China".
Archiv: New York Times