Magazinrundschau
Einzigartig, aber nicht groß
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
28.05.2019. Shakespeare war eine Frau, behauptet The Atlantic. Bloomberg lässt sich von dem französischen Ökonomen Gabriel Zucman erklären, wie man die Superreichen richtig besteuert. Respekt erklärt, warum ihre schwejksche Natur die Tschechen immerhin halb immun gegen die Rechte macht. In Eurozine plädiert Yemisi Akinbobola für einen neoliberalen Feminismus in Nigeria. Das TLS begleitet Michel Foucault auf einem LSD-Trip im Death Valley. Im New Statesman versichert Maurice Glasman seinen Brüdern von der britischen Linken: Die Juden sind nicht schuld am Sieg des Kapitalismus. Engadget probiert das neue Fleisch, das keins ist.
New Statesman (UK), 22.05.2019
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Respekt (Tschechien), 27.05.2019
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The Atlantic (USA), 01.06.2019
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In der Titelstory sieht James Carroll für die Katholische Kirche nur eine Möglichkeit, sich nach den Missbrauchsskandalen zu erneuern: Sie muss ihre Hierarchie und den Klerikalismus abschaffen. "Die Kirche, die ich voraussehne, wird von Laien regiert werden, wobei das Verb dienen angemessener wäre als regieren. Es wird Führer geben, die Gemeinschaften in der Anbetung versammeln, und weil die Tradition reich ist und tief in der Menschheitsgeschichte Akkorde anschlägt, können solche sakramentalen Befähiger durchaus als Priester bekannt sein. Dazu werden auch Frauen und verheiratete Menschen gehören. Sie werden ontologisch allen anderen gleich sein. Sie werden keinem feudalen Übergeordneten Lehnstreue schulden."
Weitere Artikel: Franklin Foer beschreibt Victor Orbans Krieg gegen George Soros' Central European University. Darcy Coutreau erzählt die Geschichte einer Mexikanerin, die es nach Jahrzehnten geschafft hat, legal in Amerika zu leben.
Times Literary Supplement (UK), 27.05.2019
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HVG (Ungarn), 25.05.2019
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La vie des idees (Frankreich), 21.05.2019
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Eurozine (Österreich), 27.05.2019
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Donald Trump hat die Realität in einen Zirkus verwandelt, in Karneval und Spektakel, getreu dem Motto seines Wahlkampfmanagers Roger Stone: "Politik ist Show-Business für Hässliche." Bei einer Lüge ertappt zu werden, stört ihn nicht. Anna-Karin Selberg erinnert das an Hanna Arendts Begriff von der modernen politischen Lüge, die nicht darin besteht, dass sie Realität leugnet, sondern sie transformiert. Wie Arendt in den "Ursprüngen und Elementen totaler Herrschaft" schrieb, ist es ein Merkmal des Totalitarismus, die Lüge in eine organisierte fiktive Welt zu verwandeln, eine alternative Realität: "Die Gefahr der modernen Lüge besteht nicht darin, dass sie historische Fakten verzerrt, sondern dass sie das gesamte faktische Gewebe auflöst und damit eine Geschichte der politischen Anfänge ersetzt durch eine alternative Geschichte, die diese zerstört. Das historische Gewebe, das 'spontan' zwischen Menschen entsteht, wird ersetzt durch eine organisierte, fiktive Realität: 'Der Unterschied zwischen der traditionellen und der modernen Lüge besteht im Unterschied zwischen dem Verbergen und dem Zerstören von Realität.'"
Engadget (USA), 19.05.2019
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Elet es Irodalom (Ungarn), 24.05.2019
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Das Strache-Video ist auch in Ungarn ein Thema, zumal in dem besagten Video Hans-Christian Strache einen österreichischen Geschäftsmann als Abwickler empfiehlt, der in Ungarn die regierungskritische Tageszeitung Népszabadság sowie 90 Prozent der regionalen Tageszeitungen durch ein Scheingeschäft unter die Kontrolle der ungarischen Regierungspartei brachte. Kommentare in der ungarischen freien Presse besagen, dass Praktiken, die Strache im Video laut in Aussicht stellte - und wofür er seinen Posten räumen musste - in Ungarn seit beinahe zehn Jahren politischer und wirtschaftlicher Alltag seien. Beispielhaft für die Resonanz ist der Kommentar von Zoltán Kovács, dem Chefredakteur der Wochenzeitschrift Élet és Irodalom: "Es ist deprimierend, dass der ungarische Regierungschef hier von 'Menschenjagd' spricht, obwohl ein in jeder Hinsicht durchgefallener Politiker einfach genau das tut, was in so einer Situation jeder halbwegs seriöse Mensch des öffentlichen Lebens tut: er tritt zurück. (...) Darüber kann sich Orbán wundern, doch er muss es wissen, dass der gefallene Strache inhaltlich genau das wollte, war Orbán bereits vollbracht hat. Der ungarische Regierungschef hat seine parlamentarische Zweidrittel-Mehrheit genutzt, um eine Situation zu erschaffen, in der sein unmoralischer und gewalttätiger Wille juristisch derzeit nicht angreifbar ist."
Bloomberg Businessweek (USA), 27.05.2019
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Weitere Artikel: Kamaron Leach erzählt, wie Netflix dabei hilft, dass Nigerias Filmindustrie ein größeres Publikum findet. Und Hugo Miller sucht nach "Geheimen Museen" in Freihäfen, wo große Mengen Kunst aufbewahrt werden, um keine Abgaben dafür zahlen zu müssen.
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