Magazinrundschau
Demokratie ist eine Sünde
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
03.03.2009. In Salon.eu.sk kritisiert Jaroslav Formanek die Arroganz des BHL. Prospect erliegt der Verbindung von Schurken, Charme und Chablis in Odessa. In Dissent beschreibt der Historiker Michael B. Katz seine Erfahrungen als Geschworener in einem Mordprozess. Philosophen haben sogar eine eigene Art zu sterben, stellt Europa fest. In Edge.org erklärt Denis Dutton unseren Kunstsinn zum Produkt der Evolution. Frieden mit den Islamisten sucht Fareed Zakaria in Newsweek. In Outlook India erklärt uns der Islamist Maulana Sufi Mohammed, wie er sich diesen Frieden vorstellt. Der Observator Cultural lässt uns Stefan Agopian lesen.
Salon.eu.sk | Prospect | Polityka | Dissent | Espresso | New Yorker | Europa | Nouvel Observateur | Edge.org | Newsweek | Outlook India | Dawn | La vie des idees | Times Literary Supplement | Eurozine | Observator Cultural | Merkur | New York Times
Salon.eu.sk (Slowakei), 02.03.2009

Außerdem: Die kroatische Schriftstellerin Dubravka Ugresic denkt über die Karaokekultur nach.
Prospect (UK), 01.03.2009


Polityka (Polen), 02.03.2009

Dissent (USA), 01.03.2009

Espresso (Italien), 27.02.2009

New Yorker (USA), 09.03.2009

Ergänzt wird das Porträt um Wallace' Erzählung "The Wiggle Room".
Zu lesen ist außerdem eine nachgelassene Rezension von John Updike über eine Biografie des Schriftstellers John Cheever von Blake Bailey "Cheever: A Life" (Knopf). Anthony Lane sah im Kino die Verfilmung von Alan Moores Comic "Watchmen" und eine restaurierte Fassung von John M. Stahls Klassiker "Leave Her to Heaven" ("Todsünde") von 1945.
Europa (Polen), 02.03.2009

Nouvel Observateur (Frankreich), 26.02.2009

Zu lesen ist außerdem ein Interview mit Christopher Hitchens, der in seinem Buch "Der Herr ist kein Hirte" den – vergiftenden – Einfluss der Religionen auf unsere Welt untersuchte; Hitchens erklärt unter anderem, dass er keine Sekunde lang glaube, der Papst hätte keine Ahnung von der Holocaust-Leugnung des Pius-Bruders Richard Williamson gehabt.
Edge.org (USA), 02.03.2009

Bei Youtube findet man einen einstündigen Vortrag Duttons im Google-Hauptquartier. Und hier stellt Dutton sein Buch bei Stephen Colbert vor.
Newsweek (USA), 02.03.2009

Außerdem: Josef Joffe über den Antisemitismus in den arabischen Ländern: Wie geht man mit zivilen Gesellschaften um, die in keiner Weise zivilisiert sind?
Outlook India (Indien), 09.03.2009

