Magazinrundschau
Domäne der Frauen
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
09.10.2018. Der New Yorker untersucht die Kommunikationskanäle von Trumps Wahlkampfteam mit der russischen Alfa-Bank. In der New York Review of Books sieht der Historiker Christopher R. Browning Donald Trump all die Fehler wiederholen, die zur großen Wirtschaftskrise und zwei Weltkriegen führten. Intercept sucht verschwundene saudische Frauenrechtlerinnen. In der London Review erklärt die Sozialwissenschaftlerin Sheng Yun: Frauen sind die größten Kapitalistinnen und damit die Zukunft Chinas. In The Nation lernt der Historiker Richard J. Evans, wie deutsche Frauen vom Nationalsozialismus profitierten.
New Yorker (USA), 15.10.2018

Jiayang Fan porträtiert den chinesischen Schriftsteller Yan Lianke, den er auf Besuchen bei seiner Mutter auf dem Land und bei seinem Verleger begleitet. Die Zensur in China wird immer schlimmer, meint Yan: "Yan hatte immer gescherzt, dass er an dem Tag, an dem er zehn Wörter Englisch gelernt hätte, ins Ausland ziehen würde. Aber er vermutet, dass er nicht die gleiche Dringlichkeit in seiner Arbeit verspüren würde, wenn er China verlassen würde. 'Es ist ironisch', sagte er mir. 'Es gibt so viel Angst vor dem Schreiben innerhalb der Grenzen Chinas, aber diese Angst ist es auch, die mich schreiben lässt.'"
Außerdem: Hua Hsu berichtet, wie Amerikaner asiatischer Herkunft sich gegen die Diskriminierung beim Antragsverfahren für Eliteunis wie Harvard wehren und dabei auch den Schulterschluss mit einem weißen konservativen Anwalt nicht scheuen: Die asiatisch-amerikanischen Studenten sind besorgt, dass "affirmative action" an Universitäten mehrheitlich zugunsten afroamerikanischer Studenten und Latinos geht, Hua ist besorgt, dass am Ende in diesem Kampf nur die Weißen gewinnen. Nathan Heller stellt den italienischen Regisseur Luca Guadagnino ("Call Me by Your Name") vor. James Wood feiert John Wrays 9/11-Roman "Godsend". Adam Gopnik liest David W. Blights Biografie über "Frederick Douglass: Prophet of Freedom". Elizabeth Kolbert denkt darüber nach, wie man wissenschaftlich über verschwundene Arten und zerstörte Ökosysteme schreibt. Anthony Lane sah im Kino Damien Chazelles "First Man".
London Review of Books (UK), 11.10.2018

Die Sozialwissenschaftlerin Sheng Yun bekennt, dass sie sich nie für den Feminismus interessiert hat, und sieht in China den Beweis, dass es gut ohne geht. Denn die KP mag ja eine reine Männergesellschaft sein, der chinesische Kapitalismus aber sei eine Domäne der Frauen: "Viele der heutigen Startups in China wurden von Frauen um die dreißig gegründet, und ich kenne viele Firmen, in denen nur Frauen arbeiten. Jack Ma, der Gründer von Alibaba, der mit den Plattformen Taobao und Alipay Zugang zu den Daten von einer Milliarde chinesischer Konsumenten hat, sagt, dass Frauen die Zukunft der Wirtschaft sind. Ein aktueller Report behauptet, dass 79 Prozent aller Tech-Firmen in China mindestens eine Frau im Vorstand hat; in den USA liegt die Zahl bei 53 Prozent. Laut Bloomberg bringen Frauen in China mehr als die Hälfte aller neuen Internet-Firmen an den Start. Es ist kaum vorstellbar, dass sich Männer verbünden könnten, um den Aufstieg von Frauen in der chinesischen Ökonomie zu stoppen. Je jünger die Kohorte, desto weniger scheinen Gender-Unterschiede eine Rolle zu spielen. Bei den Millenials kann man kaum noch Anzeichen männlicher Dominanz sehen. Männliche Pop-Idole entsprechen mit ihrem Unisex-Look dem 'Frischfleisch'-Style, bestimmt, dem weiblichen Blick zu gefallen, aber unbewusst vielleicht auch, um femininer auszusehen - Mädchen sind in der Schule schließlich besser und cooler."
Weiteres: Die Leave-Kampagne hat beim Brexit erfolgreich auf den Drachentöter-Mythos von Sankt Georg gesetzt, meint James Meek, jetzt sollte Robin Hood zu seinem Recht kommen. David Runciman liest Bob Woodwards Bericht aus dem Weißen Haus "Fear".
168 ora (Ungarn), 07.10.2018

La vie des idees (Frankreich), 08.10.2018

Guardian (UK), 08.10.2018

Weiteres: Neil MacGregor, einst Direktor des British Museum blickt auf die Rückkehr der Religionen mit dem ganzen Wohlwollen, den man sich nur im Herzen einer ehemaligen Kolonialmacht für fremde Völker bewahren konnte: "Die Kraft, mit der religiöse Narrative, Vorstellungen und Rituale Gemeinschaften durch Gefahr und Jahrhunderte leiteten, ist eine immer wiederkehrende Tatsache der Geschichte."
Ceska pozice (Tschechien), 07.10.2018

epd Film (Deutschland), 02.10.2018

Insbesondere Allan Dwans "Am Tode vorbei" (Woman They Almost Lynched, 1953) mit Joan Leslie, Audrey Totter und Nina Varela legt uns Schifferle ans Herz: "Ein unglaublicher Frauenwestern!" Hier die Originalversion und hier der schön knarzige deutsche Kinotrailer:
New York Times (USA), 06.10.2018

Außerdem: Parul Sehgal betrachtet die neuen, ausgesucht hässlichen Selbstporträts von Cindy Sherman. Rachel Syme staunt über die ständigen Verwandlungen von Lady Gaga. Und Angela Flournoy stellt Barry Jenkins' Adaption von James Baldwins Roman "Beale Street Blues" vor.
New York Review of Books (USA), 25.10.2018

Intercept (USA), 09.10.2018

The Nation (USA), 29.10.2018

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