Magazinrundschau
Zweifel über den Fortbestand des Menschlichen
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
14.11.2023. Eurozine und La regle du jeu blicken auf das Grauen des Krieges in der Ukraine und in Israel. Im New Yorker erklärt der Psychoanalytiker Robert Jay Lifton, was Überlebende großer Katastrophen auszeichnet. n+1 versammelt Stimmen der postkolonialen Linken zum Gazakrieg. Der New Statesman denkt über Friedenspläne nach. Der ehemalige Selenski-Berater Oleksij Arestowytsch erklärt in Meduza: Die Putins kommen und gehen, aber Russland wird bleiben. Die London Review erzählt, wie der Ghanaer Blay-Miezahdas Mysterium Afrikas in Gold verwandelt.
Eurozine | HVG | London Review of Books | The Insider | La regle du jeu | New Yorker | n+1 | New Statesman | Meduza | Unherd | Pritomnost
Eurozine (Österreich), 14.11.2023

The Insider (Russland), 07.11.2023

La regle du jeu (Frankreich), 14.11.2023

New Yorker (USA), 20.11.2023

n+1 (USA), 14.11.2023

Hadeel Assali bemerkt bitter, dass die Hamas von den USA natürlich als Terrorgruppe eingestuft wird, obwohl sie "ein integraler Bestandteil der palästinensischen Gesellschaft ist - und das nicht nur im Gazastreifen", weshalb der Krieg der Israelis keiner gegen die Hamas sei, sondern gegen die Palästinenser und gegen alle Schwarzen. Die amerikanischen Medien und die Gesellschaft würden das nicht verstehen, obwohl sie involviert seien: "Ein Teil des Problems besteht darin, dass es in diesem Land [den USA] keine Antikriegsbewegung gibt. Sind sich die Amerikaner so wenig bewusst, dass die US-Kriegsmaschinerie in Somalia, im Sudan, in Afghanistan und im Irak Millionen von Menschen getötet hat - zu viele, um sie aufzuzählen? Vielleicht liegt es daran, dass die Kriege anderswo stattfinden, aber dieselben Waffen werden von der hochmilitarisierten Polizei und in Form von Massenerschießungen auch gegen unsere eigenen schwarzen Gemeinschaften eingesetzt. Ein afghanischer Freund erinnerte mich daran, als Obama seine Truppen aus Afghanistan abzog: Was glauben Sie, wo all diese Waffen gelandet sind?"
Bruce Robbins will "nicht als Jude sprechen, sondern als Sohn eines Veteranen des Zweiten Weltkriegs", der mit seiner Flugzeugstaffel unter anderem Halberstadt bombardierte, "wobei etwa 2500 Zivilisten getötet wurden. Als ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass selbst in einem gerechten Krieg die Tötung einer großen Zahl von Zivilisten als Gräueltat zu werten ist, und zwar nicht im Sinne des technischen Vokabulars der Menschenrechte, sondern im Sinne meiner eigenen groben Vorstellung von menschlichem Anstand. Was hat das mit dem zu tun, was jetzt in Gaza passiert? Im Moment ziehe ich zwei Schlussfolgerungen. Die erste ist, dass die Tötung von israelischen Zivilisten am 7. Oktober eine Gräueltat war. Die zweite ist, dass die Tatsache, dass eine Gräueltat, die von der Hamas begangen wurde und in gewisser Weise von Zivilisten, die durch die von der Hamas geschaffenen Öffnungen im Zaun kamen, die palästinensische Sache nicht weniger gerecht macht." Was die Israelis derzeit in Gaza tun, ist für Robbins wiederum "kein 'Krieg', wie die Medien ihn immer wieder nennen. Es ist eine Schießbude, mit Zivilisten als Zielscheiben. Es ist eine Ausrottung."
Und Andrew Ross geißelt die Unterbrechung der Wasserversorgung Gazas durch die Israelis als "Kolonisierung durch Austrocknung. ... In den letzten Wochen haben wir durch die Belagerung des Gazastreifens einen Vorgeschmack auf das bekommen, was kommen wird. Obwohl die Unterbrechung der Wasserversorgung für den Feind eine uralte militärische Taktik ist, stellt sie einen Verstoß gegen moderne Kriegsregeln dar, insbesondere wenn Wasser als Waffe gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wird. Insbesondere ist es für eine Besatzungsmacht illegal, sich die natürlichen Ressourcen eines Volkes unter militärischer Herrschaft anzueignen. Es ist ein weitaus schwerwiegenderes Verbrechen, ihnen den Zugang zu diesen Ressourcen zu verwehren. Doch Israel operiert schon so lange außerhalb des Völkerrechts, dass das ultimative Tabu - die Begehung von Völkermord - sich als nur eine weitere zu überschreitende Grenze herausgestellt hat."
New Statesman (UK), 13.11.2023

Meduza (Lettland), 09.11.2023

Unherd (UK), 13.11.2023

Pritomnost (Tschechien), 12.11.2023

HVG (Ungarn), 09.11.2023

London Review of Books (UK), 16.11.2023

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