Magazinrundschau
Gesundheit, Geld und Sex
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
29.11.2022. En attendant Nadeau stellt den jungen Dichter Hai Zi vor, eine Art Rimbaud oder auch Hölderlin Chinas, der mit 25 Jahren den Freitod wählte. Africa is a Country lernt erstaunt, dass es afrikanische Sklaven im Iran gab. Die LRB annonciert den Niedergang der USA. Eurozine erinnert an die erstaunliche Langlebigkeit von Semtex. In Sight and Sound erklärt Regisseur Michael Mann, warum er das digitale Kino liebt. Der New Yorker schildert das Geschäft mit Hospizen in den USA.
En attendant Nadeau (Frankreich), 26.11.2022


Africa is a Country (USA), 21.11.2022

London Review of Books (UK), 01.12.2022

Besprochen werden T.J. Clarks Cezanne-Buch "If Theses Apples Should Fall" und Andrew Roberts Biografie von Lord Northcliffe, dem Gründer der Daily Mail, dessen Grundsatz lautete: "Drei Dinge taugen immer als Nachricht: Gesundheit, Geld und Sex".
HVG (Ungarn), 24.11.2022

Eurozine (Österreich), 29.11.2022

Sight & Sound (Großbritannien), 25.11.2022

Das digitale Kino ist heute Standard. Samuel Wigley erinnert in einem geradezu mitreißenden Stück für die altehrwürdige britische Filmzeitschrift Sight & Sound an dessen Ursprünge in den späten Neunzigern und an dessen Apotheose im heute wohl legendären Cannes-Jahr 2002, als zahlreiche digital produzierte Filme den Wettbewerb stürmten, und wie rasant dieser Kinoumsturz sich vollzogen hat - und auch daran, dass es ein sonderbares Bündnis aus Blockbuster (George Lucas' zweiter Teil seiner zweiten "Star Wars"-Trilogie) und randständigem Autorenkino war, dass damals die Lücke zwischen digitaler Postproduktion und analoger Filmproduktion schloss. Und er notiert auch, dass die Anfänge des digitalen Kinos keine heroischen sind, die heute von Filmhistorikern hoch gehalten wird - zu hässlich sind die ersten digitalen Jahrgänge heute anzusehen, als dass sich Kinematheken, Streamer und BluRay-Labels darum reißen würden, diese ersten Gehversuche wirklich lebendig zu halten. Ein Pionier des digitalen Kinos zumindest der zweiten Generation war Michael Mann, der in den Nullerjahren daran arbeitete, das Spezifische einer digitalen Kinoästhetik herauszuarbeiten, wie er selbst erzählt: "Es gab da eine einzigartige Qualität, die mich zum Digitalen zog, und das war die Glaubwürdigkeit. Man glaubt einfach, was man sieht - man ist einfach viel intensiver im Geschehen. Das hat etwas von einem wahrhaftigen Stil. ... Mit 'Collateral' erreichte die digitale Produktion für mich ihren vollen Ausdruckswert, denn der Film spielte in einer einzigen Nacht in Los Angeles. Ich wollte L.A. bei Nacht so sehen, wie man die Stadt auch mit dem blanken Auge sehen würde. In den Wintermonaten legt sich ab zehn, elf Uhr Nacht ein Schimmer wie ein Meer über alles. Die gelben Natriumdampf-Straßenlampen reflektieren von den niedrig hängenden Wolken, dadurch entsteht eine weiche Illumination. Das auf Analogfilm einzufangen, ist schier unmöglich - und daraus wurde eine eigene Ästhetik. Und diese Ästhetik entspringt direkt ihrer Technologie. Es geht nicht darum, eine Technologie zu nehmen und damit eine ältere zu imitieren."
Cesky rozhlas (Tschechien), 27.11.2022

New Yorker (USA), 05.12.2022

Weiteres: Jill Lepore schreibt über Mick Herron, Autor von Spionageromanen. Amanda Petrusich begleitet Metallica auf Tour. Maggie Doherty liest Kathy Acker.
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