Magazinrundschau

Ich spüre die Neuzeit!

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
04.07.2017. Auch Faschisten können große Künstler sein, lernt The Newstatesman vor den Bildern von Wyndham Lewis. Merkur-Artikel schreiben reicht nicht, tretet in die Parteien ein, ruft Christoph Möller im Merkur der bürgerlichen Mitte zu. Pitchfork erzählt, wie der deutsche Toningenieur Jürgen Koppers den Referenzpuls für die Popmusik der Zukunft setzte. Im Electric Sheep Magazine erinnert sich Regisseur Joe Dante an die verwegensten Kinos seiner Jugend. La vie des idees liest, warum amerikanische Gewerkschaften in den 30ern nur begrenzt Juden in die USA einreisen lassen wollten.

New Statesman (UK), 04.07.2017


Wyndham Lewis: The Crowd (1914-15).Tate, London 2017

Michael Prodger begrüßt im New Statesman die Rehabilitierung des lange verfemten englischen Autors und Malers Wyndham Lewis durch eine große Schau im Imperial War Museum in Manchester. Als Mensch hatte sich Lewis durch einen kurzen Flirt mit dem Faschismus denkbar unbeliebt gemacht, Hemingway unterstellte ihm gar "den Blick eines erfolglosen Vergewaltigers". Aber als Künstler, betont Prodger, war Lewis nicht weniger als der Begründer des Vortizismus, Großbritanniens einziger echter Avantgarde: 'The Crowd' (1914-15) ist das reinste Beispiel des Vortizismus, es zeigt ein schemenhaftes Metropolis - halb Fritz Lang und halb ein verunglückter Mondrian -, durch das winzige, nur angedeutete Figuren krabbeln. Eine Fahne und Männer mit Spruchbändern deuten auf einen Aufstand hin, doch man spürt auch Lewis' Überzeugung, dass der moderne Mann im Grunde ein entmenschlichter Automat ist, getrieben von seinen niedersten Leidenschaften."
Archiv: New Statesman

Merkur (Deutschland), 01.07.2017

Trump und Brexit, Norbert Hofer und Marine Le Pen verdanken ihren Aufstieg zum Teil auch einer radikalen, nicht mehrheitsfähigen Linken, fürchtet Christoph Möllers, aber vor allem verdanken sie ihren Erfolg dem politischen Ennui der bürgerlichen Mitte, die in der Welt, die gerade zerfällt, überdurchschnittlich gut lebt. Statt auf Parteien setzen diese Mittelschichten auf Institutionen, die Kirche, den liberalen Eigennutz, auf Fakten und Expertise, die Moral oder Identitäten: "Zugleich besteht gerade bei engagierten Mittelschichten, die über besondere Ausdrucksmöglichkeiten verfügen, die Tendenz, mit politischen Motiven noch einmal zu tun, was ohnehin getan wird: Geld für ein Projekt organisieren, Webseiten designen, Aufsätze im Merkur schreiben, Projekte planen oder Unterschriften sammeln. Dagegen ist nichts zu sagen, nur dürfte es sich als Selbsttäuschung erweisen, dies als genuin politisches Engagement zu verstehen. Wer die Ordnung so, wie sie ist, für schützenswert hält, wird sich ihren politischen Formen anvertrauen müssen - und das bedeutet vor allem anderen, in politische Parteien einzutreten und einen relevanten Teil seiner Zeit in diesen zu verbringen. Wer Demokratie und Freiheit für Lebensformen hält, wird sie nicht an das System delegieren und sich über dieses beklagen dürfen."

Weiteres: Rembert Hüser schreibt über das Pendeln nach Berlin. Peter Rehberg spricht mit Didier Eribon über Emanzipation, Aufstieg und Verrat.
Archiv: Merkur