Der Titel ist dem Bollywood-Komponisten und Oscargewinner A.R. Rahman gewidmet. Vinod Mehta ärgert sich über die englischsprachige Mittelschicht, die so leicht mit dem hübschen Bild anfreunden konnte, das Danny Boyd von den Slums zeichnet. "Die Supermacht Indien hat sich endlich mit dem Mangel abgefunden. Sie findet ihre Armut behaglich. Offen gesagt, das ist Mist!"
Dawn (Pakistan), 02.03.2009
Absurd findet Mushfiq Murshed die Vereinbarung mit Maulana Sufi Muhammad über die Einführung der Scharia im Swat-Tal. "Das zeigte sich bei dem kaltblütigen Mord an dem Journalisten Musa Khankhel und der Entführung des Swat DCO. Letzterer wurde kurz darauf im Austausch gegen einige inhaftierte Militante freigelassen. Die Abmachung sieht die Wiederherstellung der Gerichte und Strafen der Scharia vor. Dieser heikle Waffenstillstand basiert auf einer Logik, die an Absurdität grenzt. Eine demokratisch gewählte Regierung ist eine Vereinbarung eingegangen, wonach das Gesetz buchstäblich in die Hände einer Gruppe von Klerikern gelegt wird, die Demokratie für unislamisch halten. Sufi Muhammed soll gesagt haben: 'Von Anfang an habe ich Demokratie als ein System empfunden, dass uns von Ungläubigen aufgezwungen wurde. Der Islam erlaubt weder Demokratie noch Wahlen.'"
Keine Sympathie hat Arundhati Roy für den englisch-indischen Oscarabräumer "Slumdog Millionär", mit dem sich jetzt selbst die regierende Kongresspartei brüstet. "Die Partei behauptet, sie habe nicht dem 'Leuchtenden Indien' vorgesessen, sondern dem 'Erfolgreichen'. Erfolgreich in was? Im Fall von Slumdog ist Indiens größter Beitrag, oder jedenfalls der größte Beitrag der politischen Parteien, doch sicher der, dass sie für den authentischen Hintergrund von Armut, Brutalität und Gewalt gesorgt haben, vor dem der Oscargewinner gedreht werden konnte. Gilt das jetzt auch als Erfolg? Als etwas, das gefeiert werden muss? Ehrlich, das ist schon jenseits der Farce. Und ja, das ist des Pudels Kern: Slumdog Millionär erlaubt realen Verbrechern, sich mit seinem Erfolg zu brüsten, denn der Film lässt sie vom Haken. Er zeigt nicht mit dem Finger auf sie, er macht niemanden verantwortlich. Jeder kann sich gut fühlen. Und deshalb fühle ich mich schlecht dabei." (Die Website von Dawn ist manchmal ein bisschen langsam, man kann Roy auch hier lesen.)
Keine Sympathie hat Arundhati Roy für den englisch-indischen Oscarabräumer "Slumdog Millionär", mit dem sich jetzt selbst die regierende Kongresspartei brüstet. "Die Partei behauptet, sie habe nicht dem 'Leuchtenden Indien' vorgesessen, sondern dem 'Erfolgreichen'. Erfolgreich in was? Im Fall von Slumdog ist Indiens größter Beitrag, oder jedenfalls der größte Beitrag der politischen Parteien, doch sicher der, dass sie für den authentischen Hintergrund von Armut, Brutalität und Gewalt gesorgt haben, vor dem der Oscargewinner gedreht werden konnte. Gilt das jetzt auch als Erfolg? Als etwas, das gefeiert werden muss? Ehrlich, das ist schon jenseits der Farce. Und ja, das ist des Pudels Kern: Slumdog Millionär erlaubt realen Verbrechern, sich mit seinem Erfolg zu brüsten, denn der Film lässt sie vom Haken. Er zeigt nicht mit dem Finger auf sie, er macht niemanden verantwortlich. Jeder kann sich gut fühlen. Und deshalb fühle ich mich schlecht dabei." (Die Website von Dawn ist manchmal ein bisschen langsam, man kann Roy auch hier lesen.)
La vie des idees (Frankreich), 26.02.2009
Unter der Überschrift „Das Grummeln des weißen Mannes“ lotet Sylvie Laurent in einem weit ausholenden Essay die Wandlung der Figuren von Clint Eastwood aus. Früher für deren "Brutalität" kritisiert, beweihräuchere man heute seine (und deren) "Erlösung". Dabei geht Laurent neben Exkursen in die amerikanische Identitätsgeschichte besonders auf die Rolle des Walt Kowalski in Eastwoods neuem Film "Gran Torino" ein, der nicht mehr an den Mythos eines post-rassistischen Amerika glaube. "Er weiß nicht einmal mehr, welche Strategie ihm seinen Platz in der Mitte der amerikanischen Gesellschaft erhalten soll, die unerschütterlich weiß ist. Sein Rassismus ist daher vielleicht, wie Obama und Eastwood meinen, die Frucht einer langen sozialen und ökonomischen Ausgrenzung, übertriebener Ausdruck legitimer Ängste. Aber was, wenn die beiden sich irren? Wenn der Rassismus, wie der Prediger Wright wettert und Akademiker feststellen, nicht zufällig, sondern zutiefst im amerikanischen Bewusstsein verwurzelt wäre?"
Times Literary Supplement (UK), 27.02.2009

