Magazinrundschau
Nach der Musik wollen wir Sinn
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
24.05.2022. Warum der Kosovo-Krieg Wladimir Putin keine Legitimation für seinen Angriff auf die Ukraine gibt, erklärt in Osteuropa die Völkerrechtlerin Angelika Nussberger. Desk Russie staunt über den Papst, der sich lieber mit dem russischen Patriarchen verbündet als mit dem ukrainischen. Der American Spectator erinnert an sehr abfällige Verse Brodskys und Puschkins über die Ukraine. Elet es Irodalom und iLiteratura beschäftigen sich mit der Frage, wie frei ein Dichter sein muss und wie ehrlich man damit umgehen muss. Auf Nonsite kritisiert Soziologin Zine Magubane die Critical Race Theory aus marxistischer Perspektive. Die New York Times erzählt die Geschichte der Ausbeutung Haitis.
Osteuropa (Deutschland), 23.05.2022

Desk Russie (Frankreich), 20.05.2022

New Statesman (UK), 20.05.2022

La vie des idees (Frankreich), 17.05.2022

Hier Lebedevs von den Autoren zitierter Twitter-Thread:
La goutte de poison. J'avoue être épuisée de devoir encore et encore, pour la millième fois depuis 2014, faire le point sur l'extrême-droite et les "néonazis" en Ukraine. Des dizaines d'articles et d'interventions de multiples chercheurs. Et il faut recommencer. Long 🧶 1/30
- Anna Colin Lebedev (@colinlebedev) March 18, 2022
American Spectator (USA), 13.05.2022

Es fielen hier
Der Söldner ungezählte Scharen.
Und Tränen? Blut? Fürwahr genug,
Vollauf zu sätt'gen alle Zaren...
Sie zu ertränken samt der Brut
In Witwentränen..."
HVG (Ungarn), 21.05.2022

nonsite (USA), 24.05.2022

New Yorker (USA), 30.05.2022

Weitere Artikel: Neima Jahromi besucht das Star Wars Space Ship in Disneyland. Lauren Collins macht eine Wasserkur in Frankreich. Jill Lepore überlegt, ob wir uns genauso weiterentwickelt haben wie das Fahrrad. Und Anthony Lane sah im Kino "Top Gun 2".
Elet es Irodalom (Ungarn), 20.05.2022

iLiteratura (Tschechien), 20.05.2022

New York Times (USA), 24.05.2022

Außerdem hat die NYT ein ganzes Dossier der Geschichte Haitis seit seiner Befreiung von der Sklaverei gewidmet. Mehrere Artikel behandeln die Geschichte der Reparationen, die Haiti nach seiner - durch eigene Kräfte erfolgten! - Befreiung an Frankreich zahlen musste, die Banken in Frankreich und den USA, die Haiti auch nach Abbezahlung seiner "Schulden" aussaugten, und die Forderungen nach Reparation, die zuletzt der ehemalige Staatspräsident Jean-Bertrand Aristide gestellt hatte - dessen Privatvermögen laut Wikipedia auf 40 Millionen Dollar geschätzt wird. Und eben das fehlt leider: ein Artikel, der auch die Kollaboration und Korruption haitianischer Machthaber (die teilweise durchaus angerissen wird) beschreibt. Nicht um das Unrecht, das Haiti angetan wurde, zu relativieren. Sondern weil er verdeutlichen würde, dass in der Forderung nach Reparationen sehr ungemütliche Fallstricke lauern: Etwa die Frage, an wen diese ausgezahlt werden sollten. Dass Haiti aber schon im 19. Jahrhundert, direkt nach der Befreiung, unter Androhung von Gewalt von den Franzosen buchstäblich ausgeblutet wurde, steht außer Frage, liest man den ersten Artikel: "Es wird oft als 'Unabhängigkeitsschuld' bezeichnet. Aber das ist eine falsche Bezeichnung. Es war ein Lösegeld. Der Betrag überstieg bei weitem die mageren Mittel Haitis. Allein die erste Rate war etwa sechsmal so hoch wie das Einkommen der Regierung in jenem Jahr, basierend auf den offiziellen Einnahmen, die der haitianische Historiker aus dem 19. Jahrhundert, Beaubrun Ardouin, dokumentiert hat. Aber das war der Sinn der Sache und Teil des Plans. Der französische König hatte dem Baron einen zweiten Auftrag erteilt: Er sollte dafür sorgen, dass die ehemalige Kolonie einen Kredit bei jungen französischen Banken aufnahm, um die Zahlungen zu leisten. Dies wurde als Haitis 'doppelte Schuld' bekannt - das Lösegeld und der Kredit, um es zu bezahlen - eine überwältigende Last, die das junge Pariser internationale Bankensystem ankurbelte und dazu beitrug, Haitis Weg in die Armut und Unterentwicklung zu zementieren. Den Aufzeichnungen Ardouins zufolge überstiegen allein die Provisionen der Bankiers die Gesamteinnahmen der haitianischen Regierung in jenem Jahr. Und das war nur der Anfang. Die doppelte Verschuldung trug dazu bei, dass Haiti in einen Schuldenkreislauf geriet, der das Land mehr als 100 Jahre lang lähmte, ihm einen Großteil seiner Einnahmen entzog und seine Fähigkeit beeinträchtigte, die für eine unabhängige Nation unerlässlichen Institutionen und Infrastrukturen aufzubauen. Generationen, nachdem versklavte Menschen rebelliert und die erste freie schwarze Nation in Amerika gegründet hatten, wurden ihre Kinder gezwungen, für andere zu arbeiten, manchmal für wenig oder gar keinen Lohn, zuerst für die Franzosen, dann für die Amerikaner, dann für ihre eigenen Diktatoren."
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