Pitchfork (USA), 03.07.2017

" Vor 40 Jahren führte Giorgo Moroder in München mit Donna Summers "I Feel Love" die präzise Motorik in die Discomusik ein und setzte damit Standards für elektronische Tanzmusik, die bis heute gültig sind. Pophistoriker Simon Reynolds hat die Geschichte dieses wirkmächtigen Stücks zum Jubiläum en detail aufgeschrieben. Dabei erfahren wir auch, wie die metronomische Präzision des Stücks zustande kam: "Während Moroder und Bellotte sich darauf konzentrierten, die klassische, lokomotivenartige Basslinie des Tracks zu bauen, entging es ihnen, dass Moog-Fachmann Robbie Wedel den Toningenieur Jürgen Koppers darum gebeten hatte, einen 'Referenzpuls' zu setzen - oder wie Moroder es heute nennt: den Klick. 'Wir waren mit der ersten Spur beschäftigt und Robbie fragt, ob wir die nächste Spur damit synchronisieren wollen. Wir hatten nicht die geringste Ahnung, wovon er sprach', erinnert sich Bellotte. 'Also erklärte Robbie mir, dass, wegen des Signals, das er auf die 16. Spur des Tapes gelegt hatte, jeder Teil des Stücks, der auf dem Moog gespielt wurde, sich dem Tempo exakt anpassen würde. Und das Timing saß tatsächlich perfekt. Robbie hatte das ganz alleine ausgetüftelt - nicht einmal der Erfinder der Maschine, Bob Moog, wusste davon. ... Studiomusiker unter dem Regiment strenger Produzenten und eingespielte Bands unter der Führung von auf Disziplin pochenden Musikern wie James Brown hatten oft versucht, dieses Level an unfehlbarer Kompaktheit zu erreichen; manchmal war es ihnen fast gelungen. Doch mit der Hilfe einer Maschine und eines deutschen Ingenieurs etablierten Moroder und Bellotte ein neues Paradigma für Popmusik: ein Klang, dessen metronomische Unnachgiebigkeit ihn tatsächlich so erscheinen ließ, als käme er aus der Zukunft."


Archiv: Pitchfork

La regle du jeu (Frankreich), 03.07.2017

Bernard-Henri Lévy gibt in einem seiner atemlosen Texte ohne Punkt und Komma Auskunft über seine jüngsten Lektüren, darunter - zum Wiederlesen empfohlen - Michel Foucaults Vorlesungsbuch "Il faut défendre la société", in dem BHL die Ursprünge eines rassistischen Denkens der Linken bloßgelegt sieht (für das auch Marx mit verantwortlich sei). Und er empfiehlt Laurent Neumanns ganz frisches Buch "Les dessous de la campagne" über den Präsidentschaftswahlkampf 2017, das ihn zu einer kleinen Hommage auf Manuel Valls anregt: "Die begeisternde Persönlichkeit dieses Buchs ist in meinen Augen der ehemalige sozialistische Premierminister. Wir sehen, wie er die 'Republik' verteidigt. Für den 'Laizismus' plädiert. Wir sehen ihn, eingeschnürt von seinen Feinden, bedrängt von seinen Freunden, wie er es mit Gegnern aufnimmt, den Burkini bekämpft, den Antifeminismus und Schwulenfeindlichkeit der 'Indigènes de la République' verurteilt und von einer Welt träumt, in der Juden sich nicht mehr ängstigen und die Muslime nicht mehr schämen müssen."
Archiv: La regle du jeu

New Yorker (USA), 17.07.2017

In der neuen Ausgabe des New Yorker empfiehlt der Literaturwissenschaftler Stephen Greenblatt Shakespeare-Lektüre als Hilfestellung im Umgang mit Fremdenhass. Sein Beispiel: "Der Kaufmann von Venedig", der den Juden Shylock vordergründig als Widerling beschreibt, der nur durch das Versprechen religiöser Bekehrung dem Tod entkommt. Dabei gleichzeitig dem Mann jedoch die bewegendsten Worte des Stückes in den Mund legt: "Einfühlung in ein anderes Leben ist eine der grundlegendsten Qualitäten der menschlichen Vorstellungskraft. Da nur wenige von uns mit Genie begabt sind, ist es sehr wichtig zu verstehen, dass die Qualität, von der ich hier spreche, bis zu einem gewissen Grad demokratisch geteilt wird. Verschiedene Ideologien versuchen diese Fähigkeit, die Erfahrung des anderen zu teilen, zu begrenzen. Es gibt Kunstwerke, die diese Fähigkeit erwecken, organisieren und verbessern. Shakespeares Werke sind ein lebendiges Modell, nicht weil sie praktische Lösungen für die Probleme bieten, die sie so brillant erforschen, sondern weil sie unser Bewusstsein für die menschlichen Leben erwecken, die auf dem Spiel stehen."