Außerdem: David Aberbach untersucht die Wurzeln des britischen Dichters Stephen Spender.
Eurozine (Österreich), 27.02.2009

Observator Cultural (Rumänien), 02.03.2009

Lesen dürfen wir auf Deutsch einen Auszug aus Agopians "Geschichten des Geografen Ioan". Sie beginnt so: "Lang zogen sich damals die Tage dahin, die Dunkelheit scheinbar endgültig von sich gestreift, staubig und wehmütig. Von irgendwo her ließ Er, einen endlosen Blick aufgelegt und engelumgeben, unseren Schritt sich verlangsamen, uns so zur Ruhe kommen. Der Speichel gerann uns letztlich zu einem Gemisch wie fusselige Watte und unsere Worte verendeten langsam. Wir versanken im Gehen in einer Art schlangenhaften Schweigens, während die seitlich abgerutschte Sonne ins Feld ausblutete. Erhaben wollten wir, die Waffen fest an den Leib geschnallt, sein."
Merkur (Deutschland), 01.03.2009

Jens Bisky fragt in einer Architekturkolumne, ob die Einkaufszentren, mit denen der Projektentwickler ECE deutsche Städte überzieht, wirklich das eigentliche Problem der Stadtentwicklung sind: "Da liegt die sarkastische Frage nahe, ob es so furchtbar ist, wenn ein scheußlicher Neubau an die Stelle einer scheußlichen Fußgängerzone tritt, in der all die Jahre wenig geschehen ist, dem Elend abzuhelfen. Es gilt auch in diesem Fall, dass keine Bastion fällt, die nicht zuvor von allen starken Kräften verlassen wurde."
Außerdem erklärt Helmut Fangmann mit Luhmann, warum Politik nicht problemorientiert handeln kann. Und von Peter Nadas ist ein seltsamer Bericht über seine psychoanalytische Arbeit an einem Bekannten zu lesen.
New York Times (USA), 01.03.2009
Hocherfreut zeigt sich Rezensentin Liesl Schillinger über "ein beachtliches literarisches Ereignis des Jahres 2009": Michael Hofmanns englische Übersetzung von Hans Falladas Roman "Jeder stirbt für sich allein". Vorbild für das im Roman beschriebene Berliner Ehepaar, das während des Zweiten Weltkriegs eine Postkartenkampagne gegen Hitler ins Leben rief, war das reale Ehepaar Otto und Elise Hampel, das vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und enthauptet wurden. Übersetzt worden sind auch Falladas "Kleiner Mann - Was nun" und "Der Trinker". Spannend und lehrreich findet Schillinger auch die Nachworte von Philip Brady und John Willet: "Brady zufolge gestand der Autor einmal, dass er 'nur das wiedergeben kann, was er sieht, nicht was geschehen könnte'. Was Fallada im Berlin der 40er Jahre sah, war genug, um als labilerer Mann die Augen zu schließen. Aber Fallada hielt seine weit offen. Er war nicht stark genug um Nazi-Deutschland zu verlassen, obwohl er die Chance dazu gehabt hätte. Aber er war stark genug das niederzuschreiben, was er sah."
Besprochen werden außerdem unter anderem Brad Goochs Biografie der Schriftstellerin Flannery O'Connors und Alexander Waughs Geschichte der Familie Wittgenstein.
Besprochen werden außerdem unter anderem Brad Goochs Biografie der Schriftstellerin Flannery O'Connors und Alexander Waughs Geschichte der Familie Wittgenstein.
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