Weitere Artikel: Lawrence Wright schaut nach Texas, wo sich rechte Politik breitmacht. Ein Barometer der Nation? David Denby schreibt zum 150. Geburtstag Toscaninis. Jane Kramer verfällt Philipp Kerrs Kriminalkommissar Bernie Gunther vor, der seine Fälle in Nazi-Deutschland löst. James Wood liest Emmanuel Carreres "Das Reich Gottes". Amanda Petrusich hört Folk von John Moreland. Und Anthony Lane sah im Kino David Lowerys "A Ghost Story" und Bong Joon-hos "Okja". Lesen dürfen wir außerdem Hye-young Pyuns Erzählung "Caring for Plants".
Archiv: New Yorker

Pritomnost (Tschechien), 03.07.2017

Nach den soeben in Tschechien beschlossenen verschärften Ausländergesetzen und Waffenbesitzerleichterungen fragt sich Edita Wolf, wann genau eine Zeitenwende spürbar sei, sprich, wann Tschechien sich endgültig von der Demokratie abkehre. Ihr Musiklehrer habe damals von der Neuzeit gesprochen, die 1492 begonnen habe, und gesagt: "Aber denkt nicht, dass Kolumbus eines Tages auf seinem Schiff aufwachte, aus dem Fenster guckte, die Morgenluft schnupperte und sagte: Ich spüre die Neuzeit!" Wann ist dieser Moment, fragt sich Wolf, wenn sich etwas endgültig geändert hat und diese Änderungen spürbar werden? "Ist Thomas Mann eines Morgens aufgewacht, hat das Fenster seiner Berliner Wohnung geöffnet, die Luft geatmet und gesagt: 'Ich spüre den Holocaust'? Die tschechische Geschichte verläuft schlecht, sehr schlecht. In dieser Woche hat das Abgeordnetenhaus in ungewöhnlicher Hast direkt vor den Ferien gleich vier Gesetze beschlossen. Von jedem kann man sagen, dass es nicht nur gegen die europäischen Normen und Werte verstößt, sondern auch auf grundlegende Weise das demokratische System beschädigt. (…) Ist das jetzt der Wandel oder ist er schon lange geschehen? (…) Wird die Europäische Union das schon wieder geradebiegen, oder sogar wir selbst, weil die tschechischen Massen sich auf wundersame Weise zur Demokratie durchringen werden, weil plötzlich jemand bemerken wird, dass Journalisten, Schriftsteller, Filmemacher oder anderes Kulturgeschmeiß schon seit Monaten oder gar Jahren auf die Probleme und Gefahren aufmerksam machen, die die Demokratie bedrohen? (…) Als Sie heute Morgen das Fenster geöffnet und die Luft eingeatmet haben, was haben Sie gespürt?"
Archiv: Pritomnost

Electric Sheep Magazine (UK), 03.07.2017

Mit postmodernen Horrorkomödien wie seinen "Gremlins"-Filmen ist Joe Dante nicht nur weltberühmt geworden, sondern hat sich mit seinen zahlreichen Anspielungen auch als bestens informierter Fan des Horror- und SF-Genres zu erkennen gegeben. Zu seinen Säulenheiligen zählt der britische Schriftsteller und Drehbuchautor Nigel Kneale, dessen Arbeiten wie "The Quatermass Experiement" ihm Kultstatus sicherten. Electric Sheep bringt nun anlässlich einer Buchveröffentlichung ein großes Interview mit Joe Dante über Kneale - wobei zu den grandiosesten Passagen des Gesprächs eigentlich jene zählt, in denen Dante berichtet, in was für verwegenen, abgeranzten Kinos er als Heranwachsender die Filme von Kneale für sich entdeckt hat: "Im wesentlichen waren das Orte, die Betrunkene nachts aufsuchten, wenn sie schlafen wollten. Diese Orte waren einigermaßen gefährlich. Aber die Filme, die ich sehen wollte, spielten nun einmal nur dort. In Philadelphia gab es ein Kino, das 'The Family' hieß, ein Kino, das Triple-Features zeigte, im Schatten des Rathauses gelegen. Es war eines dieser Kinos, in denen man das Klo lieber nicht aufsuchte. Man ging einfach nicht dorthin, man kniff ein. Gerüchte machten die Runde, dass Leute, die zum Klo gingen, von dort nie zurückgekehrt sind. Einmal erlebte ich, wie bei einer Vorführung von Mario Bavas 'Der Dämon und die Jungfrau' einer abgestochen wurde - da bin ich nur noch abgehauen. Toll an dem Kino war, dass dort nie das Licht anging. Die hatten 24-Stunden-Betrieb. Die gingen nur mit dem Wischmob durch, wenn einer mal gekotzt hat. Und das taten sie, während der Film lief. Was immer auch geschah: Den Film konnte man immer zu Ende sehen. Man musste sich einfach nur umsetzen."

La vie des idees (Frankreich), 24.06.2017

Es ist schon vielfach thematisiert worden, dass die Vereinigten Staaten dem Holocaust mehr oder weniger tatenlos zusahen. Nun, so schreibt Laura Hobson Faure, sei die pragmatischere Frage zu stellen, welche Initiativen es denn eigentlich gegeben habe, um die europäischen Juden zu retten. Mit großem Nachdruck empfiehlt sie Catherine Collomps Studie "Résister au Nazisme - Le Jewish Labor Committee, New York, 1934-45". Das Jewish Labor Committee stand der bundistischen Bewegung, also der jüdischen, nicht kommunistischen Arbeiterbewegung in Osteuropa nahe, und versuchte, die Arbeiterorganisationen der USA in ihren Kampf einzubeziehen. Aber "es war schwierig, die amerikanische Arbeiterbewegung, die von der American Federation of Labor (AFL) und dem Congress of Industrial Organizations verkörpert wurde, zu überzeugen. Seit dem Ersten Weltkrieg verlangte eine immer stärkere isolationistische Bewegung Einwanderungsquoten. Das 1921 geschaffene und 1924 verschärfte Quotensystem begrenzte sehr strikt die Einwanderung aus Süd- und Osteuropa, um eine Barriere für nicht-protestantische Bevölkerungsgrupppen zu schaffen. Die AFL unterstützte diese Quoten, die sie als ein Mittel ansah, die Arbeitsbedingungen in den USA zu verbessern."

New Republic (USA), 28.06.2017

Im New Republic denkt David Sessions über "The Ideas Industry" nach, ein Buch des Politologieprofessors und Bloggers Daniel W. Drezner. Der beschreibt darin, wie der freie Intellektuelle abgelöst wurde vom "Meinungsführer", der sich und sein Schreiben in eine Marke verwandelt (Drezner nennt Sheryl Sandberg, Fareed Zakaria, Niall Ferguson und Thomas Friedman als Beispiele) und für viel Geld die Vorstellungen der "Superreichen" promotet - "dass sie ihr Vermögen verdient haben, dass sozialer Schutz weiter abgebaut werden muss, um uns für 'die Zukunft' flexibel zu halten und dass lokale Bindungen und alternative Lebensformen von einem erstrebenswerten Konsumerismus ersetzt werden sollten". Zum Glück, so Sessions, sind seitdem viele kleine linke Publikationen entstanden (er zählt den New Republic dazu), die diesem "Schmus der Meinungsführer" etwas entgegensetzen, die "den rhetorischen Nebel der liberalen Mitte angreifen und Wähler aus der Arbeiterklasse gegen Anklagen verteidigen, sie seien unheilbar rassistisch und geistlos populistisch".
Archiv: New Republic

The Atlantic (USA), 02.07.2017

In The Atlantic fürchtet McKay Coppins, dass linke Blogger, Aktivisten und Publizisten immer häufiger die niederträchtigen Strategien der Rechten übernehmen: "Eine Analyse von BuzzFeed während der fieberhaften letzten Wochen des Wahlkampfs 2016 zeigten, dass fast 20 Prozent der Geschichte auf drei der populärsten linken Facebook-Seiten - Occupy Democrats, The Other 98%, and Addicting Info - entweder teilweise oder ganz falsch waren. Und obwohl konservative Facebook-Seiten sogar noch mehr falsche Geschichten verbreiteten, sollten die Funde von BuzzFeed als Alarmsignal betrachtet werden für die Art von Nachrichten, die Millionen Anhänger der Demokraten auf der größten Social-Media-Plattform erhalten."
Archiv: The Atlantic
Stichwörter: Social Media, Occupy, Buzzfeed

Observer (UK), 02.07.2017

Eine wunderbare Liebeserklärung an die deutsche Sprache hat John le Carré verfasst. Und er empfiehlt seinen Landsleuten dringend, eine Fremdsprache zu lernen. Die Genauigkeit, die man dabei aufbringen muss, hilft auch anderswo, verspricht er mit Blick auf Donald Trump: "Eine klare Sprache - eine deutliche, verständige Sprache - ist eine grundlegende Bedrohung für einen Mann, der im Krieg mit der Wahrheit und der Vernunft liegt. Für diesen Mann  ist eine klare Sprache ein unmittelbarer Anschlag auf seine Vernebelungen, Widersprüche und Lügen. Für ihn ist sie die Stimme des Feindes. Für ihn ist sie fake news. Denn er weiß, wenn auch nur intuitiv, was wir auf eigene Kosten gelernt haben: Ohne klare Sprache gibt es keinen Standard für Wahrheit."
Archiv: Observer

168 ora (Ungarn), 03.07.2017

Letzte Woche hatte Ministerpräsident Viktor Orban bei einer Erinnerungsveranstaltung an den Kultusminister Graf Kunó Klebesberg, den Reichsverweser und Hitler-Verbündeten Miklós Horthy als "Ausnahmestaatsmann" gefeiert (mehr dazu hier). Zwar wird Horthy in der ungarischen Rechten verehrt, doch eine offene Würdigung galt bislang als Tabu, nicht zuletzt wegen der Rolle Ungarns im Zweiten Weltkrieg und beim Holocaust. "Hat Orbán das Recht, Horthy als 'Ausnahmestaatsmann' zu bezeichnen", fragt Péter Cseri, ehemaliger Ressortleiter der eingestellten Tageszeitung Népszabadság: "Eigentlich spricht nur ein Argument dagegen: ein anständiger Politiker tut so etwas nicht. Er tut es nicht, weil es sich nicht gehört, die Stammwähler und einige tausend Jobbik-Sympathisanten mit einer Geste zufrieden zu stellen, die sehr viele Ungarn verletzt, beleidigt und verunglimpft. Es gehört sich nicht, die ohnehin loyale Gefolgschaft mit einem Griff zusammenzuziehen, bei dem sich gleichzeitig der Magen von Hunderttausenden umdreht. So etwas würde ein Ausnahmestaatsmann sicherlich nicht tun."
Archiv: 168 ora

New York Times (USA), 02.07.2017

In der neuen Ausgabe des New York Times Magazines berichtet Steven Johnson über neue Initiativen, mit Lichtimpulsen außerirdisches Leben zu kontaktieren, und über die philosophischen Implikationen: "Etwas an diesem Vorhaben (genannt METI, Messaging Extra Terrestrial Intelligence, die Red.) fordert den Verstand über das normale Maß. Es erfordert die Vorstellung von Zeitdimensionen, bei denen die Konsequenzen einer heutige Entscheidung erst in 10.000 Jahren zum Tragen kommen könnten. Die Größenordnung dieser Konsequenzen überschreitet unseren Begriff von Ursache und Wirkung. Ob wir uns die Außerirdischen nun als Krieger oder Zen-Meister vorstellen, sobald wir METI eine realistische Chance bei der Kontaktaufnahme mit intelligentem außerirdischen Leben irgendwo in der Milchstraße einräumen, müssen wir akzeptieren, dass eine kleine Gruppe von Astronomen, Science-Fiction-Autoren und Milliardären gerade mit einer Entscheidung ringt, die die menschliche Zivilisation vollkommen verändern könnte." Mögliche Ängste vor einer kriegerischen Invasion zerstreut Johnson übrigens mit dem Hinweis auf Steven Pinkers Theorie, wonach ältere Zivilisationen tendenziell friedfertiger sind.

Außerdem: Tim Weiner über das Verhältnis Trump-F.B.I. John Herrman sieht mit Schrecken, wie sich eine neue Rechte in den USA als Gegenkultur inszeniert. Und Peg Tyre stellt ein neues Tech Start-Up vor, das die Schulbildung in Entwicklungsländern revolutionieren möchte.
Archiv: New York Times